Robert Schröter

Frauenabend.

Letzte Woche wollte ich mich mit meinen Kumpels, zu einem Bier- Vernichtungs- Abend treffen. Doch bevor es losgehen konnte, machte ich noch einen Abstecher zu meinem Frisör, mein Haupthaar hatte mittlerweile stattliche Länge erreicht. Die Haare neu gerichtet und das Gesicht makellos rasiert, wartete ich in der Destille auf meine Bier- Vernichtungs- Kameraden. Als diese eintrafen mußte ich mir ungezählte Mal den selben Spruch anhören – "Du siehst ja aus wie ein Mädchen". Irgendwann hatte ich es satt und machte mich auf den Heimweg.

Dabei kam ich an einer Bar vorbei mit einem interessanten Schild am Eingang. Darauf stand "Frauenabend". Wenn ich schon wir eine Frau aussehe, kann ich ja auch an einem Frauenabend teilnehmen. Und tatsächlich, die weiblichen Türsteher ließen mich passieren. Sicherheitshalber suchte ich mir einen einsamen Tisch und begann die Karte zu studieren. Die Getränkeliste war extra für diesen Abend angefertigt worden, wußte gar nicht das es so viele Sorten Prosecco gibt. Doch dann wurde mir bewußt, ich hielt das Programmheft dieses Frauenabends in meinen zitternden Händen.

Thema war – "Frauen macht euch die Männer Untertan. Strategien und Taktiken".

Konnte dies wirklich sein ? Ich muß mich unauffällig Benehmen, dieser Abend wird sicher interessant. Ungeschminkte Beschreibungen femininer Unterdrückungsmechanismen.

Mein Herz begann zu rasen, jetzt bloß keine Fehler machen. Alkohol ist tabu, da fall ich sofort auf. Wenn du mußt, die Damentoilette und hinsetzten.

Dann wurde es dunkel in der Bar und der Hühnerstall verstummte. Auf dem Podium begann eine Rednerin mit ihren Ausführungen...

Nach und nach wurde mir eine schreckliche Tatsache bewußt. Männer können nicht kochen, Frauen nutzen dies schamlos aus. Mit ein paar Häppchen und Gerichten machen sie die Spezies Mann mit Gutzies völlig willenlos. Und selbst die Frauen die nicht wirklich kochen können, das was sie kochen ist besser als ein angebranntes Fertigmenue.

Doch dann keimte Hoffnung in mir, eine der anwesenden Damen brachte ein neues Argument in die Runde. Imbissbuden und Restaurants. Doch die Rednerin lächelte kalt, Mädels was glaubt ihr warum es einen Ruhetag gibt ? Ich wußte es, habe schon oft weinend vor dem verschlossenen Rolladen von "Ali´s Döner" gehungert.

So langsam nahm die Diskussion Fahrt auf. Eine gewisse Linda berichtete, das ihr Freund einen Kochkurs bei der VHS belegen möchte. Die Rednerin, sie trug den schönen Namen Emma, erklärte sogleich sehr ausführlich, wie Milch gekocht wird. Gierig saugte ich dieses Wissen in mich auf. Emma meinte - Linda sollte diese Kochmethode ja für sich behalten. Ihrem Freund zeigen wie man(n) die Schnellkochplatte auf die höchste Stufe stellt und ihn dazu ermuntern, selbst einmal Milch zu kochen. Anschließend die Sauerei mit den Worten wegputzen – "Schatz die Idee mit dem Kochkurs vergessen wir einfach mal".

Zum Glück hatte ich meinen Notizblock dabei. Hier konnte ich dies neue Wissen festhalten. Da meldete sich Veronica. Sie habe vor ein paar Tagen im Internet eine Seite entdeckt mit Kochtips. Emma beschwor die Frauen, noch viel mehr Pornografie ins Netz zu stellen, um die Männer von diesen Seiten abzulenken. In diesem Augenblick war ich etwas verwirrt, es gibt da mehr wie nackte Brüste ?

