Jan Kastner

Die Reise

Es gibt Tage, an denen will nichts funktionieren.
Es gibt Tage, an denen bereut man es, dass man
aufgestanden ist!
Es gibt Tage, da vergisst man, dass man einmal glücklich
war.

 
Diese Tage wünscht man niemandem, aber sie kommen unerwartet
und plötzlich und reißen  Menschen aus
ihren Träumen.

 
Solche Tage hatte Kathy bis jetzt selten und meistens
schaffte sie es schnell wieder aus diesen Tiefen hoch zukommen. Zurzeit dachte
sie gar nicht an schlechte Zeiten. Zurzeit war sie glücklich, alles lief
perfekt. Es gab keine schwarze Wolke am Himmel nicht mal ein kleines Wölkchen.

 
Ihr Leben war aufregend genug damit sie sich nicht
langweilt und ruhig genug damit sie glücklich sein konnte.

 
Sie liebte das Leben und sie wollte es genießen und
dachte nicht an den Morgen.

 
Aber irgendwann muss jeder mal aus seinen Traum
aufwachen..

 
An diesen Tag wachte Kathy um sieben Uhr auf.
Komischerweise sehr früh. Sie war gestern wirklich lang weggewesen und hat in
ihren Geburtstag hinein gefeiert. Sie war endlich 16. Endlich länger Weg gehen
und in Bars gehen. Ok das hatte sie bis jetzt auch immer gemacht aber jetzt
durfte sie das Legal. Ihr Kopf brummte ein bisschen hatte sei vielleicht doch
ein klein wenig zu viel getrunken?

 
Plötzlich knallte etwas an ihr Fenster. Kathy schreckte
hoch. Was war das dachte sie sich. Sie ging an ihr Fenster und schaute raus.
Unten im Rasen lag etwas kleines pelziges. Kathy rannte in Schlafsachen nach
draußen um das kleine Etwas genauer zu betrachten. Als sie unten ankam sah sie,
dass dieses Wesen noch lebte. Man konnte sagen es war ein kleiner Ball aus Fell
mit zwei großen Augen die ein bisschen desorientiert in der Gegend umeinander
schauten. Kathy nahm das kleine Fellknäuel mit in ihr Zimmer und legte es in ihr
Bett. Das kleine Wesen hockte sich auf ihr Kissen und schaute Kathy an. Die
stand völlig fasziniert vor ihrem Bett und wusste nicht was sie vor sich hatte.
Vielleicht schlief sie ja noch dachte sie sich und boxte sich auf ihren linken
Arm. Der Schmerz der sie durchfuhr war echt, stellte sie fest. Aber wenn sie
nicht träumte was war das dann? War sie betrunken oder auf Drogen? Nicht dass
sie wüsste. Vielleicht hatte ihre Schwester gestern etwas in ihren Tee getan,
zuzutrauen wäre ihr das oder vieleicht war die Schokolade schlecht die sie
gestern gegessen hatte? Aber wenn ja würde das auch nur Bauchschmerzen und
keine Illusionen hervorrufen. Aber das was auf ihrem Bett saß und sie so lieb
anschaute war real. 
So real wie sie selbst.
Vielleicht sollte sie ihm einen Namen geben?
Nicht so einen schwulen wie Schnuffel oder Puschel oder
sonst  einen bekloppten Namen
„Wie heißt du den?“ fragte sie den lebenden Wollknäuel.
 „Knuff?“ sagte das
Wesen und schaute Kathy Erwartungsvoll an.
„Du heißt Knuff? Komischer Name sag ich dir.“ Meinte
Kathy schmunzelnd
„Knuff!“ machte das Wesen vorwurfsvoll.
„Du kannst scheinbar nichts anderes sagen oder? Schade
ich hätt gern gewusst was du bist!“ antwortete Kathy darauf.
„Knuff knuff!“ kam es von dem kleinen Ball und er stand
auf und lief zu Kathy.
„Was möchtest du von mir?“ fragte diese Knuff.
Knuff umarmte Kathy.“Knuff.“ gab er glücklich von sich.
„Ach du hast mich lieb? Wie süß!“ freute sich Kathy.
Knuff hockte sich wieder hin und zog ein Stück Papier aus
seinem Fell.
Auf dem Zettel stand folgender Text:

 

 
Liebe Kathy,

Ich hoffe dass du
diese Botschaft bekommst. Ich würde gern persönlich mit dir reden aber das ist
leider nicht möglich. Noch nicht! Ich brauche deine Hilfe. Ich bin gefangen!
Bitte rette mich! Du bist meine einzige Hoffnung.


