Andreas Rüdig

Ratinger Splitter

 

"Immobilienkaufleute arbeiten in allen Bereichen der Immobilienwirtschaft, wo sie ihre Kunden in sämtlichen Fragen rund um Haus, Wohnung oder Grundstück beraten. Sie verwalten Immobilien und Grundstücke, vermitteln, vermieten oder verpachten sie und kümmern sich um die Finanzierung beim Kauf oder Bau.

Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen. Doch Wohnungen, Häuser oder Büroanlagen sind auch wirtschaftliche Güter, die den Spielregeln des Marktes ebenso unterworfen sind wie gesetzlichen Vorschriften. Immobilienkaufleute kennen sich im Grundstücksrecht, im Bau- und Mietrecht oder im Steuer- und Bauvertragsrecht bestens aus und wissen über die aktuellen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt Bescheid. Kompetent und freundlich führen sie sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen, Kaufleute oder Organisationen durch den Immobiliendschungel und helfen ihnen dabei, ihr Traumhaus, das perfekte Büro, eine preiswerte Fabrikhalle oder ein zentral gelegenes Grundstück zu finden.

Im Immobiliengeschäft geht nichts über eine eingehende Besichtigung vor Ort. Soll etwa ein Haus gekauft, verkauft oder vermittelt werden, versuchen Immobilienkaufleute zunächst, sich ein genaues Bild davon zu machen. Sind diese Rahmendaten geklärt, kalkulieren Immobilienkaufleute Angebotspreise, erstellen Verkaufsangebote und führen Marketingaktionen durch, um auf Immobilien oder Grundstücke aufmerksam zu machen. Haben sie Interessenten gefunden, führen sie Kaufverhandlungen. Häufig beginnen diese mit Telefonaten und der Zusendung eines aussagefähigen Exposés. Daran schließt sich meist eine Besichtigung des Objekts an.

Immobilienkaufleute planen und betreuen zudem Bauaufträge für Neubauten und für Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten. Wenn z.B. eine neue Büroimmobilie oder Wohnanlage gebaut oder ein denkmalgeschütztes Haus saniert werden soll, kommen Immobilienkaufleute zum Einsatz. In ihrem Büro prüfen sie Kosten, erstellen Wirtschaftlichkeitsberechnungen und erarbeiten Möglichkeiten, wie die Bauvorhaben finanziert werden könnten. Außerdem holen sie Darlehensangebote ein und vergleichen die Konditionen. Hinzu kommen Gespräche mit den zuständigen Behörden, in denen die Kaufleute etwa rechtliche Fragen zu den Bauvorschriften und Erschließungsmöglichkeiten klären.

Häuser, Wohnungen, Fabrikgebäude und andere Immobilien müssen gut verwaltet werden, um rentabel zu sein. Sonst stehen Wohnungen leer, verfallen Häuser oder werden Mieten nicht ordnungsgemäß abgerechnet. Immobilienkaufleute suchen geeignete Mieter, schließen Mietverträge ab und überwachen, ob die Mieten rechtzeitig gezahlt werden. Sie erstellen Abrechnungen zu den laufenden Nebenkosten und zu den Bewirtschaftungs- und Kapitalkosten. Werden in einer Mietwohnung Mängel festgestellt, veranlassen die Kaufleute fachmännische Reparaturen. Um sicherzugehen, dass Mietobjekte langfristig vermietet bleiben, wickeln sie auch laufende Instandhaltungsarbeiten ab. Teil des Gebäudemanagements kann es auch sein, Hausmeister- und Winterdienste, die Pflege der Außenanlagen oder - insbesondere bei gewerblichen Immobilien - den Sicherheitsdienst zu organisieren," berichtet BerufeNet, das berufskundliche Werk der Arbeitsverwaltung.

Der Immobilienkaufmann - kein anderer Beruf paßt zu mir wie dieser. Wenn ich anderen Leuten von Wohnungen erzählen kann, die es nur in meiner Phantasie gibt, dann (und nur dann) lebe ich auf. Saugen, anstreichen, tapezieren, fegen und Gardinen waschen - für Hausarbeit interessiere ich mich nicht. Das überlasse ich meiner Frau. Ich soll ja nur die Wohnungen, die mir gehören, so teuer wie möglich vermieten.

Wie mich aber diese Verkaufsgespräche langweilen. "Wie teuer ist die Miete?" - "Wie groß ist die Wohnung?" - "Was ist mit Renovierungen?" Was kann an diesen Fragen nur so wichtig sein?

 

Der Kornturm wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebaut. Seine Mauern sind 1,70 Meter dick. Die Bezeichnung Korntum rührt nicht etwa daher, daß hier Getreide gespeichert wurde (wie man meinen könnte). Als der Turm gebaut wurde, wohnte vielmehr eine Familie Korn (eine alte Handwerkerfamilie) ganz in der Nähe. Von ihr erhielt der Turm seinen Namen. Der Graben davor heißt auch heute noch "Goldener Wall" oder "Goldene Kull". Neben dem Kornturm lag ein kleines Tor, das 1467 als die "goldene Pforte" erwähnt wird. Die zum Turm führende Gasse heißt heute "Brunostraße". Sie trug früher den Namen "Goldgasse."

Ratingen mit seinen vielen historischen Gebäudenn ist der beste Standort, den ich haben kann. Sehen Sie den Kornturm da drüben? Dort habe ich ein kleines Kino eingerichtet. Dort sitzt man nicht, dort liegt man, wenn man einen Film sieht. Der Filmprojektor ist im Fußboden eingebaut und strahlt nach oben. Da es keine Zwischendecken gibt, sehen die Zuschauer den Film an der Turmdecke. Ich zeige aktuelles Kino. Die Vorstellungen sind immer ausverkauft.


