Selma I. v. D.

Liebe auf dem ersten Blick

Liebe auf dem ersten Blick

Sie kann sich noch genau an das erste Mal erinnern, als sie ihn sah! Es war auf einer Party von ihre Nachtbaren. Er stellte sich ihr vor, sagte seinen Namen und setzte sich hin. Klein war er, hatte fast eine Glatze. Eigentlich, gar nicht ihr Typ, und doch, als er sie mit seinen grün-braunen Augen ansah spürte sie es sofort. Es war ihr klar, das ist er! Sie nannte ihm ebenfalls ihren Namen, dann begann für sie eine wunderbare Reise. In der Tiefe seiner Augen stürzte sie ab, ertrank fast im Klang seiner Stimme. 

Das also war sie, die Liebe auf den ersten Blick, und dies mit vierzig plus!

 Er weckte in ihr eine Sehnsucht und Leidenschaft, welche sie lange nicht mehr verspürt hatte. Sie hätte sofort ihren Koffer gepackt, wäre mit ihm gefahren, bis an das Ende der Welt.
Doch sie war verheiratet, hatte Kinder.
Mit diesen Gedanken erfüllt, verabschiedeten sie sich von ihm und begab sich auf den Heimweg. Unterwegs erfasste sie Panik, denn eigentlich wusste sie doch gar nichts von ihm. Sie kannten einander nicht, hatten sich nur einen Weile unterhalten. 
 

Einige Zeit verstrich, doch er ging ihr nicht aus dem Kopf.
Die Verzweiflung machte sich mehr und mehr breit. Aber Dies alles durfte doch nicht sein. Sie hatte von sich immer geglaubt, eine starke Frau zu sein, und dieses neue verliebt sein -in einen anderen Mann-, würde während des Ehealltags schon irgendwie vorübergehen. Aber sie hat es nicht vorübergehen lassen. Obwohl sie nur seinen Vornamen kannte, fing sie an sie ihn zu suchen. Seinen Körper hat sie in ihre Nähe gespürt, sein innere Kraft hat ihre Seele berührt. Sie wusste seine Stärke wurde für sie Beiden reichen. Mit ihm konnte sie sich ausgleichen.

6 Wochen waren vergangen, dann klingelte ihr Telefon. Sie nahm den Hörer ab und vernahm –seine- Stimme. Er hatte sie gefunden! Stundenlang redeten sie miteinander. Der Wunsch ihn wiederzusehen, wurde immer stärker. War er ihre große Liebe? Nach diesem Telefongespräch fing der Zwiespalt an. Sie war glücklich, aber auch völlig verzweifelt. Diese Sehnsucht, nach einem anderen Mann, ging doch nicht. Sie hatte Familie. Was tat sie dieser damit an, durfte sie das?

 

Einerseits freute sie sich, dass er sie gefunden hatte, andererseits, wenn sie ihn noch einmal treffen würde, was wäre dann? Schaffte sie es ihrem Mann treu zu bleiben? Alles woran sie glaubte, alles was wichtig für sie war in einer Ehe, alles war nun zweifelhaft. Die Sicherheiten in ihrem Leben zerstört, mit einem Blick in seine Augen.
Er hatte sie zu einer Suchenden gemacht!

Eigentlich hätte sie sich der Hausarbeit widmen müssen: bügeln, ein wenig aufräumen. In ihrem Schoss liegt das Bilderbuch von dem ersten gemeinsamen Urlaub mit ihre große Liebe. Die Bilder zeigen wie glücklich sie doch war, und noch immer ist. Gerade 49 Jahre war sie. So gut hatte sie noch nie ausgesehen. Sie trägt ein wunderschönes rotes Kleid, ihr Geliebter steht hinter ihr. Seine kräftigen Arme umfassen ihren Körper, die Hände ruhen auf ihrer Taille. Hände, die sie sanft gestreichelt, die für sie gearbeitet haben. Sie liebt diese Hände, wie alles an diesem Mann! Das Kleid passt ihr nicht mehr, aber sie hat es aufgehoben. Es war sein erstes Geschenk, für sie! Kurz bevor sie nach Afrika abreisten, hat er ihr es gegeben. Dann schließt sich das Bilderbuch. Nur schwer kann sie sich losreißen, von all diesen Gedanken und von all dem, was vor Jahren geschah.

Ihr Ehe-Mann merkte schon das da etwas nicht stimmte. Sie konnte es ihm nicht sagen hoffte, dass es vorübergehen würde. Ihre Heiterkeit verwandelte sich in Traurigkeit. Ihre Lust zum Leben, sich auf zu heben und weiter zu gehen verlies sie. Er hat ihr aber die Augen geöffnet, der Mann mit seinen grün-braunen Augen, ihr gezeigt was da alles nicht stimmte, in ihre Ehe. Die Sucht ihres Mannes, der immerwährende Streit. Sie musste sich entscheiden, würde sie gehen, oder bleiben! Es war auch ihre Schuld, dass es immer weiter bergab ging in ihrer Ehe. Sie wollte nur bei dem anderen sein. Er hat sie aber nicht angerufen, und auf ihre Briefe bekam sie auch keine Antwort. Sie hatte sich vor vielen Jahren selbst versprochen, nie mehr einem Mann nach zu laufen. Und was tat sie jetzt? Sie flehte ihn an, er möge doch einmal zu ihr kommen, sie besuchen. Sie bekam solche Angst, dass es da eine andere Frau gab, dass er gar nicht geschieden und ledig war, und sich schon gar nicht in sie verliebt hat. Er fühlte sich vielleicht nur geschmeichelt weil sie ihn gesucht hat. Weil sie ihm nachgelaufen ist.

