Andreas Rüdig

zwei Briefe

Brief an eine Freundin

Hallo Susanne,

ich bin es, der Roderich. Ja, genau, der Roderich, den Du aus der Schule kennst. Ich schreibe Dir heute, weil ich Dir endlich meine große Liebe gestehen möchte. Wir sind zwar schon seit 10 Jahre aus der Schule; ich habe Dich aber trotzdem nicht vergessen können. Immer, wenn ich an Dich denke, ging die Sonne auf und mir wurde ganz warm ums Herz.
Ich würde Dich gerne wiedersehen und Dir meine Liebe persönlich gestehen. Ich bin zwar furchtbar nervös, weil ich nicht weiß, ob Du meine Liebe erwiderst. In meinen schlimmsten Albträumen bist Du glücklich mit einem anderen Mann verheiratet und betrachtest mich als nichtsnutzigen Wurm. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Falls Du Dich wunderst: Es war übrigens ganz einfach, Deine Adresse herauszufinden. Einer meiner Arbeitskollegen wohnt ganz in Deiner Nähe. Du kennst ihn nicht. Sein Name lautet Gotthold. Er hat mir erzählt, daß Du immer noch das bezaubernde Geschöpf bis, das Du einst warst.
Wie gesagt: Ich würde Dich gerne wiedersehen. Deiner Adresse entnehme ich, daß Du ganz in der Nähe der Gaststätte Edelstein wohnst. Können wir uns vielleicht dort treffen und eine Tasse Kaffee trinken? Dann könnten wir uns über die guten alten Schultage unterhalten. Mein größter Traum und Wunsch wäre es, wenn Du meine Liebe erwidern würdest.
Also bis bald, mein Honigkuchenpferd.
Dein Dich immer liebender Roderich

2. Brief

Hallo Susanne,

Vielen Dank für Deine netten Zeilen. Es freut mich, daß es Dir gut geht und Du frisch verliebt bist. Ich für meinen Teil bin allerdings todtraurig. Meine heißgeliebte Susanne in den Armen eines anderen Mannes!! Ich weinte mir die Augen aus, als ich diese Zeilen las. Ein erster Gedanke: Ach, wären wir doch nur im Mittelalter. Dann hätte ich diesen Zerstörer meines Herzens zum Duell gefordert. Mit Pistolen hätten wir aus 50 Meter Entfernung aufeinander geschossen. Aber wir leben ja leider im 21. Jahrhundert. Da muß ich standhaft sein, auch wenn es mir das Herz bricht.
Ach, Susanne, Susanne, laß mich wehklagen. Wie kannst Du mir DAS antun – dieses Verbrechen, diese Schandtat wider meinem Herzen. Bitter Vorwürfe würde ich Dir gerne machen. Doch ich bringe es nicht über`s Herz, ein elend herzloses Wort an Dich zu richten. Wie kann ich nur Dein Herz erobern? Dir tausend rote Rosen schicken? Jeden Tag einen Liebesbrief? Schmachtende Blicke vor Deinem Fenster? Wäre es nicht so aufdringlich, würde ich es machen.
Also lebe wohl, Du teure Holde. Ich bin untröstlich.
Dein Roderich.

P.S.: Gut, daß Du mich angerufen und mein Mißverständnis aufgeklärt hast. Vor Glück wollte mein Herz eben zerspringen. Ich bin es, dem Du das Herz geschenkt hast. Ich schwebe nun auf Wolke 7. Wo bin ich? Im Paradies? Tragen mich die Engel fort? Ich nehme meine Umwelt kaum noch wahr. Wie konnte ich Deinen Brief nur so mißverstehen? Nur gut, daß es das Telefon gibt und Du mich angerufen hast. Ich, ich, ich bin es, dem Dein Herz gehört. Mein Warten hat sich also gelohnt.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.12.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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