Tschick e diii di e di tschick tschicke tschicke di di di di
…
Tschick
e diii di e di tschick tschicke tschicke di di di di … … …
Deutsche Übersetzung
Dieser große Vogel versteht mich einfach nicht. Ich raufe
mir die Federn. Deine ollen Haferflocken kannst du ruhig für dich behalten. Wir
wollen Sämereien und Insekten. Verstanden? Die Haferflocken schmecken nicht. I
gitt!
Ich weiß natürlich, dass die Frau da kein Vogel ist und ihre
komischen Flügel, die ganz brauchbar aussehen, Arme heißen. Und meistens gibt
es auch wunderbares Essen. Sonnenblumenkerne. Über unseren Menschen will ich
also nicht meckern. Wir leben in unseren Apartments ungestört. Eine riesige
Haferflockenmasse haben wir jedenfalls auf den Boden geworfen und über unsere
gesamte Wohnanlage verteilt. Ich weiß genau, dass der große Vogel früher oder
später fegen wird. Und dann gibt es wieder etwas Anständiges zu futtern.
Außerdem arbeitet meine gesamte Familie seit Tagen unermüdlich
daran, dieses grüne Netz anzupicken, das über die Front der sogenannten Loggia
gespannt ist. Pflanzen sollen daran bis zu 2m ranken und die Sicht versperren,
sagte die große Vögelin zu einer anderen. Soll mir recht sein. Wo Pflanzen klettern,
gibt es leckere Insekten. Das Netz ist auch grobmaschig genug, um unsere
Einflugschneisen nicht zu stören. Trotzdem reißen wir ein paar Netzbahnen
heraus. Wenn man abends nach Hause geflogen kommt und mit den Gedanken ganz
woanders ist, kann es leicht passieren, dass man in dieses blöde Gestrüpp von
Stricken fliegt. Dann muss man erst wieder zurücksetzen und eine andere
Landebahn anpeilen. Das nervt und darum verkleinern wir das Netz. Eine wirklich
schweißtreibende Angelegenheit. Ich meine, ein Gutes hat dieses Ding schon. Es
hält Katzen oder Flugkörper fern. Und die fetten Tauben.
Pieps- mich, komm ganz schnell zu mir. Der Mensch hockt
wieder auf seinem „dicken Ast“ und hält sich große Papierfetzen vor das
Gesicht. Beklopptes Volk!
…
Tschick e diii di e di tschick tschicke tschicke di di di
di…
Seit Tagen beobachte ich eine bestimmte Meise auf meiner
Loggia. Ich verstehe inzwischen etwas „kohlmeisisch“ und glaube, jetzt hab
ich’s! Die arme Meise krächzt sich noch die Seele aus ihrem kleinen, nur etwas
20g schweren und ca. 14cm langen Körper. Zum Glück habe ich erlesenen Terrariensand
im Haus. Nicht das ich mir Reptilien zulegen möchte, nein, ich mische sie mit
flüssiger Raufaser und grundiere damit meine Leinwände. Malen möchte ich jetzt nicht.
Nein, ich werde heute ein Vogel Sandbad eröffnen… Aus feiner
italienischer Terrakotta Keramik und weißestem Terrariensand!
Die von mir großzügig gestaltete Vogel Schwimmhalle, unter
Palmen gelegen, wird zahlreich und dankend besucht. Unklar bleibt mir bis
jetzt, warum einige Tiere ihr Futter ins Schwimmbecken werfen und aufgeweicht „trinken“. Keine Zähne? Ich meine, weicher
Schnabel?
Wenn ich „meine“
Meise richtig verstanden habe, hat ihre Familie und sie jetzt das dringende
Bedürfnis nach Abwechslung. Sie wollen ihr Gefieder in feinen weißen Sand, rekeln,
wälzen und reinigen. Und, da sich der Sand bei diesen Temperaturen schön warm anfühlt, wünschen sie das ganze
Wellnessprogramm mit Massage, gutem Gesang und leckeren, gesunden Häppchen.
Fehlt nur noch „das Bedürfnis“ nach kostenloser Krallenpediküre und
Federextentionens!
Meine Loggia ist also ein Vogelparadies. Nicht nur. Auch ich
begebe mich mitunter unauffällig unter die Vogelschar und beobachte sie. Hinter
einer Zeitung „mit Loch“ versteckt, schaue ich zu der immer zahlreicher
werdenden Meisenschar, die ihrerseits verstohlen, manchmal strafend zu mir
blickt, mit leeren oder sehr neugierigen Augen nicht geizt. Ich glaube, sie
sprechen über mich.
Letzten Sonntag, als ich auf der Couch bei weitgeöffneten
Loggia Türen döste, flogen zwei Meisen ins Zimmer, sahen sich um und nahmen
zwar nichts weiter mit, aber sie wühlten ordentlich in meinem ungekämmten Haar
herum. Sie dachten wohl ich sei ein Nest oder Material für eines.
