Michael Roth

Dumm gelaufen

Ich wartete schon seit Stunden darauf, endlich für meine Operation abgeholt zu werden. Doch es schien Schwierigkeiten zu geben oder zu viele Notfälle, weswegen ich immer noch im Krankenzimmer auf und ab ging. Mein Zimmergenosse war vorhin entlassen worden und ich war allein. Meine Anspannung wuchs immer mehr und wenn es noch länger dauern würde, würde ich vor Angst wahnsinnig werden.
Ich war drauf und dran nach draußen zu gehen und eine Zigarette zu rauchen, was ich ja eigentlich nicht durfte, als ein Pfleger herein kam und mir die Beruhigungstabletten gab.
"Nehmen Sie die bitte und ab sofort, ist das trinken zu unterlassen!", sagte er schroff.
Wahrscheinlich hatte er richtig Stress und war deswegen mies drauf. Ich sagte gar nichts, schluckte die Pillen mit einem Schluck Wasser und legte mich aufs Bett.
Wieder verging einige Zeit und ich merkte, dass ich ruhiger und etwas müde wurde. Gerade, als ich kurz vor dem einschlafen war, schwebten zwei Schwestern herein.
"Guten Morgen, wir möchten Sie zur OP abholen, Herr Kaller!", trällerten die beiden freundlich. "Wir haben hier noch ein schönes Kittelchen und ein Häubchen, dass Sie anziehen und dann gehts los."
"Na dann los!", sagte ich freundlich. "Wenn Sie in fünf Minuten gekommen wären, hätte ich geschlafen."
Die beiden waren wirklich nett, halfen mir beim aus- und anziehen und transportierten mich dann samt Bett zum Fahrstuhl und zum Operationssaal. Dort angekommen war ich bereits so müde, dass ich das Geschehen um mich herum nur noch sehr vage mitbekam. Ich sah den Internisten vor mir aber bevor er etwas sagen konnte, schlief ich bereits.
 
Ich weiß nicht, wie spät es war, als ich meine Augen wieder öffnete. Um mich herum tutete und piepte es und das Licht war viel grell um die Augen lange offen zu lassen. Mein Mund war furchtbar trocken und ich hätte alles für einen Schluck Wasser gegeben aber es war niemand im Raum. Ich spürte wie sich die Manschette des Blutdruckmessgeräts an meinem Arm aufpumpte und dann wieder locker ließ und ständig das piepen des EKG`s und sonstigen Geräten.
Endlich hörte ich Schritte.
"Oh, der Herr Kaller ist erwacht!", rief eine weibliche Stimme lachend. "Wie geht es Ihnen?"
"Naja, es geht so. Hab mich schon besser gefühlt!"
"Vielleicht ist es Ihnen ein Trost, dass Ihre Niere bereits beim Empfänger eingepflanzt wird und alles gut verläuft.", sagte sie und lächelte mich an.
Ich war mit einem Mal hellwach und sagte: "Habe ich Sie eben richtig verstanden oder ist das ein Scherz?"
Sie wurde stutzig. "Nein, Nein. Sie sind doch der Mann, der seine Niere für seinen Onkel spendet, oder etwa nicht?"
Ich riss die Augen auf  und schrie so laut es meine Verfassung zuließ: "Ich bin hier, um das Überbein meiner Hand entfernen zu lassen!"
Die Schwester schlug die Decke zurück und ich hob die Hände, es waren nichts zu sehen. Dann zog sie die Decke zurück, sah zur Hüfte, sah dann mich an und wurde blass.
"Oh Gott", stammelte sie, dann wurde sie ohnmächtig.
Ich dachte an nichts mehr und schrie...
 

Fragt mich nicht, wie ich auf diese Geschichte gekommen bin.
Vor vielen Wochen fiel mir etwas in der Art ein und ich machte ein paar Notizen. Letzte Nacht packte es mich dann plötzlich und ich schrieb diese Geschichte.
Ich würde mich über viele Kommentare, für diesen und alle anderen Beiträge sehr freuen.
Michael Roth, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.12.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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