Friedhelm Kaiser

Weihnachten einmal anders

Eine graue Mietskaserne, die in einer ebenso grauen Gegend steht, die überall und in jeder Stadt vorkommen könnte. Acht Mietparteien, ein Aufzug neben der Treppe, fast immer von irgendwoher Geschrei. Kinderwagen im Kellerabgang, über die sich der Hausmeister immer ärgert, weil die Fluchtwege freigehalten werden müssen. Adventzeit – genannt die Zeit der Besinnlichkeit. Aber das ist leider auch nicht mehr so, wie es mal war. Seit Monaten schon Weihnachtsartikel in den Regalen und die Vorfreude auf das bevorstehende Fest verliert durch dieses nach vorne Schieben der Weihnachtsboten, einiges an Intensität.
Trotzdem versuche ich mit meiner kleinen Familie dagegen anzukämpfen. An jedem Adventsonntag habe ich mich mit den Kindern an den großen Küchentisch gesetzt und mit Buntpapier und Strohhalmen kleine Verzierungen für den Weihnachtsbaum gebastelt, den mein Mann noch gar nicht geholt hatte. Wir hatten alle unseren Spaß und wenn mein Mann den Sportteil der Zeitung zum xten male durchgelesen hatte und sich zu uns setzte, waren wir alle rundum zufrieden. Aber so ganz zufrieden denn doch nicht, denn aus dieser Zufriedenheit heraus wurde eine Erkenntnis immer stärker. Eine Erkenntnis, die da sagt, dass es Menschen geben wird, die Weihnachten allein verbringen werden. Die nicht so wie wir in eine Familie eingebettet waren und für die diese Tage wohl mit zu den traurigsten des Jahres zählen würden.
Bei einem dieser Adventsbastelsonntage wurde also die Idee geboren, jemandem durch eine Einladung eine Freude zu machen. Wir kamen ziemlich schnell zu dem Entschluss, dass wir jemanden aus unserem eigenen Umfeld zu uns holen wollten, denn wir wollten uns in Zukunft nicht nur zu Weihnachten um diese Person kümmern. Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, wir suchten alle Bereiche ab, die uns einfielen aber die einen waren schon eingeladen, die anderen gar im Urlaub und wieder andere zu weit weg. Plötzlich fragte uns Caroline, meine jüngste Tochter, wie es denn mit der alten Frau Gomolczyk sei. Sie sei doch immer so nett, aber sei immer so allein. Mein Mann und ich schauten uns an und wir wussten, dass wir unseren Weihnachtsgast gefunden hatten. Ja, die alte Frau Gomolczyk war wirklich sehr nett. Sie wohnte schräg gegenüber auf dem Flur, wurde aber kaum gesehen, weil sie sich selten aus ihrer Wohnung auf die Strasse und in den „wilden Verkehr“, wie sie ihn nannte, begeben wollte. Nur die allernötigsten Wege machte sie noch, sonst ließ sie sich alles bringen. Ja, die alte Frau Gomolczyk sollte es sein. Zwei Wochen vor Weihnachten traf ich sie auf dem Flur. Sie kam vom Arzt zurück und ging leicht gebückt mit ihrem Stock den Flur auf mich zu. Ihren rollenden kleinen Einkaufswagen zog sie hinter sich her und bot mir so den bekannten Anblick. Diese Gelegenheit nutzte ich, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Ich fragte sie, ob denn gesundheitlich alles soweit in Ordnung sei, wohl wissend, dass das in ihrem Alter schon gar nicht der Fall war und erwartungsgemäß erzählte sie mir von ihrem Arztbesuch und dem Abenteuer, dass es für sie bedeutet, dorthin zu kommen. So ganz beiläufig fragte ich sie, ob sie Weihnachten denn schon etwas vorhabe. Daraufhin wurde sie etwas ruhiger und sagte leise, dass sie wohl das Fest, wie jedes Jahr verbringen werde. Ihr Sohn sei Professor an einer Universität in Frankfurt und habe immer sehr wenig Zeit und ihre Schwiegertochter .... Hier unterbrach sie sich selbst und ich meinte eine traurige Resignation in ihren Augen gesehen zu haben. Sie würde ja auch so gerne mal wieder die Enkel sehen, aber ihr Sohn und ihre Schwiegertochter seien ja immer so beschäftigt und Frankfurt sei ja auch nicht um die Ecke. So habe ich also von Frau Gomolczyks traurigen Geschichte erfahren und davon, dass sie Weihnachten zu Hause sein würde. Mein Mann und ich überlegten immer wieder, wann denn wohl der günstigste Zeitpunkt wäre, sie einzuladen, denn einerseits sollte die Überraschung nicht verloren gehen und andererseits wollten wir ihr auch ein bisschen Vorfreude gönnen. Schließlich einigten wir uns darauf, dass ich sie einen Tag vor Heilig Abend einladen sollte. Seit dieser Entscheidung begann für mich eine äußerst aufregende Zeit. Kaum konnte ich es erwarten ihre Augen zu sehen, wenn ich ihr die Einladung überbrachte. Andererseits befürchtete ich sie in Schwierigkeiten zu bringen, da sie sich vielleicht in irgendeiner Form erkenntlich zeigen wollte. Aber nein, das wollten wir ja nicht. Es ging uns um die alte Frau und nicht um Erkenntlichkeiten. Dieser Gedanke beruhigte mich wieder und ließ mich gelassener den Tag abwarten, der der letzte vor dem Heiligen Abend war.
Dann war es soweit. Mit einem merkwürdigen Kribbeln im Bauch ging ich über den Flur und klopfte bei ihr an. Nach einiger Zeit hörte ich schlurfende Schritte auf die Tür zukommen. Dann öffnete sie sie einen Spalt. Als sie mich sah, sagte sie „Ach sie sind es, - Bitte kommen sie herein“. “Das freut mich aber, dass sie mich besuchen kommen“, fuhr sie fort. Sie ging mir voran in ihre Stube und bot mir mit einer einladenden Handbewegung an, Platz zu nehmen. „Darf ich ihnen etwas anbieten?“ fragte sie mich, indem sie noch stehend auf meine Antwort wartete. Ich habe mir soeben einen Kaffe gekocht, es müsste auch für uns zwei reichen. Ich bedankte mich für das Angebot und nahm an. Sie verschwand langsam in der Küche wo ich sie mit Geschirr hantieren hörte. Aus der Küche berichtete sie mir nun, dass ich zwei ganz bezaubernde Kinder habe. Der Oliver, mein Sohn sei immer so nett und hilfsbereit. Er habe ihr schon öfters angeboten, die Einkaufstaschen heraufzutragen und Simone, meine Tochter habe immer so schön glänzende lange blonde Haare. Das erinnere sie immer an sich selbst, als sie noch in Ostpreußen lebte und der Wind des Haffs ihr durch die Haare wehte. Mit diesen Worten erschien sie wankend mit zwei Tassen in der Tür und versuchte diese möglichst nicht zu verschütten. Ich wollte aufspringen, um ihr eine Tasse oder sogar beide abzunehmen, aber sie erkannte mein Vorhaben und wehrte dieses sofort ab. Ich solle doch sitzen bleiben, sie sei gleich am Tisch und außerdem sei es eine gute Gleichgewichtsübung. Nun gut, dachte ich und setzte mich wieder zurück in den Sessel. Sie stellte die Tassen leicht klappernd ab und ließ sich ebenfalls, sichtlich angestrengt, in einen Sessel mir gegenüber fallen. Dann schaute sie mich neugierig an und wollte nach einer Weile von mir wissen, was der Grund meines Besuches sei. Nun ist er da, der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte, dachte ich. Gleich werde ich in diese Augen sehen und . . . Ja, und was werde ich wohl sehen? Nun, wenn ich sie nicht bald fragte, würde ich es wohl nie erfahren. Also nahm ich meinen Mut zusammen und sagte ihr, dass wir sie gerne dieses Jahr zu Weihnachten einladen möchten. Da wir ja nur quer über den Flur wohnen würden, würde es uns freuen sie alle drei Tage als Gast zu haben. Nachdem ich geendet hatte, fürchtete ich, sie bekäme einen Schlag. Ihre Arme fielen auf die Lehne des Sessels in dem sie saß und ihr Körper kippte nach hinten in die Polsterung. Zuerst wurde ihr Gesicht leicht blass, rötete es sich leicht und dann kam wieder normale Gesichtsfarbe zu ihr. Ich stürzte zu ihr hinüber und hielt ihre Hand. „Soll ich ihnen ein Glas Wasser holen, ist ihnen nicht gut“ fragte ich sie sehr betroffen, weil ich annahm, dass ich etwas unangenehmes ausgelöst hatte. „Nein Kindchen, nein ist schon gut“, sagte sie mit geschlossenen Augen aus denen ich nun eine Träne hervorquellen sah Sie nestelte an ihrem Handgelenk, in dessen Ärmel sich ein Taschentuch befand, mit welchem sie sich jetzt etwas verlegen die Augen wischte. „Kann ich wirklich nichts für sie tun“ fragte ich sie besorgt. „Nein nein, es ist gut“ antwortete sie mir und bat mich doch wieder Platz zu nehmen. Sie sei von dieser Einladung nur so überwältigt, gab sie zu, da ihr Sohn und ihre Schwiegertochter sie, seit die Enkelkinder da waren, erst ein einziges Mal eingeladen hätten. Ich trank einen Schluck Kaffe und fragte sie, ob sie wohl auch mit uns in die Kirche gehen wolle. Ein Strahlen in ihren Augen verriet mir schon ihre Antwort, noch bevor sie sie ausgesprochen hatte. „Ja gerne“ war ihre erwartete Antwort. Ich bemerkte eine Unruhe in ihrem Gesicht und ihren Augen und stand auf, um mich zu verabschieden. Ich teilte ihr noch die Uhrzeit mit, wann wir uns zum Kirchgang fertig machen wollten und ging. „Bleiben Sie nur sitzen“ rief ich ihr zu, als sie sich anschickte aufzustehen, um mich hinauszubegleiten. „Ich finde schon hinaus, danke“ mit diesen Worten ging ich ein paar schritte zur Tür, öffnete sie leise und trat auf den Flur. Hier überlegte ich, ob ich der alten Frau nicht vielleicht zu viel zugemutet hatte, aber Rückgängig machen konnte und wollte ich es nicht. Am nächsten Tag, dem Heiligen Abend war die gesamte Weihnachtsstimmung noch viel gespannter als sonst. Würden wir der alten Frau Gomolczyk wohl eine Freude machen können, oder würde es wohl eher eine Belastung für sie sein? Nachdem ich das Essen für den Abend vorbereitet hatte, zogen mein Mann, die Kinder und ich uns zum Kirchgang um. Als wir fertig waren ging ich hinüber zu Frau Gomolczyk und schellte an ihrer Wohnungstür. Nach einer ganzen weile hörte ich nur ein dumpfes rhythmisches Aufstoßen auf den Boden und dann öffnete sich die Tür. Sie öffnete sich aber nicht nur einen Spalt sondern in ihrer ganzen Öffnung sah ich eine mir fast unbekannte Frau in einem langen schwarzen Samtkleid, mit einer schwarzen Fransenstola. Eine Kette mit echtem Bernstein zierte ihren Hals und eine Brosche mit einem Bernstein, so groß, wie ein Taubenei zierte ihr Kleid oben am Hals, neben der Kette. Ich war sprachlos. Diese elegante Frau hatte ich noch nie aus dieser Wohnung kommen sehen, seit wir hier wohnten. Sie hatte unterdessen die Wohnungstür verschlossen und zum Abmarsch bereit gemacht. „Gnädige Frau, darf ich sie zum Kirchgang abholen?“ Mit diesen Worten reichte ich ihr meinen Arm. Ich war stolz, meiner Familie einen so erlesenen Gast bieten zu können und sie ging bedächtig und ohne den geringsten Fehltritt aufrecht an meinem Arm zu unserer Wohnung. Vor ihr wateten schon mein Mann und die Kinder auf uns. Sichtlich beeindruckt schauten sie sich alle drei an und die alte Frau genoss diese Blicke. Mein Mann kam zu uns und bot der alten Frau nun seinen Arm an, um sie standesgemäß zu unserem Wagen zu begleiten. Nachdem ich Frau Gomolczyk an meinen Mann „übergeben“ hatte, gingen die Kinder und ich hinter diesem stolzen Paar zum Fahrstuhl, Die Kinder stupsten sich an und tuschelten leise miteinander. So fuhren wir mit der alten Frau, die plötzlich gar nicht mehr so alt erschien, zur Kirche. Die Zeit reichte, um uns einen guten Platz in der sich schnell füllenden Kirche zu sichern, Der Pastor sprach, wie jedes Jahr über die Weihnachtsgeschichte und das Wunder in der Krippe und die alte Frau schien ganz weit weg zu sein. In ihren feuchten Augen spiegelten sich die vielen Lichter der Kerzen und ab und zu griff sie sich wieder an das Handgelenk, um sich verstohlen die Augen zu trocknen. Als der Gottesdienst vorbei war und wir die Kirche verließen, stand der Pastor am Ausgang im großen Torbogen und verabschiedete jeden mit Handschlag in die Christnacht. Als Frau Gomolczyk an der