Der junge Mann umarmte das gertenschlanke Mädchen.
" Anna, komm mit !"
Wie oft bat Erich die Auserwählte ein Leben an seiner Seite zu teilen. Große, ernste Augen spiegelten den Kampf zwischen Verzicht und Versuchung wider.
" Erich, was fragt das Schicksal nach unseren Wünschen ? - Das Versprechen am Sterbebett meines Vaters darf und kann ich nicht brechen. Mama und meiner Schwester bin ich verpflichtet in diesen schweren Zeiten."
Der zweite Weltkrieg gestaltete sein eigenes, grausames Spiel. Das junge Paar spürte die Bedrohung. Jede unbedachte Handlung konnte das Leben kosten. Erich Goldmann seufzte tief und wirkte plötzlich einen halben Kopf kleiner. Nie wäre ihm in den Sinn gekommen, daß seine jüdische Abstammung Probleme bereiten sollte. Jetzt erklärte man ihn zu einem Niemand, einem Untermenschen und jeder Zeit liquidierbar. Ein böser Traum. Sein geliebtes Deutschland in den Klauen eines wahnsinnigen Diktators. Das Land wurde einfach gefügig gemacht. Erich Goldmann glich einem entwurzelten Baum.
Die dreimal durchdringende Schiffssirene riss die Beiden erbarmungslos in die Wirklichkeit zurück. Ungern löste sich der junge Mann von seinem einzigen Schatz , den er noch auf Erden besaß und erklomm widerstrebend die Gangway.
" Uns trifft keine Schuld an diesem Schicksal. Wir bleiben in Verbindung Erich."
Er nickte. Beide kämpften mit den Tränen. Anna war einer Ohnmacht nahe. Sie winkte dem Ozeanriesen hinterher bis die Umrisse am Horizont sich auflösten und ihr ganzes Glück mit nach Amerika nahm.
Anna sollte 95 Jahre alt werden. Nie konnte die junge Frau einen späteren Bewerber akzeptieren. Zu tief saß die gebundene, große Liebe. Erich überwand seinen seelischen Schock und ging eine Ehe mit einer netten Amerikanerin, namens Rose, ein. Die Urne, der Anna Höger, wurde in die Schweiz überführt und in der Familiengruft der Goldmanns beigesetzt. Eine Vereinbarung zu Lebzeiten zwischen Rose, Anna und Erich.
Nur die Grabplatte erinnert noch an das Schicksal der Anna Höger.
ENDLICH IM TODE VEREINT
Stand dort zu lesen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.10.2009.
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Heut' ist der Tag und jetzt ist die Zeit!: Gedichte und Aphorismen für eine bewahrte Zukunft
von Jürgen Wagner
Diese Sammlung von Gedichten und Aphorismen aus den Jahren 2016-19 spiegelt auch die globalen und klimatischen Entwicklungen, deren Auswirkungen immer sichtbarer und deren Folgen immer konkreter werden. Die Poesie hat ihre eigene Art, damit umzugehen und darauf zu reagieren. Diese Gedichte schüren weder Ängste, noch flüchten sie in ein poetisches Traumland. Sie bleiben verwurzelt im Hier und Jetzt, der Erde treu und dem Himmel geöffnet wie die Bäume. Sie setzen besonnene Ruhe gegen panische Zukunftsängste; sie setzen aber auch ein waches Bewusstsein gegen ein bequemes Immer-weiter-so! Sie ziehen einige große Linien in die Vergangenheit – und in die Zukunft. Zentral ist die Liebe zum Leben, die Freude am Dasein und der Natur, die Verbundenheit mit allen Wesen, mit allem, was ist.
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