Petra Schulz

Ski Heil

 

Männe hatte mich zum  Skifahren eingeladen, völlig überraschend und plötzlich sollte es am ersten Weihnachtstag losgehen.

Ich packte die Koffer wie eine Wahnsinnige, auch leicht wahnsinnig weil, ich ja noch nie Ski gefahren bin. Ich sollte in einen Skikurs, das hörte sich gut an, denn mit Skikurs verband ich gutaussehende Skilehrer.

Erster Weihnachtstag, Ankunft im tiefverschneiten Allgäu, Sonnenschein, Kaiserwetter und noch 24 Stunden bis Kursbeginn.

Nach schlafloser Nacht und wenig Appetit beim Frühstück,  schmiss ich mich in meinen funkelnagelneuen Skianzug.

Männe half mir in die Skischuhe und trug mich zum Auto, weil ich mit den Dingern nicht gehen konnte, mir schwante nichts Gutes.

Ankunft Skischule,  Schatzi hängte mir eine Liftkarte um, versprach mich Mittags wieder abzuholen und verschwand.

Doch die Rettung nahte, in Gestalt meines Skilehrers, fescher Bursche, Marke allgäuerischer Flirtkönig. Leider hatte ich noch vier weitere Frauen in meinem Kurs, alle gefühlte siebzig Jahre jünger als ich.

Skilehrer Tobi erklärte uns kurz was auf uns zukommen würde und meinte es wäre an der Zeit doch mal die Skier anzuschnallen.

Bei einem Gefälle der Skipiste von 0,001% ein für mich fast unlösbares Problem, einen Ski bekam ich an, der andere verabschiedete sich schon mal in Richtung Lift.

Stunden später war auch ich in den Skiern. Nach dem Aufwärmtraining, machten wir uns gleich auf in Richtung Übungslift.

Tobi der Skilehrer des Wahnsinns.

Völlig erschöpft erreichten wir den Lift, ein Kurs Kleinkinder ebenfalls. Diese stellten sich hinter mir an, es kam was kommen musste, Dominoeffekt, nur das ich der einzige Domino war der kerzengerade mit dem Kinn voran in den Schnee fiel. Die Kindergruppe lachte...

Ich lachte nicht, denn es war mir unmöglich aufzustehen, ohne das ich das Gefühl hatte mir sämtliche Bänder der Knie zu durchtrennen.

Tobi, half mir auf die Bretter, Tobi war stark.

Tobi hielt mir auch den Bügel für den Übungslift hin und gab mir den Rat mich auf keinen Fall anzulehnen, leider etwas zu spät, denn im gleichen Moment lag ich wie ein Maikäfer unter dem Lift. Dieser musste angehalten werden, Tobi musste mir aufhelfen, die Kinder lachten.

Irgendwie gefiel mir Skifahren überhaupt nicht.

Doch auch ich kam im Laufe des Vormittags auf dem Idiotenhügel an.

Wir übten wie besessen „ Kurven“ fahren, rechts Kurven konnte ich gut, ich war quasi das Rechtskurven Genie im Kurs, nur mit links haperte es.

Bei einer solchen völlig verunglückten Linkskurve, kam ich von der Übungspiste ab und bretterte auf den Skikindergarten zu.

Ich nietete 17 Slalomstangen um und fuhr dem Skischulenmaskotchen „ Florian“ welches aussah wie ein Rieseneichhörnchen zwischen die Beine.

Das Rieseneichhörnchen kollabierte vor Schmerz, die Kinder lachten.

Irgendwie gefiel mir Skifahren überhaupt nicht.

Aber ich wollte es lernen, ich konnte meinen Mann doch nicht tagelang, alleine an der Skihaserlfront lassen.

Zum Mittagessen wurde ich von Männe abgeholt, nach einer Portion Schweinsbraten mit Knödeln und Kraut und einer Halben Bier fühlte ich mich mutig genug mit Männe eine Abfahrt zu wagen.

Wir fuhren mit dem Vierer- Sessellift zur Mittelstation. Oben angekommen, stiegen alle aus dem Lift , nur ich hatte es nicht rechtzeitig geschafft, ist ja auch nicht so einfach mit Skiern an den Füßen.

Der Lift wurde angehalten als ich fast schon wieder auf dem Weg ins Tal war. Männe lachte nicht.

Ich auch nicht mehr, denn was ich sah lies mich nichts gutes ahnen, Gefälle 99 %, hier würden mich keine zehn Pferde runter kriegen.

Doch mein Schatzi redete auf mich ein und bekam mich dazu ein paar Kurven talwärts im Schneepflug, zu pflügen.

Plötzlich geriet ich auf eine vereiste Stelle und bekam richtig Speed, ich hatte vergessen wie der Schneepflug ging, sah eine Tanne bedenklich näher kommen, verlor das Gleichgewicht und schmetterte auf die Piste.

Ich lag auf dem Rücken, Kopf nach unten, beide Skier steckten mit der Rückseite im Schnee , ich konnte den Kirchturm unseres Urlaubsdorfes erkennen.

Ein Kinderskikurs fuhr vorbei, die Kinder lachten.

Für heute hatte ich die Schnauze vom Skifahren endgültig voll.

 

Zum Frühstück am nächsten Morgen, klebte ich mir Morphiumpflaster auf, ich hatte einen scheiß Muskelkater.Tobi erwartete mich nicht gerade sehnsüchtig, hatte ich den Eindruck, er ging krumm und erwähnte nebenbei, das er sich am Vortag wohl einen Bruch gehoben hätte.

Ich schwor mir, heute nicht zu stürzen.

Bügelliftfahren war angesagt, dazu hatte ich überhaupt keinen Bock und beschwor Tobi mit mir zu fahren.

Er fuhr mit mir, er musste das, er wurde dafür bezahlt.

Also wir beide in den ersten Bügel der Restkurs folgte uns. Nach zweihundert Metern schaute sich Tobi nach den anderen Mädels um und stellte mir erschrecken fest, das sämtliche Dämlichkeiten aus dem Lift gefallen waren. Ich lachte zum erstenmal in meiner Skifahrkarriere, aber nur kurz.

Tobi meinte wir müssten aussteigen, fackelte nicht lange schob mich aus dem Lift, ich stürzte, Tobi lies mich liegen und jagte in Schussfahrt seinem gestürzten Kurs entgegen.

Einige Stunden später, kam er dann doch noch zurück um mich zu retten. Der Schnee in meiner unmittelbaren Nähe war großflächig geschmolzen.

Ich lachte nicht.

 

In den verbleibenden Tagen unseres Urlaubes lernte ich, wider erwarten, doch noch dazu und war nachher so weit das ich mit Männe einige Abfahrten wagen konnte.

Nicht immer unfallfrei, doch ich kam unten an.

Übrigens find ich Skifahren am schönsten, wenn man bei Sonnenschein und einer Halben Bier auf einer Hütte sitzt.

Im nächsten Jahr werde ich wohl einen neuen Skilehrer brauchen...

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.10.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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