 

 

 
Jetzt war es soweit. Kathy verstand gar nichts mehr. Von
wem war dieser Brief und woher kannte er sie? Wo war diese Person? Aus was
musste sie ihn befreien? Wo sollte sie anfangen? Sie wusste es nicht! Sie
drehte das Blatt um und sah das dort noch etwas stand, aber etwas in einer
Sprache die sie nicht verstand und in komischen Buchstaben.

 

 
PORTA  EXIGERE COR


 
Drunter hatte jemand mit Bleistift geschrieben:

 
Mit dieser Formel
wirst du mich finden! Werden diese Wörter erklingen werde ich meiner Befreiung
einen Schritt näher sein.


 

 
„Was meinst du Knuff? Soll ich das laut vorlesen?
Knuff gab ein zustimmendes pieps Geräusch von sich.
„Na klar will er das er hat mir ja die Botschaft
gebracht“ dachte sich Kathy
„Naja! Probieren kann ich es mal!“ dachte sie laute und
sie sprach:

 
PORTA EXIGERE COR!

 

 
Nichts geschah!
Sie probierte es noch mal.

 
PORTA EXIGERE COR!

 
Wieder nichts!
Sie wollte es ein weiteres Mal probieren aber Plötzlich
begann sich alles zu drehen. Sie setzte sich auf ihr Bett, aber es hörte nicht
auf, das Schwindelgefühl, nein, es verstärkte sich sogar. Ihr wurde schwarz vor
Augen!

 
Als sie ihre Augen öffnete war sie nicht mehr in ihrem
Zimmer.
Aber wo war sie?
Sie lag in einer grünen Wiese voller duftender  Blumen, um deren farbenfrohen Kelchen Insekte
schwirrten. Ihr fiel auf dass es keine normalen Feldblumen waren, sondern Lilien
und Orchideen in allen Farben und Formen. Und die Insekten waren  wunderschöne Schmetterlinge in tausend Farben.
Wo sie auch hinschaute war diese Wiese. Nur in der  Ferne sah sie einen Baum und einen niedrigen
Hügel.

 
Sie stand auf und sah an sich hinunter. Sie trug immer
noch ihre Schlafsachen.
„Verdammt wenn mich so einer sieht!“  dachte sie Laut!
Etwas zupfte an ihrem Bein. Sie sah nach unten dort saß
Knuff und schaute sie an.
„Ach du bist auch hier!“ sagte Kathy erfreut.

 
„Knuff!“ sagte Knuff und zeigte in Richtung des Baumes in
der Ferne.
„Nein! Ich muss da doch nicht wirklich hingehen
oder?“  fragte Kathy obwohl sie die
Antwort schon wusste.
Knuff nickte nur und Kathy machte sich auf den Weg zu dem
Baum.
Nach gefühlten Stunden jammerte Kathy:  „Damit ich solche Strecken nicht  mehr laufen muss hab ich eigentlich den
Rollerführerschein gemacht!“

 
„Du würdest doch hier durch diese Wiese nicht mit einem
Roller fahren oder?“ fragte eine hohe Stimme. Kathy schaute sich verdutzt um.
„Hier unten!“ Kathy schaute nach unten und erblickte eine rote Pantherlilie.
„Eine Blume die sprechen kann?“ fragte sie sich laut „Jetzt kann mich echt
nichts mehr überraschen!“

 
„Du würdest damit nur viele meiner Schwestern, verletzten
wenn du das machen würdest!“ prangerte die Lilie an.
„Ach ich würde euch doch nicht verletzten!  Ich hab das einfach so gesagt. Was bist du
eigentlich?“ gab Kathy zurück.
„Wir sind auch Lebewesen! Wir sollten nicht einfach so verschwendet
werden! Wir sind Lebensblumen. Wir machen das Leben erst lebenswert. Die
glücklichen Momente im Leben sind unser Werk. Die schönen Gefühle,  wie die Zufriedenheit.  Das sind wir!“ gab die Blume von sich.

