Klaus-D. Heid

Pistolettofrüchte

„Guten Tag. Mein Name ist Marten. Heinrich F. Marten.“
„Tag, Herr Marten. Was darf es denn sein?“
„Tja, ich glaube, ich möchte erst mal sieben Stück haben. Wenn’s geht.“
„Klar geht das. Und wovon möchten Sie sieben Stück haben?“
„Da bin ich mir noch nicht so sicher. Könnten Sie mich unter Umständen beraten?“
„Sicher. Vielleicht ein paar leckere Orangen? Oder Äpfel? Ganz frische Äpfel mit roten Backen?“
„Haben Sie nichts anderes anzubieten?“
„Guter Mann, das hier ist ein Obststand! Wir haben alles mögliche an Obst anzubieten…!“
„Ich möchte aber nur sieben Stück. Das sagte ich doch bereits, Herr Obsthändler.“
„Klementinen? Mandarinen? Pfirsiche? Kiwi? Bananen?“
„Genau!“
„Genau? Und was meinen sie damit?“
„Ich meine, dass Sie eine überaus reichhaltige Auswahl anbieten. Nahezu lückenlos!“
„Schön. Ich finde das auch ganz toll! Und nun?“
„Nun können Sie mir sieben Stück einpacken. Sie haben mich überzeugt, Herr Obsthändler!“
„Sehen Sie vielleicht die Leute hinter sich? Könnten sie mir endlich verraten, was es sein soll?“
„Hatte ich das nicht bereits gesagt?“
„Mir jedenfalls nicht!“
„Verstehe. Also dann geben Sie mir sieben Stück von den leckeren Früchten bitte.“
„Und von welchen Früchten?“
„Von denen, von denen Sie sieben Stück entbehren können.“
„Ich kann sie alle entbehren! Ich lebe davon, die Früchte entbehren zu können!“
„Tatsächlich? Ist das nicht irgendwie sehr unpersönlich?“
„Unpersönlich? Ich verkaufe Früchte, Mann!“
„Aber Sie tun es sehr unpersönlich! Ich weiß nicht, ob ich das gutheißen kann…!“
„Sie sollen nichts gutheißen – Sie sollen Früchte kaufen! Jetzt!“
„Will ich doch auch. Was haben Sie denn plötzlich gegen mich?“
„Ich habe gar nichts gegen sie. Nur die Leute hinter Ihnen könnten gleich was gegen sie haben!“
„Dann werde ich jetzt klein beigeben. Weil Sie es sind. Was sind das denn da für leckere Sachen?“
„Die hier? Die großen schwarzen Ringe?“
„Genau. Große schwarze Ringe!“
„Das sind die Reifen meines Wagens. Haben Sie Appetit auf Autoreifen?“
„Machen Sie sich bloß nicht lustig über mich...!“
„Lustig? Glauben Sie mir, dass mir nicht zum Lachen zumute ist, Herr...“
„Marten. Heinrich F. Marten.“
„Zum letzten Mal! Möchten Sie etwas kaufen – oder nicht?“
„Ihnen ist es egal, was ich kaufe?“
„Kreuzverdammtescheissejaaaaa!“
„Wie Sie wollen! Dann werde ich meinen Wunsch revidieren. Nun möchte ich nur noch zwei Stück!“
„WOVON...?“
„Von denen da!“
„Den Melonen?“
„Das sind Melonen?“
„...oder zu groß geratene Zitronen. Mutierte Bananen. Versteinerte Äpfel...“
„Bestens! Bitte geben Sie mir dann ein halbes Pfund Hackfleisch. Halb und Halb.“
„Sie ekelerregender kleiner Mistkerl, Sie! Was denken Sie eigentlich, wen Sie hier vor sich haben?“
„Na, na! Geht man so mit einem kaufwilligen Kunden um, hä?“
„Sie können mich mal...!“
„Sie werden frech? Das hat Konsequenzen, Herr Obsthändler!“
„Sei’s drum!“
„Ist Ihnen also egal, ja?“
„Scheißegal!“
„Spricht man so mit einem potentiellen Kunden? Ist das Ihre Form der Dienstleistung?“
„Sie sind kein Kunde! Sie kaufen ja nichts!“
„Wie auch, wenn Sie mir nichts empfehlen können?“
„Sie würden also alles kaufen, was ich Ihnen empfehle?“
„Das ist der Punkt, guter Mann!“
„Alles? Wirklich alles?“
„Alles!“
„So? Und Sie zahlen bar? Kreditkarte? Scheck?“
„Kreditkarte, wenn’s recht ist.“
„Alles ist recht, wenn Sie danach verschwinden...!“
„Sobald ich meinen Kauf getätigt habe!“
„...und es sollen nur noch zwei Stück sein?“
„Jawohl. Zwei Stück!“

Der Obsthändler kramt gereizt in seiner Jackentasche.

„Wie gefallen Ihnen denn diese kleinen silbernen Stückchen? Glänzen die nicht toll?“
„Sehr hübsch. Was ist das?“
„Das? Ähhh... – das sind afrikanische Pistolettofrüchte. Ganz lecker und bekömmlich.“
„Und die soll ich jetzt kaufen?“
„Ich bitte darum!“
„Was macht das?“
„Ein Geschenk des Hauses. Weil Sie so überaus reizend sind, Herr...“
„Marten. Heinrich F. Marten.“
„Ja. Darf ich Ihnen kurz zeigen, wie man sie zu sich nimmt?“
„Sehr freundlich. Gerne.“
„Also. Man benutzt zum Verzehr dieses schwarze kleine Instrument.“
„Interessant!“
„Überaus! Dann füllt man das Instrument mit den Pistolettofrüchten...“
„Sieht ja toll aus!“
„...und platziert das Instrument so vor dem offenen Mund, dass es fast die Zunge berührt...“
„Wahnsinnig interessant!“

„...anschließend bewegt man diesen kleinen Hebel zweimal, bis es... PENGPENG!... macht!

„Der Nächste bitte! Was darf es denn sein, die Dame?“

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