Patrik Baumrock

Geschichten aus Nibor Kapitel 4

Ankunft und Abreise:

Dilan keuchte. Er stand etwa fünf Meter einem anderen Jungen gegenüber, mit dem er um den letzten verfügbaren Platz bei den Ailuj kämpfen musste. Vier waren schon auserwählt worden und dies war der letzte Kampf des Turniers, um den Fünften zu ermitteln. Sie kämpften schon gute fünf Minuten, doch sein Gegenüber zeigte keine Spur von Ermüdung. Immer wieder war er auf den Kämpfer in Kettenrüstung und Plattenhelm angestürmt und brachte seine besten Finten, holte alles aus seiner Technik heraus, aber nicht ein Schlag kam auch nur in die Nähe der Rüstung.
Mit Leichtigkeit blockte der Andere, machte aber Seinerseits keine Anstalten für einen Angriff.
Es dämmerte bald und trotzdem war es sehr heiß, war doch Sommer und sie hier im Südenosten Nibor‘ s.  
Um sie herum johlten die Zuschauer in der am Stadtplatz vor der Burg aufgebauten Arena. Diese war an drei Seiten mit Tribünen umgeben, an der vierten führte schmaler Weg zu den Zelten der Teilnehmer. Jedes Jahr fanden hier die Ausscheidungskämpfe statt und fünf Privilegierte durften den Ailuj beitreten. Alle Teilnehmer hatten schon diverse Ausbildungen bei Mitgliedern des Ordens genossen, doch sein Gegenüber war ihm unbekannt.
Dilan konzentrierte sich wieder und nahm erneut den Versuch auf den scheinbar übermächtigen Gegner zu überwältigen.
Drei Schritte und er war bei ihm, täuschte einen seitlichen Schlag an, zog ihn ihm letzten Moment aber nach unten. In dem selben Augenblick wo er die Finte setzte, erkannte Dilan, dass sein Gegner genau wusste was er vorhatte.
Er rannte ins Leere, spürte einen leichten Schlag auf dem Rücken und mit aller Mühe vermied er einen Sturz.
Die Menge lachte und jubelte. Der Andere hat ihm doch tatsächlich mit der flachen Seite seines Schwertes einen Schlag auf den Rücken gegeben.
Jetzt wurde Dilan wütend. Nicht nur das ihm sein Gegner überlegen war, er verspottete ihn auch noch. Sein Gesicht lief unter einer Schicht aus Schweiß und Staub rot an.
Voller Wut setzte er einen weiteren Angriff. Diesmal probierte er keine Finte. Er schlug einfach wild auf seinen Kontrahenten ein ,ließ seine Deckung völlig außer acht, frei nach dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung.
Immer wilder und wilder Schlug er um sich, machte es ihn doch rasend vor Wut, dass er mit solcher Leichtigkeit geblockt wurde.
Egal wie er zuschlug, von oben, von rechts und links, er probierte sogar Schläge von unten, nichts fruchtete.
Plötzlich spürte er es, sein Gegner hatte beschlossen den Kampf zu beenden.
Noch einmal stellte sich Dilan ihm trotzig entgegen.
Es half alles nicht. Der Unbekannte schlug das Erste mal zu. Dilan glaubte sein Arm bricht ab, als er blockte. Punktgenau kam der Schlag und noch dazu mit solch einer Kraft, dass der Junge wusste, dass er verlieren würde. Zweimal blockte er in seiner Verzweiflung noch, aber der vierte Schlag schleuderte ihn mit voller Wucht auf den staubigen  Lehmboden.
Dilan schloss kurz die Augen. Der Hieb hatte ihn mit voller Wucht in die Bauchgegend getroffen und die Luft blieb ihm weg. Nach ein paar Augenblicken öffnete er sie wieder. Er lag am Rücken, sein Schwert lag zwei Meter entfernt am Rand der Arena.
Die Menge um ihn jubelte und sein Kontrahent stand vor ihm mit ausgestreckter Hand um ihm aufzuhelfen. Voller Wut schlug er die ihm dargebotene Hand weg, rappelte sich schnell auf und verschwand aus der Arena.
Der Kämpfer zuckte mit den Schultern und drehte sich um. Das war seiner Meinung nach der schwierigste Kampf dieses Turniers, hatte sein Gegner doch eine gute Technik und eine hohe Ausdauer. Doch in Wirklichkeit wusste er das ihm hier niemand gewachsen war.
“Große Kraft bringt große Verantwortung mit sich.”
