Corinna Scharth

Goodbye, Mister

Ich schlenderte durch die mit Leichen bedeckte Landschaft und ließ meinen Blick langsam über diese wandern, ohne dabei auch nur eine Gefühlsregung zu zeigen. Schließlich zeigte ich mich auch für dieses Massaker verantwortlich und wollte es in diesem Moment zu Ende führen. Ich befand mich nicht das erste mal in so einer Situation, denn das Ausführen von Massenmorden gehört zu meinen Hobbys oder eher gesagt, sah ich es als meine Bestimmung an, diese Welt von den unreinen Wesen zu befreien, die sich Menschen nannten. Ich weiß nicht mehr genau, wann diese ganze Sache begonnen hatte und was der Auslöser dafür gewesen war, selbst mein richtiger Name schien in Vergessenheit geraten zu sein. Mir blieben nur Titel wie „Bloody Dawn“ oder „Devil’s Son“, die mir von anderen verliehen wurden und dazu noch meinen Charakter ziemlich gut beschrieben.

 

 Ein paar Meter von mir entfernt entdeckte ich einen Mann, der wohl als mein nächstes Opfer fungieren sollte. Er versuchte zwar, die Flucht zu ergreifen, doch meine Klinge durchtrennte schon seinen Leib. Etwas Blut spritzte dabei auf meinen Körper, die sich aber schon während meiner anderen Taten verfärbt hatte. Mit meiner rechten Hand strich ich mir kurz durch das Gesicht, denn auch auf diesem bemerkte ich die rote Flüssigkeit, die gerade an meinen Wangen herunterfloss. Irgendwie mochte ich den Geruch von Blut, da er mich immer wieder an die vielen Körper erinnerte, die ich schon zerlegt hatte. Ich steckte die Waffe wieder in die Scheide und bewegte mich weiter durch das Schlachtfeld, um nach übrigen Wesen Ausschau zu halten, doch ich zweifelte am Erfolg meiner Suche. Als ich plötzlich jemanden in der Ferne erblickte, stieg die Mordlust wieder in mir hoch und ich fing, in mich hinein zu grinsen. Ich fasst schon mal an den Griff meines Schwertes, doch als ich auf einmal vor einem kleinen Mädchen stand, ließ ich, ohne großartig darüber nachzudenken, von der Waffe ab. Ich bekam weder Mitleid, noch löste der Anblick der Kleinen irgendwelche Gefühle in mir aus. Wieso ich es trotz alledem nicht übers Herz brachte, das Mädchen an Ort und Stelle zu ermorden, verstand ich selbst nicht.

„Lass uns spielen, Mister!“, sagte das Mädchen, das in diesem Moment zu mir hochsah und ihre Hände dabei in Richtung Himmel ausstreckte.

Als das Wort „Spielen“ an mein Ohr drang, hob ich nur verwundert meine Augenbrauen. Ich kannte nur ein Spiel, nämlich das „Spiel des Todes“. Sie schien anscheinend keinen blassen Schimmer davon zu haben, wer ihr gerade gegenüber stand.

„Verschwinde Kleine! Ich hab keine Zeit für so etwas“, meinte ich nur.

Das Mädchen wandte zwar ihren Blick von mir, doch bewegte sich kein Stück vom Fleck. Stattdessen wühlte sie in ihren Tasche und holte zwei bunte Lutscher hervor, wovon sie sich einen in den Mund steckte und mir den anderen hinhielt. Daraufhin zuckte ich nur mit den Schultern und ging anschließend in die Hocke, um die Süßigkeit an mich zu nehmen, in der Hoffnung dass ich anschließen meine Ruhe bekam. Als ich den Lutscher schließlich in der Hand hielt, fasste das Mädchen erneut in ihre Tasche und ich fragte mich darauf, wonach die Kleine diesmal suchte. Zwar konnte ich es nicht mehr sehen, spürte dafür aber ein Messer, das direkt in mein Herz gerammt wurde. Kurz schrie ich auf, sackte in mich zusammen und konnte nur noch ein teuflisches Lachen hören.

„Good Bye, Mister….“

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.11.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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