Yvonne Asch

Jägerin der Nacht *Mission.... gescheitert* Kapitel 8

 

Jägerin der Nacht   *Mission …gescheitert!* Teil 8

 

Daniel schaute Lana ganz verdattert an, aber er lachte nicht, er grinste nicht, er war einfach nur schockiert, und er empfand sofort Mitgefühl mit dem Mädchen, welches total durcheinander zu sein schien. Sie stand noch immer bewegungslos da und hielt mit der einen Hand ihre Mütze fest, sie hatte sie sich vom Kopf gezogen, als Daniel sie fragte, was sie so aufgewühlt hätte – und nun schaute er sie mit großen erstaunten und zugleich schockierten Augen an.
Daniel wohnte weit abgelegen von allem, nur der Wald umgab das kleine Häuschen, welches er von seinen Großeltern geerbt hatte, und eigentlich brauchte keiner der beiden Angst davor haben, hier gesehen zu werden. Aber trotzdem fand Daniel diese Ohren einfach zu sonderbar, und er hatte kein gutes Gefühl dabei, dass Lana hier so offen herumstand, also bat er sie sofort in sein Holzhaus herein.
Lana war schon einmal bei Daniel gewesen und sie hatte sich sofort sehr wohl dort gefühlt, alles war so gemütlich eingerichtet, er hatte seine ganz eigene Ordnung und sammelte mit Vorliebe hübsche Landschaftsbilder, die perfekt in diese Hütte passten.
Lana setzte sich ohne Aufforderung auf das weiche blaue Kuschelsofa, sie streifte ihre Schuhe ab, zog die Beine hoch, umklammerte sie mit ihren Armen und lehnte sich dann bequem zurück.
Daniel stand noch immer leicht verdattert im Türrahmen und bestaunte ihre neuen Ohren. „Hast du deine anderen Ohren auch noch?“, fragte er vorsichtig, er hatte Angst davor, etwas Falsches zu sagen. Lana nickte und seufzte dann. „Ja, schon, aber ich benutze sie nicht mehr, ich höre alles nur noch über diese schrecklichen Dinger!“. Daniel musterte die weißen Plüschohren noch einmal ausführlich, dann wandte er sich einfach um und kam wenig später mit zwei Gläsern Limo zurück, die er auf dem Wohnzimmertisch abstellte, bevor er sich zu ihr setzte.
„Was hat John dazu gesagt?“
„Er hat gelacht… das war eigentlich auch alles! Aber ich finde das nicht gerade zum Lachen! Was erzähl’ ich denn bitte meiner Mutter, wenn sie die entdeckt?“
Daniel atmete tief ein, es war noch früh am Morgen, und er hatte nicht mit Besuch gerechnet, so trug er nur eine schwarze Boxer Shorts und ein graues Schlabber-T-Shirt welches schon leicht durchlöchert war, sein Haar war noch verzaust, und eine Zahnbürste hatte er an diesen Morgen auch noch nicht gesehen, doch irgendwie fand Lana, dass er richtig niedlich wirkte, und das verstrubbelte Haar stand ihm, er sah frech und locker damit aus.
Daniel nippte kurz an seiner Limo, stellte sie dann aber mit einem angewiderten Gesichtsausdruck zurück.
„Pfui! Ich glaube, ich könnte eher ’nen Kaffee vertragen…“, murmelte er beiläufig und wandte sich dann wieder dem eigentlichen Thema zu: „Typisch, der Arsch interessiert sich wieder mal überhaupt nicht für deine Gefühle! Ich wette, er ahnt nicht einmal, wie es dir dabei geht…. Hmm… aber viel wichtiger ist ja jetzt, was das zu bedeuten hat. Und warum du diese Dinger bekommen hast!“ Wieder deutete er auf die Ohren, runzelte die Stirn. „Sag mal, hörst du damit eigentlich anders.
„Bis jetzt nicht, also mir ist es jedenfalls nicht aufgefallen, aber vielleicht sollte ich mal drauf achten…“
In diesem Moment meldete sich ihr Handy mit einem grellen Klingelton, der beide erschrocken zusammenzucken ließ. Lana schaute zähneknirschend auf das Display, auf dem der Name John aufleuchtete. „Nicht der ….“, rutschte es aus ihr heraus, und für einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, ihn einfach weg zu drücken, doch dann verwarf den Einfall schnell wieder.
„Was gibt’s?“, fragte sie nicht sonderlich freundlich.

„Einen neuen Auftrag, meine Liebe, nur für dich bestimmt!“; Johns Stimme hingegen klang so, als wäre alles vollkommen in Ordnung, ihn schienen diese Ohren wirklich nicht im Geringsten zu interessieren.
„Ich bin heute nicht in Stimmung…“, seufzte sie.
„Solltest du aber! Sobald du ihn ausgeführt hast, wirst du zu mir kommen und dann, na ja, dann erkläre ich dir das Wunder mit den Ohren, abgemacht?“, er versuchte sie zu begeistern oder zu bestechen, wie auch immer man es nennen wollte. Doch was für eine Wahl hatte Lana denn wirklich? Sie musste den Auftrag ja sowieso durchführen.
„Ja ist klar, gib mir einfach die Daten per Sms durch… Bye…“, damit legte sie auf, während sie wütend schnaufend aus- und einatmete.
Daniel musterte sie mitfühlend. „Ein neuer Auftrag?“, fragte er. Sie schaute ihm fest in die Augen. „Ja…. Und er weiß was wegen der Ohren, will es mir aber erst sagen, wenn ich den Auftrag ausgeführt habe!“
„Drecksack..“, sagte Daniel verächtlich und strich Lana, die noch immer ziemlich bedrückt aussah, liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wenn du möchtest, kannst du bei mir bleiben, dann musst du dich nicht vor deiner Mutter fürchten.“
Er meinte es lieb, aber es ging nicht, sie wollte ihre Mutter nicht alleine lassen, wie lange sollte sie sich denn bitte noch vor ihr verstecken? Nein, Moni war keine schlechte Mutter, und sie hatte es nicht verdient, sich Sorgen um ihre Tochter machen zu müssen.
„Danke, aber ich muss nach Hause, meine Mutter würde sich zu große Sorgen machen, und früher oder später müsste ich ja doch wieder zurück, ist schon in Ordnung so, ich muss mir nur was einfallen lassen, wie ich die verstecken kann…“ Sie deutete unbestimmt auf die neuen Ohren.
Beide sahen nachdenklich aus, aber dann wandte Daniel sich ihr zu. „Hol dir doch eine schicke Sommermütze, dann sieht das wenigstens nicht so lächerlich aus wie mit diesem Ding da!“, er zeigte auf Johns Wintermütze und verzog das Gesicht. Lana grinste bei dem Anblick und nickte. „Ja, sollte ich wohl machen!“

Skeptisch schaute die Dämonin das alte Schloss an, irgendetwas in ihr sagte, dass dort etwas nicht stimmte, dass wieder alles schief gehen würde! Der halbe Mond, der gerade wolkenfrei war, spiegelte sich im Schlosssee wieder und verlieh dem Ganzen etwas Mystisches, der Rest des Himmels war von Wolken bedeckt, und es sah so aus als würde es jeden Augenblick anfangen zu regnen.
Sie zupfte ihre schwarze Mütze zurecht, die ihr Schutz vorm Erkennen gab und die außerdem auch ihre neuen Ohren gut versteckte. Den schwarzen Jeep hatte sie an einem Waldweg abgestellt und war die wenigen Minuten hierhin zu Fuß gegangen, die Gefahr war einfach zu groß, entdeckt zu werden.
Das Schloss war dunkel, tiefdunkel, kein noch so kleines Lichtlein verriet ein Lebenszeichen in ihm, noch nicht einmal ein roter Punkt war zu sehen, der auf einen Fernseher oder irgendein anderes Gerät im Standby-Modus hinweisen würde.
Lana fühlte sich trotzdem nicht wohl. Ihr innerer Dämon sagte ihr, jemand wäre hier, und ein grausames Gefühl beschlich sie, als würde jemand auf sie warten.
Ein Schauder lief ihr den Rücken herunter.
Wovor hatte sie Angst?

