Andre Schuchardt

Zardankin

Zardankin, die Hauptstadt Zardarrins am Cormoda/Joral im Süden des Landes, ist die wohl älteste noch existierende Stadt des Kontinentes von der man weiß. Erstmals Erwähnung fand sie im Jahre 2100vdF in einem Dokument, welches noch heute in den Bibliotheken Raygaduns liegt und dort vor sich hingammelt. In diesem Schriftstück war die Rede eines Abkommens über das Ausliefern mehrerer Kriegsgefangene. Diese wurden zu dem was sie waren, als Eroberer aus dem Osten kamen. Sie ließen sich zuerst nieder in den Gebieten wo heute Pakama und Zardarrin liegen und versuchten sich dann auszubreiten nach Norden, kriegten dabei aber von den vereinten Streitkräften der dort lebenden Tolumi eine Lektion erteilt. Die letzte und größte dieser Schlachten fand statt bei Dumanushun, welches später die Hauptstadt Pakamas wurd. Auf ihren Wegen ins Landesinnere dagegen war eine ihrer entferntesten Städte Kozeije. Kozeije wurde im Laufe der Jahre ein wichtiger Handelsposten, wuchs und gedieh. Irgendwann um 900vdF entschlossen sich die Kolonien unabhängig zu werden. Nach zig Streitereien (auch untereinander) wurden sie es denn auch und es bildeten sich langsam zwei Länder heraus: Pakama und Istland, dessen Hauptstadt Kozeije ward.

Als Istland sich gegen 800dF Tulan Oran unterwarf und letztlich unbenannt wurde in Groß-Zardarkon, nach Eroberung der umliegenden Länder, unterlief auch Kozeije Wandlungen. Die einst hübsche und nie sehr große Stadt wurde umgestaltet nach Vorbild Orans Heimat - die immer noch unbekannt ist, Nichtzarden munkeln aber vom fernen Osten oder gar Werzan. Zuerst auch Zardarrin genannt, baute man in der Stadt viele noch heute stehende Wahrzeichen.

Gut eine Tagesreise außerhalb der Stadt auf einem Hügel, früher Domasin genannt, später Ankheroan nach einem von Orans Gefolgsleuten, baute man des Orans Burg, ein entfernt an ein Schiff erinnerndes Ding. Noch heute soll sie dienen als letzte Fluchtmöglichkeit für die Herrscherfamilie und wird ständig bewohnt und bewacht von Gefolgsleuten des Oran.

Weiterhin wurde die Stadt stärker befestigt, die heutigen Stadtmauern errichtet und somit die einstigen Holzpalisaden ausgetauscht gegen Wirksameres. Die Mauern der Südstadt sind noch heute von außen behangen mit den Bannern sämtlicher Familien die je herrschten in der Stadt, auch wenn diese längst verrottet sind - sowohl Banner als auch Familie.

Tulan führte scheinbar gerne Krieg und nahm viele Gefangene, auch stieg die Verbrechensrate im ganzen Land aufgrund zahlreicher Unruhen unzufriedener Einwohner nach der Herrschaft Tulans stark an, so mussten auch die Gefängnisse verstärkt werden. Das noch heute größte und sicherste war und ist wohl mit Abstand das Nezohoaleank in Zardankin. Die Gefängnisfestung, zwei große Türme, verbunden durch einen kurzen Mittelteil, wurde direkt im Fluss errichtet, zwischen die östlichen Enden der beiden Stadtmauern, war aber ursprünglich nur eine Verlängerung der Südmauer. Im unteren Teil des Nezos, wie es fast liebevoll von den Einwohnern genannt wird, gibt es Platz für einige Kriegsschiffe der Oranschen Flotte, welche für Notfälle meist in der Stadt bleiben. Im obersten Teil sind ein paar Mittelstreckengeschütze, riesige Armbrüste, und die Notreserven der Luftstreitkräfte stationiert. Dazwischen wohnen in beiden Teilen der Festung die Gefangenen, die besonders schweren Fällen dürfen sogar unter die Wasseroberfläche, Fische beobachten. Das Nezohoaleank ist der wohl gefürchteste Teil der Stadt bei Kriminellen und normalen Bürgern...

