„Liebe Jenny!
Obwohl Dich die Öffentlichkeit in Deutschland aus dem Fernsehen und aus der Presse kennt, weiß doch niemand so recht, wieso Du eigentlich eine sogenannte ‚öffentliche Persönlichkeit’ bist. Ich selbst stelle mir oft die Frage, ob es Dich gibt, damit man über Dich redet – oder ob man über Dich redet, weil es Dich gibt.
Gibt’s Dich überhaupt?
Ich meine – und verstehe es bitte nicht falsch – gibt’s Dich überhaupt als lebendes, denkendes und somit existierendes wesen aus Fleisch und Blut, oder bist du lediglich ein medienwirksames Hologramm aus der Schöpferkiste eines Medienmachers?
Wenn es Dich tatsächlich gibt, liebe Jenny, warum gibt es Dich dann? Ist es Deine existenzielle Aufgabe, als gereiftes Party-Luder die Seiten der Regenbogenpresse zu füllen? Ist es Deine Aufgabe, den Frauen dieses Landes Weisheiten über zu große und zu kleine Brüste zu vermitteln? Gibt’s Dich, damit wir endlich noch mehr über Sex im Cabrio oder Sex auf der Gefriertruhe erfahren?
Meine erste Vermutung, dass Du mit ernstzunehmenden Worten gesellschaftliche Publicity erregen möchtest, kann auch nicht korrekt sein, da ich auch nach längerem Suchen kein einziges ernstzunehmendes Wort von Dir lesen konnte.
Möchtest Du nicht ernstgenommen werden?
Verstehe! Du willst einfach nur im Rampenlicht stehen. Einfach nur so. Nun ja. Warum auch nicht. Jeder Garderobenhaken hat ja seine Lebensberechtigung. Kann man sein Jackett an Dir aufhängen? Jede Nachttischlampe erfüllt einen Zweck. Kann man Dich an- und ausknipsen?
Böse Zungen behaupten ja, dass Du ganz gut mit der Vermarktung Deiner Person verdienst. Ich finde das auch voll okay, Jenny. Ehrlich! Wirklich! Bestimmt! Ich frage mich nur, was Du da vermarktest. Deine Person? Was bitte, ist eine Person? Deine Persönlichkeit? Wo bitte, ist diese Persönlichkeit? Deine Figur? Wo bitte, ist Deine...
Es wird zu persönlich. Entschuldige bitte.
Aber dadurch, dass Du ständig in irgendeiner Klatschkolumne auftauchst, provozierst Du ja sehr medienwirksam Dein Dasein. Du bist doch da, oder? Du musst da sein, da ja sonst alles um Dich herum nur eine Luftblase wäre.
Jenny? Jenny...? J E N N Y . . . ?
Doch nicht da?
Was soll’s. Aber bitte schick mir eine Autogrammkarte von Dir, damit ich sie ganz stolz umherzeigen kann. Alle, die ich kenne, mögen Dich. Jedenfalls ein paar davon. Zumindest Max. Max eigentlich auch nicht, weil Max Dich gar nicht kennt. Kriege ich die Autogrammkarte trotzdem? Vielleicht mit einem handgeschriebenen Zitat von Goethe darauf? Wer das ist? Goethe? Nein, Goethe ist nicht der Programmdirektor von RTL II. Ach, vergiss es einfach, Jenny.
Lieber Gruß
Ein Fan.“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.12.2002.
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