René Marczynski

Kadesch - Ein kurzer Einblick

Kadesch

Im Gegensatz zu seinem Bruder Esteban war Kadesch germanisch heidnisch gläubig. Seine Eltern hatten beide Brüder schon als sie noch Kinder waren in beiden Lehren unterrichtet. Sie selbst waren lange Zeit den Asen und Wanen in ihrer Gesinnung näher gestanden als der christlichen Trinität. Während der germanische Glaube des Menschen Herz hart werden lässt um an Herausforderungen nicht zu zerbrechen, sollen sich die Menschen in der christlichen Vorstellung darauf verlassen, dass Jesus Christus für sie stark ist, wenn sie es nicht sein können.

Ein Schicksalsschlag der die Familie betroffen hat, lastete jedoch so schwer auf ihnen, dass die Mutter von Kadesch und Esteban für einen Moment in Erwägung gezogen hatte ihrem Leben ein Ende zu setzen. Alleine die Vorstellung war für ihren Vater und seinen Bruder Esteban abscheulich genug zum Christentum zu konvertieren.

In beiden Glaubensvorstellungen war dies nicht akzeptiert. Somit entschlossen sie sich dem Christentum zuzuwenden. Denn aus eigener Kraft heraus betrachteten sie sich nicht im Stande diesen Schicksalsschlag zu bewältigen.  

Kadesch hingegen war immer schon kämpferischer Natur gewesen. Er suchte seinen Trost in den Heldenerzählungen die den germanisch Gläubigen bestens bekannt sind. Außerdem beschloss er für sich, sich nie wieder emotional so auf eine Situation oder einen Menschen einzulassen, dass es ihm drohen können würde daran zu zerbrechen.

Für ihn war es unvorstellbar sich vom Glauben an die Götter los zu sagen. Die Existenz der Götter erschien ihm als unabwendbare Tatsache. Zwar konnte er sich mit manchen Vorstellungen des Christentums besser identifizieren, besonders was die Erschaffung der Welt anging, aber seine Überzeugung der Existenz der Götter war unerschütterlich. Und wenn es diese seiner Vorstellung nach gab, konnte man sich nicht einfach von ihnen lossagen. Genauso wenig wie man ein Familienmitglied als nicht zur Familie gehörige Person behandeln durfte, konnte man nicht einfach seinen Glauben nach Belieben wechseln. Seiner Vorstellung nach musste man sich für eine der beiden Glaubensrichtungen entscheiden. Zwar konnte man sich selbst von den Göttern los sagen, aber dies würde nichts daran ändern, dass sie existierten. Dies stellte für Kadesch ein Dilemma dar, das ihn bis zu seinem Tod beschäftigt hat.

Es war schließlich nicht so gewesen, als hätte Kadesch nicht auch die Schönheit darin erkannt sich zum christlichen Glauben zu bekennen.

Aber im heiligen Buch der Christen steht geschrieben:

 

Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.


 

Hassen konnte Kadesch den Gott der Christen nicht. Dafür war er zu sehr vertraut mit der Vorstellung die seine Eltern von ihm hatten. Sein Leben lang hatte er nach einer Schrift gesucht die eine Lösung für sein Dilemma bot. Vielleicht würden sich beide Vorstellungen ja zu einer einzigen vereinen lassen.

Viele der germanisch heidnischen Götter, darunter auch ihr Hauptgott Wodan sollten nach alten Prophezeiungen am Tage, den sie Ragnarök nennen, im Kampf gegen Riesen und andere Gewalten ihren Tod finden. Nur ein paar Söhne Wodans und Thors sollten diesen Endkampf für sich entscheiden und weiterhin bestehen können. Zwar hatte Kadesch davon gelesen, dass eine neue Gewalt über die Welten herrschen wird, aber der Name dieses Gottes wurde nie erwähnt. Auch sollte aus zwei, in der Endschlacht, über gebliebenen Menschen ein neues Menschengeschlecht entstehen.

Vielleicht gehörte er selbst ja diesem an. Aber bei näherer Betrachtung und umso mehr er darüber nachdachte, erschien ihm dies nur als eine inadäquate Ausrede. Es würde keinen Ausweg aus seinem Dilemma geben.

Ob er die richtige Entscheidung germanisch heidnisch zu leben getroffen hatte oder nicht würde sich erst nach seinem Wegscheiden aus diesem Leben offenbaren.

Er wusste, dass es dann zu spät sein würde sich um zu entscheiden. Aber nach germanisch heidnischem Glauben stellte man sich ohnehin nicht die Frage nach einem Weiterleben nach dem Tode. Im besten Falle würde er in einer Schlacht fallen und sich in Walhall als einer der Einherjer auf Ragnarök vorbereiten.

Im schlimmsten Fall würde seine Seele ewig im Höllenfeuer brennen. Die einzige Entscheidung die nach seinem Ermessen wirklich bei ihm selbst lag, war diese ein ehrbares Leben zu führen. Wenigstens würde sein Ruf dann nach seinem Tode weiterbestehen können.

 

 

 

 

 

 

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