Eine zweite Festung wurd erst Jahre nach Tulans Herrschaft errichtet: Fer Terroanda, Trainingsort der Ternkhon, der Oranleibgarde, und der Stadtwache, sowie Forschungsort der Alchimisten und Waffenforscher und Herberge einer der beiden Kasernen der Stadt. Die Fer Terroanda wurde außerhalb der Stadt erbaut, unabhängig von den Vorgängen in ihr selbst. Um autark genug bleiben zu können besitzt die Fer einen eigenen Hafen, Anlegeplatz all der Schiffe, welche nicht zum Handel mit der Stadt gekommen sind.

Der beliebteste und mit Abstand am stärksten frequentierte Teil Zardankins ist seit ihrer Erbauung 979 das Ravamk, die Arena an der Allee zum Schloss, direkt am Hauptmarkt. Dort, im Ravamkkreis, finden fast täglich die unterschiedlichsten Schauspiele, Tunkoas, statt, von Kämpfen der Insässigen des Nezos gegeneinander oder gegen die verschiedensten Raubtiere (sogar gegen Macaten!), über Rennen bis hin zu sogar kleinen Luftkämpfen, alles zur Unterhaltung der meist aufsässigen Bürger - aber natürlich nicht kostenlos! Die einzigen Anlässe, zu denen wirklich alle ins Ravamk dürfen, sind öffentliche Folterungen und Hinrichtungen, bei welchen besonders beliebt sind das Abschlagen von Körperteilen, das Herausschneiden von Fleischstücken und das Zersägen.

Folgt man der Allee weiter nach Osten, macht sie irgendwann eine Kurve und man endet auf dem Platz vor dem Anwesen der Herrscherfamilie. Dieses verfügt zwar über den größten Garten und die größten Gebäude der Stadt - nach den beiden Festungen und dem Ravamk -, jedoch ist es heutzutage auch nicht mehr besser in Schuss als die Armenviertel. Noch mal von einer eigenen Mauer umgeben, besitzt auch das Anwesen einen eigenen kleinen Hafen, der jedoch nur gedacht ist für die persönlichen Vergnügungsschiffe des Orans.

Die Stadt kann man grob in drei Teile spalten, die Armenviertel im Norden, welche auf der kleinsten Fläche die meisten Einwohner beherbergen, die Viertel der Reichen im Südosten sowie die Straßen der normalen Bürger im Südwesten. Das Ravamk liegt im Südwesten, Nezohoaleank und Fer Terroanda zwar außerhalb der Stadt, doch im Südosten.

Der jüngste Teil der Stadt wurde erbaut am Nordufer des Flusses, nicht wie der Rest im Süden. Die Mauer dort ist größer und noch stärker als die im Süden und der Hafen an der Ptaylankbucht ist der nun größte der Stadt, Anlegeplatz der meisten Fischer, suchen sich die Händler doch lieber einen Platz im Süden. Um aber überhaupt die nördlichen Viertel erreichen zu können ohne die massive Nutzung von Fähren, deren bekannteste die Vyrenfähre zum Nezo ist, brauchte man eine Brücke. Die Entfernung zum anderen Ufer jedoch ist gewaltig und so mussten drei Türme errichtet werden um die Last zu tragen. Und diese wurde immer gewaltiger, denn mittlerweile gibt es drei Ebenen der Brücke. Die Türme spielen auch eine gewichtige Rolle in der Verteidigung der Stadt, haben sie doch die Kontrolle über den Wasserweg.

Bei einer Belagerung im Jahr 3457, als Dhranor ein wenig aufmischen wollte den Norden, schafften die Angreifer es durch das Nordosttor und zerstörten einen großen Teil der Tonkrra, der Nordstadt, welche noch heut unbewohnt und Schauplatz schauriger Geschichten ist, und besetzten Zardarrin, die Stadt und Ost-Istland, und hielten dies unter Kontrolle für gut 100 Jahr, danach vertrieben gemeinsam Aufstände in den besetzten Gebieten und ein Angriff der Toljiken sie.