Wenn die Loggia Türen geschlossen sind, untersuchen die
Vögel die Glasscheiben. Die Mutigsten und Neugierigsten unten ihnen fliegen die
Fenster immer wieder an, aber nicht wie Kamikaze Flieger, nein, sie krachen nie
gegen die Scheiben, sondern sie verharren kurz vor ihr und grübeln. Dann drehen
sie wieder ab, da sie keine Kolibris sind. Und auch keine Hubschrauber. Überhaupt
nicht lange auf der Stelle fliegen können.
Vielleicht ist es ein Glück, dass die Fenster dreckig sind.
Sie beobachten mich ganz offensichtlich. Und nicht nur das!
Wiegesagt, seit Tagen hopst ein Piepser ganz aufgeregt auf dem Bambushocker
herum und teilt mir mit, dass die Menüauswahl zu wünschen übrig lässt. So meine
ich zu verstehen. Darum die ganze Aktion hier! Vogelpool und Sandbad! Wenn ich
gründlich gefegt habe, serviere ich „die neue Küche“. Weil das Auge mit isst, kommen
die Speisen in italienische Terrakotta Keramik, passend zu den Schwimmbadkacheln.
Was hast du gesagt? Ja, verdammt, auch Erdnüsse und Sonnenblumenkerne. Du
könntest ja auch eine bisschen deutsch lernen, dann haperte die Kommunikation
nicht so. Ach so, du hast kein Zungenbein. Ich weiß, war auch nicht so gemeint.
Die Paridae sind eine artenreiche Familie in der Ordnung der
Sperlingsvögel, Passeriformes, Unterordnung Singvögel, Passeri, von denen es 51
verschiedene Arten gibt, die fast überall auf der Welt anzutreffen sind. Bevor
die Kohlmeise verstädterte, war sie Waldbewohnerin und auch heute noch leben viele
Sippen naturverbunden, „archaisch“, in betörend duftenden Laubwäldern. Wenn es
nicht gerade brennt.
In Berlin Weissensee ist, trotz aller gesponserten Nistkästchen das Wohnungs- und Hotelangebot für Meisen
dürftig. Deshalb suchen sich kreative Problemlöser unter ihnen originelle Nistplätze,
zum Beispiel in Ampelanlagen, verstopften Regenrinnen oder in Briefkästen. Oder
in ausgehöhlten, großen hörnerähnlichen Behausungen auf meiner Loggia, die ich
den homeless birds kostenlos zur Verfügung stelle. Das sie kleine Spinnen
vernaschen ist mir allerdings sehr recht. Dann brauche ich sie nicht mit dem
Staubsauger zu „holen“…
Da Meisen Höhlenbrüter sind, brauchen sie „4 Wände“ zum nisten
und schlafen, und ein Einflugloch, dass weder zu groß noch zu klein ist. Schon
im Herbst teilen sich die Kohlmeisen die Reviere in ihrem Lebensraum vorläufig
ein und leben durchaus friedlich in gemischten Gruppen. Im März legen sie dann
ihre endgültigen Brutreviere fest, die meist in der Nähe ihrer Behausungen
sind, in denen sie im Winter schlafen. Die winterliche Schlafhöhle des Weibchens
wird dann meistens zur Bruthöhle im Frühjahr, in der ein kuschliges Nest aus
größtenteils Moos, aber auch aus Wolle und Haaren, angelegt wird. Übersteigt die
„Bettennachfrage“ das aktuelle Angebot, legen werdende Kohlmeisenmütter ihre Eier, einem Kuckuck gleich, in andere Nester.
Die Meisenpaare brüten ein bis zweimal im Jahr 5- 10 Eier aus und ziehen ihre
Jungen meist gemeinsam auf. Das ist so mühselig wie bei den Menschen. Ich sehe
öfters entnervte Meiseneltern auf meiner Loggia, die ihrem schreienden Offspring
die Schnäbel stopfen, wobei irritiert, dass der Nachwuchs deutlich größer wirkt
als die Alten. Die Kinder tragen noch dicke Daunenjacken, sind aufgeplustert
und schlagen unentwegt mit den Flügeln an die Körper, als wenn sie zitterten.
Es bedeutet: „HUNGER!!!“ Und wenn Vater
und Mutter mit der Fütterung nicht mehr nachkommen, greifen die lieben Kleinen
einfach in die Schnäbel der Eltern und kreischen dabei, als gelte es das Leben.
Vor Futterneid blind, nehmen sie die reich gedeckten Tische, die sie umgeben,
nicht wahr. Wenn die Eltern die Schnauze so richtig voll haben, lassen sie sich
scheiden oder fliegen einfach weg und lassen ihre kreischende Brut kurzfristig bei
mir zurück. Da mir das Gekreische auch auf den Sender geht, füttere ich die
Meisenkinder nicht etwa mit Pinzette und Korn, sondern ignoriere sie aus pädagogischen
Gründen. Sehr schnell kapieren sie, dass ich ihnen nichts in die Schnäbel
stecke und ändern ihre Taktik kurzum. Sie beleuchten ihre Umgebung gründlich,
eben wie Kinder, und beginnen von italienischen Tellern zu essen. Mir in den
Mund zu picken, wagen sie dann doch nicht. Außer die Tollkühnen, die zu viel
taurinhaltige Nahrung abbekommen haben, die untersuchen schon mal meine
Achselhöhlen…
Taurin ist die Dopingquelle der Meisen. Meiseneltern füttern
ihre Jungen in einem bestimmten Entwicklungsstadium am liebsten mit Spinnen.
