Celine Radau

Kellner

 

„Wünschen sie noch etwas zu trinken?“ fragte uns der nette Kellner des Gate to Asia Restaurant. „ich hätte gerne noch einen Weißwein!“ sagte meine Mutter und schaute dann mich an. „für mich bitte eine große Spezi!“ sagte ich zu dem Kellner und lächelte leicht. Dieser nickte, notierte es auf seinem Notizblock und ging dann weiter. Meine Mutter schaute mich an und grinste. Ich grinste zurück. Wenige Minuten hatten wir uns über das Benehmen von Männern unterhalten. Dazu zählte natürlich das der Mann ein Gentelmann sein musste. Am Tisch neben uns wurden Stühle verrückt und eine Familie nahm platz. Mann und Frau mit ihrem Sohn, welcher ungefähr in meinem Alter sein musste. Ich schaute kurz herüber, machte mir ein bild von ihnen, dann wand ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu. Dabei beachtete ich die übrigen Gäste nicht. Eine Kellnerin räumte unsere leeren Teller ab und servierte uns unsere Getränke. „Möchtest du noch etwas essen?“ fragte meine Mutter. Ich schüttele den Kopf und schaute hinüber zum Hafen, während meine Mutter aufstand um sich noch ein wenig Essen zu holen. „ So ein All-you-can-eat buffet ist schon was Cooles!” dachte ich. Die letzten Sonnenstrahlen dieses heißen Tages fielen über die unzähligen Boote im Hafen, die leicht hin und her schaukelten. In diesem Moment kam meine Mutter zurück, setzte sich hin und grinste mich an. Ich hob fragend eine Augenbraue und meine Mutter nickte kaum merklich zu unserem Nachbartisch. Ich folgte ihrer stummen Aufforderung und blickte rüber. Dann verstand ich was sie meinte. Der Junge hatte die ganze Zeit zu mir geschaut und dann schnell den Blick gesenkt, als ich ihn ansah. Meine Mutter lächelte und sagte: „der hat dich schon die ganze Zeit so angesehen!“ „Ist aber gar nicht mein Typ! Nein so gar nicht!“ antwortete ich nach einem zweiten Blick. „ echt nicht? Ich find nur seine Frisur blöd!“ meinte meine Mutter. „Nein, sogar nicht mein Typ. Und wenn, dann hatte ich schon lange Blickkontakt gehalten, oder wenigstens gelächelt!“ Sagte ich bestimmend. „ich hab doch noch Hunger!“ sagte ich, nachdem ich ihr lang und breit die Vorstellung meines Tarumtypen erklärt hatte. Ich stand auf, strich ein paar Falten aus meinem roten Kleid und stolzierte beinahe in Richtung Tür. Dabei spürte ich die Blicke meiner Mutter und der des Jungens in meinem Rücken. Nachdem ich mir einen Nachtisch, in Form von Krabbenchips  geholt hatte, kehrte ich zurück. Ich setzte mich und aß genüsslich. Meine Mutter holte ihr Essen, das für sie gegrillt wurde und ich schaute wieder auf den Hafen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Junge mich mal wieder anschaute. Ich sah ihn an und meine Mundwinkel zuckten, als dieser rot wurde. Dann kam meine Mutter wieder und wir redeten über meine bevorstehende Schwedenreise. „ Darf ich den Teller mitnehmen?“ fragte mich auf einmal eine Stimme von der Seite. Ich blickte hinauf und schaute in das süße Gesicht des Kellners. Ich hatte ihn gar nicht kommen sehen und für einen Moment verschlug es mir die Sprache. „Sehr gerne!“ sagte ich dann endlich, dabei schenkte ich dem Kellner mein gewinnendes Lächeln. Dieser erwiderte mein Lächeln und nahm meinen Teller. „oh..süß“ flüsterte ich meiner Mutter zu, die nickte. „Was glaubst du, wie alt ist der?“ fragte ich sie und beobachtete den süßen Kellner, beim Bestellung aufnehmen. Meine Mutter überlegte„ 19“ sagte sie dann. „nee..der ist älter! 21!“ sagte ich. „ich frag ihn!“ meinte meine Mutter. „bist du verrückt?“ rief ich. Aber ich wusste, wenn sie so  grinste, meinte sie es ernst!