Diesen Satz hatte er schon oft von seinem Lehrmeister gehört und verstand ihn auch. Er setzte bei solchen Turnieren nie seine volle Kraft ein und verließ sich lieber auf seine Technik. Es war ja nicht sein Ziel jemand anders hier zu verletzen oder sogar zu töten, er musste nur gewinnen.
Baren nahm den Helm ab. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn und auch sein Gesicht war an den Stellen von Staub bedeckt, an denen der Helm Luftöffnungen hatte. Er ging auf den Ausgang zu, um zu seinem Zelt zu gelangen. Viele tätschelten ihn am Weg die Schulter und gratulierten ihm zu seinem Sieg. Baren musste grinsen, als er sogar weibliche Stimmen seinen Namen rufen hörte und spürte wie ihm das Blut in den Kopf schoss.
Mit Frauen hatte er nichts am Hut. Zumindest noch nicht. Ihm war sein Training viel wichtiger, als sich mit dem anderen Geschlecht zu beschäftigen.
In seinem blaufarbenen Zelt angekommen, setzte sich Baren erst einmal auf sein Feldbett. Er konnte außerdem noch eine Truhe, einen Rüstungsständer, eine Waschschüssel mit klarem Wasser darin und einen kleinen Klappsessel mit Tisch, auf dem ein Kerzenstumpen und viele verschiedenfarbige Wachsflecken waren, sein eigen nennen. Das alles hatte er seinem Mentor zu verdanken. Gut ein Jahr befand sich Baren nun in der Ausbildung bei Trebron, der ihm alles finanzierte und krönte es nun mit der Aufnahme bei den Ailuj.
“Schade das Marlon das nicht miterleben kann”, dachte er sich.
Er hatte nicht ein Wort seines besten Freundes gehört, seit dem sie sich bei der Festung Inna verabschiedet hatten und dies schmerzte ihn sehr. Seine Gedanken wurden unterbrochen. Trebron betrat das Zelt. In seinem Gesicht spiegelte sich große Freude und auch viel Stolz wieder. Barens Gedanken zerstreuten sich.
“Komm hinaus, die Zeremonie beginnt.”
Schnell nahm Baren seinen Helm und folgte ihm.
Am Kampfplatz angekommen standen die anderen vier Jungen schon in einer Reihe. Baren setzte sich wie die Anderen den Helm wieder auf und kniete sich neben seine neuen Ordensbrüder.
Sie waren die letzten Fünf.
Bogenschießen, Taktik, Nahkampf und ein Gespräch mit den Führern der Ailuj hatten sie hinter sich, als sie nun das letzte Auswahlkriterium erfüllen mussten. Nun war es vorbei, bald würden sie Krieger der Ailuj werden.
Der Oberste des Ordens begann mit der Zeremonie. Es folgten mehrere Gesänge, dann schallten die Fanfaren laut durch die Kampfstätte.
Baren’ s Magen krampfte sich zusammen, ein Zeichen dafür, dass er sehr aufgeregt war.
Der Anführer stellte sich vor sie.
Hinter ihm ging ein Krieger des Ordens mit vier Umhängen auf seinen Händen aufgelegt.
“ Du, Ilian bist auserwählt worden den Ailuj beizutreten. Schwörst du dem Orden die Treue und vollstes Gehorsam, so antworte mit Ja.”
“Ja!”
“Dann nimm diesen Umhang und dieses Amulett zum Zeichen, das du einer der Unseren bist.“
Der Ordensmeister legte ihm den Umhang und einen kleinen Anhänger um und nahm ihm danach den Helm ab. "Nun blicke in die Welt als einer der Unsrigen."
Der Junge öffnete die Augen. Der Ordensführer schlug sich mit der Faust auf die Brust und der Junge tat es ihm gleich.
Dies war das Zeichen der Ailuj, so begrüßten sie einen Bruder und sonst niemand anderen.
Drei weitere Male wurde diese Prozedur vollzogen und je näher der Meister zu Baren kam umso aufgeregter wurde er.
Sein Magen war mittlerweile ein Knoten. Wenigstens war sein Kopf frei von Gedanken dachte er sich, sonst müsste er sich noch übergeben. Die Anspannung im Kampf war kein Vergleich zu dem, wie er sich jetzt fühlte.
Dann war es soweit.
Als der Meister ihm Sekunden später seinen Helm abnahm und Baren die Augen aufschlug, weinte er vor Glück. Er hatte es geschafft, er gehörte zu den besten Kriegern Nibor’ s.

