Sabine u. Katrin Fellner

Schatten - Vollmond “Kapitel 1“

 

Erste Begegnung

Meine Knie zitterten, als ich vor der Eingangstür zum Café Anchorage stand, was nicht nur an der eisigen Kälte lag. Weiße Wölkchen stiegen aus meiner Nase und Mund und lösten sich auf. Eine Weile stand ich so da, wusste nicht, was ich tun sollte, bis mir einfiel, dass man mich von drinnen aus sehen konnte.
Sofort setzte ich mich in Bewegung und ging die Stufen zur Eingangstür hinauf, die ich mit einem Schwung öffnete.
Warme Luft, die nach Kaffee roch, schlug mir entgegen. Es war neun Uhr morgens. An den rechteckigen Tischen saßen vereinzelt Besucher. Die Stimmen erfüllten den Raum, sodass ich von der Musik, die im Hintergrund lief, kaum mehr was hören konnte.
Sofort stellte ich fest, dass dieses Café gut besucht war und es hier sicherlich mehr als genug Arbeit für mich geben würde.
„Guten Morgen, Miss. Kann ich Ihnen helfen?“
Ein schlaksiger Junge, mit kurzem, blondem Haar stand vor mir. Er trug die Dienstkleidung dieses Cafés, dass aus einem weißen Hemd, schwarzer Hose und weinroter Schürze bestand, auf der in geschwungener Schrift „Café Anchorage – Gesund Essen, Gesund Leben“ stand.
"Hallo.“ Ich zog mir schüchtern die Wollmütze von meinen rotbraunen Haaren und spielte mit ihr nervös herum. „Mein Name ist Ivy-Mary. Ich fange hier …“
"Ach ja.“ Er lachte auf und zog mich etwas weiter von den Tischen weg. „Ich bin Brandon. Freut mich sehr, dich kennen zu lernen. Hey, Julia. Hier ist die Neue.“
Ich verzog das Gesicht.
„Ivy, bitte“, stellte ich ihn sofort richtig, doch scheinbar hatte er meine leise Beschwerde nicht gehört.
Stattdessen ging er auf eine Frau zu, die hinter der Bar stand und einem jungen Mädchen, die hier ebenfalls als Serviererin arbeitete, Getränke in die Hand drückte. Ihre braunen Augen glitten über meinen Körper.
Als sie fertig war mit ihrer Begutachtung, die für mich mehr als nur beklemmend war, schnaubte sie verächtlich aus.
„Immer diese dürren, knochigen Dinger. Wie alt bist du eigentlich?“
„Sechzehn“, antwortete ich ihr sofort.
„Sechzehn.“ Sie lachte leise auf. „Sicherlich zu schwach, um ein Tablett mit drei Limonaden zu tragen und zu dumm, um Wechselgeld auszugeben.“
Was für eine Ziege, schoss es mir und suchte sofort einen passenden Spitznamen für sie.
Schreckschraube…
Perfekt!
Brandon, der noch immer neben mir stand, nahm mich sofort in Schutz. „Mr. Miller wird schon wissen, wen er einstellt und wen nicht. Außerdem ist sie nur drei Jahre jünger als wie ich.
Ich dankte ihm mit einem schüchternen Lächeln.
Schreckschraube seufzte genervt.
„Sie soll sich umziehen und dann gefälligst arbeiten. Fürs rum stehen wird sie nicht bezahlt.“
Schreckschraube wandte sich ab und widmete sich der Kaffeemaschine, die sie zu polieren begann.
"Komm.“
Brandon ließ mir kaum Zeit, mich über Schreckschraube aufzuregen. Hinter der Bar befand sich gleich eine unscheinbare Tür, auf der „Privat“ stand. Er öffnete sie und ein kleiner, gefliester Raum kam zum Vorschein. Drei Türen zweigten in weitere Räume und eine schmale Treppe führte in den Keller.
"Links ist Mr. Millers Büro. Daneben gleich das Lager für die Getränke. Die Treppe führt ins Lager hinunter und das ist der Umkleideraum.“ Er öffnete die letzte Tür und präsentierte einen schmalen Gang. Links befanden sich eine Garderobe und eine weitere Tür während rechts eine weiße Wand war mit geschmacklosen Bildern. „Dort kannst du deinen Mantel und aufhängen und hier umziehen. Deine Arbeitskleidung ist bereits da.“
Ich nickte, während ich meinen Mantel auszog und den Schal abstreifte.
„Gut.“ Er sah mich kurz an und ich spürte, wie sein Blick über meinen Körper glitt. „Nun ja … Wir sehen uns dann oben.“
Schnell schlüpfte er an mir vorbei in den Gastraum. Als ich mir sicher war, dass er weg war, ging ich in den kleinen Umkleideraum. Dort lagen, wie Brandon mir gesagt hatte, meine Klamotten. Schnell prüfte ich, ob sie auch meine Größe hatten und zog mich um.
Als ich fertig war, ging ich zu einem Spiegel hinüber, der sich im Raum befand und steckte mein braunes Haar hoch.
Nachdem ich einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hatte, eilte ich nach draußen um vor Schreckschraube ein gutes Bild abzugeben.
Ihr würde ich zeigen, wer hier dumm war!
„Da bist du ja“, keifte sie sogleich, als ich aus der Tür schlüpfte und mich kurz im Gastraum umsah. „Schließ dich Heather an.“
Sie nickte zu dem jungen Mädchen hinüber, dass gerade einen leeren Tisch am Fenster abräumte. Ich nickte stumm und stöckelte zu ihr hinüber.
„Hi“, lächelte ich und Heather blickte verwundert zu mir hinunter. „Ich bin Ivy.“
„Heather“, stellte sie sich kurz vor und widmete sich weiter mit ihrer Arbeit.
Für kurze Zeit herrschte Stille zwischen uns, die mir unbehaglich war.
"Kann ich helfen?“
Heather sah kurz auf, strich sich eine schwarze Haarsträhne zurück und nickte schließlich. „Nimm das Tablett und trag es rüber zu Julia.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging sie weg und ich schluckte schwer, als ich die vielen Gläser auf dem runden Tablett sah.
Was für ein Himmelfahrtskommando…
Mit zitternden Fingern nahm ich es in die Hände. Die Gläser klirrten, als sie durch meine Bewegungen aneinander stießen. Doch ohne jeglichen Komplikationen schaffte ich es, das Tablett abzustellen.
Sofort war Schreckschraube wieder da.
„Das nächste Mal geht das schneller.“
Ihr Gekeife nervte mich. Ich musste mich zwingen, nicht die Augen zu verdrehen. Nachdem ich die Gläser abgestellt hatte, wollte ich wieder zu Heather gehen, als ich einen Jungen draußen auf der Straße stehen sah.
Unverhohlen starrte er mich an. Er hatte blondes Haar, die er unter einer grauen Wollmütze versteckt hatte. Außerdem trug er eine rechteckige, schwarze Brille mit einem dicken Rand.
Als mir bewusst wurde, dass ich ihn ebenfalls anstarrte, senkte ich schnell den Blick und hoffte, dass er verschwinden würde.
Schnell nahm ich das Tablett an mich und durchquerte den Gastraum um Heather beim bedienen zu helfen. Während ich ging, schweifte mein Blick wieder hinüber zum Fenster.
Er war weg.
Ich wollte gerade erleichtert durchatmen, als die Eingangstür geöffnet wurde und ein kalter Windstoß ins Innere drang.
"Guten Morgen“, hörte ich die melodische, ruhige Stimme eines Jungen.
Ich sah auf und erkannte den Jungen wieder. Er zog gerade die Wollmütze von seinem Kopf und nickte mir lächelnd zu.
Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck erwiderte ich den wortlosen Gruß und widmete mich schnell wieder meiner Arbeit.
Ich hörte, wie Brandon sich um ihn kümmerte und ihm dem Tisch anbot, den ich zuvor abgeräumt hatte.
War der Junge wegen mir im Café?
Er hatte mich angesehen, als würde er mich kennen. Doch ich kannte ihn nicht. Ich hatte all meine Freunde, Verwandte und Bekannte in England zurückgelassen, wo ich ursprünglich gelebt hatte. Und erst vor wenigen Wochen war ich nach Anchorage zu meiner Freundin Joana gezogen.
Ich verbannte den Jungen irgendwo im hinteren Teil meiner Gedanken und konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit.
„Ein süßer Typ“, sagte Heather, als wir gerade die dreckigen Gläser in den Spüler gaben.
Mit einem verträumten Blick sah sie zum Tisch am Fenster hinüber, wo der Junge saß, seinen Kaffee umrührte und dabei mit der Tischdekoration, die aus einem kleinen Bäumchen mit Lichterketten bestand, herumspielte. Als ich ihn ansah, hob er ebenfalls kurz den Kopf und unsere Blicke trafen sich.
Sofort wandte ich mich ab und fuhr fort, die Gläser hektisch in den Spüler zu geben.
„Ich weiß zwar nicht warum, aber scheinbar scheint er dich die ganze Zeit anzuglotzen“, seufzte Heather und warf mir einen abschätzenden Blick zu, der über meine Gestalt glitt. „Na ja …“
Wütend knallte ich den Spüler zu und schaltete ihn ein, wobei ich Heather finster nachsah, die mit einem koketten Lächeln auf den Jungen zuging. Ich sah, wie Heather ihn etwas fragte, wobei sie sich wie üblich eine schwarze Haarsträhne hinter ihr Ohr strich. Er antwortete ihr und ich bemerkte, wie ihr Lächeln im Gesicht einfror, sie kurz nickte und dann auf mich zukam.
"Er will mit dir kurz sprechen. Anscheinend kennt er dich“, sagte sie abfällig und nickte zu dem Jungen hinüber, der lächelnd die Hand hob.
Ich winkte schüchtern zurück. „Darf ich?“
Sie schnaubte genervt.
„Na geh schon. Unterhalt dich nicht zulange. Es gibt hier genügend Arbeit.“
Ich bedankte mich leise und schluckte die bissigen Bemerkungen hinunter, die mir auf der Zunge lagen. Dann ging ich mit großen Schritten auf den Tisch zu und kratzte mein ganzes Selbstbewusstsein zusammen.
Es passierte mir nämlich öfters, dass ich zu stottern anfing wenn ich mit einem Jungen redete.
„Hallo.“
„Setz dich doch.“
Er nickte auf den Stuhl gegenüber von sich und nahm einen Schluck Kaffee aus der geblümten Tasse. Etwas widerwillig näherte ich mich den Stuhl und als ich einen kurzen  Blick zu Schreckschraube geworfen hatte, die sich gerade mit drei alten Herren an der Bar unterhielt, setzte ich mich an den Tisch und betrachtete meine Finger, mit denen ich nervös herumspielte.
„Ich bin Nathan“, stellte sich der Junge mit einem strahlenden Lächeln vor. Er hatte eine angenehme, ruhige Stimme, die mir auch zuvor aufgefallen war, als er das Café betreten hatte. „Und du bist?“
„Ivy-Mary O’Shea“, antwortete ich ihm.
Meine Nervosität fiel von mir ab, wie ein Bühnenvorhang. Ich hörte auf, mit meinen Fingern zu spielen, sondern sah gelassen Nathan an, der noch immer freundlich lächelte.
Als ich ihn mir genauer ansah, bemerkte ich, dass er gar nicht einmal so schlecht aussah. Er hatte graue Augen, die hinter den Brillengläsern funkelten. Aber es war kein belustigtes funkeln.
