Hella Schümann

Norderney, der zweite Tag

  Der zweite Tag begann um 6 Uhr mit Kopfschmerzen, es hatte nachts geregnet. Dicke Wolken zogen am Himmel vorüber. Weil es noch so kühl und windig war, bin ich erst statt an den Strand, ins Dorf gegangen und habe viele nette Kleinigkeiten gekauft. Es gibt hier sehr schöne, außergewöhnliche Geschäfte.

Beim Mittagessen hatte ich das ganze Lokal für mich allein. Ich dachte schon, es gäbe nichts zu essen. Schön, wenn man einen eigenen Kellner hat. Um 14 Uhr konnte ich endlich die ersten Sonnenstrahlen am Strand genießen. Der Regen hatte das Meerwasser so abgekühlt, dass ich mich nur mit den Füßen hineintraute.

Ein kleines Mädchen kam an den Strand, sie war etwa ein Jahr alt und machte anscheinend ihre ersten Erfahrungen mit dem Sand, denn kaum hatte sie sich gesetzt, da fing sie an, ihre Füße vom Sand zu befreien, erst angelte sie nach dem rechten Fuß und wischte ihn sorgfältig, ja fast penibel sauber, dann den linken Fuß. Da sie aber noch mit ihrem Gleichgewicht kämpfte, steckte sie den sauberen rechten Fuß tief in den Sand. Weil sie beide Füße von dem Sand reinigen wollte, wiederholte sich das „Spiel“  so lange, bis sie schließlich aufgab und alles, was noch aus dem Sand hervorguckte, zuschaufelte.

Um 15 Uhr machten kleine Wolken den Wind kalt. So spazierte ich am Strand entlang bis zum Hafen, das war ungefähr eine Stunde lang zu Fuß. Die Fähre legte gerade ab und viele Segelschiffe kreuzten vor der Insel. Ich aß ein Eis und da weit und breit kein Bus in Sicht war, wanderte ich den Weg zurück zum Hotel. In einem Geschäft wollte ich mir eine Sonnenbrille kaufen, und fragte den Verkäufer nach dem Preis, mit der Erklärung, dass ich meine Brille nicht zur Hand hätte. Als ich bezahlen wollte, merkte ich, dass ich die Brille die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Nachdem ich dem Verkäufer die Brillenhand offenbarte, meinte er hinter vorgehaltener Hand: „Ich sag’s keinem weiter".

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