Bald darauf wurden sie unter tosendem Applaus in die Festung geführt. Auf dem Weg zur Burg, die dem angrenzenden Ortschaften schon immer als Schutz vor den Gefahren des Krieges geboten hatte, hörten sie wieder die Fanfaren und der Weg war gesäumt von Schaulustigen. Noch immer war Baren fassungslos, welches Glück im zuteil wurde. Andererseits spürte er auch ein bisschen Trauer, dass sein Vater ihn nicht sehen konnte, er wäre sicher sehr stolz auf ihn.
Zwanzig Meter vor der Burg brach der Trubel dann aprubt ab. Auf diese Distanz durfte sich die Bevölkerung der Festung nähern, sonst hatten nur Ordensmitglieder und besonderst ausgewählte Personen Zugang. Und nun auch die Fünf.
Die Burg wurde "der Fels" genannt, stand sie doch wie ein Fels in der Brandung, auf einer Klippe gute fünfzig Meter über dem grünlich schimmernden, tosenden Meer.
Es war bestimmt nicht die größte oder schönste Festung in Nibor, doch durch die mittlerweile Jahrhunderte lange Anwesenheit der Aijul probierte niemand die Burg oder das angrenzende Gebiet zu plündern.
"Der Fels" lag auf einem Felsplateau und hatte sechs Türme. Vier an der Front und zwei am Rande der Klippen gelegen. Wind und Wetter hinterließen deutlich ihre Spuren, die Unterseite der Burg teilweise sogar durch die immerwährende Feuchtigkeit grün von Algen und die Steine aus der die Mauer bestand verwittert. Die fünfundzwanzig Meter hohen Mauern waren gesäumt von quadratischen Zinnen und auf jedem der Türme stand ein Katapult, bereit den Feind der sich von Land näherte, oder per Schiff vom Meer kam zu vernichten. Der Burgfried, ein rechteckiges Gebäude, komplett aus Stein gefertigt, war bis auf der Stall das einzige Gebäude in der Burg und stand genau in der Mitte der Mauern, sodass man in ihn nur durch den Eingang betreten konnte. Er überragte die Mauern nochmals um zwanzig Meter und auf seinem Dach befanden sich abermals vier Katapulte, zwei die in Richtung Meer zeigen, die anderen auf das Festland gerichtet. Von diesem, dem höchsten Punkt der Burg konnte man Kilometer weit in jede Himmelsrichtung blicken.
Baren kam durch ein gewaltiges Tor in die Festung. Darin herrschte Rege Betriebsamkeit.  
Nicht jeder konnte an der Zeremonie teilnehmen, hatten sie doch alle wichtige Aufträge zu erfüllen.
Krieger rüsteten sich für eine Mission, übten sich im Kampf, oder verrichteten sonstige Tätigkeiten, die man als Ailuj zu bewältigen hatte. Als sie bemerkt wurden, hielten die Krieger inne und schlugen sich auf die Brust, um danach wieder ihre Arbeit aufzunehmen.

