Cassie Stuart

Cinderella


1. Kapitel

 
Lili – kurz für Elisabeth – winkte ein letztes Mal und schritt dann durch die Sicherheitskontrolle. ‚Gerade hab’ ich den Alptraum losgelassen, ich hab’s geschafft!’ dachte Lili lächelnd und ein tiefer Seufzer der Erleichterung stieg in ihr auf.
Ein attraktiver, dunkelhaariger Polizist fing ihren strahlenden Blick auf und erwiderte das Lächeln. Plötzlich rempelte sie eine alte Dame mit einem kleinen und moppeligen Hund auf dem Arm an, sodass der Blickkontakt abriss. Ein wenig enttäuscht (im Kopf hatte sich Lili die wildesten Bilder von ihrer Begegnung mit dem Polizisten ausgemaolt) schritt sie durch die Schiebeglastüre und betrat den Duty-Free Bereich des Flughafens.
Gerade war Ferienzeit und noch dazu Wochenende, was den Trubel am Flughafen noch verstärkte. Trotzdem fühlte Lili sich wohl wie schon lange nicht mehr und sie freute sich auf die Zeit, die vor ihr lag: drei Monate Sprachkurs und Praktikum in Südengland. Und was noch wichtiger war – während dieser Zeit hatte sie vor, sich persönlich zu verwandeln: ein komplettes Make-over.
Lili war achtundzwanzig Jahre jung und hatte schon einiges gelernt und erlebt – Gutes wie auch Negatives. Und dies hatte natürlich Auswirkungen gehabt, wie sie selber oft verärgert feststellte.
‚Ich lasse jetzt los! Ich gehe den ersten Schritt über die Türschwelle in mein neues Leben. Ich hab’s satt mit meiner Größe von einem Meter und siebzig die nicht zu meinem Gewicht von fünfundneunzig Kilo passen, mit meiner Bequemlichkeit Sport und mein Äußeres betreffend durchs Leben zu gehen und mich damit selber zu quälen sowie so viele Chancen zu verpassen und dabei selber schuld zu sein!!! Nein, das ist jetzt vorbei! Ab jetzt traue ich mich und ich gehe meinen Weg!!!’ Um diese Gedanken zu bekräftigen, blickte sie einer modischen und natürlich schlanken Dame, die sie kritisch beäugt hatte, direkt in die Augen und zog herablassend die linke Augenbraue hoch, drehte sich um und schritt stolz von dannen.
‚Das hab ich jetzt gut gemacht!’ lobte sich Lili selber und klopfte sich im Geiste auf die rechte Schulter.
Leider übersah sie in diesem Moment einen Koffer, der urplötzlich hinter einer Säule hervorgeschoben wurde und natürlich stolperte sie fast über diesen – abgehalten wurde sie von einem braunhaarigen Mann, der sie um einen Kopf überragte und genervt anpfauchte: „Passen Sie doch auf!“ Er schüttelte gereizt den Kopf und Lili brachte nur ein leise gestammeltes „Tschuldigung“ hervor, bevor sie sich mit hochrotem Kopf und eingezogenen Schultern davonschlich und versuchte, den bohrenden Blick in ihrem Rücken zu ignorieren.
Noch immer verlegen, betrat sie ein Zeitschriftengeschäft und wählte ein Buch, das eine romantische Liebesgeschichte zum Inhalt hatte, aus. An der Kassa sah sie auch noch einen Schokoriegel, den sie dann zusammen mit dem Buch erstand.
Nach einem Blick auf die Monitore in der Halle, ging sie zu ihrem Gate und ließ sich auf einem Wartesessel nieder um zu lesen. Ihre Konzentration ließ allerdings zu wünschen übrig und sie musste immer wieder mit dem gerade gelesenen Satz beginnen.
Nach einer – wie es Lili schien – Ewigkeit, wurde ihre Sitzreihe zum „Boarding“ aufgerufen und Lili konnte ihre Maschine besteigen und den ihr zugeteilten Platz einnehmen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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