Karl Bednarik

Operation Black Lake

 

Generalmajor Johann Freiherr von O'Brien,

Graf von Thomond, war leicht beunruhigt.

 

Die Invasoren hatten den halben Kontinent überrannt,

sie galten als unbesiegbar, weil sie noch niemals

zurück geschlagen werden konnten.

 

"Und nun stehen sie direkt vor unserer Stadt", dachte er.

 

"Allerdings", dachte Generalmajor O'Brien weiter,

"irgendwann gibt es für alles ein erstes Mal".

 

Generalmajor O'Brien hatte vermutlich laut gedacht,

denn sein völlig unverzichtbarer Adjutant scherzte:

"Beim ersten Mal tut es vielleicht ein wenig weh".

 

Generalmajor O'Brien raffte sich auf, denn sein Vater

sagte immer wieder: "Ein O'Brien schafft einfach alles".

 

Generalmajor O'Brien breitete die völlig zerknitterte

Landkarte auf dem nackten Boden aus, und strich sie glatt.

 

Der völlig unverzichtbare Adjutant unkte:

"Sie werden uns kommen sehen".

 

Generalmajor O'Brien entgegnete: "Nicht in der Nacht".

 

Der völlig unverzichtbare Adjutant unkte nochmals:

"Sie werden unsere Schüsse hören".

 

Generalmajor O'Brien entgegnete verärgert:

"Nicht, wenn wir ihnen vorher die Kehle durchschneiden".

 

Bevor noch der völlig unverzichtbare Adjutant weitere Fragen

stellen konnte, und ihn O'Brien eventuell umgebracht hätte,

fragte ihn Generalmajor O'Brien: "Wenn der Gegner den Fluss

überquert hat, was macht er dann als nächstes?"

 

"Er schlägt sich in die Büsche", antwortete sein Adjutant.

 

"Und wer ist dann direkt am Strand?", fragte Generalmajor

O'Brien.

 

"Vermutlich niemand mehr", antwortete der Adjutant.

 

"Und wo werden wir dann entlang schleichen?" fragte

Generalmajor O'Brien.

 

Der völlig unverzichtbare Adjutant verstand sofort,

denn deshalb war er ja auch völlig unverzichtbar.

 

Die Invasoren marschierten siegessicher in das Gehölz

hinter dem Ufer.

 

"Wenn wir sie jetzt angreifen, dann laufen sie doch

direkt auf unsere Stadt zu", meinte der völlig

unverzichtbare Adjutant.

 

"Was glaubst Du, in welche Bajonette sie dann laufen

werden?" fragte ihn Generalmajor O'Brien.

 

"Ach, ja, jetzt verstehe ich, wo Sie ihre Grenadiere

aufgestellt haben", kicherte der Adjutant.

 

Ich verzichte hier bewusst auf exzessive Gewaltdarstellung.

 

Die Invasoren verloren dabei 230 Mann an Toten und Verwundeten,

15 Offiziere und 370 Mann gaben sich gefangen.

 

"Generalmajore denken immer ein klein wenig voraus" lächelte

O'Brien.

 

O'Brien setzte fort: "Die zweite Kopfnuss bekommen dann die

werten Invasoren in einer ganz nahe gelegenen Gemeinde verpasst.

Ich werde Erzherzog Carl Ludwig Johann Joseph Laurentius von

Österreich, Herzog von Teschen, natürlich dabei ganz persönlich

beraten".

 

Einen alten Iren wie O'Brien sollte man eben nicht ärgern.

 

Ja, richtig, O'Brien war irischer Abstammung, in Ungarn

geboren, und außerdem noch Österreicher.

 

Reine Science-Fiction?

 

Infantile Machtphantasien?

 

Nein.

 

Das passierte am 13. Mai 1809 wirklich am Rande Wiens.

 

Dort gibt es sogar zwei Denkmäler dafür.

 

Ich gebe aber gerne zu, dass die Dialoge und der

unverzichtbare Adjutant frei erfunden sind.

 

Ach, ja, in der Nacht sind alle Lacken schwarz.

 

Die Links dazu sind gleich hier unten, im Anhang.

 

 


http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Freiherr_von_O%27Brien

http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:MSCN1731_SCHWARZLACKENAU.JPG

http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Aspern


Karl Bednarik, Anmerkung zur Geschichte

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