Irgendwie konnte ich es nicht deuten.
„Schöner Name“, sagte er schließlich und lehnte sich zurück.
„Finde ich nicht“, wehrte ich schnell ab. In seiner Nähe konnte ich so unbefangen reden, als hätte ich es hier mit meiner besten Freundin zu tun. „Ivy geht ja noch aber Mary…“
Er lachte auf. „Deine Eltern werden schon wissen, warum sie dir diesen Namen gegeben haben. Ivy bedeutet Efeu. Vielleicht glaubten sie, dass du einmal einem Efeu gleichen wirst.“
Ich legte meinen Kopf schief.
„Vergiss es“, sagte er schnell und winkte mit der Hand ab. „Ich rede Mist.“
„Lebst du hier in Anchorage?“
Er nickte und lächelte, wobei er seine weißen Zähne zeigten.
„Ja. In der Botanical Heights Circel. Etwas am Rande in der Nähe der Küste“, erklärte er mir und plötzlich verdunkelten sich seine Augen. „Wo wohnst du?“
Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht antworten. Ich suchte gerade nach einer passenden Ausrede, als mich Schreckschraube rief.
„Ivy-Mary. Du wirst hier nicht fürs sitzen bezahlt. Nimm gefälligst Bestellungen auf“, rief sie quer durch den Gastraum.
Erleichtert atmete ich auf, was sich für Nathan nach einem genervten Schnauben anhörte, da er breit grinste.
„Wenn du schon Bestellungen entgegennehmen musst, dann bring mir doch eine Pizza.“
„Welche?“, fragte ich sofort und kramte etwas umständlich in meiner Schürzenstasche nach einem Kugelschreiber und Block.
„Egal.“
„Hawaii?“
„Gut.“
Er schenkte mir sein Zahnpastalächeln und ich notierte mir schnell die Bestellung. Die Küche des Cafés befand sich neben den Sanitäranlagen. Dort arbeitete ein dicklicher Italiener namens Pedro.
Als ich in die Küche trat, begrüßte er mich mit einem strahlenden Lächeln.
„Eine wunderschöne Kellnerin!“, rief er aus und klatschte erfreut in die Hände. Sofort merkte ich seinen Dialekt. „Was brauchst du?“
„Pizza“, antwortete ich schüchtern und reichte ihm den Zettel.
Als ich Nathans Tisch verlassen hatte, war ich sofort wieder schüchtern geworden. Scheinbar fühlte ich mich in Nathans Nähe wohl…
„Hawaii“, lachte er und begann zu Kochen. „Wie heißt du?“
„Ivy.“
„Wunderhübscher Name.“
„Sie sind schon der Zweite, der das zu mir sagt“, lächelte ich und sah zu, wie Pedro den Zettel an ein Klemmbett gab und einen runden Pizzateig aus einer Kühllade nahm.
„Sonst noch was?“, fragte er grinsend und begann, einen runden Teig zu formen.
Ich schüttelte schnell den Kopf und machte auf den Absatz kehrt. Als ich wieder in den Gastraum trat, sah ich, wie Heather sich wieder an Nathan ran machte.
Er lächelte sein typisches Lächeln und winkte mit der Hand ab. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck wandte sie sich wieder ab und warf mir einen vernichtenden Blick zu.
Wunderbar… Schon am ersten Arbeitstag einen Feind geschaffen. Dieser Nathan schien mir nicht gerade Glück zu bringen.
Heather unterhielt sich flüsternd mit Julia. Sie warf mir ebenfalls einen finsteren Blick aus ihren brauen Augen zu.
Und einen zweiten Feind auch noch, obwohl ich Schreckschraube schon von Anfang an als Feind gezählt hatte
Ich kratzte all meinen Mut zusammen und ging zur Bar hinüber.
„Kann ich…“, wollte ich fragen, doch Heather schnitt mir sofort das Wort ab.