Reihe war, ergriff sie die Hand des Pastors und machte einen angedeuteten Knicks. Der Pastor befürchtete einen leichten Schwächeanfall und wollte sie stützen, aber sie sagte nur „Nei nei, lass ma, is schon jut, hast schön jesprochen, Lorbas. Mit diesen Worten ließ sie ihn los und wendete sich dem Ausgang zu. Der Pastor war sichtlich beeindruckt über diese elegante alte Dame, dass er einen Augenblick auf sein Händeschütteln vergaß und ihr nachschaute. Der Nach Hause weg war von Stille und dem Nachhängen der Gedanken an das Geschehene und Gesagte geprägt. Die Kinder waren wie jedes Jahr neugierig und gespannt auf die Geschenke, aber am gespanntesten waren wir auf unseren Gast. Mein Mann bog in die Tiefgarage unseres Hauses ein und stellte unser Auto auf seinem Platz ab. Nach dem Aussteigen gingen wir schon zum Aufzug, während mein Mann sich um den Wagen kümmerte und ihn verschloss. Gemeinsam fuhren wir hinauf zu unserer Etage und gingen zu unserer Wohnung. Wir wollten die alte Dame gleich mit zu uns nehmen, aber sie wollte noch einmal hinüber in ihre eigene Wohnung und sagte, dass sie gleich wieder kommen würde. Mein Mann und ich sahen uns an und sagten ihr, dass wir die Tür einen kleinen Spalt offen lassen würden und gingen hinein, während die alte Frau schnurstracks ihre Wohnungstür anvisierte. Nach dem Ablegen der Kleider ging ich in die Küche um das Essen nun fertig zu bereiten. Mein Mann steckte den Kopf zur Tür hinein und fragte, ob er mir etwas Essen bereiten helfen könne. „Nein, ist nicht nötig“, sagte ich. Der Kartoffelsalat ist schon fertig und die Würstchen sind schnell heiß gemacht, aber Du kannst trotzdem hereinkommen und mir beim Tischdecken helfen. Das war natürlich nur ein Vorwand, um mit ihm über den bevorstehenden Abend und die kommenden Tage zu reden. Hatten wir das richtige getan? Mein Herz sagte ja und mein Verstand zweifelte manchmal daran. „Nun können wir nichts mehr ändern“ sagte mein Mann und versuchte mich zu beruhigen. Im selben Augenblick hörten wir die Kinder im Flur umherlaufen und schauten zur Küche hinaus, was da los war. Frau Gomolczyk war gekommen und hatte auf ihrem Arm zwei kleine Pakete und in der Hand ein Couvert. Wir traten ihr entgegen und hießen sie bei uns willkommen. Sie verteilte an die Kinder die Pakete und an meinen Mann das Couvert mit den Worten, „Ich hoffe, es wird ein schöner Abend“. „Ja, das wird er sicher erwiderte mein Mann an den bevorstehenden Abend denkend und bat sie in die Küche an den Tisch zum essen. Wir hatten auf der Fensterbank einen leuchtenden Lichtbogen aus dem Erzgebirge und auf dem Tisch standen brennende Kerzen. Das Licht der Dunstabzugshaube erleuchtete indirekt einen Teil der Küche. Es war eine festliche Stimmung. Als unserem Gast boten wir der alten Dame natürlich den Platz am Kopf des Tisches an, den sie höflich ablehnen wollte, aber auf das Drängen meines Mannes dann doch annahm, nicht jedoch ohne sich nochmals zu versichern, ob sie auch niemandem seinen Stammplatz wegnahm. Außer mir nahmen dann auch alle ihre Plätze ein. Ich stellte die Schüssel mit dem Kartoffelsalat auf den Tisch und öffnete den Deckel des Topfes, der die heißen Würstchen beherbergte. Sie waren auch schon heiß genug und ich legte sie auf eine Wärmeplatte, die ich auf den Tisch stellte. Dann setzte auch ich mich an den Tisch und bat