Der Dicke Turm war einer der fünfzehn Ratinger Wachtürme, die m 15. Jahrhundert gebaut wurden. Er ist 13 Meter hoch. Sein Mauerwerk mißt mehr als drei Meter.

Dam Dicken Turm mit den anschließenden Mauerresten, dem Graben und der zweiten Stützmauer läßt sich die Bauweise der Befestigung nachvollziehen. Die steinernen Stadtmauern waren 7 Meter hoch und 2 Meter dick. Als Baumaterial dienten Feldsteine aus den städtischen Steinbrüchen. Es gab eine äußere und eine innere Ringmauer, die teilweise durch einen Wehrgang verstärkt wurden. Schon 1362 waren die vier Stadttore vorhanden. Der erstee Ring gebührte dem Oder- und dem Bechener Tor, denn nur durch sie zog der Landesherr bei Besuchen in die Stadt ein. 1439 begann man mit dem Bau des ersten Wachturms, der Taubenturm hieß.


Vor der Mauer befand sich ein 8 Meter breiter und 5 Meter tiefer Stadtgraben, der nur an den vier Torburgen von Zubrücken überbrückt wurde. Vor dem Graben lag ein mit Bäumen versehener Wall. In dem Stadtgraben betrieb die Stadt eine Fischzucht. Näherte sich ein Feind der Stadt, so gab die Wache, die sich auf dem Kirchturm von St. Peter und Paul aufhielt, sofort Alarm.

 

Was soll ich mit dem Dicken Turm nur tun? Anfangs wollte ich dort Dicke ab 150 Kilo Lebendgewicht wohnen lassen. Das Problem: In Ratingen gibt es nicht genügend dicke Menschen, die für diese Wohnung in Frage kommen. Also verwirklichte ich eine andere Geschäftsidee. Ich habe dort eine Boutique für Übergewichtige eingerichtet. Zutritt haben dort nur Leute mit über 100 Kilo Lebendgewicht. Mein Erfolgsrezept sind die vielen kleinen, schokoladigen Appetithäppchen, die ich meinen pfundigen Kunden anbieten kann...

 

An der Stelle, an der heute die Wasserburg "Haus zum Haus" steht, wurde vermutlich im 12. Jahrhundert eine feste Hofanlage errichtet, die aber schon bald einem Brand zum Opfer fiel. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand dort eine zweite Wohnanlage unter den "Herren vom Haus". Sie wurde später mehrfach umgestaltet. Die Burg war eine rechtwinklige Anlage. Sie umfaßte das Wohnhaus mitsamt den Stallungen für Schweine, Pferde, Kühe und Schafe. Die Wirtschaftsgebäude mit Back- und Brauhäusern kamen hinzu. Die Anlage war von Mauern und Gräben umgeben. Drei Rundtürme und der rechteckige Torturm befestigten sie. Wie die anderen Rittersitze an der Anger sollte die Wasserburg den bergischen Landesherren die strategisch wichtige Angerlinie sichern. Insbesondere der wuchtige Südostturm ist ein reiner Verteidigungsturm gewesen. Das lassen seine 3 Meter dicken Mauern erkenneen.


Die Vorburg stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie war ursprünglich auch von Mauern und Gräben umgeben. Ihr rundbogiges Portal blieb bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts der einzige Zugang zur Burg.

In den beiden letzten Jahrhunderten war die Burg im Besitz der Grafen von Spee. Sie diente als landwirtschaftlicher Betrieb. Nachdem die Familie die Burg der Stadt geschenkt hatte, ging sie 1973 in Erbpacht an den Architekten Dipl.-Ing. Bruno Lambart über. Er ließ die völlig verfallene Anlage von Grund auf sanieren.

Alles Quatsch, was die Stadt Ratingen dort berichtet. Ich habe die Grafen aus ihrem fürstlichen Besitz vertrieben und bin jetzt Guts- und Großgrundbesitzer.


"Sehr geehrter Graf von Spee,

ich würde gerne Ihre Wasserburg kaufen. Bitte nennen Sie mir den Kaufpreis!

gezeichnet

Graf von Schönfeld"

Sehr direkt und schnörkellos war meine Anfrage. Die Antwort kam prompt und war kurz und bündig:

"Kein Interesse! Bitte unterlassen SIe in Zukunft jegliche Kontaktaufnahme!

Graf von Spee"

Im nächsten Schritt stellte ich im Winter eine Mahnwache um das Wasserschloß herum auf. Nein, nein, nicht aus lebenden Personen. Eine Reihe aus Vogelscheuchen hält brennende Fackeln in einer fiktiven Hand. In der zweiten Woche kam Wasserburgbeschallung hinzu. Kennen Sie Kritzelwitz? Das ist dieser neumodische Dreizehntonmusik-Komponist, der reichlich entnervende Musik komponiert. Ich sollte sie die ganze Nacht von der Wasserburg spielen. Leider rief der Graf seinen Wachdienst. Und der entfernte kurzerhand Vogelscheuchen und Beschallungsanlagen.

Die nächste Aktion war dann perfider. Ich entleerte jede Menge Stinkbomben in die Wassergräben und stellte Karren mit Pferdeäpfeln an die Zugbrücke. Leider schaffte es der Graf, den Duft mittels riesiger Ventilatoren in die Stadt zu treiben. Seitdem bin ich bei der Ratinger Bevölkerung unbeliebt.

In dieser Situation kam mir der Bürgermeister zu Hilfe. "Um weiteren Schaden für die Ratinger Bevölkerung abzuwenden, bitten wir SIe, die Wasserburg abzugeben," schrieb er an den Grafen von Spee. "Im Zweifelsfall stocken wir den Kaufpreis auf." So kam ich fast kostenlos an "meine" Wasserburg...

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.05.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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