Andreas Rüdig

Gelsenkirchener Geschichte

 

Rhetorische Frage: Wo liegt das Schalke-Museum? Natürlich in Gelsenkirchen. Das weiß doch jeder. Daß es Werbung für den Fußballverein FC Schalke 04 macht, kann sich der geneigte Leser bestimmt vorstellen. Der genaue Standort des Museums ist die Veltins-Arena, die am 13. August 2001 ihre Pforte öffnete und wo Schalke 04 seine Spiele austrägt. Das Museum ist 600 Quadratmeter groß. Im Erlebnistunnel zeigen Filme die Geschichte des Vereins, der am 4. Mai 1904 gegründet wurde. Im Hörraum beschreiben berühmte Spieler wie Klaus Fischer und Klaus Fichtel die Schalker Geschichte.

Das Fanzimmer zeigt die originalgetreue Nachbildung eines echten Schalke-Fans. "Gelsenkirchener Barock" pur.

In der Chronik informieren rund 30 Tafeln und Vitrinen über alle wichtigen Daten der Vereinsgeschichte.

 

(Pressenotiz) Der BSC - Ballspielclug Gelsenkirchen und der BSV - Ballsportverein sind am vergangenen Wochenende miteinander fusioniert. Die Vereinsfarben bleiben auch in Zukunft Blau und Weiß. Der Standort des Vereins wird in der kommenden Saison das Stadion in der Südstadt sein. Passend zur übernächsten Saison wird dann auch das eigene Stadion bezugsfertig sein. Nur der neue Name ist etwas sperrig: BSBST Gelsenkirchen - das BSBST steht für Ballsportballspielteam. "Wir sind eine reine Thekenmannschaft. Und genauso berauscht und berauschend werden wir auch spielen," kündigt Übungsleiter Ferdinand Geiermann an.

Ferdinand?

Jou? Hier bei der Arbeit!

Ferdinand, wir feiern doch nächsten Monat unseren 20. Monat.

Na, und?

Sollen wir das nicht feiern?

Nein, auf keinen Fall. Wir sind die erfolgloseste Gelsenkirchener Mannschaft aller Zeiten. Es reicht schon, wenn die Zeitungen über uns schreiben.

 

(5 Jahre später)

Heute auf den Tag genau vor 25 Jahren wurde der BSBST gegründet. Dies sollte standesgemäß mit einem Spiel gegen den FC Schalke 04 gefeiert werden. Die Knappen hatten auch schon verbindlich zugesagt. Doch zu diesem Spiel wird es nun definitiv nicht kommen. Gestern erreichte den BSBST die traurige Gewißheit, daß er aus der Mitgliegerliste des Stadtsportbundes gestrichen ist und damit der Spielbetrieb eingestellt werden muß. "Schalke ist der Königsverein unserer Herzen. Da können wir Pflaumen wie das BSBST nicht gebrauchen. 25 Jahre unterste Liga, gerade mal 1 Tor und noch keinen Sieg errungen. Nein, das können wir nun wirklich nicht gebrauchen," ist aus dem Stadtsportbund zu hören. Proteste sind angekündigt.

 

 


"Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern zwiscchen den Ortsteilen Horst und Heßle ist ein industriell geprägter Landschaftspark entstanden. 1993 wurde die Zeche Nordstern I/II stillgelegt und im Rahmen der Bundesgartenschau 1997 in einen Park mit vielen Freizeitangeboten verwandelt.
Der Wohn- und Gewerbepark ist der nördliche Teil des Geländes. Der alte Baumbestand, wie z. B. die Kauengebäude und die Lohnhalle, blieb erhalten, wurde modernisiert und behutsam durch Neubauten und Entwicklungsflächen für Gewerbe ergänzt. Darüber hinaus entstehen hier in direkter Nachbarschaft rund 140 Wohneinheiten.
Der Fahrgastschiffanleger direkt am Amphitheater erschließt das Wasserstraßennetz Deutschlands.
Innerhalb des Gewerbeparks hat die TreuHandStelle (THS) für Bergmannswohnstätten GmbH, eines der größten Unternehmen der Wohnungswirtschaft in Deutschland, ihr neues Hauptverwaltungsgebäude errichtet. Seit September 2003 sind hier rund 350 Mitarbeiter tätig.
Die um Schacht 2 gruppierten Stahlskelettbauten der Sieberei und des Wagenumlaufs der Architekten Schupp / Kremmer wurden für diese Büronutzung umgebaut.
Seit dem 30. April 1999 rollen über 500 Züge mit etwa 8.000 Waggons durch den Nordsternpark. Dafür mußten sogar 60 Brücken und vieles, vieles mehr gebaut werden.
Die Anfänge der Zeche reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. 1857 begannen die Abteufarbeiten. 1865 erhielt das Bergwerk den Namen Nordstern, als Zeichen dafür, daß es sich damals um die nördlichste Zeche im Revier handelte. Die heute noch vorhandenen Tagebauten entstanden durch die bedeutenden Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer," beschreibt eine Broschüre den Gelsenkirchener Nordsternpark.

