Das Singspiel führt in seiner Handlung nach Kleinasien in die Mitte des
16. Jahrhunderts. Im Landhaus des Selim Bassa befindet sich die an ihn
von Seeräubern verkaufte Constanze. Belmonte, ihr Verlobte, versucht,
sie aus dem Serail (= Harem) des Selim Bassa zu befreien, was zunächst
am Aufseher Osmin scheitert. Selim Bassa erweist sich schließlich als
großmütig: Er gibt sie frei.
Opernkritiker und ausgebildete Musiker
können Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“ wahrscheinlich
besser beschreiben. Was mich aber nicht stört. Ich liebe meine Freundin
abgöttisch. Tief in meinem Herzen verankert ist der Wunsch, sie so
retten zu können, wie es damals Belmonte mit seiner Constanze konnte.
Ich möchte der bewunderte Held sein.
Meine Freundin arbeitet bei
einer Sparkasse. Ein gefährlicher Job. Überfälle sind dort ein Risiko,
das nicht unbekannt ist. In meiner Phantasie bin ich der starke Ritter,
der den Bankräuber niederschlägt und dann seine Freundin
freudestrahlend in seinen Armen liegen hat. Oh Mann, würde das im
wirklichen Leben doch nur funktionieren. Aber genug geträumt. Ich muß
los, meine Freundin von der Arbeit abholen.
Oh nein! Polizeiautos
mit Blaulicht stehen auf dem Sparkassengelände. Polizisten mit Pistolen
in der Hand stehen davor. Rauch quillt aus dem Eingang. Was ist
passiert? Da muß bestimmt ein Überfall ablaufen. Ich spüre die Panik in
mir hochsteigen. Ich muß etwas unternehmen! Aber was? Ich habe ja noch
nicht einmal eine Keule bei. Wie muß es wohl wirken, wenn jemand laut
schreiend in die Bank stürmt und auf den Bankräuber losgeht? Egal. Ich
stürme erst einmal in die Sparkasse und sehe dann weiter. Doch zu sehen
ist hier nicht viel. Die Polizei hat nur einen Übungseinsatz: Sie will
unter realistischen Bedingungen trainieren, wie man einen Bankraub
beendet. So viele überraschte Gesichter habe ich noch nie gesehen. Und
meine Freundin ist längst wohlbehalten zu Hause.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.07.2009.
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