alle, sich zu bedienen. Nachdem sich jeder genommen hatte, und nachdem wir für die Speisen gedankt hatten, wünschten wir uns alle einen guten Appetit und aßen genüsslich unser traditionelles Heilig Abend – Mahl. Leise erzählte Frau Gomolczyk, dass es genau das selbe Gericht jeden Heilig Abend auch bei ihnen in Ostpreußen gegeben hätte und das es auch dort schon eine lange Tradition gewesen sei. Mit Appetit aßen wir unser Abendessen. Danach stand mein Mann nach einem kurzen Blickkontakt und einem Kopfnicken auf und verschwand aus der Küche. Kurz darauf ertönte das helle Klingeln einer kleinen Glocke. „Ja, dann wollen wir mal sehen, was das Christkind uns beschert hat“, sagte ich und erhob mich vom Tisch. Ich öffnete die Küchentür und ließ die Kinder und Frau Gomolczyk voraus gehen. Die Tür des Wohnzimmers öffnete sich, wie von Geisterhand und ein Weihnachtsbaum, so groß und schön, wie ich ihn bisher noch nicht gesehen hatte, erstrahlte in seinem Glanze. Da hatte sich mein Mann aber selbst übertroffen. Das war gewaltig. Die Kinder waren schon zum Baum gestürmt und staunten diesen von unten bis oben an. Leise ertönte Weihnachtsmusik und ich kämpfte schon wieder mit den Tränen vor Rührung. Das hatte diesmal die alte Dame gesehen und nahm mich mütterlich am Arm. „Ist schon gut so, Kindchen“ sagte sie. Die Kinder schauten hoffnungsvoll meinen Mann an und fragten ihn „Dürfen wir schon anfangen?“ Mit einem Nicken löste er einen Sturm der Aaaahs und Oooohs aus, welches von dem Geräusch zerreißenden Papiers unterbrochen wurde. „Bitte nehmen sie doch Platz“ hörte ich meinen Mann sagen, indem er auf seinen Lieblingssessel wies. „Ist das nicht ihr Platz?“ fragte die alte Frau verwundert und mein Mann entgegnete, dass sie unser Gast sei und somit ein Anrecht auf das Beste habe. Voller Bewunderung über diese Großherzigkeit meines Mannes nahm sie in dem Sessel Platz. Sie saß da, wie eine Königin, die Hof hält. Ganz langsam ließ sie sich in die Polster sinken und genoss die Atmosphäre. Ich holte das Geschenk, das mein Mann und ich für sie vorgesehen hatten. Es war auch ein Umschlag und ich überreichte ihn ihr mit ebenfalls dem Wunsch nach einem schönen Abend. Im Hintergrund hatte mein Mann ihren Brief geöffnet und kam freudig überrascht mit zwei Konzertkarten auf mich zu. „Schatz, schau mal, unsere Lieblingsoperette, sagte er und wedelte vor mir mit zwei bunten Tickets. Oh, entführ es mir überrascht, denn die alte Dame hatte ihr Couvert ebenfalls schon geöffnet und holte ein buntes Ticket hervor. Mein Mann beugte sich hinunter zu ihr und las auf ihrem Ticket den selben Namen, wie auf unseren. Gemeinsam mussten wir lachen und freuten uns, dass wir wohl jetzt zu dritt einen schönen Abend haben würden. Wir setzten uns auch in die Sessel und lauschten der Musik und sahen den Kindern und ihrer Freude zu. Die alte Frau hatte sich zurückgelehnt und schien ganz weit weg zu sein. Ein seliges Lächeln umspielte ihre Lippen. Ja, das war wirklich mal ein etwas anderes Weihnachten, aber im positiven Sinne

Ich schrieb siese Geschichte, weil so, oder so ähnlich viele Weihnachten ablaufen könnten, wenn wir alle etwas mehr aufeinander achten würden. Das ist auch mein Wunsch, den ich mit dieser Geschichte verbindeFriedhelm Kaiser, Anmerkung zur Geschichte

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