Dieses Kraftfutter enthält Taurin, eine Aminosäure, die nicht nur in der Muttermilch
enthalten ist, sondern längst auch gezielt in Energiedrinks eingesetzte wird.
Die Substanz wirkt leistungssteigernd, blutdrucksenkend, entzündungshemmend und
soll sogar Leberschäden durch Alkoholgenuss vermindert.
Nun gibt es keine Studien über Alkoholismus unter Vögeln. Forscher
fanden aber mit einer Doppelblindstudie heraus, dass die Meisen die mit taurinhaltiger
Nahrung gefüttert wurden, in ihrer Persönlichkeit signifikante Effekte hinsichtlich
Gedächtnis und Mut erzielten. Im Gegensatz zu der Meisen Kontrollgruppe, die
ein Placebo einnahm.
Alle 5-10 Jahre etwa kommt es zum Anwachsen der
Meisenpopulation. Auch Sperber, Katzen und Eichhörnchen schaffen es dann nicht,
eine Überbevölkerung der Tiere zu verhindern. Wenn es so weit ist, wandern
meistens die Jungvögel in Scharen in andere Teile Europas aus. Wahrscheinlichkeits-
und Statistikmathematiker, sowie Chaosforscher untersuchen diese Intervalle und
vermuten, dass Änderungen in der Menge der Nahrung, Umweltkatastrophen und
anderes Ursachen für die Populationsschwankungen sind.
Was ich früher für aufgeregtes Gezwitscher gehalten habe,
ist in Wahrheit ein raffiniertes Warnsystem. Die Meisen blasen zum Angriff und
können ihren Artgenossen genaue Informationen über die Gefährlichkeit eines Feindes
vermitteln und so eine Verteidigungsstrategie festlegen, wie ich heraus fand.
So ignorieren sie manche Raubtiere, andere wiederum
schikanieren sie regelrecht, um den Feind in die Flucht zu schlagen. Sie gehen
dann in den Sturzflug und machen eine Menge Krach.
Da ich inzwischen besser kohlmeisisch verstehe, wenn auch
kaum sprechen kann, höre ich im tierischen
Warnsystem grundsächlich zwei Arten von Alarm heraus. Siiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiit
heißt immer Flucht. Tschick e diiiii lässt zum Angriff antreten. Der
Einfallsreichtum von Kohlmeisisch drückt sich durch unterschiedlich viele
diiiis aus und erinnert an unser Morsealphabet. Der jeweilige Alarm bestimmt
nicht nur ob Meisen flüchten oder angreifen, er legt auch den „Schlachtplan“
fest. Wenn zum Beispiel ein bestimmter „Morsecode“ gepfiffen wird, rotten sich
immer mehr Vögel zusammen, Hitchcock lässt grüßen, um mit großem Getöse auf den
„Feind“ hinabzustürzen, auch wenn dieser sich als „Untier aus Plastik“
herausstellt und nicht beißt. Sie zeigen dabei durchaus „Persönlichkeit“.
Kontaktfreudigkeit, Offenheit, Gewissenhaftigkeit und emotionale Stärke sind
nicht nur menschliche Charaktereigenschaften. Wozu sollte es nur scheue, mutige
oder draufgängerische Meisen geben? Es ist wie in einer Fußballmannschaft. Mit
elf Stürmern kommt man nicht weit.
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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Kerstin Köppel).
Der Beitrag wurde von Kerstin Köppel auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.06.2009.
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Kerstin Köppel als Lieblingsautorin markieren
Das Geheimnis der Insel
von Maren Frank
Der in vielen Wissenschaften gelehrte Zauberer Arktikus
unternimmt mit seiner ebenfalls zauberkundigen jungen
Assistentin Sina eine Reise aufs Meer. Doch schon bald geraten
sie in ein schlimmes Unwetter und ihr Boot kentert. Eine Gruppe
Delfine bringt sie zu einer Insel, doch der Anführer der Delfine
warnt sie, dass auf dieser Insel nicht alles so paradiesisch ist,
wie es auf den ersten Blick scheint.
Bei den Schwestern Ajana und Izzy finden Arktikus und Sina
Unterschlupf. Sie lernen Drachen, Meermenschen und Hexen
kennen, schwimmen mit Delfinen, helfen einem Riesen und
entdecken, dass auf der Insel vieles ganz anders ist, als es auf
den ersten Blick scheint. Es gilt das Rätsel der Insel zu lösen.
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