Georg Boettcher

Protokoll einer schlaflosen Nacht

0:56 Uhr 28,5 Grad in der Wohnung, der Ventilator surrt. Versuche einzuschlafen wurden bisher durch die Raumtemperatur verhindert. Also sitze ich wieder mal vor meinem Laptop und versuche irgendwas zu schreiben. Bin erschöpft, müde, eigentlich geht gar nichts. Aber was soll ich machen, ich kann halt nicht einschlafen.

Einzelne Autos fahren auch um diese Zeit noch auf der Straße vorbei. In südlichen Ländern ist das halt so, könntet ihr jetzt denken. Wieso beklagt der Typ sich denn? Der Grund ist ganz einfach erklärt, ich sitze und schwitze im Norden Deutschlands. Genau genommen an der Nordseeküste. Noch vor vier Monaten dachte ich, wenn es doch endlich wieder wärmer werden würde. Das Klima ist ja bekanntlich, während der Herbst und Wintermonate gerade im Norden etwas rauer. Obwohl es längst nicht mehr so ist wie in meiner Jugend. Doch seit Mitte der 80er sind auch bei uns die Folgen des Klimawandels immer deutlicher zu spüren. Unmengen Schnee? Den kennen doch einige der Kinder bei uns fast nur aus dem Fernsehen oder den Urlaubsorten. Weiße Weihnachten kennen hier höchstens noch Drogensüchtige wenn sie sich ihren Schnee durch die Nase ziehen.

Mittlerweile ist es 1:21 Uhr die Raumtemperatur liegt immer noch bei 27,4 Grad. In Australien ist der Sommer inzwischen wieder zu Ende. OMG auf was für Gedanken man so kommt wenn man nicht schlafen kann. Ob irgendwo wohl noch jemand wach ist und sich ebenfalls versucht kühle Gedanken zu machen? Schlafen, einfach nur schlafen und was schönes träumen, ja das wäre es jetzt. Aber wenn ich dass jetzt schon versuche liege ich um 5 Uhr noch wach und wälze mich erneut von einer Seite auf die Andere.

In solchen Momenten denke ich dann auch darüber nach, wie es wäre wenn mein erster Freund noch leben würde. Dann würde ich wenigstens sein vertrautes Atmen hören, hätte jemanden mit dem ich jetzt reden könnte. Stattdessen sitze ich alleine in meiner Wohnung. Einsamkeit, dieses Gefühl kann ja so bohrend sein. Gerade wenn man nich schlafen kann. Warum und vor allem, wofür musste er bereits mit 19 Jahren sterben? Wenn ich nur endlich schlafen könnte.

Die Raumtemperatur ist inzwischen auf 27 Grad gesunken.  Aber schlafen? Nein daran ist leider immer noch nicht zu denken. Es ist jetzt 1:53 Uhr irgendwie macht dass was ich schreibe immer noch keinen Sinn. Aber muss alles einen Sinn haben was man aufschreibt? Das Thermometer zeigt jetzt 26,8 Grad langsam aber sicher steigt eine Sehnsucht in mir auf. Sehnsucht nach erholsamem Schlaf und angenehmeren Temperaturen.

Was mein Sven wohl jetzt machen würde? Gerade in diesem Moment spüre ich wieder einmal seine Gegenwart, seine liebende Wärme die mich immer noch umgibt, auch fast 23 Jahre nach seinem Tot. Noch immer fühle ich mich ihm verbunden, dass wird sich wohl auch niemals mehr in meinem Leben ändern. Das möchte ich auch gar nicht, denn er hat mir so viel gegeben. Durch ihn wurde ich ein anderer Mensch, ein Mensch der seine Gefühle für einen anderen offen zeigt. Die Temperatur beträgt jetzt 26,5 Grad.

2:13 Uhr wo sind meine ganzen Freunde geblieben? Die mit denen ich in den Jahren danach um die Häuser zog? Die meisten haben inzwischen eigene Familien gegründet und Kinder. Was habe ich? 32 m² Wohnfläche, mit im Moment fast tropischen Temperaturen und eine schlaflose Nacht.

2:36 Uhr, 26,3 Grad, es fällt mir eigentlich schwer meine Augen noch offen zu halten. Ein Auto fährt vorbei, ich denke jetzt werde ich wirklich versuchen zu schlafen.

Euch allen da draußen eine Gute Nacht.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.07.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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