Dieser Teil erinnert zwar
an weltbekannte Klischees, aber auch Klischees können wahr sein, wie mancher
aus eigener Erfahrung vielleicht weiß...
IRMA zu Hause
Irma lag auf ihrer Decke und sonnte sich, denn der Sommer hatte endlich beschlossen, mit sich selber anzufangen. Logo, ihr Urlaub war ja vorbei...
Aber egal, sie genoss es, in der Sonne zu liegen, und sie genoss es, nach drei heißen Tagen endlich ins Wasser gehen zu können.
Das Freibad am See besaß nämlich keine beheizten Becken, sie erwärmten sich nur ganz ganz langsam von einem heißen Tag zum anderen, und nur die Härtesten unter der Sonne hielten es darin aus. Das Wasser war nämlich gerade mal 16 Grad ‚warm’, und wenn man sich nach einer halbstündigen Vorbereitungszeit, die aus zaghaftem Herumgeplätschere bestand, endlich todesmutig in die eiskalten Fluten stürzte, dann war es am besten, sofort loszuschwimmen und zu hoffen, dass man keinen Herzinfarkt kriegte.
Aber es war die Sache wert. Einmal wegen der Selbstüberwindung und dann wegen der bewundernden Blicke der weniger Mutigen, die gerade mal ihre Zehen ins Wasser getunkt hatten und mehr nicht...
Am ersten Tag im Eiswasser paddelte tatsächlich eine Entenfamilie neben ihr her, die Süßen hatten sich bestimmt aus dem nahen Stausee hierhin verirrt. Die Mutterente und ihre Entlein quakten leise vor sich hin, und Irma versuchte, so unauffällig wie möglich zu schwimmen, um die gefiederte Familie nicht zu stören.
Die
würden Chris gefallen, dachte sie, während ihre Zähne vor Kälte klapperten. Er
war ja Biologe. Aber wieso dachte sie überhaupt an Chris? Die Sache hatte sich
doch erledigt.
Als sie
wieder auf ihrer Decke lag, fühlte sie sich von der Kälte des Wassers total
ausgelaugt. Sie spürte die heißen Sonnenstrahlen kaum auf ihrem tiefgekühlten
Körper, und es würde bestimmt Stunden dauern, bis sie wieder aufgetaut war.
Sie
schloss erschöpft die Augen. Aber urplötzlich überkam sie ein seltsames Gefühl.
Sie konnte tatsächlich spüren, wie der Planet Erde sich um seine Achse drehte,
mit einer winzigen Irma, die auf ihm lag. Sie griff mit beiden Händen in das
Gras neben sich und hielt sich daran fest. Sie hatte Angst, hinausgeschleudert
zu werden in den Weltraum. In die unendlichen Weiten...
Gott sei
Dank verflüchtigte sich das seltsame Gefühl nach kurzer Zeit, und Irma fing an
zu grübeln. Die Erde selber bewegte sich ja auch noch um die Sonne. Wie schnell
war sie wohl? Irma überlegte ein wenig und kam dann auf dreißig Kilometer pro
Sekunde, das hatte sie in ihrem alten Astronomiebuch gelesen. Das Buch, in dem
Chris geblätterte hatte. Und dann hatte er sie abgehört wie ein Lehrer. Kein
Wunder, er war ja quasi Lehrer. Aber sie hatte alles gewusst, und er war
bestimmt enttäuscht darüber gewesen, hätte sie bestimmt gerne in die Pfanne
gehauen, der Blödmann.
Irma,
Irma, Himmeldonnerwetter, denk’ nicht mehr an ihn!
Also
dreißig Kilometer pro Sekunde. Das war schnell! Irma wurde es bei dieser
rasanten Geschwindigkeit etwas schwindelig zumute, und sie richtete sich
taumelnd auf. Sie kramte in ihrer Tasche herum, fand schließlich ein Stück
Papier und einen Stift und fing an, das nachzurechnen. Es hatte mit der
Entfernung der Sonne von der Erde zu tun und der Größe der Umlaufbahn. Sie zog die
Nase kraus, die Erde war ungefähr einhundertfünfzig Millionen Kilometer von der
Sonne entfernt, im Durchschnitt jedenfalls. Wie groß war dann die Kreisbahn?
