Hannis Eriksson

Dumm gelaufen! – Jetzt erst recht (Teil 3)

 

Er war gerade nach Hause gekommen. Jetzt lag er in seinem Bett und dachte über sein Leben nach. Er hatte sich Hoffnungen gemacht, doch momentan wusste er nicht, ob diese Hoffnungen wirklich berechtigt waren. Er fühlte sich momentan wie der Fußabtreter des ganzen Universums.

   Er glaubte an Gott, hatte ihm gedankt, als er sie kennen gelernt hatte. Und jetzt? Er wusste echt nicht, was er noch glauben konnte. War das irgendein himmlischer Scherz? Er hatte solange dafür gebetet, endlich jemanden kennen zu lernen, hatte sich ja oft genug verliebt, aber derjenigen, für die er Gefühle entwickelt hatte, ging es dann eben nicht so.

   Und jetzt auf einmal hatte er jemanden gefunden, seine Wow-Frau. Aber nein! Das Leben hatte immer einen Haken, zumindest seins. Er zog das Pech magisch an. Pech im Glück im Pech im Glück. Es war so lächerlich, er musste einfach darüber lachen. Innerlich hingegen war ihm zum Heulen zumute.

   Ab und zu hatte er diese Gedanken schon gehabt, ihr Verhalten. Irgendetwas hatte sie ihm verheimlicht. Vor allem diese Sache, von wegen, sie hatte Angst, dass seine Handyrechnung zu teuer werden würde. Er war doch echt blöd gewesen.

   Nichtsdestotrotz hatte das, was sie ihm heute erzählt hatte, nichts an seinen Gefühlen für sie geändert, im Gegenteil, er liebte sie sogar noch mehr. Ein seltsamer Plan, dachte er, und blickte dabei die Decke an.

   Sie hatte gedacht, er würde sie dafür hassen, aber selbst wenn er gewollt hätte, er konnte nicht. Allerdings hatte sich auf dem Heimweg seine Trauer über diese Nachricht schon in Hass umgeschlagen, aber nicht auf sie, nein, sondern auf den anderen Typen.

   Aber empfand sie wirklich nichts mehr für den anderen? Im Augenblick zweifelte er daran. Sie hatte versprochen, ihn noch mal anzurufen sobald er zu Hause war. Ihre Handynummer hatte er immer noch nicht. Aber hätte er es gewagt, sie anzurufen? Er wusste es nicht. Nachdem, was sie über diesen Typen erzählt hatte, vermutlich nicht. Er liebte sie, das hatte er ihr inzwischen oft genug gesagt, und er wollte unter keinen Umständen, dass der Typ ihr irgendetwas antat.

   Er hingegen hätte diesen Typen fertig gemacht. Ja, er hatte angeblich den schwarzen Gürtel in Karate, hatte sie ihm gesagt. Und er? Er selbst war laut eigener Aussage ein Weichei, aber er fühlte diese unbändige Wut. So ein Arschloch, nutzte sie nach Strich und Faden aus. Aber sie wollte es auf eine andere Art und Weise lösen, ohne Blutvergießen.

   Wenn dieser Typ ihr etwas antun würde, dann würde er dafür bezahlen, das war sicher. Und dann hätte er Glück, wenn ihn die Bullen zuerst in die Hände bekommen würden. Er war ja sonst ein friedliebender Kerl, aber wenn jemand von denen, die ihm wichtig waren in Gefahr kam, dann reichte es. Er konnte aus sich rausgehen und dann sollte ihm lieber niemand in die Quere kommen.

   Diese Idee, von wegen, sie könnte noch was für diesen Typen fühlen, hatte er längst wieder verworfen. Inzwischen machte er sich Sorgen um sie. Hoffentlich ging es ihr gut! Aber das konnte er raus finden. Auch wenn er nicht ihre Telefonnummer hatte, er hatte die ihrer Freundin. Er schickte eine SMS ab und wartete. Ein paar Minuten später kam eine Antwort. Ihre Freundin konnte sie nicht erreichen. Was sollte er jetzt bloß machen?

   Ein wenig war er ja müde, der Tag war lang gewesen. Im Bett lag er auch schon, aber so richtig bekam er seine Augen nicht zu. Einfach abwarten, dachte er, irgendwann schläfst du schon ein.

 

Drei Stunden später wachte er wieder auf. Er war immer noch müde, aber jetzt bekam er kein Auge mehr zu. Er musste wieder an sie denken. Er wünschte sich so sehr, etwas tun zu können, aber er wusste nicht, warum er sich zurückhielt. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten, entweder, weil er nicht wollte, dass ihr etwas passierte, oder weil er einfach zu feige war. Das war er ja immer schon gewesen.

   Er zerbrach sich den Kopf und kam zu keinem Ergebnis. Wie würde das enden? Der Aufprall schien nur noch Tage entfernt zu sein. Würde er das schaffen? Er musste, ihm blieb überhaupt keine andere Wahl. Er musste jetzt die Kraft für sie mit haben, das wusste er. Es war ihm inzwischen egal, was mit ihm passierte, er wollte nur, dass sie von diesem Typen wegkam und glücklich wurde.

   Seine Mutter hatte schon versucht ihn auszufragen, aber er hatte sich rausgeredet, irgendetwas erzählt, damit sie Ruhe gab. Sie hakte auch nicht weiter nach, aber er konnte ihr ansehen, dass sie etwas ahnte. Was sie genau dachte, wusste er natürlich nicht, aber er hatte noch nie gut lügen können.

   Aber sie, seine Wow-Frau, hatte ihn gebeten, mit niemandem darüber zu reden, wenn es nicht anders ging, vielleicht mit ihrer Freundin, aber sonst mit niemandem. Und jetzt fraß er alles in sich rein. Ihre Freundin war zwar nett, aber wirklich kennen tat er sie nicht. Eine echte Vertrauensperson hatte er, seine Schwester, aber auch ihr sollte er nichts davon erzählen. Die Achterbahnfahrt ging weiter und momentan führte sie durch ein tiefes Tal und durch einen stockfinsteren Tunnel. Er musste unabdinglich an sie denken.

   Plötzlich und unerwartet klingelte sein Handy. Sie war dran. Und sie hörte sich fertig an. Es war ihr nicht einfach gefallen, ihm die Wahrheit zu sagen, aber zumindest aus seiner Sicht hatte sie das richtige getan. Ihr ging es wirklich nicht gut, was seine Situation nicht besser machte. Was sollte er ihr jetzt sagen? Er wusste es wirklich nicht. Er hätte alles für sie getan, aber sie wollte allein aus dieser Situation herauskommen, weil sie sich allein dort hinein gebracht hatte.

   Das war doch ein bescheuerter Grund, dachte er. Lass dir doch helfen! Dann richtete er seinen Blick nach oben und sagte: Gib mir doch ein Zeichen und lass mich nicht so hilflos daneben stehen!

   Er hatte es echt einfach gehabt. Die andere wollte nichts von ihm wissen und so brauchte er sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Im Augenblick wünschte er sich, er hätte seine Situation mit der ihren tauschen können. Es wäre ihm auch nicht einfach gefallen, aber doch wesentlich leichter als ihr.

   Er spürte ihre Tränen, fühlte ihre Angst und er bekam selbst Angst, dass ihn das alles erdrücken würde. Aber nein! Das durfte nicht sein. Nicht jetzt. Er musste nicht nur stark sein für sie beide, nein, er würde es.

   Er schrie alles aus sich raus, lautlos zwar, aber er schrie. Und es fiel von ihm ab, zumindest vorübergehend. Er liebte sie und das würde sich nie ändern.

Hier endlich die erwartete Fortsetzung. Viel Spaß beim Lesen.Hannis Eriksson, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.10.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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