(Radiobeitrag, Gelsenkirchener Lokalradio)

Ja, liebe Hörer draußen an den Rundfunkempfangsgeräten. Wir unterbrechen das aktuelle Programm und schalten in den Nordsternpark. Dort gab es einen dramatischen Vorfall mit einem toten Vogel und einem verletzten jungen Mann. Jürgen Schnitzelkuchen, übernimmst du...?

Danke, Sabine, mein Schatz. Neben mir steht Wolfgang. Er ist der Übeltäter...

Übeltäter? Wieso Übeltäter? Ich wollte hier doch nur in Ruhe eine Runde Golf spielen.

Mitten in einem öffentlichen und frei zugänglichen Park?

Ja, natürlich. Wo denn sonst?

Auf einem Golfplatz.

Hier in Gelsenkirchen gibt es keinen brauchbaren Golfplatz. Also Moment mal, junger Mann. Sie bringen mich da auf eine Idee... Ich könnte ja...

Jetzt aber bitte weiter im Text! Was ist hier heute passiert?

Sehen SIe den blonden Mann mit dem Rauschebart da drüben?

Ja. Und?

Das ist mein Vetter. Ich hatte mir gerade den Ball zurechtgelegt und mich in Positur gestellt, als er einen Niesanfall nach dem anderen bekam. Ich habe mich prompt erschreckt und dabei versehentlich und unwillentlich den Ball gespielt. Der Ball muß mit großer Geschwindigkeit senkrecht in die Luft geflogen sein. Das habe ich aber erst gemerkt, als mir der Ball und eine tote Taube auf den Kopf fielen.

Und dann?

Naja, dann beschimpften mich zwei Omas. Und den Streß gab ich dann an meinen Vetter weiter.

Und seitdem steckt dem Jungen ein Golfschläger im Mund?

Das ist doch nicht meine Schuld. Warum beißt er denn genau dann zu, wenn ich ihn schlage?

 

 

Gelsenkirchen liegt mitten im Revier. Rund 207.000 Menschen leben auf einer Fläche von 105 Quadratkilometern. Schloß Berge, Schloß Horst, die Wasserburg Haus Lüttinghof, der Nordsternpark, die ZOOM - Erlebniswelt - dies sind die Touristenattraktionen.

 

Natürlich ließe sich noch viel mehr über die Stadt erzählen, etwa über die Geschichte, den Fußball, den Bergbau, seine Politik und seine Kultur. Hab´  ich aber keine Lust zu. Die Ausflugsziele reichen mir schon. Wenn ich sie beschreiben könnte, wäre ich ja schon glücklich.  Doch wie sie besuchen, ohne allzu viel Geld ausgeben? Genau: Ich arbeite ja als Journalist. Also werde ich mich bei der städtischen Pressestelle akkreditieren. Dann werde ich zu allen Pressekonferenzen und sonstigen Terminen eingeladen.

 

 

Herr Meier, Sie sind raffgierig. Sie wollen sich für lau unsere städtischen Touristenattraktionen ansehen und nicht den Eintritt bezahlen. Da Sie auche keine ernstzunehmende Zeitung repräsentieren, werden Sie auch nicht in die Presseliste aufgenommen.

Das mußte ich mir gestern im städtischen Presse- und Informationsamt sagen lassen.