Also Entfernung mal Pi. Und wie viele Sekunden hatte das Jahr? Ach du lieber
Himmel! Tapfer fing sie an zu rechnen, und nach einigem Basteln kam sie
tatsächlich auf 14,98 Kilometer pro Sekunde. Das war einwandfrei falsch, aber
woran lag es? Nach einer Weile kam sie darauf, dass es an der Formel lag, die
Entfernung war doch nur der Radius und nicht der Durchmesser des Kreises. Also
musste es heißen: 2r mal Pi. Alles klar, es kam das Doppelte dabei heraus, und
das waren an die dreißig Kilometer. Es stimmte, sie hatte es bewiesen! Schade,
dass Chris das nicht sehen konnte. Was trieb der wohl auf Ibiza? Bestimmt
Frauen anbaggern, das konnte er ja unheimlich gut. Außerdem würde der sich
sowieso nie wieder melden, und das war auch besser so.
Sie prustete verächtlich in sich hinein, und zwei Stunden später, als ihr Körper sich wieder halbwegs warm anfühlte, packte sie ihre Sachen zusammen und machte sie sich langsam auf den Heimweg. Als sie in ihr uraltes kleines Cabrio stieg, sah sie auf der anderen Straßenseite Bernie, den Typen, mit dem es nicht geklappt hatte. Eine ziemlich unscheinbare Frau ging neben ihm her, und die beiden unterhielten sich angeregt.
Vor ein
paar Wochen hätte sie das noch wahnsinnig gekränkt, und jetzt interessiert es
sie überhaupt nicht mehr. Komisch...
~~~~~~~~~~~
AUFWÄRTS – ABWÄRTS...
Das
Wetter war so schön und die Hitze so angenehm, dass Irma es nicht zu Hause
aushielt. Sie wollte raus, sie wollte unter Menschen sein, sie verspürte die
unbezwingbare Lust, an diesem Abend etwas zu unternehmen.
Schade,
dass Freundin Jessi nicht da war, und Ralfi, der sie immer mit wahnsinnig guten
MP3s versorgte, hatte beruflich irgendwo in Frankfurt zu tun. Sie überlegte,
wer sonst noch in Frage käme. Ihre so genannte Freundin Madame Medusa
vielleicht? Die würde zwar mit Wonne mitgehen, aber da konnte sie sich genauso
gut erschießen. Madame war unerträglich, und wenn sie einen erst mal in den
Klauen hatte, dann saß man stundenlang an einem Ort mit ihr fest. Also besser
alleine losgehen.
Sie war
hübsch braun geworden, und es stand ihr. Sie zog ein rotes Top an, dazu ihren schwarzen
Minirock, und sie schlenderte zu Fuß ins Café Klack. Das Klack war fremdes
Terrain für sie, dort war sie nämlich nicht Stammkunde wie im E-body, und
außerdem trieb sich ihr Ex immer im Klack herum. Aber heute hatte sie
tatsächlich Lust, ihn zu treffen. In der Dämmerung werfen selbst Zwerge einen
langen Schatten, dachte sie spöttisch. Der Zwerg war natürlich Exfreund Oliver,
obwohl er ganz schön groß war, und die Dämmerung war natürlich ihre
augenblickliche Verfassung, denn irgendwie hatte sie Hunger auf Gesellschaft
und auf ein bisschen Zärtlichkeit.
Okay
Irma, gib es zu, auf einen Mann! Auf einen Mann, der dich zu schätzen weiß und
der dich nicht so behandelt wie ein gewisser Typ, dessen Namen wir jetzt nicht
nennen wollen...
Im Klack
selber ist es angenehm leer, denn die meisten Leute hocken draußen im
Biergarten.
Irma
setzt sich auf einen Barhocker an der Theke und bestellt Espresso und Sambucca.
Es ist ziemlich ungemütlich auf dem Barhocker, denn ihre nackten Beine fangen
nach kurzer Zeit an, auf dem Kunstleder zu schwitzen, und Irma rutscht
unbehaglich hin und her. Hätte sie doch eine Hose angezogen! Aber jetzt sitzt
sie schon mal hier, und außerdem ist es der beste Platz, denn von ihm aus kann
man fast den ganzen Laden einsehen.
