Lisha Küchler

Die Krücken und ich








Der Arzt meint es
ist eine Muskelzerrung. Also viele kleine Risse in den Muskeln meines rechten
Beines. Ich behaupte Sie haben mich verflucht. Die Krücken. Diese faulen Dinger
die in dunklen Schränken leben. Bei Ärzten, in Praxen im ganzen Land, auf der
ganzen Welt. Ein kleiner verschworener Haufen von lahmen, faulen Krücken.
Oliver fragte mich was ich denn bitte meine mit: Sie haben
mich verflucht. Nun, ich habe eine Abneigung gegen Krücken seit sehr, sehr langer Zeit.
Meine Cousine musste Krücken benutzen. Ihr halbes Leben lang wegen einem
Fehlwuchs ihres Fusses. Und da fing sie an, meine Abneigung. Denn meine Cousine
konnte toll mit Krücken laufen. Sie war sich das ja gewohnt. Doch ich konnte es
gar nicht. Wenn ich es probierte ging das meistens in die Hose. Ich stolperte
oft und meine Arme taten weh, weil die Krücken sich absichtlich unbequem
machten wenn ich sie trug. Sie mögen mich nicht. Und als ich nun zum Arzt ging
sah ich sie. Im Schrank. Sie sahen mich an und mein Bein schmerzte noch mehr
als sonst. Sie haben mich verflucht. Diese miesen Krücken.
Wenn abends die Praxis geschlossen wird fangen sie an zu
reden. Schmieden Pläne für den nächsten Tag. Reden über die Patienten die unter
tags da waren. Und verfluchen sie. Brauen Tränke und treiben ihr Unwesen. Damit
sie raus aus ihren Schränken kommen. In die Welt und die Menschen ärgern
können. Knicken dann absichtlich weg, sind absichtlich unbequem und rutschen
gerne über den Boden, verheddern sich in Gullideckeln und verfehlen absichtlich die treppenstufen. Damit der Mensch sie nie mehr los wird. Ja das sind
Krücken. Kleine miese, faule Krücken.
Ich habe geträumt von ihnen letzte Nacht. Habe
zurückverflucht. Habe sie niedergeschlagen mit meinen Gedanken. Habe ihnen
gezeigt wer hier der Meister ist. Und mein Bein tut nicht mehr weh. Die Schmerzen
sind wie weggeblasen.
Dumme, faule Krücken.  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.06.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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