Es gab weit und breit nichts, das solche Kräfte besaß, die sich mit den ihren messen konnten.
Schnell riss sie sich wieder zusammen, sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren.
Sie umrundete einmal das Schloss mit leisen Schritten, um sicher zu gehen, dass sich auch wirklich nirgends ein Zeichen von Leben regte.
Dann trat sie an das Metalltor heran, welches mit gusseisernen Rosen verschönert war, die sie jedoch nicht würdigte, schnell war sie über das hohe Tor geklettert und hatte nun den Innenhof erreicht, der jeden Schritt den sie tat widerhallte. Seltsame Figuren schmückten die unterschiedlichen Türen, sie wirkten tatsächlich etwas unheimlich, und dieses Gefühl, etwas würde auf sie lauern, wollte einfach nicht verschwinden, sondern verstärkte sich nur noch.
Es war lächerlich hier einzubrechen, sicher gab es überall Alarmanlagen, hier wohnte eine stinkreiche Familie, und alles was sie von ihnen stehlen sollte, war ein uraltes Gemälde. Sie seufzte laut auf und hielt sich sofort die Hand vor den Mund, der schwarze Lederhandschuh fühlte sich angenehm kalt an, während ihr Seufzer durch das Hofinnere schallte.
Nicht panisch werden! Es ist nur ein altes Gebäude, nichts, gar nichts könnte mir hier gefährlich werden…!
Und plötzlich hörte sie es, Schritte, Viertaktschritte, keine menschlichen, sie spürte wie sich ihre Nackenhaare aufstellten, von überall schienen diese Schritte näher zu kommen, und durch das Hallen konnte sie einfach nicht wahrnehmen, aus welcher Richtung sie kamen, aber sie näherten sich ihr, und dann roch sie diesen muffeligen Geruch, diesen Geruch von Sand, Matsch, Wald, Mensch und ganz klar, Hund.
Die Schritte gehörten zu einem Hund, sie hatten einen Wachhund.
Was sollte sie nur tun? Doch noch ehe sie handeln konnte, wurde über ihr eins dieser alten Fenster blitzschnell aufgerissen, und sie sah erschrocken empor. Eine schwarze lange Waffe lugte aus dem Fenster heraus, und dahinter erkannte sie eine schemenhafte Gestalt, welche die Pistole hielt.
Ihr Gefühl hatte sie nicht getäuscht, man hatte auf sie gewartet.
„Hände hoch! So dass ich dich sehen kann!“, schrie die Gestalt nun, es war eindeutig ein Mann, und dann tauchte aus dem finsteren Loch des Innenhofs ein braun- schwarzer Hund auf, der sich angespannt zum Sprung bereit hinstellte und bedrohlich wild knurrte.
Eigentlich mochte Lana ja Hunde aber diesen hier hätte sie am liebsten durchgeschüttelt.
Sie saß mächtig in der Scheiße.
„Hörst du nicht! Hände hoch! Ich sage es dir ein letztes Mal!“, nun wurde diese Stimme noch rauer und drohender. Lana tat, was man ihr befahl und sah abschätzend zum Fenster hinauf, wie schnell würde sie wohl rennen können? Schnell genug, um dem Hund zu entkommen? Und der Kugel? Sie wusste es nicht, und besonders scharf darauf, die Kugel oder die Zähne des Viehs zu spüren, war sie auch nicht gerade.
„Und nun stell’ dich an die Wand mit dem Rücken zu mir, aber lass’ ja deine Hände über deinem Kopf!“, diese Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor, aber woher kannte sie die?
Sie sah den Schäferhund kurz prüfend an, und der schaute sie wiederum an, als wäre sie seine Beute, was sie irgendwie ja auch war, sie hoffte nur, das Schmusehündchen würde jetzt nicht auf dumme Ideen kommen.
Widerwillig drehte sie sich um, und zwar so, wie der Mann es ihr befohlen hatte, mit dem Rücken zu ihm – und es passte ihr ganz und gar nicht, nicht sehen zu können, was nun passieren würde, sie hörte nur wie jemand das Fenster noch weiter öffnete und anscheinend auf den daneben liegenden Balkon kletterte.
Klar, er wollte sie nicht aus den Augen lassen, wenn er die Treppe benutzte, musste er ins Schlossinnere gehen und dann würde er keine Kontrolle mehr über sie haben.
Sie hörte einen dumpfen Laut, er war das letzte Stück auf den Hof herunter gesprungen und näherte sich ihr nun.
Der Mann drückte ihr unsanft den Lauf der Waffe gegen den Rücken.
„Dann wollen wir doch mal sehen, wer hinter all dem steckt!“, seine Stimme klang verächtlich, Nein, das musste sie verhindern, egal was auch immer er vorhatte, auf keinen Fall durfte er an ihre Mütze!
Doch schon spürte sie seine Hände an dem Stoff.
Sie musste jetzt handeln, ganz schnell handeln.
Und nun war ihr alles egal, sie setzte alles auf eine Karte, Tod oder Leben!
Zerfleischt, erschossen, gefangen – oder aber rennen.
Mit aller Kraft holte sie zum Tritt aus, und trat dem Mann zwischen seine Beine.
Dieser schrie entsetzt auf, und noch ehe er die Pistole benutzen konnte, hatte Lana sich umgedreht und ihm das Ding aus der Hand geschlagen, ihre Augen funkelten wütend auf. Der Schäferhund kam bellend auf sie zu gerannt, schnell glitt sie links an dem Mann vorbei, so dass sie losrennen konnte, doch der Hund raste auf sie zu.
Schnell sprang sie über ihn hinweg und rannte in Richtung Tor.

Endlich war Tore wieder zu sich gekommen und hob seine Pistole auf, er drehte sich zu ihr um und sah gerade noch, wie sie mit Leichtigkeit über das Tor kletterte und wie der Polizeihund immer wieder wütend an dem Eisentor empor sprang, wohl in der Hoffnung, seine Beute doch noch zu kriegen.
„Stehen bleiben oder ich schieße!“, brüllte er ihr hinterher, doch es war vergebens, sie war schon längst aus seiner Schusslinie hinaus gehastet. Und im Dunkel des Waldes verschwunden.
Sie war unsagbar schnell, und er hatte nicht einmal gesehen, wie sie sich zu ihm gedreht hatte, um ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. So etwas gab’ s doch gar nicht, sie musste entweder eine sehr gute Kampfausbildung gehabt haben, oder…. Oder aber was?
Tore pfiff den Hund zurück, und Speed kam mit der Rute wedelnd zu seinem Herrchen und ließ sich den Kopf tätscheln.
„Gib’ s doch gar nicht…“, murmelte er immer noch fassungslos, und dabei hatte er alles so gut durchdacht gehabt.

Schnaufend und völlig außer Atem, kommt Lana an ihrem Auto an, der Schweiß läuft ihr die Stirn hinab und ihr Blut brodelt in den Adern.
Das ist knapp gewesen, sehr knapp, und sie ist gerade noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Ihr Gefühl hat sie nicht getäuscht...
Aber wie um alles in der Welt konnte dieser Bulle wissen, dass sie dort erscheinen würde?
Oder ist es überhaupt kein Bulle, sondern vielleicht einfach nur ein Securitymann, der von der Familie eingestellt worden ist? Aber verdammt, wieso kommt ihr diese Stimme nur so bekannt vor?
Sie setzt sich in den Jeep, atmet noch einmal tief ein und aus, startet dann den Motor und fährt ohne Licht ganz langsam den Waldweg entlang, was sich als sehr schwierig erweist, aber das Licht an zu machen kommt gar nicht in Frage, denn wenn es wirklich ein Bulle ist, dann hat er vielleicht noch Verstärkung, und die suchen sie nun im Wald. Und sie will auf keinen Fall entdeckt werden.

 

Wie kann sie John dies nur erklären? Er hat bestimmt – wie so oft – kein Verständnis für sie.

 

Fortsetzung folgt

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Yvonne Asch).
Der Beitrag wurde von Yvonne Asch auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.10.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Yvonne Asch als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

1979 Transit ins Ungewisse von Bernhard W. Rahe



Die Story spielt im Jahr 1979. In einem geheimen Forschungslabor an der Sowjetischen Grenze entwickelt ein genialer Wissenschaftler eine biologisch hochbrisante Substanz, die die Menschheit zu vernichten droht, sofern der “Stoff“ in falsche Hände gerät. Der besessene Virologe “Ramanowicz“ tauft seinen biologischen Kampfstoff auf den Namen “AGON XXI“. Die BRD ist darüber informiert!

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Liebesgeschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Yvonne Asch

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Gefährliche Liebe____ Geisterbahn 8 von Yvonne Asch (Liebesgeschichten)
Die Traumfrau von Ingrid Drewing (Liebesgeschichten)
Ich muß wohl damit leben von Rüdiger Nazar (Lebensgeschichten & Schicksale)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen