Höhenangst
Oh Scheiße. Wenn man mal
jemanden braucht, ist wie immer keiner da, der einen Helfen könnte.
Und Hilfe könnte ich jetzt
wahrlich gut gebrauchen.
Ich hing hier nun schon
gefühlte sechs Stunden, in Wirklichkeit waren es gerade mal fünf Minuten, an
einem für mich Nähgarn dünnen Seil, in Schwindel erregender Höhe über der Wiese.
Das kommt meiner Höhenangst nicht besonders gut.
Der Angstschweiß lief mir in
die Augen, und ich traute mich nicht ihn wegzuwischen, weil die Angst
abzustürzen doch größer war, als ich mir eingestehen wollte.
Warum kommt denn keiner.
Sonst ist hier doch auch mehr los. Aber ich Troll musste ja diesen Tag
aussuchen, um meine Höhenangst zu bekämpfen. Und das auch noch, ohne jemanden
darüber zu Informieren.
Nach endlos scheinenden
Minuten, sah ich einen kleinen Jungen auf mich zukommen, und machte mich auf
ihn aufmerksam.
Der Knirps sah und hörte mich
auch und blieb stehen. Seinen Lolli, den er gerade noch genüsslich lutschte,
schien er vergessen zu haben, und sah erstaunt zu mir rauf.
Was machst Du denn da? ,
fragte er mich.
Ich sagte zu ihm : „ Das
erkläre ich Dir, wenn Du mir jemanden holen kannst, der mir hier runter hilft.“
Nee, sagte der Knirps, erst
sagen.
Mein Kleiner Freund, so sagte
ich zu ihm, wenn Du mir jetzt sofort jemanden holst, kaufe ich
Dir eine ganze Tüte mit
Lolli´s, aber mach bitte schnell, sonst passiert noch ein Unglück.
Ok, sagte der Lütte, aber ich
will die Roten.
Das ist mir egal, kam es nun
ein wenig gereizt von mir zurück, aber geh endlich.
Der kleine drehte sich um,
und lief so schnell er konnte davon.
Nach einigen Minuten kam er
in Begleitung einer Frau zurück. Als sie mich dort hängen sah,
brach sie in Schallendes
Gelächter aus, und krümmte sich dabei, als ob sie schmerzen hätte.
Ich hingegen konnte meiner
Situation nichts Lustiges abgewinnen, und wurde immer wütender
auf mich selbst. Nie wieder
würde ich mich in solch einer Situation begeben, ohne das ich
mir nicht selber helfen kann.
Die Frau lachte noch immer,
und der kleine Bengel neben ihr, fing auch schon an über beide Backen zu
grinsen. Ich glaube, er hat nicht einmal verstanden, warum.
Ich schrie die Frau flehend
an, doch endlich etwas zu unternehmen, was mich aus meiner Misslichen Lage
befreien würde, was sie dann auch tun wollte.
Sie schaute sich in unserer
Nähe nach etwas geeignetem um, was mir helfen würde, um endlich wieder festen
Boden unter die Füße zu bekommen.
Nach einer kleinen weile, kam
sie mit einer Holzkiste wieder, stellte sie mir unter die Füße, und ging
beiseite.
Nun machen sie schon, sagte
sie, und konnte ihr lachen immer noch nicht unter Kontrolle bringen.
Ich stieg auf die Kiste, und
war froh, endlich wieder Boden unter mir zu spüren.
Der kleine hielt auch
sogleich die Hand auf, um mein Versprechen einzulösen. So gab ich ihm
Zähneknirschend das Geld, damit er sich seine Lolli´s holen konnte, die ich ihm
versprochen habe.
Ich hing mindestens Dreißig
Zentimeter über der Erde, kämpfte mit meinem Leben, und der Knirps hat nur
Süßes im Kopf.
Die Wäscheleine, an der ich
hing, habe ich entfernt. Ist ja lebensgefährlich.
( c ) by Helmut
Wendelken
11.09.09
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.10.2009.
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