Celine Radau

Der schwarze Hengst oder Meine Beute

 

Schnell huschte ich durch das kniehohe Gras. Meine Füße verursachten keinen Laut und nur die leicht niedergedrückten Halme verrieten meine Anwesenheit. Ich ging in die Hocke und setzte die Kapuze meines gras-grünen Sweatshirts auf. Ich war perfekt getarnt und man würde mich nicht bemerken. Lautlos näherte ich mich dem schwarzen Hengst. Dieser graste friedlich ein wenig abseits seiner Herde, die aus knapp 10 anderen Pferden bestand. Sie wussten noch nichts von meiner Anwesenheit und niemand witterte die Gefahr. Jetzt trennten mich nur noch wenige Meter von dem Leittier. Ich richtete mich ein wenig auf und gab ein leises Knurren von mir.  Sofort hob der Hengst den Kopf und sah sich um. Als er mich entdeckte, wieherte er leise und kam 2 Schritte auf mich zu. Ich wollte es nicht so einfach haben. Ich hob eine Augenbraue und ging wieder in meine Angriffshaltung, diesmal aber lockerer. Ich wartete auf seine Reaktion und als der Hengst endlich verstand, dass ich eine Bedrohung war, warf er unruhig den Kopf zurück und tänzelte auf der Stelle. Der Rest der Herde folgte seinem Beispiel, tänzelte, da sie die Gefahrenquelle aber nicht sahen, trabten sie nur ein Stück weg. Doch das interessierte mich nicht. Ich hatte es auf den schwarzen Hengst abgesehen. Aus meiner Haltung aus konnte ich sehen, wie der Hengst unter meinen Blicken immer nervöser wurde und anfing zu schwitzen. So konnte ich seine pulsierende Ader noch deutlicher sehen. Ich hörte wie das Blut durch seine Venen gepumpt wurde und das Brennen in meiner Kehle begann. Ich krümmte meine Hände zu Klauen und ging in kleinen Schritten auf das Tier zu. Kurz bevor ich zum Sprung ansetzten konnte, stieg das Tier. Ich wich seinen Hufen geschickt aus und grinste. Nun hatte das Spiel begonnen. Kaum waren seine Hufe wieder auf dem Boden, da ergriff das Pferd die Flucht. Im leichten Galopp näherte es sich seiner Herde. Ich wartete einige Sekunden, dann rannte ich hinterher. In Sekundenschnelle hatte ich ihn eingeholt und ihm den Weg abgeschnitten. Er scheute und ich konnte das Weiße in seinen Augen sehen. Das schwarze Tier schlug einen Hacken und galoppierte in die andere Richtung. Ich folgte ihm leichtfüßig und gerade als es eine Pause einlegen wollte, sprang ich über ihn hinweg und landete mit einem fürchterlichem Knurren direkt vor ihm. Das Tier zitterte und war schweißgebadet. Ich drängte es in Richtung Zaun um ihm keine Fluchtmöglichkeit zu bieten. Dabei übersah ich den Nagel. Er drückte sich in die Flanken des Pferdes und es wieherte vor Schmerz. Für einen Moment betrachtete ich das verletzte Tier, Und da ich eigentlich Tiere mochte, beschloss ich es von seinem Leiden zu erlösen. Ich gab meine Angriffshaltung auf und redete beruhigend auf den schönen Hengst ein. Dieser wurde etwas ruhiger, auch als ich mich ihm vorsichtig näherte. Ich klopfte ihm auf den Hals und fuhr dann über die verletzte Flanke. Binnen weniger Sekunden war meine Hand voll von rotem Blut. Wie ein roter Handschuh. Ich schnupperte und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl meine Adern wären ausgedörrt. Ich fühlte mich wie ein Verdurstender in der Wüste. Durch ein Schnauben zog das Pferd meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Es hatte panische Angst und war stark verunsichert. Aber auch leicht geschwächt. Ich blickte dem Tier in die Augen und fauchte es an. Beim Geruch des Blutes hatten sich meine Fangzähne aus dem Kiefer geschoben und machten mich nun zu dem was ich war. Der Hengst starrte mich an, danach versuchte er zu fliehen. Doch das konnte ich nicht zulassen. Ich konnte meine Beute nicht frei lassen. Also packte ich das linke Hinterbein und zog. Meine Beute verlor das Gleichgewicht und somit überwältigte ich es. Es lag auf der Seite und ich setzte mich auf seinen, sich rasant hebenden und senkenden, Bauch. Zwar war ich klein, aber das Pferd hatte aufgegeben. Ein letztes Mal wehrte es sich, indem es den Kopf in meine Richtung warf. Und es hatte Glück. Seine Stirn traf meine Schläfe und Sternchen funkelten vor meinen Augen. Ich rollte mich von ihm herunter, dabei erwischte es meine hand und schnappte nach mir. Es knackte und das Tier hatte mir 2 Finger gebrochen. Jetzt reichte es mir und schlug dem Tier mit der Faust gegen die Stirn. Es verlor das Bewusstsein. Ich lehnte mich über seinen Hals, suchte die größte Arterie. Dann biss ich zu. Gierig trank ich das warme, köstliche Tierblut. Ein kleines Blutrinnsal lief an meinem Mundwinkel herab und benetzte meinen grünen Sweati. Ich trank solange, bis mein Hunger  gestillt war. Ich dachte daran, wann die nächste Möglichkeit zum Jagen war, danach trank ich weiter. Mehr als ich brauchte. Irgendwann waren die Venen ausgesaugt und es befand sich kein einziger Tropfen Blut mehr in dem einst so schönem, lebendigem Hengst. Ich stand auf, klopfte mir den Staub von der Hose, wischte mir über den Mund und drehte mich um. Ich warf einen letzten blick auf das tote Tier vor mit, dann verschwand ich über den Zaun der Weide. Ich grinste. Endlich wieder ein bisschen Aktion und kein Hunger mehr. Mit diesem Gedanken kehrte ich zu meiner menschlichen Familie zurück.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Celine Radau).
Der Beitrag wurde von Celine Radau auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.07.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Celine Radau als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Wir haben Wehen: Mythen und Irrtümer aus dem Kreißsaal von Silvia Pommerening



Dieses Buch ist ein Geburts-Crash-Kurs mit lustigen Geschichten und lehrreichen Erfahrungen aus dem Kreißsaal, einem Ort, welcher alle nur denkbaren sozialen und kulturellen Individuen unter einem Dach vereint. Angefangen beim jungen Kevin, selbst erst den Windeln entsprungen, der zwischen Handy spielen und Kippen rauchen, das erste Mal Vater wird, bis hin zur spätgebärenden Oberstudienrätin, mit ihrer eigens für die Geburt mitgebrachten Celine Dion-CD. Tja, wenn es ums Kinderkriegen geht, sind halt alle gleich! Fernab vom Fachchinesisch der Mediziner erhalten Sie hier praktische Tipps, die durch einfache Zeichnungen verfeinert und mit dem nötigen Humor gesalzen wurden.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Fantasy" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Celine Radau

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

spiegel der lüge von Celine Radau (Drama)
Die Zauberblume von Joachim Garcorz (Fantasy)
Verdummung der Kunden von Norbert Wittke (Glossen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen