Im Karneval gibt es ganz viele Piraten. Dann verkleiden sich nämlich
Kinder. Sie befestigen eine Klappe über einem Auge. Mit schwarzer Kohle
fabrizieren sie den Schatten eines Bartes ins Gesicht. Ein Ring im Ohr,
eine verwegene Mütze auf dem Kopf, ein buntes Hemd und eine Plusterhose
– und schon ist der Karnevalspirat fertig.
Mit moderner
Piraterie hat das natürlich nichts zu tun. Die modernen Piraten
benutzen keine unbeweglichen Segelschiffe mit schwarzer Totenkopfflagge
mehr. Die modernen Piraten nutzen schnelle Motorboote und gefährliche
Waffen. Nähern sich zwei Motorboote mit schneller Fahrt einem
Lastschiff, ist Gefahr angesagt. Dann sind nämlich Piraten unterwegs.
Konnten die Piraten erst einmal den Lastkahn betreten, übernahmen sie
augenblicklich die Brücke und dirigieren das Schiff dann in das
benachbarte Ausland, um von dort aus Lösegeld zu erpressen.
Woher
ich das alles weiß? „Die Piraterie hat inzwischen Duisburg erreicht,“
behauptet Matthäus Odewald, Leiter der Duisburger Hafenpolizei. Woher
er das alles weiß, frage ich ihn. „Na ja, ich bin oft mit dem Boot im
Hafengebiet unterwegs. Da sehe ich doch selbst, wie hochgerüstet selbst
Frachtschiffe inzwischen sind. Es gibt oft einen zusätzlichen Radar,
der gezielt feindliche Schnellboote aufspüren soll. Es gibt nicht nur
die klassischen Kanonen, sondern auch Panzerfäuste, Schnellfeuerwaffen
und sonstige Selbstverteidigungsanlagen. Die Schiffe fahren jetzt nur
noch im Verband. So wollen sich die Schiffer selbst schützen.“ Und
woher kommen die Piraten von heute? „Von den Komoren, Sao Tome und
Principe, Mauritius, West-Samoa, Tonga..“ Hä? Woher? „Ja, ja, Sie haben
schon richtig gehört.“ Behauptet der Hafenpolizist. „Vor 20 Jahren
behaupteten die Reedereien, die Personalkosten seien zu hoch. Also
entließen sie das deutsche Personal. Sie stellten dafür Leute aus
Billiglohnländern ein. Diese Billiglohnländer liegen oft am Rande
Afrikas oder in Ozeanien. Die Seefahrer von dort haben also Ahnung vom
Fach. Die Leute von dort erhalten Niedriglöhne, die hier in Deutschland
fast schon sittenwidrig sind. Eine Sache haben die Reedereien
allerdings übersehen. Auf Dauer wollen die Seeleute natürlich nicht nur
ihren kargen Lohn erhalten. Sie wollen mehr, immer mehr. Und das
funktioniert eben nur mir Piraterie.“ Und wo bringen die Piraten die
gekaperten Schiffe hin? „Nach Neu-Guernsey.“ Neu-Guernsey? Was ist das
denn? Und wo liegt das? Warum habe ich denn noch nie davon gehört?
„Neu-Guernsey ist eine neu geschaffene, künstliche Insel im Ärmelkanal.
Sie hat einen riesigen Hafen. Neu-Guernsey ist auch für Binnenschiffe
gut zu erreichen.“ Ob die Insel zu England oder Frankreich gehöre,
möchte ich wissen. „Momentan weder noch. Das ist noch nicht geklärt. Es
ist also auch keine Polizei zuständig.“ Ob denn schon Piraten gefaßt
worden sind? „Nein. Bis wir überhaupt mitbekommen, daß den Reedereien
ein Schiff abhanden gekommen ist, ist das Schiff schon längst in
Neu-Guernsey angekommen.“ Wäre denn Geleitschutz für die
Rheinschiffahrt möglich? An dieser Stelle lacht Odenwald schallend.
„Wir sollen wir das denn schaffen? Wir von der Polizei haben weder
genügend Personal noch genügend Boote. Meines Wissens nach übernehmen
private Sicherheitsdienste den Geleitschutz. Nur: Für Einzelgänger
übernehmen die privaten Sicherheitsdienste auch keine Garantie.“ Lohnt
es sich denn, Kontakt zu einer dieser Sicherheitsfirmen aufzunehmen?
„Ja, wenn Sie möchten, werde ich Sie nicht aufhalten.“
Mein
Pendeldienst auf dem Rhein beginnt in Düsseldorf und endet in Emmerich.
Der „Wachdienst Rheinlust“ hatte sich bereiterklärt, mich beim
Begleitschutz mitzunehmen. Ich möchte doch zu gerne wissen, wie so ein
Piratenüberfall abläuft. Zwei Wochen fahren wir nun schon auf dem Fluß,
nein Strom hin und her. Und nichts hat sich ereignet. Kein Überfall!
Keine Entführung! Allmählich glaube ich, daß die Piratenüberfälle einer
überhitzten Phantasie entspringen. Sonst hätte sich schon längst was
ereignet. Wahrscheinlich liegt hier ein Fall von Versicherungsbetrug
vor. Doch was ist das? Dort drüben ist der Ruhrmund; hier mündet die
Ruhr in Duisburg-Ruhrort in den Rhein. Drei Motorboote schießen mit
hoher Geschwindigkeit auf unseren Verband zu. „Los, unter Deck, aber
schnell,“ fordert mich ein Wachmann auf und hält mir eine Pistole an
die Brust. Sollte etwa...??
Als ich mit den anderen Seeleuten unter Deck bin, spüren wir auch schon das betäubende Gas. Besinnungslos sinken wir zu Boden.
Als
ich wieder zu Bewußtsein komme, bin ich in Neu-Guernsey. Der ganze
Schiffsverband, den ich begleitete, ist hier angekommen. Ein schöner
Wachdienst ist das, der Schiffe in die Entführung begleitet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.04.2009.
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