 
„Gut dass ich dich treffe! Wo bin ich ihr eigentlich?“

 
„Weißt du das nicht? Hast du nicht die Wörter gesprochen?
Siehst du es nicht? Ich kann dir nicht weiter helfen ich glaube das solltest du
selber herausfinden.“ Dann verstummte die Panther Lilie.

 
„Was soll ich sehen? Und wo? Das sind doch nur lauter
Blumen?“ fragte sie sich,
aber sie bekam keine Antwort. Von wem auch? Sie war hier
in einem Feld mit lauter Blumen und einem Fellknäuel namens Knuff, das  nicht mal reden konnte und  heute früh gegen ihr Fenster knallte. Wie spät
es wohl ist, fragte sie sich. Sie suchte den Himmel ab, um  sich nach der Sonne zu orientieren, sah aber
dass am Himmel keine Sonne vorhanden war.
Das wird immer seltsamer dachte sie sich und machte sich
wieder auf den Weg zu dem Baum.

 
Je näher sie kam, umso besser sah sie wie groß dieser
Baum war. So einen Baum hatte sie noch nie gesehen. Er hatte Blätter von allen
Baumarten die sie kannte und auch Blätter die sie noch nie gesehen hatte. Sie
strahlten in allen Farben von grün bis blau. Einige Blätter waren aus Glas oder
Keramik andere waren „echte“ Blätter, so wie sie sie kannte. Einige waren aus
Gold oder Silber andere aber auch Blech und Bronze. Einige waren sogar braun
und verwelkt und andere faulten. Manche von den Blättern aus Metall rosteten
und einige der aus Keramik und Glas hatten Sprünge und Risse. Als sie am Stamm
ankam sah sie dass der Stamm voll geschrieben war mit Wörtern aus verschiedenen
Sprachen, in verschiedenen Schriften. Nicht durcheinander sondern in ihrer
eigenen Art geordnet. So geordnet wie die Maserung von Holz scheinbar
durcheinander aber doch eine strukturierte Form hat. Sie berührte den Stamm welcher
erbebte und in goldener Schrift erschienen Folgen Wörter:

 

 
MODO  UTI  MODO VIDERE ACCOGNOSCERE  ANCULARE
VERITAS


 

 
“Was heißt das?” fragte Kathy laut.

 
„Nur wer in sich schaut findet die Wahrheit!“ ertönte
eine Stimme.
Kathy schaute verwundert um sich, konnte aber nicht
ausmachen woher die Stimme kam.

 
„Ich bin es! Die Erinnerung. Ich steh vor dir! Ich bin
alles und doch nichts! Ich bin ewig und doch vergesslich. Mir wachsen immer
neue blätter währenddessen alte blätter verwelken und  zu Grunde gehen.“ Kathy sah den Baum an.
„Wenn du die Erinnerung bist, dann sag mir was ich hier machen soll und was das
hier alles ist!“

 
„Ja ich bin die Erinnerung und auch das Wissen aber ich
kann dir deinen Weg nicht leichter machen, außer dir die Informationen zu geben,
die ich dir geben soll!“

 
MODO  UTI  MODO VIDERE ACCOGNOSCERE  ANCULARE
VERITAS


 
 “Ach
Ja! Ich habe noch was für dich!” sagte die Stimme und ein Blatt löste sich und
segelte genau vor die Beine von Kathy. Sie hob es auf. Darauf stand:

 
Liebe Kathy,

danke dass du mir
helfen möchtest. Aber du musst dich beeilen der Weg ist noch lang und ich weiß
nicht mehr wie lange  ich es hier noch
aushalten kann.


 
Ich warte! Ich
hoffe!


 
Liebe Grüße


 
Evol


 
„Evol. Das ist also
sein bzw. ihr Name!“ sagte sie als sie fertig gelesen hatte.

„Aber was soll ich
jetzt machen?“ fragte sie sich. Sie hockte sich neben den Baum und dachte nach:
„Ich soll in mich hineinschauen? Aber was soll ich sehen? Was soll ich sehen?“

Knuff gab einen schmerzlichen
Ton von sich. Kathy drehte sich zu ihm um und sah wie er versuchte den Baum hochzuklettern
und immer wieder hinunter fiel.

