Benjamin Bieber

Stell Dir vor, Morgen ist Krieg

"Die Apaches haben Vorarbeit geleistet, ihr könnt also nur hinein spazieren." Schrie der Capitan, seine Stimme kämpfte gegen das dröhnen der Turbinen und des Rotors an. "JA, SIR" riefen seine Männer zurück. Jackson schaute hinaus, es war ein seltsames Bild. Die Schatten der zehn Hubschrauber rasten über das grün leuchtende Meer. Ab und zu sah Jackson Fische die vom Lärm Aufgeschreckt wurden und nun Hals über Kopf flohen. "JACKSON, SCHLAFEN SIE SCHON WIEDER. ICH REISS DIR DEN ARSCH AUF, WENN DU NOCH EINMAL PENST!!!!" Brüllte ihm der Capitan ins Gesicht. Immer wenn der Capitan brüllte, war es als ob die Erde bebte, der hühnenhafte Schwarze war bekannt für sein lautes Organ. "JAWOHL, KEIN PROBLEM SIR!" Gab er zurück. In den Funkgeräten knirschten und der Pilot meldete sich. "Noch dreissig Sekunden bis zur Landung. Viel Glück Leute. Glück, dachte Jackson, ja, dass werden sie wohl brauchen. Immerhin waren sie bereits die zweite Angriffswelle, die den Strand und den Hafen Jãsk besetzten sollen. Der Funkkontakt mit der ersten Gruppe war vor zwei Stunden abgebrochen. Wenn diese Männer nicht mehr am Leben sein sollten, dann wären die Operation "Nobel Eagel" nicht mehr die legale Bekämpfung des Terrorismusses , sondern der blutige Vergeltungsschlag, vor dem sich alle fürchteten.