"Wenn seine Pizza kommt, möchte er, dass du dich wieder an seinen Tisch setzt“, sagte Heather und versuchte, ein freundliches Lächeln über die Lippen zu bekommen.
„Gut“, sagte ich gedehnt und warf Nathan einen Blick zu, der seinen Kaffee schlürfte und gedankenverloren aus dem Fenster blickte.
„Ich ziehe es von deiner Mittagspause ab“, sagte Schreckschraube finster und wandte sich einem der alten Herren an der Bar zu, der noch etwas bestellen wollte.
Was?
Mein Mund schloss und öffnete sich. In meinem Kopf formten sich wütende Sätze, die ich dieser Schreckschraube am liebsten an den Kopf werfen wollte. Doch ich schluckte sie hinunter, wandte mich ab und verschwand zwischen den Tischen, um abzuräumen oder Bestellungen anzunehmen, bis endlich die Pizza kam und ich mich zu Nathan setzen konnte.
Ich wusste nicht warum, aber ich konnte es kaum erwarten. Sich mit ihm zu unterhalten war angenehm und beruhigend.
Es wurde zehn Uhr und das Café lehrte sich zunehmend. Schließlich kam die Pizza, die ich gleich an der Durchreiche entgegennahm und zu Nathan brachte.
„Hier“, lächelte ich und platzierte den Teller vor ihm.
„Setz dich“, sagte er und deutete mit einer kurzen Geste zu dem freien Platz.
Ich setzte mich ohne lange zu warten und sah zu, wie er die Pizza in der Hälfte auseinander schnitt. Kurz beobachtete ich ihn dabei, bis mir einfiel, warum er eigentlich hier saß.
„Kennst du mich?“, fragte ich und lachte schüchtern. „Ich meine … Ich habe bemerkt, dass du mich angestarrt hast. Für mich hatte es den anscheinend, als würdest du mich kennen.“
Nathan lachte auf und schob eine Pizzahälfte soweit hinüber, dass sie voneinander getrennt waren. „Iss.“ Als ich nicht zulangte sah er mich verwundert an. „Was ist?“
„Danke nein.“
„Warum?“
„Ich nehme nichts von Fremden entgegen.“
Wieder lachte er auf und zeigte mir sein Zahnpastalächeln, dass mir schon langsam auf die Nerven ging. „Du kennst bereits meinen Namen und meinen Wohnort und dann sagst du zu mir, ich wäre ein Fremder.“
Meine Wangen färbten sich rot. Er hatte Recht. Ich durfte nicht misstrauisch ihm gegenüber sein, denn er brachte mir mehr vertrauen entgegen als ich ihm. Aber dieses komische Funkeln in seinen Augen…
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortete“, rettete ich mich aus der peinlichen Situation.
„Ich weiß nicht.“ Er zuckte mit den Schulter und schob die Pizzahälfte noch weiter zu mir hinüber, sodass sie fast über den Tellerrand stand und ich sie schließlich nehmen musste, damit er nicht die Tischdecke schmutzig machte. „Du warst mir einfach sympathisch.“
Wieder schenkte er mir ein Zahnpastalächeln.
Willst du mit deinen Zähnen angeben?
Ich seufzte schwer und biss von der Pizza ab. „Noch was: Wieso willst du mit mir reden?“
„Wie bereits gesagt, du warst  mir sympathisch.“
Langsam kaute ich und bedachte meine nächsten Worte genau.
"Deswegen fordert man doch nicht gleich das Personal auf, dass hier arbeitet, sich an den Tisch zu setzten“, konterte ich und schluckte den Bissen hinunter.
„Tja.“ Er zuckte mit den Schultern und schnitt seine Pizza feinsäuberlich in Stücke. „Ich mach es einfach so.“
Während wir aßen, schwiegen wir. Ich sah ihm zu, wie er aß. Wie ein Gentleman aus einem Benimmkurs. Neben ihm kam ich mir vor wie ein Tölpel.
„Was willst du noch wissen, bis du mir vertraust?“, fragte Nathan plötzlich und legte das Besteck auf den Tellerrand.
„Nichts“, antwortete ich ihm schnell. „Außer …“
Ich hielt inne und säuberte meine Finger bedacht langsam mit einer Serviette. Ich wollte solange wie möglich an diesem Tisch sitzen.
„Was ist?“
„Deinen Familiennamen weiß ich noch nicht.“
Für kurze Zeit schwieg er. Scheinbar überlegte er, ob er mir ihn sagen würde.
Was war an einem Familiennamen schon so besonders? Er sah aus, als würde er sich zwischen Leben und Tot entscheiden.
Seine Finger griffen wieder nach dem Besteck und schoben ein paar Krümel auf die Gabel, die er sich dann langsam in den Mund schob. Er versuchte Zeit zu schinden.
Als er endlich wieder das Besteck auf die Seite gelegt hatte, lächelte er.
„Entschuldige.“ Er rückte seine Brille zurecht und lehnte sich wieder zurück wobei er fast elegant den Teller von sich schob. „Strader.“
„Strader“, wiederholte ich leise
Ich bemerkte nicht, wie Heather an den Tisch kam und den Teller abservierte. Als ihr schlanker Arm nach dem Teller griff, zuckte ich erschrocken zusammen und sah zu ihr auf.
Ein tödlicher Blick von ihr streifte mich und mit einem steifen Lächeln fragte sie Nathan nach irgendwelchen weiteren Wünschen.
„Zahlen“, antwortete er nur.
„Kannst du machen, Ivy-Mary“, sagte Heather an mich gewand und stöckelte davon.
„Ivy“, stellte ich richtig und erhob mich, wobei ich einen Zettel in die Hand nahm und Nathans Bestellungen summierte. Ich legte ihm den Zettel vor sich auf den Tisch und lächelte. „Hier bitte.“
Kurz betrachtete er meine krakeligen Zahlen und drückte mir ein paar Scheine in die Hand.
„Der Rest ist für dich“, lächelte er und blickte kurz zu Schreckschraube hinüber, die mich mit Argusaugen beobachtete. Dann fügte er leise hinzu: „Nur für dich.“
Ich dankte ihm und gab die Scheine in meine Rocktasche, da ich noch nicht im Besitz einer Geldtasche war. Dann servierte ich noch schnell den Rest ab und verschwand in der Küche, um dort das Geschirr abzuliefern.
So schnell wie möglich stellte ich das Geschirr ab und ging zurück in den Gastraum um noch einmal Nathan zu sehen und um sich bei ihm zu verabschieden.
Enttäuscht stellte ich fest, dass er bereits gegangen war. Sein Tisch war leer. Nun kam mir der Gastraum um eine Spur trauriger vor, was nicht nur an den leeren Tischen lag.
Seufzend ging ich zur Bar und reichte Schreckschraube die Scheine.
„Was ist mit Wechselgeld?“, fragte sie mit einem scharfen Tonfall.
„Ist Trinkgeld“, antwortete ich.
Schreckschraube nickte lächelnd und steckte das Restgeld in ihre Tasche. Ich verspürte keine Lust, ihr zu sagen, dass es mir zustand. Sie würde es sicherlich nicht zulassen, dass ich es bekam. Und auf die paar Cents war ich nicht scharf.
Ich wünschte mir nur, dass dieser Tag bald zu Ende ging und ich bald wieder Nathan treffen konnte.
Keine Ahnung warum, aber er war mir sympathisch und in seiner Nähe fühlte ich mich wohl.

So... Unser erstes Kapitel. Wir hoffen, euch gefällts ^^
P.S: Anchorage und diverse Straßennamen existieren wirklich.
Sabine u. Katrin Fellner, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.01.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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