Dann, eines Tages, kam einen Brief. Er schrieb ihr, dass er sie liebte. Es wäre aber unerträglich, dass wegen ihm eine Ehe kaputt gehen würde. Wenn er sie treffen würde, dann wären die Folgen nicht zu übersehen. Er wolle dieses Risiko nicht eingehen.

Auch diesen Brief hat sie aufgehoben. Wenn sie ihn jetzt liest, kommen die Gefühle, welche sie an diesen Tag hatte, zurück. Ihre Tränen sind noch sichtbar auf dem Papier. Die Tinte ist fleckig geworden. In dem Moment als sie den Brief las, konnte sie die Bedeutung seiner Worte noch nicht fassen.

Eines Tages hat sie sich dann entschieden. Ihr Mann hat sie geschlagen, gedemütigt, wie so oft zuvor. Sie musste ihre Kinder beschützen, obwohl es in letzter Zeit eher schien es sei anders rum. Die Trennung war schwierig. Sie hatte ihren Mann doch nicht umsonst geheiratet. Sie hat ihn doch geliebt. Sie wäre gerne mit ihm alt geworden. Aber zusammen zugrunde gehen mit ihren Kindern, an seiner Sucht, nein, das konnte sie nicht zulassen.

Als Ruhe eingekehrt war, und sie zusammen mit ihren Kindern die neue Wohnung eingerichtet hat, gab es wieder Platz für Träume. Der Mann, in den sie sich so verliebt hatte tauchte immer häufiger auf in ihren Gedanken. Er war nie völlig weg gewesen. Aber jetzt traute sie sich wieder von ihm zu träumen. Sollte sie ihm einen Brief schreiben? Er wusste ja nicht was passiert war. Er wusste ja nicht, dass sie jetzt geschieden war, und dass sie sich immer noch nach ihm sehnte. Oder sehnte sie sich nur nach Liebe? Nach einer guten Beziehung, egal mit wem? Sie wusste es nicht. Sie hat ihn ja nie mehr gesehen. Nur dieses eine Mal. Er hat ihr damals ein Bild von sich geschickt und immer häufiger nahm sie es aus ihrer Tasche her raus. Sie schrieb ihm einen Brief, erzählte ihm darin alles was passiert war. Fast 3 Jahre ist eine lange Zeit. Vielleicht hat er sich mittlerweile eine andere Frau verliebt. Es würde sie schon freuen, wenn er nur glücklich wäre. Das war das wichtigste für sie.

Sie weiß noch wie sie da in ihren Garten gesessen hat. Die Sonne war gerade untergegangen, es war ein schöner Tag. Sie hatte sich ein Glas Rose eingeschenkt, dann klingelte es an der Haustür. Sicher wieder eines der Kinder, die ihren Schlüssel vergessen hatten. Durch die Glaswand konnte sie schon sehen, dass es ein Fremder war. Sie öffnete die Tür und es raubte ihr den Atem. Da stand er! Sie sah ihn an. Sah seine Liebe zu ihr in seinen Augen, er brauchte nichts zu sagen. Sie spürte seinen Körper, er berührte ihre Seele.

Seitdem waren mehr als 20 Jahre vergangen. Er hat sie aufgehoben und glücklich gemacht. Er hat ihr seine Welt gezeigt, und sie ihm ihre. Sie hat ihn geliebt, und mit ihm so eine Leidenschaft entdeckt. Seine Kraft hat für sie beide gereicht. Sie konnte sich ausgleichen, so wie noch nie mit jemand anderem zuvor. Sie waren glücklich miteinander bis zum heutigen Tag.

Wie jede Woche fährt er ins Dorf und kauft ihr rote Rosen. Der Strauß liegt jetzt da. Sie wird die Rosen gleich pflegen, in einer Vase geben, und sie auf den Tisch stellen. Sie macht ihm seinen Tee, mit Honig, so wie er ihn gerne trinkt. Sie lieben sich noch genau so wie am Anfang. Noch immer trägt sie ihre schöne Unterwäsche, ist zwar eine Nummer grösser wie früher, aber das macht nichts. Sie fühlt sich schön, wenn er sie anschaut. Sein Blick, noch immer voll Begierde wenn sie sich für ihn auszieht. Er liebt sie. Ihre Falten im Gesicht, ihre grauen Haare, welche sie jetzt nicht mehr tönt. Ihr Geliebter hat sich schon draußen in seine Liege gesetzt. Ihre Liege steht daneben, so dass sie sich berühren können wenn sie nebeneinander sitzen. Nur ein kleiner Tisch in der Mitte. Für den Tee, oder für das Glas Rotwein, später. „So mein Schatz, ich habe dir einen Tee gekocht“ sagt sie und stellt das Tablett auf den Tisch. Ihr Geliebter, ihr Mann. Sie haben nie geheiratet. Aber trotzdem nennt sie ihn ihren Mann, und er nennt sie seine Frau. Die Sonne scheint auf sein Gesicht. Auch er hat mehr Falten als vor 20 Jahren und ein bisschen zugelegt. Aber wenn er seine Jeanshose trägt, so wie jetzt, dann sieht er noch immer so aus,  wie sie ihn kennen gelernt hat. Ein schöner Po, kräftige Oberschenkel und wunderschöne Augen. „Schatz, dein Tee ist fertig“, er antwortet nicht. Sie beugt sich über ihn und berührt sein Gesicht. Seine Wangen sind eisig kalt. Seine Augen starren in den Himmel hinein, in seiner Hand hält er ein Bild von ihr. Die Sonne scheint. Sie schließt seine Augen. Sie nimmt sein Gesicht in ihre Hände und küsst ihn leise. Zum allerletzten Mal.

 

Januar 2009

Selma van Dijk

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