Die
Nacht hatte sich rabenschwarz wie ein Tuch über den Himmel des kleinen
englischen Dorfes gezogen. Der Mond lag versteckt hinter dunklen Wolken und
auch die Sterne waren kaum zu erkennen. Die einzigen Lichter dieser Nacht
verliefen unregelmäßig vor einige Autos die noch unterwegs waren. Eine Eule war
zu hören, sonst war es still, auch in dem Haus von Sydnee Rodgers, welche sich
allerdings nervös im Bett hin und her wälzte, sodass die halbe Decke bereits
den Boden berührte, wenig später schreckte sie aus dem unruhigen Schlaf auf.
Sydnee setzte sich auf, sie atmete schwer, sodass es einige Sekunden in
Anspruch nahm bis sich ihre Atmung wieder regulierte. Kleine Schweißperlen der
Panik hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, wie so oft in den letzten Nächten,
die sie Daheim verbracht hatte, hier in ihren Sommerferien. Mit dem Unterarm
wischte sie sich diese weg und sah mit einem flüchtigen Blick auf die rote
Anzeige ihres Digitalweckers.
„Vier
Uhr sieben“, flüsterte sie in die Nachtluft, die in diesem Moment schwer auf
ihr zu liegen schien. Es war ihre letzte Nacht Zuhause, denn bald würde sie
wieder zurückkehren, nach Cordon, der Schule, welche sie seit drei Jahren
besuchte und doch war es noch nicht Routine geworden. Die ganzen Sommer hatten
sie Albträume geplagt, sie konnte an keine Nacht zurückdenken, in welcher sie
nicht um vier und sieben aufgeschreckt war, vier Uhr und sieben Minuten.
Erschöpft schloss sie wieder die Augen, es blieben nur noch zwei Stunden zu
schlafen, zwei Stunden und dann würde sie ihr Bett wieder gegen das in ihrem
Zimmer in Cordon eintauschen, welches sie sich mit Cloris und Stella teilte.
Der
Wecker schellte, der nervige Ton grub sich in das Trommelfell der Brünetten und
genervt schlug sie auf ihn ein, bloß um das Piepen zu unterdrücken, doch
solange sie den Kopf in ihre Kissen gequetscht hatte, hatte sie keinen Erfolg. Gähnend
versuchte sie die Augen zu öffnen, doch es schoben sich nur kleine Tränen
hervor, die ihr nass und kühl die warmen Wangen herunter liefen. Nach einige
Sekunden überwand sie sich die Augen offen zu halten und stellte den Wecker
aus, sie streckte ihre Füße unter der Decke hervor, welche sogleich mit der
kühleren Morgenluft umgeben worden, die durch das offene Fenster herein drang.
Wieder
gähnte sie herzhaft, diese ständigen Schlafunterbrechungen raubten ihr viel
mehr Energie, als sie es sich eingestand. Langsam stellte sie die nackten
Fußsohlen auf den Holzboden und stand auf, etwas schwindelig wurde ihr zwar
dabei, aber noch langsamer war nicht möglich. Kurz rieb sich Sydnee die Augen,
suchte mit raschem Blick nach ihren Hauschuhen und fand sie letztendlich unter
ihrem Bett. Mit spitzen Fingern zog sie sie zwischen ein paar Spinnweben
hervor, putzte die langen, fast durchsichtigen Fäden ab und schlüpfte in die
plüschigen Fußwärmer. Erst danach schlurfte sie zu ihrer Zimmertür, öffnete sie
behutsam, ohne viel Lärm zu machen und huschte die Treppe in die Küche
herunter, in welcher allerdings schon reges Treiben im Gange waren.
Mr.
Rodgers, Sydnees Vater, war gerade dabei Spiegeleier in der Pfanne zu machen,
während Mrs. Rodgers den Tisch mit Besteck und Tellern deckte.
„Guten
Morgen, Schatz“, begrüßte die ebenfalls brünette Frau ihre Tochter und ging
wieder zur Kaffeemaschine, um sie an zu machen.
