Immer wenn er hier saß umgab ihn eine seltsame Traurigkeit.
Manchmal, wenn der Wind vom Wasser her kam war ihm,
als hörte er ein Kind singen, eine melancholische Melodie.
Diese Melodie zog ihn mit solcher Macht zum Wasser, dass
er eines Tages beschloss, hineinzutauchen in die Wellen und
sich treiben zu lassen. Es war, als würde er von dieser Melodie
auf der Oberfläche des Wassers getragen, immer weiter und
weiter hinaus.
Plötzlich fröstelte er, er war in eine eiskalte Strömung geraten.
Sein Körper wurde schwerer und schwerer, die Kräfte verließen
ihn und er sank in die Tiefe. Mit offenen Augen trieb er einer Stadt
entgegen, die dort auf dem Meeresgrund lag. Gerade wurden in
den Häusern ein paar Lichter angezündet. Er blickte von außen in
eine Stube. Dort saß das Mädchen und sang diese eine wunderschöne
Melodie. Ihm wurde ganz warm ums Herz, er hätte gerne dieses
Mädchen begrüßt, doch er traute sich nicht. Da schaute sie zum
Fenster und als sie ihn sah, winkte sie, er solle hereinkommen.
Wo bin ich hier,“ fragte er. „Dies ist ein Geheimnis, “antwortete das
Mädchen und es lächelte auf eine wundersame Weise. „Aber wie kann
ich Dich dann hier besuchen,“ wollte Paul wissen. „Nur Menschen die
sterben können das.“
Und das Mädchen ergriff seine beiden Hände und lächelte wieder so
liebevoll, dass er sich hingab, losließ, dem Leben entfremdet.
Vorheriger TitelNächster TitelDies ist eine Geschichte vom Sterben. Da man immer wieder damit konfrontiert wird, habe ich mir mal Gedanken gemacht. Sterben heißt für mich loslassen.Hella Schümann, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.05.2009.
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