Helmut Wendelken

Höhenangst

 

Höhenangst     

 

Oh Scheiße. Wenn man mal jemanden braucht, ist wie immer keiner da, der einen Helfen könnte.

Und Hilfe könnte ich jetzt wahrlich gut gebrauchen.

Ich hing hier nun schon gefühlte sechs Stunden, in Wirklichkeit waren es gerade mal fünf Minuten, an einem für mich Nähgarn dünnen Seil, in Schwindel erregender Höhe über der Wiese. Das kommt meiner Höhenangst nicht besonders gut.

Der Angstschweiß lief mir in die Augen, und ich traute mich nicht ihn wegzuwischen, weil die Angst abzustürzen doch größer war, als ich mir eingestehen wollte.

Warum kommt denn keiner. Sonst ist hier doch auch mehr los. Aber ich Troll musste ja diesen Tag aussuchen, um meine Höhenangst zu bekämpfen. Und das auch noch, ohne jemanden darüber zu Informieren.

Nach endlos scheinenden Minuten, sah ich einen kleinen Jungen auf mich zukommen, und machte mich auf ihn aufmerksam.

Der Knirps sah und hörte mich auch und blieb stehen. Seinen Lolli, den er gerade noch genüsslich lutschte, schien er vergessen zu haben, und sah erstaunt zu mir rauf.

Was machst Du denn da? , fragte er mich.

Ich sagte zu ihm : „ Das erkläre ich Dir, wenn Du mir jemanden holen kannst, der mir hier runter hilft.“

Nee, sagte der Knirps, erst sagen.

Mein Kleiner Freund, so sagte ich zu ihm, wenn Du mir jetzt sofort jemanden holst, kaufe ich

Dir eine ganze Tüte mit Lolli´s, aber mach bitte schnell, sonst passiert noch ein Unglück.

Ok, sagte der Lütte, aber ich will die Roten.

Das ist mir egal, kam es nun ein wenig gereizt von mir zurück, aber geh endlich.

Der kleine drehte sich um, und lief so schnell er konnte davon.

Nach einigen Minuten kam er in Begleitung einer Frau zurück. Als sie mich dort hängen sah,

brach sie in Schallendes Gelächter aus, und krümmte sich dabei, als ob sie schmerzen hätte.

Ich hingegen konnte meiner Situation nichts Lustiges abgewinnen, und wurde immer wütender

auf mich selbst. Nie wieder würde ich mich in solch einer Situation begeben, ohne das ich

mir nicht selber helfen kann.

Die Frau lachte noch immer, und der kleine Bengel neben ihr, fing auch schon an über beide Backen zu grinsen. Ich glaube, er hat nicht einmal verstanden, warum.

 

 

 

Ich schrie die Frau flehend an, doch endlich etwas zu unternehmen, was mich aus meiner Misslichen Lage befreien würde, was sie dann auch tun wollte.

Sie schaute sich in unserer Nähe nach etwas geeignetem um, was mir helfen würde, um endlich wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.

Nach einer kleinen weile, kam sie mit einer Holzkiste wieder, stellte sie mir unter die Füße, und ging beiseite.

Nun machen sie schon, sagte sie, und konnte ihr lachen immer noch nicht unter Kontrolle bringen.

Ich stieg auf die Kiste, und war froh, endlich wieder Boden unter mir zu spüren.

Der kleine hielt auch sogleich die Hand auf, um mein Versprechen einzulösen. So gab ich ihm Zähneknirschend das Geld, damit er sich seine Lolli´s holen konnte, die ich ihm versprochen habe.

Ich hing mindestens Dreißig Zentimeter über der Erde, kämpfte mit meinem Leben, und der Knirps hat nur Süßes im Kopf.

Die Wäscheleine, an der ich hing, habe ich entfernt. Ist ja lebensgefährlich.

 

 

 

 

 

 

 

( c ) by  Helmut Wendelken

 

11.09.09

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.10.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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