Baren tat es ihnen gleich und fühlte sich sofort wie einer der Ihren.
Die Fünf wurden zum Burgfried geführt.
Dort verabschiedete sich der Ordensmeister von ihnen, schlug sich auf die Brust und verließ die schnellen Schrittes.
Der Eingang des Friedes war ein gut drei Meter langer Gang, der in das ebenfalls mit grünen Algen übersäte Gebäude hineinführte und an beiden Enden mit einem Fallgitter gesichert war. Danach erst konnte man die Befestigungsanlage, durch ein hohes schweres Eichentor betreten.
Darin angekommen wurden sie die Treppen hinauf in ihre neuen Zimmer geführt. Baren hatte seines im dritten Stock, am Ende des Ganges. Als er eintrat und die Tür schloss atmete er erst einmal tief ein und aus, nachdem er sich an die geschlossene Tür gelehnt hatte.
Es war geschafft.
Hunderte Gedanken schienen auf einmal um seine Aufmerksamkeit zu buhlen, dennoch konnte er sich auf keinen Einzigen richtig Konzentrieren. Er war noch viel zu Aufgeregt, um sich irgendwie zu besinnen, er wollte einfach nur den Moment, diese unglaubliche Erfahrung auskosten. So stand er da, nicht in der Lage sich auch nur umzusehen.
Dann, als er sich langsam beruhigt hatte, spürte er auf einmal ein eigenartiges Gefühl in sich aufsteigen, ein Gefühl mit dem er nicht gerechnet hatte, dass ihm schon seit langem nicht mehr vertraut war. Zuerst konnte er es nicht definieren, doch dann, als er sich furchtbar anstrengte und daran dachte, was denn das für ein Gefühl sei, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Er fühlte sich seit langem wieder zu Hause.
Einige Zeit stand Baren noch so mit geschlossenen Augen an die Tür gelehnt. Als er sie wieder öffnete,  inspizierte er sein Zimmer.
An der linken Seite der Wand stand ein Bett, mit einem kleinen brauen Kasten daneben, unter dem einzigem Fenster im Raum stand ein schwerer dunkler Tisch. Weiters waren zwei Stühle an den Kopfenden des Tisches und ein Rüstungsständer vorhanden und neben seinem Bett lag ein weises Lammfell auf dem grauen Steinboden. Er ging von einem Gegenstand zum anderen und strich mit seinen Fingerspitzen darüber, so als wollte er testen, ob sie auch wirklich existierten.
Gerade als Baren die Aussicht genießen wollte, klopfte es an der Tür.
Als der Junge aufmachte, blickte er in das lächelnde Gesicht von Trebron. „Ich habe deine Sachen in den Hof bringen lassen, ich hoffe es stört dich nicht.“
„Nein keinen Falls, danke ich gehe gleich um sie zu holen.“
Gemeinsam gingen sie die Stufen hinunter und trugen Baren’ s Hab und Gut in sein Zimmer.
Danach entledigte er sich noch schnell seiner Rüstung und Trebron führte ihn herum.
Er zeigte ihm die Küche, die Waffenkammer, den Waschraum und die Verteidigungsanlagen.
Baren war von allem tief beeindruckt.
Danach führte Trebron Baren in die Katakomben vom „Felsen.“
„Weißt du Baren die Festung hier gab es schon lange vor den Ailuj. In unserer alten Bibliothek sind Schriften die niemand mehr lesen kann, aus längst vergangenen Tagen. Doch gibt es Sagen und Märchen, die davon erzählen, dass als die Menschen von Anida zur Kontrolle der Haltor und der Elfen entsendet worden waren, hier ihr allererstes Lager aufschlugen und diese Festung errichteten, um sich verteidigen zu können.“  
Sie kamen in einen langen Gang mit zwei Türen, eine am Anfang und eine am Ende.Beide wurden durch Fackeln erhellt. Es war feucht, was jedoch kein Wunder war, bestanden die Wände doch nur aus hart geklopftem Lehm, aus dem Teilweise Wurzeln hervorwucherten. Trebron führte Baren zu der Tür am anderen Ende. „Was ist da dahinter?“, fragte Baren. „Dort geht es tiefer und tiefer in die Erde und irgendwann, kommt man zu einer Kreuzung. Der eine Weg führt zu einem kleinen Hafen, der so angelegt ist, dass ihn niemand sehen kann. Er wurde für den Fall angelegt, dass falls die Festung einmal erobert werden sollte, alle fliehen konnten. Bei dem anderen Weg weiß niemand wohin er führt.“
„Warum begeht man ihn dann nicht einfach um es herauszufinden?“
"Er ist zugemauert und jeder Versuch von uns ihn aufzubrechen ist bisher gescheitert."
Trebron machte eine kurze Pause.
"Anscheinend dürfte irgendeine alte Magie die Steine zusammenhalten.“
Mittlerweile waren sie am Ende des Ganges und somit an der Tür angekommen. Trebron öffnete sie.
Als Baren eintrat, sah er eine riesige Schmiede.
Mit sichtlichem Stolz in der Stimme verkündete Trebron,
„Wir befinden uns hier in der größten und besten Schmiede von ganz Nibor! Nur ausgewählte Meister dürfen hier, neben uns ihre Stücke anfertigen, viele der nun verschollenen magischen Klingen wurden auf diesen Ambossen geschmiedet."
Der junge Krieger kam sich vor wie im Paradies.
"Ich habe nirgends Schornsteine in der Burg gesehen. Befinden wir uns noch unter ihr?", fragte Baren.
" Nein wir befinden uns außerhalb der Burg, unter einer nahen Waldlichtung. Die Schornsteine selber liegen gut versteckt unter Laub und Geäst."

Die Halle war gute fünf Meter hoch und voll von Gerätschaften. An die zwanzig Essen standen bereit, um mit tausenden von Graden Stahl zu erhitzen. An der Rückseite konnte Baren, außerhalb der Reichweite der Feuer, eine ganze Wand voller Bücher erspähen, voll gefüllt mit den besten Schmiedetechniken des Landes.
„Seit dem ich bei den Ailuj bin, herrscht hier kaum noch Betrieb. Hie und da repariert ein Kämpfer seine Waffe oder Rüstung, doch meist ist es hier stumm und komplett verwaist."
Die Stimme von Barens Lehrmeister klang etwas traurig.
"Die Bücher da hinten hat seit mindestens hundert Jahren keiner mehr angefasst, sie sind zu kompliziert für die heutigen Schmiede.“
„ Darf ich sie mir anschauen?“, fragte Baren mit großen Augen.
„Ja, mach es ruhig, du kannst sie dir auch gerne ausborgen.“
Baren grinste von einem Ohr zum anderen.
Auf einmal verfiel sein Lächeln.
„Ich werde aber doch kaum Zeit haben zum Schmieden zu kommen, jetzt wo doch meine Ausbildung bei den Ailuj doch gerade erst beginnt!“
„Wieso gerade erst beginnt? Deine Ausbildung ist abgeschlossen Baren!“ Glaubst du wir nehmen Krieger auf die noch geschult werden müssen?"
Trebron beantwortete sich die Frage selber.
"Nein, bei uns erhält man den letzten Feinschliff!“
Baren verstand nicht was Trebron meinte.
„Und was tun wir dann den ganzen Tag?“
Baren merkte, dass ihm Trebron auf ihren langem gemeinsamen Weg kaum etwas über seinen Orden preisgegeben hatte.
"Eine berechtigte Frage, gut ich erkläre dir alles."
„ In den ersten zwei Morgenstunden, vorausgesetzt man befindet sich nicht auf Mission, steht verpflichtend Schwertkampftraining auf der Tagesordnung, danach kann man manchen was man will, solange es zum Wohle der Gemeinschaft beiträgt. Manche üben sich in der Kunst des Bogenschießens, andere bestellen die Äcker, wieder andere stählen ihre Körper. Dann, in den zwei Abendstunden wird wieder trainiert, bis die Sonne untergeht. “
„Und warum schmiedet dann niemand?“ fragte Baren.
„Weil uns einfach die Zeit für so einen komplexen Beruf fehlt. Du wirst sehen, ehe du dich versiehst befindest du dich auf Mission, oder musst die Denkmäler der Göttin bewachen.“
„Ich verstehe.“
Baren blickte sich noch einmal um und gemeinsam verließen sie die unterirdische Schmiede.
   
Baren gewöhnte sich schnell an den Tagesrhythmus der in der Burg herrschte. Trebron hatte es kaum erstaunt, als ihm der junge Mann verkündete, dass er sich trotz des Stresses des Altages, dem Schmieden widmen wollte. Sein Tagesablauf bestand deswegen aus trainieren, frühstücken, schmieden, Mittagessen, schmieden, trainieren und falls er danach nicht vor Erschöpfung in der Schmiede einschlief wieder schmieden.
Nach zwei Wochen war er schon in der ganzen Burg bekannt, einerseits durch seine perfekten Schwertkampftechniken, andererseits durch seine Begabung mit Metall umzugehen. Er wurde regelrecht mit Bitten überhäuft, Rüstungen zu reparieren, Schwerter auszubessern, oder gar manchmal neue Waffen zu schmieden.
Es war sehr anstrengend, doch Baren tat es gern, war es doch sein Beitrag um diese Gemeinschaft am Leben zu erhalten.
Kaum hatte er jedoch eine freie Minute, stöberte er durch die Bücher, um immer wieder etwas Neues zu erlernen, was mitunter nicht einfach war.
Denn viele der Bücher waren in einer Fremden Sprache geschrieben und Baren konnte sich nur anhand der Zeichnungen daran orientieren, wie er vorzugehen hatte und wiederholte den Vorgang so oft, bis er meinte das es so richtig sei.