 

 

Schloß Berge ist ein Wasserschloß. Es wurde im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Die ältesten Teile des heutigen Schlosses stammt aus dem Jahre 1520. Damals baute Georg von Boenen das nördliche Haupthaus. War das Schloß damals eine Wehrburg, wandelte es sich später zu einem repräsentativen Herrensitz. Das Mandarddach, die spätbarocken Stilelemente und die klassizistische Fassadengliederung kamen bei Umbauarbeiten in den Jahren 1785 bis 1788 hinzu. Durch Heirat kam das Schloß später in den Besitz der Familie von Westerholt-Gysenberg; sie verkaufte es 1924 an die Stadt Buer.

 

 

Kennen Sie das Joschka-Prinzip, liebe Leser? Es gab da mal einen Buchhändler aus Frankfurt am Main. In den ´70er Jahren bewarf er Polizisten mit Pflastersteinen. Dann ließ er sich von einer grasfarbenen Partei einfangen. In den ´80er Jahren machter er Karriere in der Landespolitik, Ende der ´90er Jahre in der Bundespolitik.


Das Joschka-Prinzip wende ich in der Gelsenkirchener Lokalpolitik an. Nein, nein, ich bewerfe die örtlichen Politiker nicht mit Steinen. Ich begnüge mich mit verbalen Fäkalien. Und hoffe darauf, daß die wichtigen, entscheidenden Politiker mich auf ihre Seite ziehen, mir Arbeit und Brot und damit eine Existenz geben. Franz-Josef, oh Franz-Josef, unser aller Bürgermeister, hörst du mich.

 

 

Schloß Horst wurde zwischen 1554 und 1572 erbaut. Die Stadtwerbung beschreibt es als das bedeutendste Renaissance-Schloß im nordwestdeutschen Raum.Ursprünglich war es als vierflügeliger Bau angelegt. Nachdem das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte immer mehr verfallen war, gibt es seit dem 19. Jahrhundert nur noch den Hauptflügel, einen weiteren Flügel und Teile eines Turms. Die übrigen Teile sind  eingestürzt. Die Stadt kaufte das Schloß dann im Jahre 1988. Unter der Leitung des Architekten Prof. Jochem Jordan begannen 1992 die Renovierungsarbeiten. Heute sind Teile der Stadtverwaltung dort untergebracht.

 

 

Schulze ?!

Ja, Chef? Was gibt`s?


Meier nervt.. Was tun wir mit ihm?

Wir sperren ihn ein.

Wo?

Im Keller von Schloß Horst.

Geht nicht.

Wieso?

Dann gehen doch die Schloßgespenster laufen.

 

 

Die Wasserburg Haus Lüttinghof wurde im Jahre 1308 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist damit das älteste Baudenkmal der Stadt. 300 Jahre ältere Eichen umgeben das Gebäude.

Eine Hauptburg, eine Vorburg und eine Gartenanlage gehören zum Ensemble. Die Hauptburg beherbergt heute Gastronomie. Die Vorburg wurde durch Wohn- und Wirtschaftsgebäude ersetzt.

 

 

Huch! Wo bin ich denn gelandet? Im Kellergewölbe von Schloß Horst? Was soll ich denn hier? Keine Ahnung. Aber egal. Die Tür ist abgeschlossen; ich habe sie gerade gefühlt. Das Fenster ist zu klein und außerdem vergittert. Ich werde mich erst einmal an den Tisch hier setzen. Das Essen sieht richtig lecker aus. Brot gibt es, Käseaufschnitt, Butter, Wurstaufschnitt, Kaffee, Milch. Ein ordentliches Abendessen.

 

Das Essen ist lecker gewesen. Jetzt muß ich aber ganz dringend auf Klo. Die Tür ist zu. Und die Toilette ist im Erdgeschoß. Und was mache ich? Genau: Ich steige in den Lastenaufzug für das Essen.

 

 

Schulze!!!


Ja, Chef? Was ist?

Schauen Sie: Meier läuft da drüben über den Rasen!

Ich werde die Hunde auf ihn hetzen.

 

 

So schnell war ich noch nie aus Gelsenkirchen weg. Und trotzdem haben mir die verdammten Köter den Hosenboden zerfetzt...

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.05.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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