Rosaweißchen
2. März 2009
Es war an einem regnerischen Tag, anfangs März. Schon am Morgen wollte es nicht hell werden. Die Wolken hingen tief, grau und düster schauten sie übers Land. Die milde Temperatur und der Duft frischer, sauberer Regenluft konnten diesen Tag auch nicht aufwerten. Die Bäume waren noch kahl, das Gras glich eher einem Grüngelben Stoppelfeld mit erdigbraunem Untergrund als einer Wiese. Vereinzelt stehen Büschel von Schneeglöckchen, die traurig ihr Köpfchen hängen liessen. Nur das Treiben der Vögel, vornehmlich der Amseln und Meisen deutete zaghaft auf den kommenden Frühling hin. Geschäftig flogen sie von Strauch zu Strauch, von Baum zu Baum und suchten sich die besten Nistplätze aus. Gleichmäßig rieselte der Regen, eben so gleichmäßig tropfte es von Ästen und vom Dachrand. Ab und zu ertönte der schrei eines Eichelhäher oder das Gekreisch von weit oben vorbeiziehenden Saatkrähen und unterbrach so die eintönigen Tropfgeräusche des Regen. So, wie der Tag angefangen hatte, so hörte er auch auf, es wurde dunkel und selbst davor hatte der Regen keinen Respekt. Im Gegenteil, es begann heftiger zu Regnen, als ob der Himmel sämtliche Schleusentore geöffnet hat. Mit dieser regelmäßigen Eintönigkeit fiel es mir leicht, in einen ruhigen tiefen Schlaf zu versinken...
Silbersterne und eine schmale, liegende Mondsichel bereichern den tiefschwarzen Himmel, wobei das Leuchten der Venus weit im Nordwesten alles übertrifft, was da am Firmament glitzert und funkelt. In der Ferne da und dort eine Straßenlaterne, die ihren rötlichgelben Lichtkegel in die vom Nass des Regen dampfende Landschaft wirft. Außer der Ruf eines Käuzchen im nahen Wald ist nichts zu hören. Ab uns an tropft es vom Dach auf ein Pflanzenblatt. Stille, man getraut sich kaum zu atmen, denn dieses Geräusch scheint alles aufzuwecken, was rundherum in tiefem Schlaf liegt. So beobachte ich den wunderbaren Nachthimmel, der ab und zu von Sternschnuppen berieselt wird, die sich dann von Blauweiß in Rosaweiß verfärbenden Schweifen der Erde nähern um sich plötzlich dann ins Leere des Universums zu verlieren. Irgendwo in der Nähe bellt ein Fuchs mit hoher jappsender Stimme, der auf Brautschau aus ist. Dann herrscht wieder schwere, dunkle Stille. Wieder zieht ein ganzer Schwarm Sternschnuppen über den weiten Himmel, als würden eine Handvoll Blüten von Rosaweißchen über unsere Erde geworfen. Leider ist es aber noch nicht Frühling, denn sonnst hätte man meinen können, dass sich die Sternschnuppen in wunderbare Kirschen- und Apfelblüten verwandelt haben.
...Aber meine Azalee in meiner Wohnstube öffnete genau in diese Nacht viele ihrer Knospen und zeigt nun in ihrer ganzen Pracht rosaweiße Blüten, eben Rosaweißchen.
© Hans-Peter Zürcher
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.03.2009.
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