„Gute Idee Knuff!
Vielleicht sieht man von dort oben wo wir hin müssen.“ sage Kathy, schnappte
sich Knuff und fing sofort an den Baum hoch zu klettern .irgendwann war sie von
Blättern umgeben und bald wusste sie auch nicht mehr wo oben, unten, rechts
oder links war!


 
 Sie kletterte jetzt schon mindestens eine
halbe Stunde aber sie kam immer noch nicht oben an.

Langsam wurden ihre
Arme müde, aber sie kletterte weiter und weiter. Sie konnte  bald nicht mehr. Knuff, der sich die ganze
Zeit an ihrem Rücken festhielt piepste während dessen die ganze Zeit.

Sie konnte nicht
mehr, sie war am Ende, sie ließ Los und sie fiel und fiel und fiel  und fiel…


 

 
Zuerst flog sie an
Ästen und Blättern aller Formen und Farben vorbei doch irgendwann wurde es
dunkel und sie konnte fast nichts erkennen. Nur dunkle Schemen und Schatten,
die immer wieder zu ihr flogen sie umkreisten und dann wieder verschwanden. Sie
hörte schluchzen, heulen und Schreie.


 
Sie fürchtete sich
aber nicht. Sie hielt Knuff in ihren Händen und dadurch fühlte sie sich sicher.
Sie wusste nach so einen tiefen Fall müsste ein harter Aufprall folgen, doch
sie wusste dass ihr nichts geschehen würde.


 
Sie prallte auf! Es tat nicht weh aber Sie blieb
trotzdem  liegen. Sie lag auf einem weichen
aber trotzdem stabilen Boden. Knuff immer noch fest in ihren Händen haltend
stand sie auf.
Es war dunkel und trist. Überall schwebten die Schatten
und Schemen umher. Sie hatten verschiedene Formen. Einige schauten wie Spinnen
oder Schlangen aus. Plötzlich kam ihr alter BWR Lehrer auf sie zu. Kathy
erschrak und ließ Knuff fallen der sich mit einem lauten „KNUFF!“ beschwerte.
Ihr Lehrer, der scheinbar nur aus grauem Nebel bestand löste
sich vor ihren Augen auf und nahm die Gestallt einer ihr Wohlbekannten Gestallt
an.

 
„Hallo! Kathy…“ säuselte dieses Geschöpf „Schön das du da
bist … Ich hoffe es gefällt dir hier?!“
„Eigentlich weniger!“ gab Sie zurück.
„Das war zu erwarten..“ gab der Schatten enttäuscht  von sich aber wer mag schon seine Ängste und
negativen Gefühle? Niemand hat UNS lieb.“
„Naja normalerweise steh ich halt nicht so auf Spinnen,
Schlangen oder BWR Lehrer“ versuchte Kathy die Sache wieder hinzubiegen.
„Aber ohne uns zu kennen kann man nicht erkennen wer man
wirklich ist!“ wisperte der Schemen
„Naja aber du kannst doch gar nicht meine Angst sein!“
gab Kathy von sich
„Sei dir sicher, dass ich deine Angst bin!“ gab sie von
sich.
„Angst hin oder her ich bräuchte deine Hilfe! Ich muss
eine Evol befreien und ich hab keine Ahnung wo sie steckt.“

 
Das Wesen lachte und sprach: „Du lernst wohl nie
oder?  Die Antwort ist so leicht und
greifbar und doch bist du so weit entfernt!“

 
Mit diesen Wörtern fing die Gestalt sich aufzulösen und
sie sprach:

 
MODO  UTI  MODO VIDERE ACCOGNOSCERE  ANCULARE
VERITAS


 
Dann sah Kathy wie sich ihr Ebenbild in nichts auflöste.
Knuff sah Kathy erwartungsvoll an, als schien er auf eine
Anweisung zu warten.
Kathy aber rührte sich nicht. Sie verstand nicht.

 
Was sollte das alles bedeuten? Was sollte sie alles
machen? Und wie? Sie war in einer völlig fremden Welt, umgeben von Wesen denen
sie nie begegnen wollte.

 
Sie fing an zu zittern und plötzlich fing sie an zu
weinen. „Nein ich darf nicht weinen“ dachte sie „sowas  hatte sie doch  schon ewig nicht mehr gemacht. Man, ich bin
Optimist! Irgend etwas positives muss es doch geben!“ redete sie sich ein.  Doch wie sehr sie auch suchte, sie fand
nichts. Sie wollte nur wieder zurück in ihr Bett und weiter schlafen.

 
Knuff kam  langsam
auf Kathy zu und umarmte ihr Bein. Kathy schaute ihn an und musste lachen, ihre
Tränen schimmerten in ihren grün-blauen Augen wie wundervolle Edelsteine.
„Ohne dich wäre ich aufgeschmissen!“ meinte sie und nahm
den Kleinen hoch und küsste ihn auf den Kopf. Plötzlich fing alles an zu
leuchten und die Dunkelheit wich. Es wurde immer Heller bis es weh tat die
Augen offen zu halten. Kathy schloss die Augen und fühlte wie sich alles veränderte.

 
Als sie die Augen wieder öffnete war sie im… im NICHTS.
Es gab nur eine Lichtquelle, die langsam auf sie zukam.
Kathy wollte weglaufen bis sie merkte dass sie schwebte
und dass es gar keinen Boden oder Decke gab.
„Hab keine Angst Kathy!“ sagte eine helle Stimme
„Du bist deinem Ziel nicht mehr fern!“ Das Licht wurde
schneller.
„Du wirst bald finden was du seit Jahren suchst!“
„Ich glaube ihnen ist da ein Fehler unterlaufen liebe Stimme.“
widersprach Kathy. 
Das Licht wurde kurz langsam und raste nun auf Kathy zu.
Dieser stockte der Atem. Das Licht hielt nur wenige Zentimeter vor ihrer Nase
an.
„Mir soll ein Fehler unterlaufen sein?“ gab das Licht
empört von sich.
„Das kann es doch nicht geben da will man nur helfen und
dann wird man so blöd angemacht!“
Das Licht zitterte vor Aufregung.
„Nein wirklich ich habe diesen Brief erst heute Morgen
bekommen.“  versuchte Kathy sich zu
rechtfertigen.
„Ach so! Naja man muss nicht wissen was man sucht! Denn
wenn man es dann gefunden hat, weiß  man
was man gesucht hat! Ich sage dir das aus voller Überzeugung, dass das was du
zu finden erhoffst du schon immer gesucht hattest!“

 
QUI  VITA EST UNA  ARCANUS


 
„Das Leben ist unergründbar“
übersetzte das Licht gleich.

 
DUX  QUI  ROGARE QUI  EST  OPINARI


 

 
“Wer aber  sucht
wird finden!”

 
Die Stimme lachte.

 
„Aber jetzt hab ich noch etwas für dich.“

 
Das Licht ließ in der Dunkelheit einen Text erscheinen:

 
Liebe Kathy,


 
ich freue mich dass
du schon so nah bist.

Ich hoffe dein
Gewissen hat dich nicht zu sehr geärgert, es ist manchmal ein bisschen gewöhnungsbedürftig.


 
Da du es bis jetzt
geschafft hast denke ich dass es nicht mehr so lang dauern wird bis ich Frei
bin.


 
PORTA  EXIGERE  COR  UMBRA
 NEGARE  CLAVIS


 

 
Deine


 
Evol


 

 

 
Dann wurde es dunkel. Die Schrift verschwand genau wie
das Licht!
Und die Dunkelheit entwickelte sich in eine graue
Landschaft, eine Landschaft die gezeichnet war.
Nur schemenhaft mit einem Bleistift so schien es. Sie
kannte diese Landschaft das war ihr zuhause aber nicht das zuhause, das sie vor
kurzem verlassen hatte, sondern das Zuhause von früher von ihrer Kindheit. Wie
sie es in Erinnerung hatte! Das war noch nicht das lehre Zuhause was es jetzt
war.

 
Sie schaute sich um. An einigen Stellen waren die
Bleistiftstriche ganz verwaschen und unscharf, an anderen Stellen scharf und
genau. Was war das nun, fragte sie sich. Da stand eine Bank, auf die sie sich setzte.

„Wo war eigentlich Knuff“ schoss es ihr durch den Kopf.
Sie suchte überall doch sie konnte ihn nicht finden. „Jetzt ist Knuff auch noch
weg!“ jammerte sie. Das war nicht die Kathy die sie kannte, das war doch nicht
sie dachte sie, aber sie konnte nicht anders und begann am Baum zusammen zu
brechen, aber sie weinte nicht! Weshalb auch? Das würde nichts bringen.

 
Sie lag dort einige Minuten bis sie sich wieder
hinsetzte. Sie musste logisch nachdenken. Sie musste nachhause kommen ihr war
diese Evol jetzt scheiß egal. Soll sie doch jemand anderes retten!

 
„Willst du das wirklich?“ fragte eine Stimme
„Möchtest du wirklich aufgeben, den einfacheren Weg gehen
oder willst du das nicht?“
„Ich weiß es nicht!“ gab Kathy von sich.
„Vielleicht ist das dein Problem! Oder vielleicht  ist es auch nicht!“  sagte die Stimme wieder obwohl der zweite
Teil sich anders anhörte.
„Natürlich ist das ihr Problem!“ „Nein ist es nicht!“
„Ich weiß dass es ihr Problem ist!“ stritt die Stimme mit sich selbst.
„Was soll der scheiß!“ brüllte Kathy, was sie selbst sehr
erschreckte. „Es tut mir leid!“ sagte die Stimme „Nein tut es mir nicht!“ sagte
eine andere Stimme, die man nun deutlich unterscheiden konnte.
 „Zeigt euch!“
forderte Kathy auf.
„Ok das machen wir!“ „Nein das mache ich nicht!“
Etwas Kleines krabbelte auf Kathy zu. Eine Maus oder
besser gesagt zwei Mäuse, deren Schwänze zusammen geknotet waren.
„Darf ich uns vorstellen?“ fragte die eine Maus
freundlich
Die andere antworte „Nein das will sie nicht das
interessiert doch keinen!“

 
„Doch mich schon!“ gab Kathy von sich.
„Schau her!“ sagte die eine. „Das ist nur ne Anstandslüge“
konterte die andere.
Und schon wollten die beiden sich schlagen, was aber
nicht funktionierte. Kathy packte beide und setzte sie auf ihre Hand.
„So ich will jetzt Namen hören aber sofort!“
„Kennst du diese berühmten Engelchen und Teufelchen? Wir
sind das nur unfreiwillig und nicht so biblisch! Man nennt uns auch Zweifel
obwohl ich den Namen nicht mag!“ „Also ich mag ihn schon“ gab die eine Maus von
sich.
„Das du mir immer widersprechen musst?“ schimpfte die
andere und wollte sich auf den anderen Stürzen.
„Ruhe!“ sagte Kathy nun wieder ein bisschen ruhiger.
„Ich habe hier ein Problem und will mich nicht mit euch
beiden da ärgern!
Ich will nach Hause!“

 
„Aber du bist doch zu Hause!“ gab die rechte Maus von
sich.
„Genau, du warst doch nie weg?“ stimmte die linke
komischerweise der rechten zu.
„Aber ich bin doch nicht zu hause schaut euch doch um?
Das hier ist alles mit Bleistift gezeichnet!“ gab Kathy von sich.

 
„Das ist ja auch nicht das zu Hause was du meinst.“ sagte
die linke Maus blinzelnd.
„Hast du die Wörter vergessen?

 
PORTA  EXIGERE  COR


 
Das Tor zu Seele? Du hast dein Zimmer nie verlassen du
bist nur in deinen Geist gereist!“

 
„In meinen Geist? In meine Seele?“ fragte Kathy ungläubig.
„Genau! Wir sind alle ein Teil von dir! Du bist wir und
wir sind du!“
„Das heißt im Grunde kann ich hier bestimmen?“ fragte
Kathy.
„Meist können Menschen nicht über sich selbst bestimmten,
sie können nicht sagen in wen sie sich verlieben oder wen sie von Anfang an
hassen. Sie haben wenig Einfluss drauf, ob sie glücklich sind oder traurig. Und
meist können sie auch ihre Gedanken nicht kontrollieren! Im Grunde kannst du
hier so wenig entscheiden wie wir beide!“

 
„Dann bin ich verloren!“ gab Kathy auf.
Da zupfte etwas an ihrem Oberteil. Sie drehte sich um und
sah Knuff.
„Knuff!“ schrie sie freudig und umarmte ihn. Dabei ließ
sie die beiden Mäuse fallen.
„Aua!“ beschwerten sich beide.
Und nun saß sie da mit einem Fellknäuel namens Knuff und
zwei Mäusen, die am Schwanz zusammen gewachsen waren auf den Boden und war
plötzlich überhaupt nicht mehr mutlos!
„Komisch. Wie schaffst du kleiner Kerl mich immer wieder
zum weitermachen zu animieren?“
Knuff schaute sie nur an.
 Jetzt verstand
Kathy.
„Ich weiß wer du bist Knuff! Du bist die Hoffnung! Meine
Hoffnung!“

 
Knuff bestätigte das mit einem Kopfnicken.