So verstrichen einige Wochen und Baren fragte sich langsam wann er endlich seinen ersten Auftrag erhalten würde. Nicht das ihn der Tagesablauf in der Burg stören würde, doch er sah immer wieder Ordensmitglieder aufbrechen, oder wieder ankommen und das schürte sein Verlangen nach Abenteuern.

Eines Abends, Baren wollte gerade wieder schmieden gehen, als Trebron auf ihn zukam. er hatte ihn lange schon nicht gesehen und deswegen war die Freude groß seinen Lehrmeister wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.
"Bist du bereit?"
Baren verstand sofort was Trebron meinte und antwortete mit einem Kopfnicken.
"Dann pack deine Sachen zusammen im Morgengrauen reiten wir los."

Baren tätschelte den Hals seines Pferdes. Statt seines frisch polierten Kettenharnisches hatte er eine dunkle Lederrüstung mit passenden Bein um Armschienen an, sowie einer wärmenden Lederhose in der gleichen Farbe. Alles war auf seinem Bett bereit gelegen, als er am Vorabend in sein Zimmer kam, um sich für seinen ersten Auftrag zu rüsten. Außerdem hatte er den Umhang mit dem Wappen der Aijul um, darunter sein Schwert auf seinem Rücken befestigt und seinen Anhänger um den Hals.
Zwischen Gürtel und Hose steckte sein Dolch, die erste Waffe die er sich selbst geschmiedet hatte. Er trug ihn immer bei sich, als eine Art Glücksbringer und außerdem war es für ihn wie ein Stückchen Heimat.
Das braune Pferd war an beiden Seiten mit Taschen behangen, vollgefüllt mit Proviant und daneben waren Wasserflaschen festgesurrt. Dann war da noch ein entspannter Bogen mit Pfeilen, die in einem ledernen, verschlossenen Köcher steckten. 
Er und sein Tier standen mitten im Hof. Es hat gerade erst zu dämmern begonnen, doch Baren fand keinen Schlaf, deswegen bereitete er sich lieber auf seinen Auftrag vor und nun warteten er auf Trebron.
Da in der Burg dicker Nebel herrschte hörte er seinen Meister, bevor er ihn sah.
Er schwang sich auf sein Pferd. Langsam entwich Trebron dem Nebel. Er war fast genauso gekleidet wie Baren, nur das sein Schwert an der Seite baumelte und ein Schild auf der Seite seines schwarzen Rosses befestigt war.
" Wir reiten nach Süden zu den großen Bergen, hast du genug warme Sachen mit?"
"Ja ich habe noch eine Wollweste in einer der Satteltaschen."
"Gut, dann können wir ja los?"
Trebron trabte sein Pferd an.
"Ja", antwortete Baren.
Gemeinsam ritten sie gemächlich nebeneinander zum offenen Festungstor, doch kaum waren sie außerhalb des "Felsens", begannen die Pferde zu galoppieren und bald schon waren sie außerhalb der Sichtweite der Burg.

Fünf Tage dauerte ihre Reise. Normale Händler brauchten für diese Strecke über zwei Wochen doch sie rasteten nur Mittags eine und acht Stunden in der Nacht. Das Klima änderte sich schlagartig sobald sie die Küste verlassen hatten. War es an den steilen Meeresklippen noch warm und sonnig gewesen, hielt hier der Herbst schon Einzug. Es regnete so gut wie jeden Tag und kaum waren die Wolken für kurze Zeit verzogen und die Sonne lachte auf sie herab schien der Dunst über den Wiesen, wie der Rauch eines riesigen Feuers gen Himmel zu steigen. Sie ritten durch das größte Moor Nibor` s, doch Trebron wusste immer einen geheimen Pfad und Wege, die sie sicher und mit großer Zeitersparnis immer weiter nach Süden brachte.
Seit Tagen schon hatte Baren nicht mehr mit einem anderen Menschen außer Trebron geredet und langsam erhob sich das riesige, mit Schnee bedeckte Gebirge vor ihnen.
Auf ihrem Weg passierten sie nur wenige Dörfer und sie hielten kein einziges mal an um in einem der lokalen Gaststätten zu essen oder zu schlafen.
Baren wusste, dass der Auftrag von höchster Bedeutung war und Trebron keine Zeit verlieren wollte um in das Dorf zu gelangen, wo ihre Hilfe benötigt wurde.