Ein paar Sekunden später funktionierte ich wieder tadellos. Und schrieb sogleich in meinen Notizblock, Kochkurs bei der VHS und beim surfen nicht von hüpfenden Möpsen ablenken lassen. Nun ergriff Katrin das Wort. Sie habe ihrem Mann gezeigt wie Wäsche gewaschen wird. Nun bedient er die Waschmaschine, trennt die Wäsche nach Farben und findet immer das richtige Waschmittel. Seit neuesten spricht er von Freiheit. Ein Raunen ging durch die versammelte Menge. Und als hätte ich es geahnt, auch für dieses Problem hatte Emma eine Lösung parat. Katrin sollte sich einen dieser billigen roten Spitzen- Büstenhalter kaufen. Und wenn ihr Mann seine weißen Hemden zum Waschen sortiert, den BH unauffällig dazwischen legen. Und wenn er nach dem Waschen dann verwundert seine Hemden inspiziert, ihn darauf hinweisen das dies ein sehr teuer und seltener BH war. Sollte ihr Mann dann immer noch Wäsche waschen, müßte Katrin ihn zwingen die rosa Hemden zu tragen.

Mein Kugelschreiber begann zu glühen. Der Notizblock füllte sich langsam. Nun war Jana an der Reihe. Seit neusten geht mein Mann ins Fitnesstudio. Ich verliere so langsam die Kontrolle über ihn. Was kann ich dagegen tun ? Emma mußte bei dieser Frage nicht einmal nachdenken. Wie aus der Pistole geschossen war ihre Antwort. Jana sollte ihren Mann davon überzeugen die Möbel in ihrem Haus umzustellen. Und wenn er die Schränke, das Sofa, Tische und Stühle oft genug hin und her geschoben hat, ist er eh zu müde zum trainieren.

So langsam wurde mein Notizblock zu einem unbezahlbarem Juwel. Christina hatte eine Frage. Mein Mann staubsaugt die Wohnung und zwar jede Woche. Emma´s Augen begannen zu leuchten. Christina, dichte ihm ein Verhältnis mit dem Staubsauger an und drohe ihm wenn er das Verhältnis mit dem Staubsauger nicht beendet.

Bis zu diesem Augenblick hatte ich den Frauenabend mit Bravour gemeistert. Leider hatte ich mir in der Destille einige Biere gegönnt. Die Blase machte mir arg zu schaffen. So begab ich mich auf die Damentoilette und setzte mich brav. Erleichtert verließ ich den Abort und war plötzlich von der weiblichen Security umringt. Fragen prasselten auf mich ein. Warum gehst du alleine aufs Klo ? Wo ist deine Handtasche ?

Sie hatten mich erwischt. Meine einzige Möglichkeit war die Flucht. Was ich dann auch tat. Es war ein Kinderspiel meine Verfolgerinnen abzuhängen. Und ich rettete meinen Notizblock randvoll mit goldenem Wissen.

Sollte ich dies Wissen mit meinen Kameraden teilen ? Ein paar Minuten später saß ich an der Theke und dachte mit einem Bier darüber nach. Ein Blondine riß mich aus meinen Gedanken. Ich blickte in ihre Augen, sie hatte ein wundervolles Dekolleté. Sogleich lud sie mich auf ein Bier ein und wir plauderten ein wenig. Etwa 10 Bier später, klagte sie mir ihr Leid. Ich habe meinen Wohnungsschlüssel verloren, darf ich mit zu dir ? Nun ich bin ja kein Unmensch, so ein hilfloses Wesen kann man(n) doch nicht im Regen stehen lassen.

Am nächsten Morgen wachte ich mit ein paar Kopfschmerzen auf. Der Alkohol hatte einen Teil meiner Erinnerungen gelöscht. Zum Glück hatte ich ja meinen Notizblock. Doch auch nach stundenlanger Suche, er war wie vom Erdboden verschluckt. Und Gabi die Blondine hatte sich ohne Frühstück aus dem Staub gemacht...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.03.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Mit dem Schreiben und Dichten, ist das so eine Sache.So war ich oft der Meinung, nur lyrisch Schreiben zu können, falls ich mich in einem annähernd, seelischen Gleichgewicht befände, erkannte aber bald die Unrichtigkeit dieser Hypothese.Wichtig allein, war der Mut des Eintauchens.Das Eins werden mit dem kollektiven Fluss des Ganzen. Meine Gedanken, zärtlich zu Papier gebrachten Gefühle,schöpfte ich stets aus diesem Fluss.

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