Jessica Jöns

Brief eines Werewolfs

Hallo Ihr da draußen! Dies geschah letzte Nacht. Bitte verzeiht mir.

Die Sonne verschwindet in langsamen Schein hinter den Häusern und Bäumen der grauen Stadt. Die Farben der Sonne leuchten an den Wänden entlang bis das Licht sie mit sich nimmt und die Dunkelheit die Stadt verschlingt. Der Mond durchstößt die Dunkelheit, doch kann ich seinen Schein nicht ertragen. Voll und rund lacht er mich fies an. Ich krümme mich vor Schmerzen. Meine Nägel werden zu scharfen Krallen, die Hände zu großen Pranken, auf meiner Haut wachsen die Haare zu einem vollen Fell und schließlich verwandle ich mich ganz und gar in einen Wolf. Doch viel größer bin ich und gefährlich. Im ersten Augenblick habe ich meinen Verstand noch unter Kontrolle, doch dann. Ich rieche junges Blut, sehe zarte Haut und höre die klare Stimme einer Frau. Alles um mich herum verschwimmt und nur diese Frau sehe ich noch. Ich bewege mich auf sie zu, schnell und unkontrolliert. Mit einem Satz reiße ich sie nieder, kratze ihre Haut auf, zerfetze ihre Kehle mit meinem Maul und lecke das Blut auf. Eine große Blutlache färbt den Weg rot. Ihr Fleisch zergeht mir auf der Zunge. Jeden Bissen geniese ich, jeden Tropfen ihres Blutes schmecke ich und nicht einen Sekundenbruchteil, denke ich an das, was um mich geschiet. Die Knochen knacken zwischen meinen Zähnen. Der Mond strahlt hell. Ein stechender Schmerz durchfährt mich. Ich fasse mir an die Brust und an meiner Pranke ist Blut. Ich schaue noch einen kurzen Augenblick mein Blut ungläubig an, dann wird mir klar, dass ich verletzt bin. Schnell renne ich davon durch die Gassen, klettere über Mauern und verstecke mich schließlich in einem Keller. Am Morgen wird mir klar, was ich tat. Ich ertrage diesen Fluch nicht, daher bitte ich um Verzeihung und suche die Erlösung im Nichts.

In Reue
Der Wolfsmensch
  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.09.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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