Mara Bendig

Das Schneeflocken Geschenk

Wir warteten schon drei Stunden und langsam wurden wir ungeduldig. Wo blieb er denn nur? War ihm etwas passiert? Hatte man  ihm etwas angetan?

Schon seit meiner Kindheit machten wir uns Sorgen, wenn er später nach Hause kam. Sein Job war gefährlich, denn er arbeitete als Feuerwehrmann. Und jedes Jahr zu Weihnachten, musste er noch arbeiten. Manchmal kam er eine Stunde später, das darauf folgende Weihnachten verspätete er sich vielleicht nur um 10 Minuten. Aber drei Stunden? Das war etwas anderes. Bei einer Stunde war vielleicht ein angebrannter Tannenbaum der Grund, aber bei eine so langen Zeit? Es musste ihm etwas passiert sein. Außerdem rief er sonst immer an, damit wir uns keine Sorgen machten. Aber das Telefon klingelte einfach nicht.

Draußen fielen kleine Flocken vom Himmel. Und als sie die dunkle Straße trafen, zerschmolzen sie.

Meine Schwester saß mit meiner Mutter auf dem Boden und spielte mit ihrem Teddybär. Ihrem alten, schon zerfallenen Teddy. Aber er war halt ein Geschenk von ihm. Und ihn liebte sie so sehr, egal wie oft wir an Weihnachten warten. Er war halt unser Vater und deswegen machten wir uns ja solche Sorgen. Wieso kam er nur nicht, durch die Tür, nahm uns in den Arm und überreichte uns unsere Geschenke. Wenn er überhaupt welche für uns hatte.

Traurig schaue ich aus dem Fenster. Die kleinen Flocken tanzen immer noch verträumt vor sich hin. So verträumt, dass ich mir für einen Moment wünschte, ich wäre eine von ihnen, eine wunderschöne Schneeflocke.

Ich dachte: Was würde das nur für ein Abend werden? Für ein Fest ohne ihn? Ich kann das echt nicht glauben. Mama sieht auch nicht gut aus, was nur mit ihr los ist?

Als ich sie darauf ansprach meinte sie nur, es wäre nichts.

Doch an ihren Tränen merkte ich, wie sehr sie darunter litt. Sie wollte uns so gerne ein großes Fest bieten mit allem drum und dran. Und ganz vielen Geschenken, doch wir waren sehr arm und hatten gerade Mal das Nötigste. Das wir einander hatten, reichte uns vollkommen.

Ich schaute auf die Uhr. Dann aus dem Fenster zu den glitzernden Schneeflocken. Anschließend zu meiner Schwester und meine Mutter. Sie sahen so traurig aus.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch.

Vater? , dachte ich sofort, eilte zur Tür und wartete das sich diese öffnete. Tatsächlich, er stand da und lächelte in sich hinein. Sein Haar war nass von den Schneeflocken.

Dann fielen meine Schwester und ich ihm um den Hals. Das Fest war doch noch gerettet. Vor Glück hatte ich Tränen in den Augen, denn in der Hand hielt er zwei kleine bunte Päckchen, eines für mich und das andere für meine Schwester.

Und ich wusste, noch bevor ich es geöffnet hatte, es war das schönste Weihnachtsgeschenk der Welt.

 

 

Mara Bendig, 13.11.2008

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