Nun also hatte die Stadt einen neuen Besatzer und Entika gewann an Einfluss als Hauptstadt der Überreste Zardarrins. Die Toljiken aber nannten die Stadt Zardarrin um in Zarobége und bauten die alte Burg, zur Kontrolle des Flusses auf einer Insel östlich der Fer Terroanda, aus zu einem Hafen für allerlei Kreaturen und Maschinen, die in der Lage sind die Lüfte zu kreuzen. Paerlshare ward er später genannt. Auch brachten sie noch viele andere Neuerungen ins Land und waren ihm zuträglicher denn viele einheimische Herrscher vor ihnen. Doch die Machtsucht der entikanischen Herren war zu groß und so konnte Entika Istland zurückerobern, 3754. Ojútolnán hatte sich längst nach Ost und West gewand und besaß kaum noch Interesse am Süden, so schmerzte es den Tolnán auch wenig. Gleichzeitig führte er in Rardisonán einen Krieg an allen drei Seiten gegen die tanderomérischen Länder, Aleca und Machey. Der Oran Entikas verlagerte seinen Sitz nach Zardantok, welches man fortan so nannte, was ihm die Bürger Entikas übelnahmen bis heute. Und der Oran herrschte grausam über Stadt und das Land.

Nie war Zardantok eine Schönheit gewesen, doch ging es nun noch weiter bergab. Bis heute sogar noch ist die Stadt der reinste Müllhaufen, die Einwohner hinterlassen ihren Unrat direkt auf der Straße, nur im Wohlhabendenviertel kann man noch hin und wieder sauberes Pflaster erblicken.

Viele Besatzer erlebte die Stadt im Laufe der Jahrtausende, doch zeigten sich keine so unbarmherzig wie die aus dem eigenen Land: Als 3914 der damalige Orann, Andoan Fenkayzar, einer von der besonders schlimmen Sorte, von einer aufgebrachten Meute vor den Toren des Schlosses, mitsamt seiner Familie, zuerst gesteinigt und dann zersägt wurde, schwangen sich die Anführer der Menge zu den Herrschern über die Stadt auf. Während diese, mehr schlecht denn recht, Zardantok zu kontrollieren versuchten, herrschte im Rest des Landes mal wieder Anarchie.

3927, als Aufrührer gegen den Stadtrat, welcher tatsächlich noch idiotischer handelte als viele Oranns vor ihnen, einen Macates befreiten aus dem Ravamk, kamen dabei nicht nur sie selbst und ein Teil des Rates, sondern auch gut 100 Bewohner der Stadt um, welche entweder gefressen wurden von dem ausgehungerten Macaten (denn das Ravamk ward damals nicht betreten für gut zwei Jahr), zertrampelt von der panischen Menge oder sonst wie getötet wurden.

3931 kamen die Vobloochen aus dem fernen Osten, mit der Idee, Zardarrin zu erobern, doch zogen sie bald wieder ab, als sie sahen, welch chaotische Zustände herrschten in der Stadt.

3934 waren es erneut die Dhranori, doch gaben auch diese ihre Pläne auf, als ihnen gewahr wurde, dass diese Stadt zu kontrollieren zu schwierig war und ihre Truppen bessere Verwendung fanden im eigenen Land.

Dann aber, 3938, war es eine Streitmacht, die vereint aus Entika und Isthaven kam und das Land wieder zu vereinen mochte, nach verzweifelten Kämpfen zwei Jahre lang. Nach einem weiteren Jahr Streitigkeiten mit den einzelnen Städten und noch einem, in welchem man versuchte sich einige zu werden wo denn nun die Hauptstadt des neuen Reiches liegen solle, entschied man sich schließlich dafür, dass Zardankin erneut Sitz des Oranns und dieser ein Mann aus Sar Antokis, Volczr Tankab, sein sollte.

Die Tankabs hielten sich an der Macht für fast 40 Jahre, in denen es gut 6 Herrscher gab. Deren letzter, Zroako, soll einer der dümmsten Oranns in der Geschichte ganz Zardarrins gewesen sein und so ward er auch eines Nachts tot in seinem Gemach aufgefunden. Zum neuen Machtinhaber machte sich schnell der ehemalige Anführer der Ternkhon, Azotokaheal Nemeoan.

Nemeoan herrschte ganze 14 Jahre ohne größere Zwischenfälle, bis zu den Ereignissen 3995, bei denen Entika seine Unabhängigkeit forderte. Der noch immer andauernde Krieg zwischen Nord (Entika) und Süd (Zardankin) prägte auch das Stadtbild. Tonkrra wird jetzt bereits seit 4 Jahren belagert und es vergeht kaum noch ein Tag an dem nicht gekämpft wird.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.01.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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