Andreas Rüdig

Delaroma

Der Planet Delaroma ist der äußerste Planet unseres Sonnensystems. Er wurde erst vor wenigen Jahren durch Zufall von den Astronomen entdeckt. Es kamen nämlich ganz merkwürdige Signale in den irdischen Antennen an. „%!-„ übersetzten die Computer den Anfang. Was soll dieser Quatsch wohl heißen? Und vor allem – woher kommen diese Signale. Die Presse beschäftigte sich lange Zeit mit solchen Fragen. Irgendwann gaben die Kryptologen dann bekannt, daß hier keine menschliche Frage vorliegt. Die interstellaren Signale kommen vom Planeten Delaroma. Dort gibt es zwar menschenähnliches Leben. Deckungsgleich mit unseren irdischen Lebensformen ist es aber nicht. Die Neugierde der Naturwissenschaftler war geweckt.

„Es gilt, zu neuen Ufern aufzubrechen,“ sagt einer von ihnen pathetisch im Fernsehen. Und gab damit den Startschuß für eine neue interstellare Forschungsreise. Ich wurde zu einem der Entdeckungsreisenden ausgewählt.

Am 21.3.2029 starteten wir in Französisch-Guayana. 2 Jahre später erreichten wir Delaroma. Und sollten nicht schlecht staunen. Total überbevölkert ist dieser riesige Planet. Es gibt kaum eine freie Fläche, die nicht irgendwie besiedelt ist. Ein futuristisches Gebäude reiht sich an ein anderes. Mit unserem Raumgleiter mußten wir praktisch eine Punktlandung auf einem der Hausdächer hinlegen.

Die Lebewesen dort unterscheiden sich nur minimal von uns Menschen. Ihr Blut ist aus chemischen Gründen grün. Sie sind sehr fruchtbar. Zehn überlebende Kinder pro Familie sind dort keine Seltenheit. Die Weibchen sind emotional und biologisch so angelegt, daß sie auch im hohen Alter noch Kinder zeugen, zur Welt bringen und aufziehen können. „Wieso denn nicht,“ fragte mich einer meiner Gesprächspartner. „Kinder sind unser größtes Glück. Unseren Frauen wird während der Schwangerschaft nicht übel. Sie bekommen keine Freßattacken. Ihr Körper stößt eher Glückshormone aus.“

„Unser Problem ist eher die Überbevölkerung,“ erklärte mir einer der Politiker, die ich interviewte. „Delaroma ist einfach zu klein für uns. Wir werden auswandern und andere Planeten und Sonnensysteme kolonialisieren. Wir müssen uns aber auch ein paar Gedanken darüber machen, wie wir die Überbevölkerung auf Delarosa in den Griff bekommen.“

„Aufwachen!“
Wer tätschelt mir da auf der Wange im Gesicht? Ach so, es ist eine Krankenschwester.
„Was ist denn?“
„Sie wollen interstellarer Raumfahrer sein? Sie fallen doch schon in Ohnmacht, wenn wir Ihnen etwas Blut abzapfen.“
„Sie haben mir Blut abgezapft?“
„Ja. Aber davon haben Sie ja nichts mitbekommen. Sie sind ja schon in Ohnmacht gefallen, als ich mit der Nadel auf Sie zugekommen bin.“
„Wieso haben Sie mir Blut abgezapft?“
„Weil unser oberster Biologe es so wollte. Er brachte Ihr genetisches Erbmaterial.“
„Wieso brauchte er es? Braucht er es denn nicht mehr heute und in Zukunft?“
„Die zweite Frage ist noch am schnellsten zu beantworten: Nein. Kommen wir nun zu Ihrer ersten Frage. Wir haben Sie für längere Zeit in ihrer Ohnmacht belassen. Sehen Sie die vier Herren dort drüben? Es sind alle identische Klone von Ihnen. Na ja, so ganz identisch sind sie nun auch wieder nicht. Ihr Erdenmännchen habt doch zwei Hoden. Alpha 1 hat noch beide Hoden. Alpha 2 fehlt der größere Hoden, Alpha 3 der kleinere. Und Alpha 4 hat gar keine Hoden mehr.“
„Und was bezweckt ihr damit?“
„Unserer Damenwelt soll herausfinden, mit wem der Sex am schönsten ist. Das Gewinner-Alphamännchen darf die Kinder Zeugen.“
„Aber warum gerader Klone von mir?“
„Sie sind jung. Sie sind kräftig. Sie sind gesund. Sie bringen neue Gene auf unseren Planeten. Sie sind genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen!“


(Alphadame 1) Sex mit Alpha 4 ist total unbefriedigend. Er ist zwar zärtlich und liebevoll. Er kommt aber nicht zum Höhepunkt. Ich kann 10 Orgasmen pro Tag haben, ohne daß ein Tropfen seine Männlichkeit verläßt. So eine Unverschämtheit. Wieso verführt er mich, wenn er doch nicht kommen kann?
Ich habe auch Alphamännchen 1 getestet. Er ist einfach nur göttlich. Er kann immer und überall. Durch ihn bin ich auch schwanger geworden. Eine Parallelschwangerschaft konnte ich gerade noch verhindern. Er ist die wildeste, zügelloseste und potenteste Kinderzeugungsmaschine, die ich kenne. Alphamännchen 2 und 3 sind langweilig. Ich kraule Männer gerne am Hoden; bei ihnen habe ich kaum was in der Hand. Die fehlenden Hoden bewirken auch eine gewisse Schüchternheit und Zurückhaltung, was Sex anbelangt.
Sollten wir je Nachwuchssorgen haben, wäre Alphamännchen 4 die Lösung.

(Dekret des Präsidenten)

Die eingeborene männliche Bevölkerung von Delaroma hat ab sofort sexuelle Enthaltsamkeit zu üben. Alphamännchen 4 wird ab sofort unseren Weibchen zur Verfügung stehen.
Alphamännchen 1 wird die Kolonisation des Mondes Berghundus leiten und dort zur genetischen Durchmischung der neuen Nachkommen mit beitragen.
Die Alphamännchen 2 und 3 sind in eine Ruheposition zu versetzen. Sie sind erst dann wieder zu reaktivieren, wenn unsere Populationsdichte deutlich gesunken ist.

(wieder auf der Erde)

Puh, bin ich froh, wieder zuhause zu sein. Wie viele Verwandte ich da oben auf Delarosa wohl schon habe...?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.02.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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