Das Jahr 2008 spurtete langsam zu Ende und die Menschen erledigten unter den letzen Sonnenstrahlen die Weihnachtseinkäufe. Ein kleiner Junge folgte weinend seinen Eltern. Ununterbrochen rieselten die Tränen die Wangen herunter. Die Augen waren rot geschwollen und seine Stimme klang rau. Egal was er sagte, liefen die Eltern weiter. Die Eltern diskutierten hektisch über die noch bevor stehenden Einkäufe und nahmen keine Notiz von dem weinenden Sohn. Irgendwann blieb der Junge mit geschlossenen Augen stehen. Als er die Augen wieder öffnete, stand vor ihm ein Mann mit grau meliertem Bart und frage ihn; warum weinst du mein Junge? Dein Papa und deine Mama warten auf dich, willst du nicht schneller gehen? Der Junge wischte seine Tränen aus dem Gesicht und antwortete; sie ist nicht meine Mama. Der Junge ließ sich nicht beruhigen und weinte weiter. Der Mann antwortete; es ist das Fest der Liebe und ich bin ein Engel. Egal was du dir wünschst, ich werde dir deinen Wunsch erfüllen.
Wenn du alle meine Wünsche erfüllen kannst, dann wünsche ich mir, dass es keine Liebe mehr auf der Welt gibt. Verbanne bitte die Liebe aus der Welt. Ich kenne die Liebe nicht, aber es muss etwas Schreckliches sein. Meine Mutter hat meinen Vater wegen der Liebe verlassen. Und wegen der Liebe hat sie keine Zeit mehr für mich. Meine Schwester weinte die ganze Nacht, weil ihr Freund sie aus Liebe zu einem anderen Mädchen verließ. Kannst du meinen Wunsch bitte erfüllen? Kannst du die Liebe für immer verschwinden lassen?
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Der Engel fasste sich an dem Bart und sagte; den Wunsch kann ich dir nicht erfüllen. Ohne Liebe stirbt das Leben auf der Erde. Es gäbe keine Sonne im Herzen und kein Morgen mehr. Alles wird hohl und klingt leer. Verstehst du das? Die Liebe ist etwas Gutes.
Meine Mutter sagte immer;
es können nur die Leute geliebt werden, die die Liebe auch empfangen können. Bin ich noch zu klein, um Liebe empfangen zu können? Oder bin ich ein schlechter Mensch, dass ich die Liebe meiner Mutter nicht empfangen kann? Bitte verbanne die Liebe aus der Welt.
Von der anderen Seite der Strasse kam plötzlich eine Frau, nahm das Kind an der Hand und fragte; mit wem redest du überhaupt. Der Vater kam dazu und Fragte den Jungen; hast du schon deinen Brief an den Weihnachtsmann geschrieben? Der Junge sagte weinend; er war bei mir, aber er kann meinen Wunsch nicht erfüllen! Ii, ii, ich habe mir gewünscht, dass die Liebe aus der Welt verschwindet. Der Vater nahm das Kind in den Arm und übersäte seine Wangen mit Küssen. Der Vater hat nur ihm jetzt die Aufmerksamkeit verschenkt und ab dem Zeitpunkt saß er auf den Schultern des Vaters bis er eingeschlafen war.
In der Nacht wachte der Junge auf. Der Engel konnte meinen Wunsch nicht erfüllen, aber mein Vater hat ja meinen Wunsch erfüllt. Demnächst muss ich wohl dem Papa sagen, was ich mir wünsche. Mein Papa hat die Liebe aus der Welt verbannt. Es tut nicht mehr weh, also die Liebe gibt es nicht mehr, dachte sich der Junge.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.12.2008.
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von Christiane Mielck-Retzdorff
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