Nach dem wir aufgegessen hatte, wollten wir bezahlen. Meine Mutter wartete bis der  Kellner kam. Er fragte: „Wie kann ich ihnen helfen?“ „ Wir würden gerne bezahlen.“ Sagte sie und nach einer kurzen Pause. „ Meine Tochter und ich haben eine wette gemacht! Darf ich fragen wie alt sie sind!“ meinte sie ganz ehrlich. Für einen Augenblick war ich vollkommen perplex. Sie hatte ihn wirklich gefragt. „ was schätzen sie denn?“ fragte der Kellner und lächele breit. „ich sage 19, meine Tochter 21.“ Sagte meine Mutter ganz ungeniert. „na, dann hat ihre Tochter Recht! Ich bin 21!“ sagte er und lächelte mich an. Erneut schenkte ich ihm ein breites, gewinnendes Lächeln und schaute ihm direkt in seine dunklen Augen. „ Jetzt flirtest du schon mit dem Kellner!“ dachte ich. „ Wie alt sind sie denn?“ fragte er und diese Frage war an mich gerichtet. „ Schätzen sie doch mal!“ grinste ich und war ernsthaft gespannt, was er wohl antworten würde. „ Mhm.18?“ riet  er. Ich schüttelte den Kopf. „ Älter?“ fragte er und legte leicht den Kopf schief. „ Jünger!“ sagte ich und wusste, dass ich dieselbe Pose machte, wenn ich nachdachte. „ 16 oder 17!“ sagte er und diesmal hörte ich aus seiner Stimme dass er sich da irgendwie nicht so sicher war. „Nein ich werde 15!“ sagte ich und als der junge Mann leicht die Augenbraue hob, hätte ich beinahe gequietscht. „ hätte ich nicht gedacht. Ich dachte sie wären älter!“ sagte der Kellner ein wenig verblüfft. Ich fühlte mich geschmeichelt, aber nicht so sehr wie meine Mutter. Denn der Kellner schätze sie auf 35 und das obwohl sie 49 ist und an diesem Abend  ungeschminkt war! Wir tauschten ein vielsagendes Lächeln, als der süße Kellner behauptete er sie direkt! Wir bezahlten und standen auf! „ wie wäre es mir einem Glückskeks? Dann kannst du auch noch mal an deinem Kellner vorbei gehen!“ sagte meine Mutter und ich schubste sie leicht, aber nicht ohne sie anzulächeln. Also machte ich mich auf  zur Bar und holte 2 Glückskekse. Als ich zur Tür kam, stand der Kellner davor und obwohl er in beiden Händen Teller hielt, schaffte er es mir die Tür aufzumachen. Ich lächelte ein  Raubtierlächeln und bedankte mich mit einem gehauchten „ Vielen Dank!“. Ich hoffte es würde ihm nicht auffallen, dass ich wenig mit ihm flirtete. Und wenn, dann ließ er sich es nicht anmerken, denn er sagte nur „gern geschehen“ und lächelte dann. Doch es war kein höfliches Lächeln, das man einem Gast schenkte, sondern tiefgründiger. Bevor ich mir über die Gründe Gedanken machen konnte, stand ich schon neben meiner Mutter, die an einem Stehtisch auf mich gewartet hatte. Ihre Mundwinkel zuckten und ich schaute schnell auf die Glückskekse. Wir öffneten sie und holten den kleinen Zettel, mit dem Spruch heraus. Danach lasen wir beide laut vor. „ Sie könnten Ihrem Traum begegnen!“ las ich vor und kicherte. „ Jetzt ich. Sie werden viel Glück in persönlichen Dingen haben!“ sagte meine Mutter und kicherte auch. „Persönliche Dinge?? Vielleicht die Liebe?!“ schmunzelte ich. In unseren Gedanken versunken, gingen wir zum Auto und fuhren nach Hause.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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