 
PORTA  EXIGERE  COR  UMBRA
 NEGARE  CLAVIS


 
“Was das wohl bedeutet?“ dachte sie laut.
„Das ist doch einfach!“ sagte die rechte Maus.
„Das Tor zur Seele hat nur einen Schlüssel!“
„Das Tor zu Seele hat nur einen Schüssel?“ überlegte
Kathy.
„Was ist der Schüssel zu einem selbst? Was kann jemanden
öffnen?“

 
Kathy wusste nicht mehr weiter.

 
Dann fasste Knuff mit seiner Hand Kathy auf die linke
Seite ihres Brustkorbs und Kathy viel es wie Schuppen von den Augen.

 
„Natürlich! Der Schüssel zu einem Menschen, zu seiner
Seele, ist die Liebe!“

 
Als sie das aussprach begannen die Bleistiftstriche zu verschwinden
und auch Knuff und die zwei Mäuse wurden immer unschärfer und verschwanden
schließlich. Dann war alles weiß und vor ihr stand ein kleines Mädchen in einem
weißen Kleid auf den Boden verstreut lagen zerborstene Ketten.

 
Das Mädchen sprach.

 
„Hallo Kathy,
Du hast es geschafft du hast mich befreit! Ich musste
viel zu lange warten!“

 
Kathy verstand plötzlich alles was sie auf der Reise
hierher erlebte.
Die Blumen, den Baum die Geister, das Licht, die Mäuse
und auch Knuff.
Alles war logisch und simpel! Und sie wusste auch jetzt
vor wem sie stand.

 
Das war Evol

 
„Du bist... die Liebe!“ sprach Kathy  das Mädchen an

 
„Ja das bin ich. Ich bin die Liebe! Ich bin du! Ich bin
deine Liebe!“

 
Es klingelte! Kathy schreckte hoch. Sie schien
eingeschlafen zu sein. Als sie langsam zur Tür schlurfte dachte sie über diesen
komischen Traum nach.
„Seltsam!“ sagte sie leise. Sie öffnete die Tür.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ wünschte er der
vor der Tür stand.
„Danke!“ gab Kathy kleinlaut zurück als sie merkte wie
sie ausschauen musste.
„Tut mir leid, ich muss schrecklich aussehen!“
„Nein!“ wiedersprach er ihr „Du bis wunderschön!“
Und dann küsste er Kathy.
Sie erwiderte den Kuss. Als  er zu Ende war schaute sie durch das Fenster
und sah  auf der anderen Straßenseite im
Feld ein kleines Mädchen, das ihr zuwinkte und auf ihrer Schulter hockte in
kleiner Fellknäuel. Kathy lächelte, schloss die Augen und küsste ihn noch
einmal.  

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Jan Kastner).
Der Beitrag wurde von Jan Kastner auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Jan Kastner als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Jesus und das Thomasevangelium: Historischer Roman von Stephan Lill



Einige Tage nach seiner Kreuzigung und Auferstehung trifft sich Jesus mit einigen Jüngern am See Genezareth. Auch Maria von Magdala, die Geliebte von Jesus, beteiligt sich an ihren Gesprächen. Sie diskutieren über die Lehre von Jesus und ihre Erlebnisse der vergangenen Tage. Es ist auch ein Rückblick auf ihre drei gemeinsam verbrachten Jahre.

Der Fischer Ruben und seine Tochter Sarah gesellen sich zu ihnen. Die Jünger befragen Jesus vor allem zu den Lehrsätzen, die später im Thomasevangelium stehen. Gemeinsam erörtern sie die Bedeutung dieser schwer verständlichen Lehrsätze. [...]

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Mystery" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Jan Kastner

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Blutopfer Teil 1 von Jan Kastner (Mystery)
Bücher zu verschenken von Karin Ernst (Wie das Leben so spielt)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen