Kimberly Chua

Tochter der Katzengöttin Teil 1: 9.Kapitel 2.Teil

Feder der Wahrheit
 
Aufgewacht bin ich sehr früh. Gerade als ich in die Richtung der Morgensonne Chepre blinzelte und mich genüsslich, mal wieder, genau wie eine Katze, streckte, fiel mir sofort, wie ein Blitz in der Sommernacht, der Pharao und die Suche nach dem Täter ein. Wollte Ramses nicht, dass wir zusammen nach ihm suchten? Aber gleichzeitig wurde mir bewusst, dass Ramses anscheinend nur sich gemeint hatte. Anscheinend wollte er nicht, dass ich mitsuchte. Bestimmt, weil er dachte, ich wäre unnütz und zu nichts zu gebrauchen. Auf diese Feststellung musste ich natürlich leise aufseufzen.
Als Trost stand Mytsereu verschlafen auf und schmiegte ihren warmen, felligen Körper an meiner Schulter. Liebevoll strich ich ihr über die Stirn, kraulte sie hinter die spitzen Ohren und hauchte ihr anschließend einen Kuss auf ihre kleine, rosa Stupsnase. "Hattest du auch diesen Traum gehabt?", fragte ich sie leise und hoffte, momentan keine Schritte zu hören, denn sonst konnte ich mir sicher sein, dass es eine Hoffrau war oder Nefertari, die ja oft auf dem Weg, vorbei an dem Gästezimmer, zu den Kindern war. Sie konnte glücklich sein, von Ramses akzeptiert zu werden, doch ich? Ich war es nicht, denn ich wurde nicht von ihm akzeptiert. So schien es mir. Und dass wir bald Blutsgeschwister werden würden, würde ihm bestimmt auch nicht gefallen. Ebenso wenig, wie mir.
"Ja, habe ich", antwortete schließlich meine Katze, ehe sie sich aufrichtete, ihre Pfote unter meinem Kissen schob und mit ihrem kleinen Maul die weiße, strahlende Feder aufhob. "Du hast sie fast vergessen", sagte sie und grinste. Ihre Zähne waren etwas spitzer geworden, fiel mir auf und ihre Augen waren nicht mehr goldig, sondern schwarz und leer. Sogar ihre Fellfarbe hatte sich etwas verdunklert und das bereitete mir kleine Sorgen. Dennoch mit einem dankbaren Lächeln, nahm ich die Feder der Wahrheit zu mir und drückte sie an mich, ehe ich aus dem Bett stieg und gefolgt von Mytsereu, rausging. Die Sonne strahlte prächtiger denn je und ich fühlte mich äußerst entspannt und zufrieden. Eine Hoffrau begrüßte mich und wünschte mir einen guten Morgen und natürlich erwiderte ich ihre Worte, ohne dass sie die Feder, die ich geschützt hinter meinem Rücken hielt, bemerkte. Gleich danach führte sie mich zur Quelle. Ich war fasziniert von dem goldenen, fließenden Brunnen, der in der Mitte dieses Zimmers stand. Die Augenfarbe meiner Katze wechselte von Schwarz zu Gold und ihr Fell schien nicht mehr so dunkel wie vorher zu sein. Also, musste ich mir keine Sorgen mehr machen.
Gründlich wusch ich mir mein Gesicht. Mytsereu sträubte sich, denn so ganz vertraute sie dem Wasser nicht. Stattdessen putzte sie sich lieber selber. Ausgiebig und elegant wie immer. Komischerweise stolzierte sie danach leicht nach draußen und sprang hinter einem Busch, womit sie dann verschwunden war.
Fragend sah ich ihr hinterher, als mein Gesicht so rein gewaschen wurde. Sollte ich ihr vielleicht nachgehen? Vielleicht war sie doch bei ihrem Kater und die beiden wollten deshalb nicht gestört werden? So war es ganz sicher.
Nachdem ich meine Haare auch, leider unter Aufsicht der Hoffrau, gekämmt hatte, ging ich freundlich nickend nach draußen und wurde mal wieder zum Pharao Sethos geführt. Er empfing mich wahrscheinlich. Das dachte ich jedenfalls, weil ich von ihm sanft angeguckt wurde, als ich den größten Raum mit den goldenen Säulen, die im gleichen Abstand voneinander entfernt standen und so die Luft von draußen reinließen, betrat.
"Einen guten Morgen, geehrter Pharao", begrüßte ich ihn höflich und verbeugte mich schließlich. "Guten Morgen, Emuishéré", erwiderte er diesmal tonlos, doch sein Blick blieb sanft und gleichzeitig herrisch.
"Mein Sohn Ramses hat sich schon alleine auf dem Weg gemacht. Habt ihr euch nicht so richtig verstanden oder warum sind Sie nicht mitgegangen?", fragte er mich sofort und ging einen kleinen Schritt auf mich zu. Um nicht unhöflich zu wirken, blieb ich da stehen, wo ich gerade stand und obwohl er der Pharao war, war ich mir unsicher. Ein kleiner Fehler konnte mein Tod bedeuten.
"Ich weiß auch nicht", entgegnete ich unwissend und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht hält er mich immer noch für ein kleines Kind", vermutete ich und sah ihn mit klopfenden Herzen an.
"Nun gut. Wenn er Sie so sieht, wird er seine Meinung bald ändern müssen. Ich wollte dich fragen, ob du nichts Verdächtiges bemerkt hast. Wie ich denke, hast du ein gutes Gefühl im Bauch."
Da war meine Chance gekommen, ihm zu sagen, dass ich den Priester verdächtigte, und mit Hilfe der Feder konnte ich es beweisen. Gerade nickte ich, da wollte ich die Feder, die ich hinter meinem Rücken mit einer Hand festgehalten hatte, hervorholen, doch als ich meine Hand ausstreckte, war die weiße Feder gar nicht mehr in ihr. Ungläubig starrte ich auf die leere Stelle. Sethos schien ungeduldig zu werden.
"Nun? .."
"Ich.. ich", fing ich an zu stottern und schüttelte schnell meinen Kopf. "Mir.. mir ist.. was runtergefallen. Könnte ich.. könnte ich bitte, nachschauen?", fragte ich zögerlich.
Er nickte langsam und ich wusste dennoch, dass er mir nicht mehr so ganz vertraute. Wieso nicht?
Schnell lief ich den Weg, den ich bis hierhin gegangen war, zurück und trotzdem konnte ich nirgends die Feder entdecken. Vorsichtshalber sah ich in dem Quellraum nach. Nein, da war sie auch nicht. Hatte Maat die Feder zurückgeholt? Mir blieb nichts Anderes übrig, als mich zu verwandeln. Doch erstmal musste ich Sethos Bescheid sagen, dass ich das Beweisstück suchen musste. Nervös tat ich dies. Fünf Minuten später stand ich in meinem Zimmer.
Konzentriert schloss ich meine Augen. Die Stille, die in der Stadt herrschte, machte mich ganz unruhig, doch ich konzentrierte mich.
"Ägyptische Verwandlung", flüsterte ich und schon steckte ich in der Halbgöttin, die ich in Wirklichkeit war. Zur Sicherheit blickte ich mich um, ehe ich mich unsichtbar machte und mich in die Lüfte erhob.
Irgendwie hatte ich auch Zweifel, dass mich jemand beobachtet hatte. Zum Beispiel Nefertari oder eine andere Hoffrau. Für mich waren Hoffrauen neugierig. Immer mussten sie sich um die Gäste kümmern. Immer sahen sie bei den Kindern nach und ich war ja auch sozusagen ein Gast und hatte das Recht, auch alleine zu sein, aber irgendwie musste ich doch die Anwesenheit eines Menschen gespürt haben und da ich keine gespürt hatte, hätte mich auch keiner boebachten können.
Meinen schwarzen Stab hielt ich eisern und vorsichtig fest. Die Augen des Katzenkopfes leuchteten rot auf und in der warmen Sonne sah es so aus, als würden diese Augen mit ihr sprechen. Und ich fühlte auch die Kraft Bastets, die Kraft der Katzen und die Kraft der Liebe in mir. Mein Blick war konzentriert und etwas sanft. Unten konnte ich  Mytsereu erkennen und sie war einsam unterwegs, aber was ich noch erkennen konnte, war, dass etwas aus ihrem Maul ragte. Etwas Weißes, Schimmerndes. Die Feder der Wahrheit!
In blitzschnellen Sekunden flog ich nach unten. Der laue Wind wehte mir kräftig um die Ohren und meine hübsche Katze sah auf und ließ die Feder fallen. Danach lächelte sie freudig auf. Die Gegend war menschenleer. Kein Wunder. Die Stadt war nur Kilometer vom Palast entfernt und so konnte ich mich ruhig sichtbar machen.
Als ich wieder festen Boden unter den Füßen spürte, bückte ich mich, um die Feder aufzuheben, da griff mich jemand unerwartet an.
Es war ein dünner, bleicher Lichtstrahl, der von anderen Strahlen gefolgt wurde und ich von denen getroffen wurde. Mit einem möglichst leisen Schrei schlitterte ich liegend auf der Erde und man merkte, dass ich leicht verletzt war.
Angsterfüllt rannte Mytsereu zu mir. "Alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und kleine Tränen tropften auf meine blutige Haut. Seltsamerweise verheilten meine kleinen Schrammen und ich konnte mich aufsetzen. Dankbar strich ich meiner geliebten Katze über die Stirn. "Ja", flüsterte ich leise.
Um mich und Mytsereu wurde alles schwarz. Die Zeit hielt still. Das einzige Weiße war die Feder, doch die wurde von einer helleren, schwarzen Menschenhand aufgehoben und wen ich da sah, überraschte mich. Es war der Schakal.
"Du kleine, dumme Göre", sagte er mit seiner mächtigen, bösen Stimme und funkelte mich ärgerlich an, ehe er die Feder aufhob und diabolisch lachte.
"DU!", rief ich sauer und ließ eine mittelgroße, blaue Kugel zwischen meinen Händen entwickeln, die ich dann mit voller Kraft auf den verbannten Gott warf, doch dieser schüttelte nur den Kopf, hielt die Kugel mitten auf dem Weg mit einer Hand auf, nahm sie auf, schloss seine Hände und als er diese wieder öffnete, war die Kugel verschwunden.
Also musste ich zu meinem Stab greifen! Eilig flog ich hoch, hob meinen Stab leicht an und warf ihn durch die Luft. Dabei verwandelte er sich in eine riesenschwarze Kugel. Diese dirigierte ich mit meiner Hand, ohne sie zu berühren, auf den Schakal hinzu und schon hatte ich geschafft, ihn zu treffen.
"AH!", schrie er auf und kniff seine Augen zu.
Immer wieder wiederholte ich es. Immer wieder traf mein Stab, die ja momentan in eine schwarze, leuchtende Kugel verwandelt war, den Körper des Bösen. Auf seiner Haut machte sich auch Blut sichtbar und nun sah man, dass er wirklich ein verbannter Gott war. Denn wahre Götter konnten nicht bluten!
Zum Glück war es erst der erste Kampf zwischen uns und der erste Kampf war immer leicht. Noch war er schwach, doch je mehr ich ihm Leben nehmen würde, desto stärker würde er werden und deshalb musste ich wahrscheinlich noch viel lernen.
Mit einem Triumphlächeln auf meinen Lippen blickte ich auf den gebückten Schakal. Doch ich durfte nicht vorfreudig sein, deshalb wurde ich schnell wieder ernst und ging in Kampfposition, als die Kugel wieder mein Stab war und dieser zwischen meiner linken Hand steckte.
Ich erwartete, dass ich ihm noch kein Leben genommen hatte und meine Ertwartung entsprach der Wahrheit.
"Du hast keine Chance", murmelte er leise und richtete sich schließlich auf. Die Feder war plötzlich in seiner Hand und wieder lachte er diabolisch. "Wenn du mich verletzt, verletzt du auch die Feder."
"Und wenn du sie verletzt, verletzt dich die Feder", hallte die Stimme Maats durch die schwarze Gegend und so schnell sie auch gekommen war, so schnell verschwand sie wieder.
Das konnte auch ein Ablenkungsmanöver sein, denn schnell war Mytsereu aufgesprungen, schnellte mit einem hohen Sprung in die Luft, ergriff mit ihrem Maul die Feder aus der Hand des bösen Dämons und landete schließlich auf vier Beinen. Ich ergriff meine Chance, flog zu ihr und schnappte mir mit einem dankbaren Lächeln die Feder. Der Schakal wurde sauer.
Warum wollte er überhaupt die Feder? Damit die Wahrheit nicht ins Licht kam? Aber was war daran schlimm? Ich würde ihn nicht verraten, ich würde nur verraten, dass der Priester von einem Dämon überfallen war und deshalb eigentlich ganz unschuldig war. Vielleicht.. ja vielleicht, würde ich ihm so ein Leben nehmen.
..verletzt dich die Feder
 Mir fiel der eine Teil des Satzes ein, den Maat gesprochen hatte. In mir hellte sich ein Licht auf und ergeben nickte der Schakal, als ich wieder auf ihn sah.
"Die eine und letzte Chance hast du von mir bekommen. Aber ich sage dir, das nächste Mal wird nicht so verlaufen, wie du es dir wünschst", sprach er und funkelte mich und Mytsereu ein letztes Mal warnend an, ehe er sich auflöste und die Gegend um mich und meiner Katze wieder so wurde, wie sie in Wahrheit war..
 
"Die Feder der Wahrheit."
Die Stimme des zukünftigen Pharaos klang begeistert. Und auch Sethos sah mich zufrieden und stolz, wie mein eigener Vater, an. Alle glaubten mir, dass der Priester unschuldig war, dass er von einem Dämon, nämlich dem Schakal, unterlegen gewesen war und deshalb nicht der war, der er eigentlich war. Und so wurden alle ehemaligen Verdächtigen aus dem Gefängnis befreit. Die Stadt wurde wieder von  fröhlichem Menschengelächter, den Düften der Waren, die sie verkauften, den wildem Spielen der Kinder und der Sonne, die langsam und elegant über den Himmel schwebte, befüllt. Die Sonnenbarke Res füllte mich mit neuer Kraft und dankbar sah ich zu ihm.
Der Priester war nun wieder völlig gesund. Etwas benommen und verwirrt hatte er geklungen, als er ein paar Stunden später, nach meiner Wahrheit, aufgewacht war und plötzlich hatte ich ihn unheimlich gerne.
Meine Familie war auch besonders stolz auf mich und zufrieden kuschelte sich Mytsereu an mich, als meine Erdenfamilie und ich in unserem Vorgarten saßen. Meine große Adoptivschwester mit ihrem Verlobten auf der Hängematte und meine Eltern, Mytsereu und ich auf der Bank. Es wurde ein richtig schöner, angenehmer Tag.
Ramses hatte endlich gelernt mich zu akzeptieren und irgendwann mussten wir Blutsgeschwister werden. Nun war es nicht mehr so schlimm. Im Gegenteil, es erfreute mich irgendwie und wahrscheinlich auch ihn.
Der Tag neigte sich dem Ende zu und ich musste noch mehr lernen. Der Schakaldämon würde Pläne schmieden und ich musste, wollte, bereit sein auf unseren nächsten Kampf.
 
 
Fortsetzung folgt..
 

Endlich habe ich es geschafft, das Kapitel fertig zu stellen. x3Kimberly Chua, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.11.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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