Hella Schümann

Im Krankenhaus

  Ich liege im Krankenhaus weil mein Gedächtnis gründlich untersucht werden soll, nach einem Zusammenbruch machen mir starke Gedächtnislücken zu schaffen. Die Praktikantin kommt und will einen psychologischen Test mit mir machen, dabei stellt sie fest, dass sie keine Kopien dabei hat. Sie sagt: „ Ich kopiere gerade und bin in fünf Minuten wieder da.“

Nach fünfzehn Minuten Abwesenheit denke ich, „ da muss ja eine lange Schlange am Kopierer stehen.“ Dreißig Minuten, noch immer keine Praktikantin in Sicht, „vielleicht ist ja der Kopierer in der Stadt.“ Nach fünfundvierzig Minute: „Oder ist sie in Ohnmacht gefallen?“ Besorgt wende ich mich an eine Krankenschwester, die gerade über den Flur geht und frage nach der Praktikantin.

„ Eine Praktikantin, was für eine Praktikantin, ich kenne keine.“ Wieder im Zimmer denke ich: „War das vielleicht eine Halluzination? -

„War die Praktikantin nun im Zimmer und hat gesagt, sie kommt in fünf Minuten wieder?“ frage ich meine Bettgenossen lachend. Schließlich bin ich auf der neurologischen Abteilung, weil sie mein Gehirn untersuchen wollten wegen meiner Gedächtnislücken und außerdem sind mir Halluzinationen nicht fremd.

Nach zwei Stunden treffe ich die Praktikantin zufällig im Treppenhaus. Ich frage: „Wo waren Sie denn, ich habe auf Sie gewartet.“ Sie ist ganz erstaunt und erklärt, sie hätte schon zwanzig Minuten Verspätung gehabt, um eine Schmerzkonferenz aufzusuchen.

Wir verschieben den Test auf morgen.

Ich frage mich: „Wer hat es denn nun im Kopf, sie oder ich?“ 

 

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