Baren ritt die meiste Zeit im Halbschlaf, so auch als sie gerade einen morastigen Weg ganz im Norden des Reiches entlang ritten. Rechts von ihnen lief ein grauer verwitterter Holzzaun entlang und schloss so eine saftig grüne Weide von der Straße ab. Linker Hand wucherten Ranken und Dornensträucher bis auf die Straße und bildeten so einen fast undurchdringlichen Schutzwall zum nahegelegen Wald. Es war noch sehr zeitig in der Früh, die Sonne verbarg sich hinter einer dicken Wolkenschicht und die Pferde durchbrachen in leichtem Galopp die Nebelwand.
Baren war gerade in einen Traum geraten, der von der Frau des Wirten in Thur handelte, die er schon als Jüngling attraktiv fand, als er durch einen heftig Ruck und das laute Wiehern seines Pferdes in die Realität zurück gerissen wurde.
Mit unscharfen Blick suchte er die Gegend nach dem Grund des plötzlichen Stops ab.
Trebron, dessen Pferd links neben ihm stand, fasste ihn an der Schulter und zog ihn in seine Blickrichtung. Sofort stellte sich Barens Blick scharf und seine Hand glitt an den Schwertgriff, der neben seinem Hals hervorragte.
Links von ihnen, noch bevor sich der Wald mit seinen meterhohen Bäumen erhob, war ein kleine Lichtung, bewachsen mit grünem, doch durch duzende Füße zertrampelten und nun mit Krähen übersäten Graß.
In ihrer Mitte stand nur ein Baum, eine dicke, jahrhundertealte Eiche mit langen knorrigen Ästen, schon kahl dank des nahendem Winters. An dem Ast, der am nähesten zur Straße wuchs, hangen sie, drei Elfen. Ihre Zungen quollen ihnen aus den Mündern, ihr Kopf war krotesk zur Seite geneigt und ihre Kleider löchrig. Die Augen waren geöffnet, doch waren die Höhlen, anscheinend von den Vögeln leergefressen.
Baren wandte sich angewidert zu Trebron.
“Das ist der Grund warum wir hier sind”, eröffnete dieser. “Vier Menschen wurden aus dem nächstgelegenem Dorf von den Elfen geraubt und verschleppt. Diese hier wurden anscheinend auf der Flucht gefasst und erhängt. Nach dem das nicht der erste Raub von Menschen ist, der hier in der Umgebung passiert, sind wir nun hier um diesem Spuk ein Ende zu bereiten.”
Baren erwiderte nichts, sondern ließ nur sein Pferd antraben um so schnell wie möglich von diesem Ort wegzukommen.
Auf dem letztem Kilometer zum Dorf erklärte Trebron, Baren die weitere Lage.
“Wie du bemerkt haben wirst sehen diese Elfen nicht so aus, wie die, die du schon einmal bekämpft hast. Wir nennen sie Bergelfen. Sie sind magisch begabter als ihre Verwandten in den Ebenen, doch leben im ganzen Gebirge nur mehr wenige hundert von ihnen. Eines der letzten Dörfer liegt am Fuße des Gebirges vor uns. Es hat nur überlebt, da die Elfen uns in Ruhe ließen, doch nun dank des letzten Überfalls ist des Bogen überspannt worden. Baren wir sind hier um das Dorf komplett auszulöschen, also stell dich Mental darauf ein, denn es wird in einem Gemetzel enden."
Baren schwieg.
Sie hatten den letzten Kilometer hinter sich gebracht und die Pferde trabten in das Dorf ein.

 

 

 

Gut das ist der vierte Teil meiner Story ich hoffe es gefällt euch und bitte hinterlasst mir eine ehrliche Kritik, egal ob sie gut oder schlecht ausfällt!

lg Patrik
Patrik Baumrock, Anmerkung zur Geschichte

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Patrik Baumrock).
Der Beitrag wurde von Patrik Baumrock auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.02.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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