Die
Hitze lässt den Sambucca gar nicht erst ihre Kehle erreichen, denn er
verwandelt sich vorher schon in alkoholischen Dunst, und sie musst darüber
lachen. Summer in the City... Sie erzählt das mit dem flüchtigen Sambucca dem
Wirt, der zwar nett aber leider auch schwul ist, und er gibt ihr daraufhin noch
einen aus.
Irma
schaut sich unauffällig um. An der Theke sitzt nur ein älteres Individuum, das
schon ziemlich besoffen vor sich hinstarrt. Und in dem großen Raum, der
aussieht wie eine weißgekachelte Metzgerei – also sehr ungemütlich – ist
niemand, den sie kennt. Auch ihren Ex kann sie nirgendwo erblicken. Schade,
manchmal ist es ganz nett mit ihm. Vor allem, wenn sonst keiner da ist... Sie
kichert vor sich hin, denn der flüchtige Sambucca knallt trotz seiner Flüchtigkeit
ganz schön rein.
Nach dem
dritten Sambucca fühlt Irma sich ein wenig betäubt und vor allem sehr
zufrieden. Sie hat im Moment keinerlei Bedürfnisse, und sie will auch niemanden
kennen lernen. Was für ein herrlicher Zustand! Sie braucht doch gar keinen
Kerl. Weder ihren Ex, noch seinen Freund Bernie – und vor allem nicht Chris.
Alles
blöde Typen!
Um halb
zehn fühlt sie sich mit sich selbst und der ganzen Welt im Reinen, also
zufrieden genug. Sie bezahlt und verlässt das Klack.
Aus den
Augenwinkeln bemerkt sie, dass ein Mann neben ihr her läuft, er ist dunkel,
sehr dunkel, das kann man deutlich erkennen, weil es draußen noch nicht sehr
dunkel ist. Irma verbeißt sich ein Kichern.
„Soll
ich dich nach Hause fahren?“
Aber
hallo, sie wird gerade angequatscht – und dunkel war noch untertrieben, der Typ
ist so schwarz wie Ebenholz und auch genauso schön. Sie überlegt zwei Sekunden
lang.
„Warum
eigentlich nicht...“
Er
lächelt erfreut, und sie schlendern gemeinsam zu seinem Auto. Es handelt sich
um ein altes französisches Auto, das aussieht wie eine flache Schildkröte, ein
Citroen, ja genau, aber es ist keine Ente. Enten paddeln nämlich in
Schwimmbecken... Wieder muss Irma fast kichern, während ihr Begleiter ihr
höflich die Beifahrertür öffnet und sie einsteigen lässt. Ist ungewohnt, diese
Höflichkeit. Gewisse andere Männer sind nicht so höflich...
‚Warum
tust du das, Irma? Bist du jetzt total übergeschnappt?’ Ihr Verstand meldet
sich gerade zu Worte, er scheint besorgt zu sein.
‚Quatsch’,
gibt Irma trotzig zur Antwort. ‚Mit mir ist alles in Ordnung. Und ich brauche
das jetzt!’
‚Aber
eben warst du doch noch so zufrieden...’
‚Na und? Ich habe noch eine Rechnung mit diesem unverschämten Kerl offen. Na du weißt schon...’
Ihr
Verstand seufzt auf, er kennt natürlich die Story, hält daraufhin
freundlicherweise die Klappe und schaltet sich erst einmal aus...
„Gibst
du mir noch einen Kaffee aus?“
Sie sind
vor Irmas Haus angekommen. Er spricht ein perfektes Deutsch, es ist vermutlich
ein besseres Deutsch als das der meisten Deutschen.
„Okay,
aber nur ganz kurz. Ich muss nämlich morgen ziemlich früh aufstehen.“ Das
stimmt natürlich, und es ist nebenbei auch ein gutes Argument, um jemanden
loszuwerden, der möglicherweise gar nicht gehen will.
Und
warum nimmt sie ihn überhaupt mit? Ist das wieder eine ihrer dämlichen
Aktionen, und wie wird diese Aktion enden? Die letzte mit Chris war ja
aufregend, aber auch ziemlich frustrierend.
Er setzt
sich ins Wohnzimmer, und Irma kommt bald darauf mit zwei großen Tassen Kaffee
aus der Küche. Sie schaltet den Fernseher ein, und sie sehen den Rest von
„Dallas“. Dieser alte Schinken – Irmas Mutter hat ihn heiß und innig geliebt –
wird tatsächlich mal wieder wiederholt.
Sie trinken
Kaffee, starren in den Fernseher und unterhalten sich über die körperlichen
Eigenschaften der Hauptdarstellerinnen. Es ist eine ziemlich intime
Unterhaltung, wenn man in Betracht zieht, dass sie sich gerade erst kennen
gelernt haben.
„Du hast
eine bessere Figur als Pamela“, sagt Felipe. Felipe hat selber eine tolle
Figur, und er sieht aus wie ein Inka-König mit seiner Nase, die adlerartig
gebogen ist. Oder ist es kondorartig? El
Condor pasa.... Jedenfalls stammt dieser schwarze Gott aus Südamerika und
studiert hier in der Stadt. Noch ein Gott! Ist ja kaum auszuhalten...
„Wirklich?“ Irma lächelt geschmeichelt. Was für ein
gebildeter Mann! Und wie nett, mal wieder ein Kompliment zu hören. Chris hat ja
keins von sich gegeben, bis auf das mit dem schönen Busen. Na immerhin.
„Pamela
hat zu wenig Hintern“, erzählt Felipe lässig selbstbewusst, „und in der
Relation dazu zuviel Busen. Ist zu topplastig.“
Wow, topplastig klingt echt gut! Irma muss lachen. Fürwahr, welch ein erfahrener Mann, der sich nicht von einem großen Busen blenden lässt und der sich auskennt mit den Proportionen der Frauen.
Sie
erhebt sich lässig, legt einen Sampler aus den 80er Jahren auf, und als erstes
kommt ‚True’ von Spandau Ballet. HAHAHA
HAAAA HA… Ein schönes Stück! Und dieses sanfte Saxophonspiel kommt
gerade richtig, um zu träumen. Fragt sich nur wovon...
Felipe
steht auf, er zieht sie hoch, nimmt sie in seine Arme, und sie bewegen sich
sehr langsam und auch sehr aufreizend eng zu den Klängen von True, fast wie in
Zeitlupe.
Er streichelt
ihren Rücken, und es erregt sie.
Er legt
die Hände auf ihren Hintern, und er flüstert ihr ins Ohr: „ Du erinnerst mich
an eine Thailänderin, die ich mal hatte. Die war auch so unglaublich geil!“
Fast
will sie fragen: „So eine wie Ting Tong?“ Aber sie tut es nicht. Er würde es
bestimmt nicht verstehen, denn wahrscheinlich kennt er ‚Little Britain’
überhaupt nicht und weiß deswegen auch nicht, dass Ting Tong sich zwar als
Thai-Mädchen ausgibt, aber dass sie weder aus Thailand kommt, noch ein Mädchen ist.
Sie könnte fast losplatzen vor Lachen, Ting Tong ist nämlich auch ziemlich dick
und nicht besonders hübsch. Schade, Chris würde es verstehen, aber Chris ist ja
nicht da.
„Ich war
mal mit einer verheirateten Frau zusammen, die war auch unheimlich geil.“
Felipes Stimme klingt beschwörend. „Hinterher sind wir zu viert ins Bett
gegangen. Mit ihrem Mann und seiner Freundin.“
Bestimmt
schicken die ihm heute noch Dankesschreiben. Ob Chris auch solche
Dankesschreiben bekommt? Mit Sicherheit... Irgendwie stört der Name Chris ihre
Erregung, und sie verdrängt den Gedanken an diesen blöden Sack und reißt sich
zusammen, um Felipes harten fordernden Körper genießen zu können.
Es
klappt, und sie fühlt ihre Beine wieder etwas schwächer werden. Okay, das hört
sich geil und frei an. Und was es nicht alles gibt! Tatsächlich gerät ihr
Körper an gewissen Stellen in Hitze, und automatisch stellt sie sich vor, wie
es mit Felipe wohl wäre. Er hat natürlich jede Menge Erfahrung mit Frauen und
wird sie zu den geilsten Höhepunkten bringen.
Felipe erzählt weiter von irgendwelchen Schweinereien. Also, wenn Chris ihr so was erzählt hätte, dann wäre sie ihm mit dem nackten, nein, besser nicht mit dem nackten Hintern, sondern mit irgendeinem anderen Körperteil ins Gesicht gesprungen. Aber Felipes Gequatsche macht sie nicht zornig, ganz im Gegenteil, es macht sie eindeutig an, zwar auf eine primitive rein körperliche Art, aber es macht sie an. Und Irma verspürt das dringende Bedürfnis, sich fallen zu lassen und einfach nur zu bumsen, sinnlich und vor allem ohne jeden Verstand.
‚Außerdem’,
ihr Verstand meldet sich wieder, ‚wäre dieser schöne schwarze Gott ein
herrliches Werkzeug deiner Rache an Chris. Chris hat dich verarscht, und du
musst dich sauber waschen von ihm, am besten mit dem Sperma eines anderen
Mannes...’
‚Ich
dachte, du wolltest dich bedeckt halten’, denkt Irma erstaunt.
‚Ich
wollte das nur noch schnell loswerden... Und jetzt endgültig Tschüss!’
„Wenn du in die Disco kommst, und ich sitze mit einem anderen Mädchen dort, dann werde ich sie sofort verlassen und nur noch dich sehen“, flüstert Felipe ihr gerade leidenschaftlich ins Ohr.
Großzügig,
wirklich sehr großzügig! Wenn er ihr Freund wäre, dann hätte er nicht in der
Disco mit anderen Weibern herumzusitzen!
Trotz
ihrer körperlichen Erregung macht sich bei Irma ein gewisser Missmut breit.
Warum quatschen die Männer so viel. Sie sollten lieber das Maul halten wie ein
gewisser Typ. Nein, sie will jetzt nicht an den denken! Er wird ihr bestimmt
dieses tolle Erlebnis vermiesen, und das gönnt sie ihm nicht.
„Du
siehst unglaublich gut aus, dein Körper ist fantastisch, und ich weiß, dass du
geil bist“, er streichelt immer noch ihren Hintern, und sie fühlt sehr
deutlich, dass er riesig erregt ist. Und wenn er so weiter macht, dann kommt’s
ihr, bevor sie das Bett erreichen. Also sollte sie sich besser beeilen...
„Wir
werden in den Wald gehen, du wirst diesen Rock tragen, und wir werden geil
sein, unheimlich geil...“
Tatsache
ist: Sie IST geil!
Und sie
gehen zwar nicht in den Wald, sondern nur ins Schlafzimmer – aber sie ziehen
sich dort ganz schnell aus.
~~~~~~~~~~~
Über das, was dann folgt, wird Irma für immer schweigen, es ist nämlich absolut frustrierend. Manche Frauen hätten vielleicht gejubelt über das, was er sein eigen nennt. Aber für sie ist es beängstigend, und ihre Geilheit verflüchtigt sich schlagartig. Es ist, ob ein Luftballon plötzlich seine Luft ablässt. PENG!
So was
hat sie noch nie gesehen! Es ist furchteinflößend, und es ist sein ganzer
Stolz. Er präsentiert ihr das Teil, als ob es der Mittelpunkt der Erde wäre.
Ein Mittelpunkt, der mindestens dreißig Zentimeter lang und entsprechend dick
ist.
Und sie
muss insgeheim darüber kichern. Wahrscheinlich packt er es zu Hause immer in
Seidenpapier ein, worauf geschrieben steht: FELIPES GANZER STOLZ.
Nur
nützt ihm jetzt sein ganzer Stolz nicht viel, denn Irma kann nicht. Sie kriegt
das nicht gebacken, sie fühlt sich wie ausgetrocknet. Das ist ja wie ein Kind
kriegen – nur umgekehrt! Aber was ist mit den anderen Frauen, mit denen er...
Konnten die das? Anscheinend ja. Was stimmt nicht mit ihr?
„Du
bringst mich runter“, sagt er schließlich.
Na, wen
juckt’s, denkt sie gleichgültig. Komisch, rein körperlich merkt sie keinen
Unterschied bei ihm. Das ist unglaublich, wieder fühlt sie den fast
unbezwingbaren Drang, zu lachen, aber sie unterdrückt ihn gerade noch.
„Entspann
dich einfach!“ Er dreht sie um und versucht es von hinten.
Verdammte
Scheiße, es hat doch keinen Sinn, sie will nur noch, dass er aufhört. Dass er
sie in Ruhe lässt. Und dass er weggeht.
Nach ein
paar Sekunden gibt er frustriert auf, er zieht sich seine Hose an und
verschwindet in die Küche.
Sie
hört, wie er den Kühlschrank öffnet. Er kommt zurück mit einer großen Scheibe
Mettwurst, die er begierig in sich hineinfrisst. Oh nein, nicht schon wieder
die Mettwurst, die scheint ja unheimlich beliebt zu sein bei ihren Liebhabern.
Immerhin ist es nicht die gleiche Mettwurst, von der Chris letztens genascht
hat, sondern eine neue. Daddy schickt ihr nämlich alle paar Wochen ein
Carepaket, er denkt wahrscheinlich, sie wäre zu dünn und würde in der Großstadt
nix Gescheites zu essen kriegen...
Irma hat
eine Art Vision: Immer wenn sie in der Zukunft eine dicke lange, schwarz
umhäutete Mettwurst sieht, wird sie an Felipe denken müssen. Grausige
Aussichten!
„Ich
weiß aber, dass du geil bist“, sagt der gerade verzweifelt. „Lass mich trotzdem
dein Freund sein. Du hast bestimmt große Probleme.“
Das
bringt Irma zum Kochen. Wieso meinen die Männer immer, man hätte große
Probleme, nur weil man nicht vor Lust schreit, wenn sie einen ‚beglücken’. Und
sie braucht keinen guten Freund, vor allem keinen so geilen guten Freund wie
Felipe. Nein, sie hat die Nase voll! Und sie braucht auch keinen wie Chris, der
den Arm um sie legt nach dem Beischlaf und dem sie dann über ihre Probleme erzählt. Sie hat nämlich gar keine
Probleme. Doch, eins hat sie, ihr Problem sind Männer, die so einen Mist
erzählen!
„Ich
muss jetzt schlafen“, sie deutet vielsagend auf die Tür.
Felipe
verlässt sie, ohne zu murren – aber mit der Androhung, sie bald anzurufen. Als
guter Freund natürlich nur. Auch das noch!
El Condor NO pasa... Wie überaus sinnig!
Irma fühlt sich so daneben, dass sie heulen könnte. Natürlich heult sie nicht, aber sie hat den seltsamen Drang, sich zu säubern, und sie stellt sich trotz der späten Stunde noch unter die Dusche. Leider hat das so gut wie keine Wirkung, sie wird zwar äußerlich sauber, aber innerlich fühlt sie sich immer noch schmutzig. WARUM?
Am
meisten macht ihr zu schaffen, dass sie nach der Nacht mit Chris nicht sofort
gebadet hat. Nein, sie ist fast den ganzen Tag mit seinen... auweia Säften
herumgelaufen, und es hat ihr überhaupt nichts ausgemacht, ganz im Gegenteil.
‚Was war
denn los?’ Ihr Verstand meldet sich wieder.
‚Weiß ich auch nicht! Du hättest
mich ja warnen können. Aber nein, du musstest mir ja noch gute Ratschläge
verpassen! Am besten mit dem Sperma eines anderen Mannes... Wie kommst du auf
so was? Das ist doch total bekloppt!’
‚Tja, wenn der Körper zu blöd ist,
meine guten Ratschläge in die Tat umzusetzen, dann kann ich auch nix machen...’
‚Ach halt bloß die Klappe! Wem von
euch kann ich denn überhaupt noch vertrauen?’
Fortsetzung folgt
Vorheriger TitelNächster TitelAlle Irma-Chris Geschichten sind auf meiner Homepage, und zwar dort:
http://ingridgrote.de/html/bucher.htmlIngrid Grote, Anmerkung zur Geschichte
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Ingrid Grote).
Der Beitrag wurde von Ingrid Grote auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.01.2009.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Ingrid Grote als Lieblingsautorin markieren
Versengte Flügel: eine Seelenreise zwischen Trauer und Trost
von Sonja Rabaza
Traurige und schmerzerfüllte Zeiten müssen durchlebt werden, das heißt, es
muss Trauerarbeit geleistet werden; wenn man verdrängt, so holt sie uns doch
immer wieder ein. Nur wenn wir uns auf diesen schweren Weg einlassen, haben
wir eine Chance - trotz ewig dauernden Schmerzes - wieder glücklich zu
werden.
Meine Botschaft: Auch wenn das Leben nicht immer freundlich mit uns umgeht,
nicht aufzugeben!
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