Helmut Wurm

Sokrates und einführende Worte zu seinen Gesprächen

Liebe Leser,

ich bin nur Schreiber einiger moderner Gespräche des Sokrates. Sokrates ist ja bekanntermaßen nach seiner ungerechten Hinrichtung auf Antrag des Gottes Apoll die Unsterblichkeit verliehen worden und er weilt deswegen permanent unter uns Menschen und ist überall dort, wo er die Menschen in Gespräche verwickeln und zum Nachdenken anregen kann. Dabei hat er nicht die Absicht, den Gesprächsteilnehmern und Zuhörern eine feste Meinung oder sichere Problemlösung vorzugeben (gelegentlich steuert Sokrates eine unverbindliche Überlegung oder Empfehlung aus seiner Sicht bei), sondern es geht ihm ausschließlich darum, die Menschen um ihn herum zum Nachdenken anzuregen. Dieses Nachdenken kann sofort am Ende eines Gespräches einsetzen, es kann aber auch erst allmählich reifen. Wohin dieses Nachdenken führt, zu welchen Erkenntnissen es führt, das ist bei Sokrates immer offen, wichtig ist ihm nur, dass sich ein kritisches Nachdenken irgendwann entwickelt.

Seine Gespräche sind deswegen für die Menschen aller Altersklassen, aller Sozialschichten und der verschiedenen Weltanschauungen geeignet. Sie sind keine Kunstwerke, die beurteilt werden sollten, sondern sie sind wie Samenkörner, die in die Erde, d. h. in das Denken der Menschen gepflanzt werden und die früher oder später keimen, wachsen und reifen sollen.

Durch welche Gesprächsform sie das tun, kann nicht fest eingeplant werden. Manchmal sind es geistig hoch stehende Gespräche, manchmal nur scheinbar wenig bedeutsame Themen und Diskussionen, manchmal angebliche Plattheiten, manchmal sind es Zustimmung und manchmal Kritik und sogar Ärger über das Gespräch, die den Denkprozess anregen. Denn wer kann schon voraussagen, was bei dem einen schneller und bei dem anderen langsamer, bei dem einen quälender und bei dem anderen leichter zum Nachdenken reift. Hauptsache ist, man denkt kritisch über etwas nach.

Beurteilungen, Zustimmungen, Lob oder Kritik an diesen hier mitgeteilten und nur neutral aufgezeichneten Gesprächen gehen deswegen völlig an der Absicht des Sokrates vorbei. Der eine Teilnehmer kann heute empört reagieren und behaupten, das Ganze habe ihn nicht bewegt, und später beschämt bekennen, dass es einen Nachdenkprozess ausgelöst hat. Der andere kann euphorisch seine Zustimmung bekunden und der dritte kann sich darüber belustigen. So war es ja schon, als Sokrates noch in Athen lebte und seine Mitmenschen in Gespräche verwickelte. Die negativen Stimmen haben damals überwogen und es kann sein, das das heute auch noch so ist. Das Festhalten dieser Vielfalt von Reaktionen und Kommentaren, wie sie auch ausfallen, ist deswegen unnötig. Was sich in den einzelnen Menschen an kritischem Nachdenken abspielt, das ist wichtig und wird man irgendwann an ihren Handlungen erkennen.

In diesem Sinne: Kritisch über alles nachdenken, alles nachprüfen, nachlesen und nachwiegen – das war es, wozu Sokrates die Menschen bewegen wollte -und immer noch will.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.12.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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