Sydnee
betrachtete ihre Eltern, sie waren bereits angezogen, was vermuten ließ, dass
sie schon einige Zeit wach waren, es war typisch, der Tag des Abschieds verlief
doch immer gleich, es schien als hätte es auch nach drei Jahren bei ihnen nicht
einen Schimmer von Routine hinterlassen, dass ihre Tochter sie nach jedem
Sommer wieder verließ, nicht wie andere Kinder, denn ihre Tochter war etwas
besonderes, etwas unvorstellbares besonderes.
Die
Sechszehnjährige setzte sich immer noch reichlich verschlafen auf ihren
Stammplatz am Fenster, sodass die ersten Sonnenstrahlen, die sich in die Küche
trauten, ihr den Nacken wärmten.
Mr.
Rodgers legte ihr ein Toast auf den Teller, während er sich selbst ein
Spiegelei auf seines legte.
„Du
isst sicherlich wieder Marmelade, nicht Schatz?“, erkundigte er sich, obwohl er
die Antwort selbst wusste.
„Klar,
die haben da keine Kiwimarmelade, nur Pfirsich, Erdbeer, Kirsch und
Apfelgelee“, erklärte sie, obwohl natürlich auch sie wusste, dass ihre Eltern
die Details des dortigen Essens kannten.
„Und
du möchtest wirklich wieder dort hin?“, mischte sich nun auch Mrs. Rodgers ein
und seufzte schwer, der Abschied war immer schwer für die junge Mutter, nicht
nur, weil sie sie ein Jahr lang nicht sah, sondern auch, weil die Umstände
kompliziert waren. Sydnee konnte sich noch gut an die Reaktion ihrer Mutter
erinnern, als diese den merkwürdigen Brief der Direktorin von Cordon las.
Cordon, eine magische Schule, nur für Magier und Hexen aus nicht magischen
Familien. Magie, etwas Irrationales an welche Mr. Und Mrs. Rodgers nie geglaubt
hatten. Sie hatten es für einen schlechten Scherz gehalten, doch schnell wurde
ihnen klar, dass Sydnee anders war, als die anderen ihrer Schule und schlicht
weg ging sie nach Cordon. Auch nach drei Jahren war die Magie und die Bedeutung
von Cordon für die Eltern von Sydnee nicht ganz klar, denn Magie war
schließlich nichts, was man täglich sah.
„Natürlich
möchte ich, Mum. Ich gehöre dort hin, ich lerne mit meinen Fähigkeiten um zu
gehen“, erwiderte die Sechszehnjährige träge, denn diese Diskussionen hatte sie
bisher jedes Jahr geführt.
„Ich
mein ja nur, vielleicht möchtest du doch lieber auf ein Internat hier in der
Nähe gehen“, murmelte ihre Mutter, jedoch im Wissen, dass sie nie erreichen
würde, was sie so sehr wollte, ihre Tochter in der Nähe behalten.
„Ach
Rachel, es ist wichtig für sie, ich will sie auch nicht immer weggeben, jedoch
bleibt uns und ihr keine andere Wahl, denn Sydnee ist etwas Besonderes und sie
braucht diese Schule, auch wenn uns Magie nicht so … nicht so geläufig ist“,
versuchte Mr. Rodgers seine Frau zu beruhigen.
„Ich
verstehe das ja, aber sie ist so lange weg und manchmal kann ich sie kaum
wieder erkennen, wenn sie sich verändert hat. Ein Schuljahr ohne wirklichen
Kontakt, das ist nicht … nicht gut, denke ich“, seufzte Rachel Rodgers, jedoch
ohne eine Antwort ihrer Tochter zu erhalten, die diese Diskussion lieber ihren
Eltern allein überließ. Es tat ihr auch weh, aber sie zeigte es nicht vor ihren
Eltern, sie hatte oft Heimweh gehabt, doch mittlerweile hatte es sich beruhigt,
sie hatte schließlich etwas wie eine zweite Familie gefunden, man wuchs
aneinander als Freunde, wenn man unter sich war und das auch noch ohne Kontakt
zu der normalen Welt, denn Cordon lag tief in den Tiefen des Ozeans in einer
Unterwasserhöhle geschützt von vielen Fallen und Wesen von welchen sich selbst
die Magier und Hexen der Schule nichts träumen lassen würden, denn diese
blieben versteckt in der Dunkelheit.
„Können
wir diese Diskussionen nicht mal ein Jahr sein lassen, Rachel? Unsere Tochter
gehört auf diese Schule und bisher hat sie sich auch prima entwickelt, auch
wenn das schlimm klingt, sie hat das auch ohne uns geschafft“, das war typisch
ihr Dad, dachte Sydnee, während sie in ihre zweites Marmeladentoast biss und
sich einen Teil der Masse über der Oberlippe verteilte.
„Du
hast ja Recht“, geistesabwesend gab Mrs. Rodgers ihrer Tochter eine Serviette
und rührte mit dem Löffel in dem Rest ihres Kaffees herum.
„Ich
geh hoch, um mich fertig zu machen“, erklärte die Sechszehnjährige nach ein
paar Minuten und flitzte die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf. Mittlerweile hatte
es sich mit mehr Sonnenlicht erfüllt und zeigte die Koffer, die an ihrem
Schreibtisch standen. Sie konnte nicht anders als einmal zu seufzen, es war
schwer, wenn sie sah, wie sehr ihre Mutter darunter litt, dass sie Jahr für
Jahr weg war und das auch noch in einer Welt, die ihren Eltern zu fremd war. Mit
nachdenkendem Blick sah sie sich in ihrem Zimmer um, es war so neu und
eigentlich auch wieder fremd, denn schließlich lebte sie nur zwei Monate jedes
Jahres hier, nicht einmal zu Weihnachten kam sie nach Hause, dahin, wo sie
eigentlich hingehörte. Dieses Zimmer war wie eins der Hotelzimmer, welche
Reisenden besuchten und wieder verließen ohne eine wirkliche Bindung auf zu
bauen, viel anders erging es Sydnee auch nicht. Sie griff nach der weißen Bluse
mit dem eingenähten grünen Kleeblatt, den schwarzes Blazer und dem Rock, die
Kniestrümpfe mit dem silbernen Streifen, die oft in den Kniekehlen klemmten und
ging dann in ihr Zimmer.
Während
das warme Wasser über ihren Körper prasselte schloss sie die Augen und
versuchte sich auf Zeiten zu konzentrieren an welchen sie noch nicht von der
Magie wusste, es waren seit dem vier Jahre vergangen, sie war kleiner gewesen,
naiver und doch schon immer anders als die anderen. Sie hatte dieselben
Schlafprobleme gehabt, wie sie sie in diesem Sommer gehabt hatte, doch
schließlich wusste sie nun, dass es nicht nur Träume waren, zumindest nicht
alle. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, so hatte sie immer noch Angst zu
erfahren welche Träume einmal Realität worden und welche nur Träume waren, sie
wollte sich verschließen vor den schrecklichen Dingen, doch oft genug hatte man
ihr gesagt, dass es eine besondere Gabe war. Eine Gabe, welche sie nicht haben
wollte.
Sydnee
stellte das Wasser ab, öffnete die Augen und strich sich die klitschnassen
Haare aus dem Gesicht, während sie nach dem Handtuch griff und aus der Dusche
stieg. Sie wischte den beschlagenen Spiegel ab und sah sich ihr Spiegelbild an.
Sechzehn Jahre war sie nun alt, das Gesicht hatte sich in ihren Augen kaum
verändert, denn es waren immer noch dieselben haselnussbraunen Augen, die sie,
wie auch vor vier Jahren ansahen, es waren immer noch dieselben Sommersprossen,
die sporadisch über ihre Nase verteilt waren. Es waren immer noch dieselben
Locken, die sich selbst im nassen Haar nicht verstecken ließen. Vielleicht sah
Sydnee etwas älter aus, war ein bisschen größer geworden, doch in den Augen des
Spiegels ihrer Selbst war sie immer noch die Alte, nur dass sie jetzt in einer
anderen Welt Zuhause war, als ihre Eltern.
Nach
einer Viertelstunde stand sie angezogen in ihrem Zimmer, sie zupfte den
schwarzen Rock zurecht, die Bluse war noch hart vom Bügeln und fühlte sich
steif an, mit spitzen Fingers strich sie über das eingestickte Kleeblatt von
Eworyn, dem Haus in Cordon, welchem sie angehörte, dann nahm sie den Blazer
über die Schulter, öffnete die Zimmertür.
„Dad,
du kannst jetzt den großen Koffer holen, den bekomm ich nicht runter“, sie nahm
sich selbst den kleinen Koffer und schleppte ihn mit viel Mühe auf den Flur.
„Wie
willst du ihn dann in deine Schule bekommen, Schatz?“, lächelte ihr Vater
spöttisch, während er an ihr vorbei die Treppe hoch ging.
„Ich
hab starke Freunde und falls du es vergessen hast, die Schule hat so was wie
einen Kofferservice“, sie lächelte ebenfalls und mühte sich ab, den schweren
Koffer die Treppen herunter zu hieven.
Unten
angekommen war ihr Vater ihr schon auf den Fersen.
„Du
bist wirklich schnell, Dad“, lachte sie nun wieder und sah in das Gesicht ihrer
Mutter, welche ihr schon die Haustür aufhielt.
„Danke“,
hauchte die Brünette außer Atmen und ließ sich letztendlich den schweren Koffer
von ihrer Mutter abnehmen. Die Eltern verstauten diese sobald im Kofferraum und
dann stiegen sie ins Auto.
Es
war ein Weg von einer halben Stunde, um zu dem Pier zu kommen, von welchem das U- Boot, das
geheime U- Boot wohl bemerkt, nach Cordon fuhr, um viele Familien wieder von
ihren besonderen Kindern zu trennen.
Die
Fahrt im Auto erschien ewig, der Wald zog an den Fenster vorbei, die
Sonnenstrahlen berührten die Äste, ein Hase versteckte sich schnell, als er das
heranfahrende Auto entdeckte. Behutsam hatte Sydnee ihr Kinn in ihrer Hand
abgestützt. Die vorbeiziehende Landschaft veränderte sich erst später, der Ruf
von Möwen war zu hören, auch ewig schien nicht genug, denn sobald das Meer
nahte, nahte auch der Abschied. Die Familie schwieg als sie auf einen Parkplatz
fuhr. Weitere Autos parkten bereits in Reih und Glied, einige jüngere Schüler
stiegen aus den Autos ihrer Eltern, verängstigt, vermutlich ihr erstes Jahr,
sie erinnerten Sydnee so sehr an sich selbst. Die Eltern zeigten Nervosität,
sie schienen immer noch zu hoffen, dass dies alles nur ein schlechter Scherz
sei, genau wie ihre Eltern es gehofft hatten, doch sie waren enttäuscht worden.
Während
Michael Rodgers und seine Frau die Koffer aus dem Kofferraum entluden, sah sich
ihre Tochter nach bekannten Gesichtern um, sie erhoffte ihre Freundin Cloris
oder auch Stella oder Louis zu entdecken, doch sie hatte kein Glück.
Letzten
Endes folgten sie älteren Schülern mit ihren Eltern zu einer alten Lagerhalle,
ein kurzer Blick und sie huschten durch die rot gestrichene Wand, ein Portal,
damit das Pier nicht von Fremden gesehen wurde, denn es war genug, dass die
Eltern es sahen. Ein Kribbeln umschloss Sydnee, als sie durch die Wand trat,
ehe sie die Seeluft wieder umwehte. Sie standen mitten zwischen viele Schüler.
Verängstigte, Schüler die sich in die Arme fielen, weinende Mädchen oder
erstaunte Gesichter der Dreizehnjährigen, die sich neugierig umsahen. Ja, so
hatte sie auch ausgesehen, verdutzt über das Geschehen. Suchend blickte sie
sich um, während ihre Eltern hinter ihr hinterher gingen, sie hatten sich wie
die meisten Eltern nicht daran gewöhnt und waren wie die jüngsten Schüler.
„Ganz
ruhig, Mum“, lächelte Sydnee, als sie sich kurz zu ihrer Mutter umblickte.
„Bin
ich, Schatz“, erwiderte ihre Mutter, allerdings wenig überzeugend.
„Sydnee!“,
eine ihr bekannte Stimme rief in einem kreischenden Ton ihren Namen, schnell
drehte sie sich um und blickte zu ihrer Freundin Cloris, die auf sie zu gerannt
kam, ehe sie sich dann glücklich in die Arme fielen. Sydnee atmete den Duft
ihres Shampoos ein, es war ihr so bekannt und kam ihr so vertraut vor.
Glücklich gab sie ihr einen Kuss auf die Wange, ehe die Mädchen sich wieder von
einander lösten.
„Ich
hab dich vermisst, Cloris“, erklärte Sydnee und lächelte ihre beste Freundin
glücklich an.
„Und
ich dich erst, aber komm mit, wir gehen zu meiner Mutter und zu meinem kleinen
Bruder, der ja übrigens auch mit kommt, er hat auch … sagen wir, eine
Begabung“, Cloris verdrehte ihre blauen Augen und Sydnee lächelte nur. Ja, das
war ein Albtraum für Cloris, sie hatte immer erzählt wie nervig ihr Bruder doch
war und wie sehr sie hoffte, dass es ihn nicht erwischt hatte, dass er doch
bitte normal sein, nur war es leider selten, dass eine Generation
unterschiedlich betroffen war. In jeder Familie mit nichtmagischen Wurzeln konnte
eine Generation betroffen war.
„Ach,
du wirst ihn ja kaum sehen, Cloris“, versuchte Sydnee ihre Freundin auf zu
muntern.
„Ach
hallo Sydnee“, begrüßte Cloris Mutter Alessa, die Freundin ihrer Tochter.
„Hallo“,
erwiderte Sydnee und zog ihre Eltern etwas näher heran, sodass diese ein
Gespräch begannen, damit diese jedoch nicht ihre mitbekamen gingen sie ein paar
Schritte zur Seite.
„Wo
ist dein kleiner Bruder, Cloris?“, Sydnee sah sich nach dem Kleinen um, konnte
ihn allerdings nirgendwo entdecken.
„Wie?
Der sollte bei meiner Mamá stehen“, erwiderte Cloris, ihr italienischer Akzent
setzte sich doch noch oft durch, auch wenn sie ihn schon fast unterdrückte
„Da
ist er aber nicht“, erklärte Sydnee und zuckte die Schultern, während ihre
Freundin sich ebenfalls umdrehte.
„Dieser
kleine …“, sie knurrte leicht und sah sich um, doch die laufenden Schüler und
bewegenden Massen von Eltern ließen sie keinen genauen Blick werfen.
„Wir
finden ihn schon“, wollte sie ihn beruhigen.
„Hoffentlich
nicht, hoffentlich ist dieser kleine Mistzwerg ins Wasser gefallen“, wachsam
ging Cloris mit ihrer Freundin durch die Massen und rief ab und zu den Namen
ihres Bruders, ehe sie ihn mit ein paar anderen Jungen seines Alters bemerkte.
„Hier
bist du also, kannst du nicht mal sagen, wenn du weggehst, scarabeo stercorario“, blaffte sie ihren kleinen Bruder an, der
sie nur spöttisch ansah.
„Was
hast du denn?“, murrte er und ging einen Schritt auf sie zu.
„Du
kannst doch nicht einfach so weglaufen“, schnauzte Cloris ihn weiter gehend an und
zog ihn wieder mit sich zu seiner Mutter.
„Du
blamierst mich vor meinen neuen Freunden, bisbetica“,
entgegnete dieser nur genervt und machte sich von seiner Schwester los.
„Du
blamierst mich mit deiner Kindergartenart“, tadelte Sydnees Freundin ihren Bruder
weiter, ehe diese ihre Freundin weg zog.
„Lass
jetzt gut sein, Cloris, schau mal da vorne kommt Louis mit seiner Tante Petty“,
sie lächelte schelmisch, denn sie liebte die Szenen, die die beiden sich immer
machten.
„Oh
ja, dass kann lustig werden“, lächelte Cloris und schubste ihren Bruder wieder
zu seiner Mutter, welche sich immer noch angeregt mit Mr. Und Mrs. Rodgers
unterhielt.
„Ja,
Tante Petty, ich habe alles eingepackt“, murrte Louis, während er vor seine
Tante her zu seinen Freundinnen ging, die schon grinsend seine Ankunft
erwarteten.
„Wirklich,
Schatz? Auch genügend Unterwäsche?“, erfragte die korpulente Frau mit der
blonden Dauerwelle und tapste ihrem Neffen nach.
„Ja,
Tante Petty“, er wurde rot um die Nase, sodass die Mädchen nur noch mehr
kicherten.
„Hallo
Louis“, begrüßte ihn Sydnee mit einer Umarmung.
„Hallo“,
erwiderte er und umarmte auch noch Cloris, die sich fast nicht mehr ein bekam.
„Ach
Mädchen, ihr seid ja auch schon da, siehst du, Louis- Schatzi, selbst die
Mädchen sind schneller als du im Bad“, sie hob tadelnd den Finger.
„Tante
Petty, du kannst jetzt wieder gehen, ich bin ja jetzt da, oder?“
„Aber
ich warte doch sonst auch immer bis du weg bist“, sagte sie und zog ein
Taschentuch hervor um ihm etwas aus dem Gesicht zu wischen, dass nicht zu
erkennen war.
„Lass
das sein, ich hab da nichts“, er versuchte sie ab zu wehren, doch da hatte er
schon das Taschentuch im Gesicht.
„Du
hast dich nach dem Zähne putzen nicht einmal mehr gewaschen“, sie seufzte und
versuchte seine Frisur zu richten, was Louis nur noch weiter zur Weißglut
brachte.
„Es
reicht“, sagte er energisch und hob die Arme.
„Ach
Junge, du wirst einfach zu schnell erwachsen und deine Eltern bekommen das
alles nicht mit, wo sie doch bei den Ausgrabungen in Ägypten sind“, Petty
Stuart seufzte und strich ihrem Neffen über die Wange.
„Ach
Tante Petty, ist doch okay“, versuchte er sie zu beschwichtigen, damit sie
nicht anfing zu weinen.
„Ach
das ist alles nicht so leicht, wie du denkst, mein Schatz“, versuchte sie sich
zu erklären, doch die ersten Tränen kullerten schon über das mit Make Up voll
geklatschte Gesicht, die Wimperntusche verlief.
„Sie
sollte wasserfeste benutzen, sie weint jedes Mal“, flüsterte Cloris Sydnee
lächelnd zu und betrachtete die Szene weiter, denn nun versuchte der genervte
Louis seine Tante wieder zu beurhigen, die die Szene immer und immer größer
machte, dass die Aufmerksamkeit auf sie gezogen wurde.
Louis
schaffte es nach einiger Zeit seine Tante zu beruhigen und sich zu
verabschieden, sodass er sich wieder voll und ganz auf seine Freunde
konzentrieren konnte.
„Sie
kann ganz schön nervig werden, aber ich hättet sie mal in den Ferien erleben
sollen, da war sie unerträglich“, wieder verdrehte der blonde Junge die Augen
und setzte sich auf seinen Koffer.
„Hast
du denn genug Unterwäsche?“, neckte Sydnee ihren besten Freund und tippte ihm
gegen die Nase.
„Jetzt
fang du nicht auch noch an“, brummte er.
„Wow,
schau mal Mama“, hörten die drei ein Kind in der Menge, während immer weiter erstaunte Ausrufe
kamen.
Das
U-Boot tauchte auf und Wasser spritzte auf Pier. Die jüngeren waren
unvorsichtig nah heran getreten, sodass sie nun von oben bis unten mit Wasser
bespritzt waren. Besorgte Mütter kamen auf sie zu und versuchten sie zu
trocknen.
„Auf
geht die Reise“, lächelte Louis.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Chantal Dierks).
Der Beitrag wurde von Chantal Dierks auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.05.2009.
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