"ZEHN, NEUN, ACHT, SIEBEN, SECHS, FÜNF, ... Ein gewaltiger Knall, Jackson zuckte zusammen, versuchte instinktiv den Kopf in seiner Weste zu verstecken. Als er sich scheinbar, nach einer Ewigkeit des Schreckens wieder getraute hinaus zu schauen, erblickte er nur noch die schwarze Rauchsäule, die der abgeschossene Helikopter hinterließ. Als ob der Feind gewartet hätte bis sie sich wieder halb erholt hatten, tauchten er sie nun in Meer von Geschossen ein.
Schreie und kurz darauf eine weitere Explosion. Ein zweiter Hubschrauber fing Feuer, begann zu trudeln und stürzte ins Hafenbecken. Vier oder fünf Fischer boote fingen Feuer andere zerbarsten unter der Wucht des Aufpralls. Jackson hatte zwei Männer gesehen die abspringen konnten. "Die haben Glück" sagte Feath. Mensch rannten auf den Stegen Richtung Land, denn das Feuer breitete sich rasend aus. Die Maschinengewehre an den Hubschraubern wurden nach aussen geschwenkt und die Schützen fingen unvermittelt an, ihr Werk zu tun. Man schoss auf alles was sich am Strand bewegte. Vieles trafen sie auch. Aus einigen Häusern wurde das Feuer erwidert, doch auch von denen, teilten die meisten das Schicksal der Kinder, Mütter und verzweifelten Väter, die zur Zeit des Angriffs auf dem Strand herumgeirrt waren. Sie wurden von den MG's zerfetzt. Die verbleibenden acht Hubschrauber setzten zur Landung an. "VIER, DREI, ZWEI, EINS ..." Die Hölle brach aus. Kaum waren die ersten Soldaten am Boden, eröffneten die Taliban das Feuer. Die freistehenden US-Soldaten waren für die in Deckung liegenden Schützen ein leichtes Ziel. Andererseits, wenn die Amerikaner genug nahe an ihre Deckung heran kommen konnten, wären sie, aufgrund ihrer Unbeweglichkeit, potentielle Opfer für Handgranaten. Die Alliierten Soldaten stürmten den Strand hinauf zu den Schützungen. Kugeln donnerten auf sie herab. Jackson war zum Glück weit hinten in der Angriffsreihe. Das ganze Szenario wirkte irgend wie unwirklich, nicht wie in Filmen. Die Geschosse flogen so dicht an einem Vorbei, das man sie nicht unbedingt hören, aber ganz sicher fühlen konnte. Er schreckte augenblicklich aus seinen Gedanken auf, aber zu spät. Eine gewaltige Wucht traf ihn und riss ihn zu Boden. Benommen blieb er ein paar Sekunden liegen. Als Jackson die Augen öffnete sah er die Welt durch einen roten Schleier. "Verdammt, mich hat's erwischt!" keuchte er, während er sich vergebens darum bemühte sich zu Bewegen. Sekunden später erkannte er auch den Grund dafür, er war weder getroffen worden noch in die Luft gesprengt. Der Soldat, der unmittelbar vor ihm gerannt war, wurde getroffen, zurückgeschleudert und warf Jackson so zu Boden. Er war erleichtert, er lebte noch. Mit einiger Mühe stemmte er seinen 200 Pfund schweren, und vor allem toten Kameraden, von sich runter. Der leblose Körper fiel neben ihm auf den Sand. Jackson wischte sich das Blut aus den Augen und sah zum Toten hinüber. Er übergab sich. Das Gesicht des Capitan war verunstaltet, anstelle des linken Auges und der Schädeldecke war ein Brei aus Haut, Blut und Hirnmasse zu sehen. Er hatte seinen Mund weit aufgerissen, so als ob er Jackson wieder anbrüllen wollte, aber blieb stumm. Jackson schaute ihn ein paar Sekunden an, dann schloss er den Mund und das rechte Auge des Toten, nahm ihm den Grabstein ab. In diesem Augenblick krachte es. Jackson schaute auf, zehn Meter von ihm entfernt fiel ein Stück Taliban zu Boden und brannte. Jackson sprang auf, packte sein Gewehr und rannte los. Weiter vorn bei den Deckungen kam es zum Nahkampf. Schrei in verschiedener Sprache waren zu hören. Kurz bevor Jackson bei den Versprengten Schützungen ankam hörten die meisten Gewehre auf zu schiessen. Er wusste was das zu bedeuten hatte. Aus einer zerstörten Häuser fasade rannte ihm jemand entgegen, die Person hatte etwas in der Hand, heilt es mir entgegen. Eine Bombe, oder sonst eine tödliche Waffe nahm Jackson an. Routiniert riss er sein Gewehr hoch und schoss. Die Person lies fallen, was auch immer sie in den Händen gehalten hatte. Dennoch rannte sie weiter auf Jackson zu, sie näherte sich ihm auf zehn Meter. Jackson konnte nichts erkennen da die Gestalt vermummt war, konnte sie nicht hören, die Schreie der Taliban, die hundert Meter weiter von den US-Soldaten mit Spaten und Dolchen massakriert wurden, viel zu laut und durchdringend waren. Jackson schoss drei Mal und die Gestalt machte groteske Bewegungen, ein Teil ihres Unterarmes wurde von einem Projektil Abgerissen, sie fiel Hin, der Sand verfärbte sich dunkel. Der junge Amerikaner ging näher, obwohl er mehr Angst hatte als je, zog er die Kapuze der Gestalt zurück. Als er angenommen hatte, die Gestalt wolle ihn töten, musste er sich geirrt haben. Das Gesicht, dass er sah war mit Blut bespritzt, aber unversehrt und wunderschön. Das Mädchen musste in seinem Alter gewesen sein. Sie keuchte, griff ihn urplötzlich an seiner Jacke. "Warum.... war....." Sie zog ihn näher an sich heran, bis er ihren Atem spürte. "Du sprichst Englisch." - "Ich rede ... amerikanisch .... weil ich ..... töten sollte. In ...... US. ...... Es hätte nie passieren dürfen." Mit diesen Worten starb die junge Frau in Jacksons Armen. Übergab sich ein letztes Mal, so das Jackson ein weiteres Mal das Gesicht voller Blut hatte. Sie klammerte ihn noch im Todeskampf fest. Jackson kriegte ihre Hand nicht von ihm ab. Er nahm sein Gewehr, holte aus, schlug zu. Es gab ein krachendes, splitterndes Geräusch als ihre Knochen brachen. Die Hand fiel seltsam verkrüppelt zu Boden. Ein wenig weiter entfernt fand Jackson das, was er für eine Bombe gehalten hatte. Das Kind konnte noch kein Jahr alt gewesen sein. Die Welt vor Jacksons Augen verschwamm, löste sich auf. Er fiel hin und schrie: "STOP, HÖRT AUF. HÖRT BITTE AUF."

Lieber Leser, liebe Leserin

Eines Vorne weg. Ja, die Geschichte lehnt sich an die Ereignisse des 11. Septembers 2001 an. Doch ich will keine Stellungnahme machen. Ich habe die Geschichte so brutal geschrieben wie es meine Phantasie zuliess. Ich war selber noch nie im Krieg, hab nur viel gelesen, gesehen und von Zeugen gehört. Ich will damit zeigen, das es wohl Kriege gibt die geführt werden müssen. Was die Amerikaner allerdings meines Erachtens ansteuern ist ein sinnloser Krieg. Ich hoffe, das sie sich besinnen und sich wirklich als Beschützer des Friedens erweisen, nicht ein zweites Vietnam herauf beschwören.

Benjamin Bieber, Zeiningen CH dem 20. September 2001

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.09.2001. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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