Karl-Heinz Jedlicka

schokoladenseiten


>> Fallen 2 Tafeln Schokolade aus dem Regal... <<
Oh nein, >> Digger, quatscht mich nicht voll Digger, ich muss lesen was mein >> Verein gerissen hat, <<, und nach einer Pause, >> Digger, ey. >> <<
 
Der, der diese Diggerei abblies, steckte seine Nase wieder in die Tageszeitung, und sein Kumpel sah wieder aus dem Fenster. Genau wie Bert. Bert fährt gerne mit der U-Bahn. Er hatte seine Sonnenbrille auf, obwohl es schon seit Tagen bedeckt war, nichts ungewöhnliches, auch während der Ferienzeit. Die Stadt war voll. Touristen, genau so wie die vielen Menschen, die nicht vereisen. Bert trug die Sonnenbrille, weil er die Zeit nutzte, um für wenige Minuten die Augen zu schließen. Er konnte fast überall entspannen, und eine Fahrt, wie jetzt zu einem Termin am anderen Ende der Stadt, konnte enorm erfrischend sein. Andererseits konnte er aber auch die Leute beobachten, was er gerne tat. Jetzt hatte er seine Augen nicht geschlossen. Er betrachtete die beiden Jungen ( Digger- Typen) beide sicher südländischer Herkunft, mit ihren Baseball- Mützen auf den Köpfen, die sich in klassischer Hamburger Mundart angesprochen hatten. Vorher kommt dieses – Digger- eigentlich, und war nicht zum ersten male fasziniert, wie kreativ sich der Straßenslang ausbildete, verschiedene Sprachen mischt, und er liebt es regelrecht, wenn ein junger Ausländer, ein farbiger seinethalben, mit breitem Hamburger- Slang daher redet. Digger? War das nicht ein Goldgräber, ein Schürfer? Dachte Bert, und sah wieder aus dem Fenster. Gleich kam einer seiner Lieblingsabschnitte, in der die U- Bahn an der Hafenzeile vorbei fuhr. Er saß immer auf der „richtigen“ Seiten, um hinaus zu sehen. >> Kannst du nicht deine Füße von dem Sitzplatz nehmen, junges Fräulein? << Eine ältere Dame hatte sich an ein junges Mädchen gewand, und Berts Aufmerksamkeit erregt. Zwei Teenager saßen mit ihren teuren Datenträgern um den Hals, verbunden mit Kabeln, die zu den Ohren führten, in einem vierer Sitz. Die eine der Mädels hatte ihre Turnbeschuhten Füssen auf den noch freien Sitz gelegt, und die ältere Dame beugte sich vor. Dass junge Mädchen nahm ihre Ohrstöpsel heraus, unverständnisvoll blickte sie die Dame an. Dass wird interessant, dachte Bert. Dass junge Ding i! st sich gar keines Vergehen schuldig, und dass überhaupt jemand auf diese Unart der Füße auf der Sitzfläche reagiert ist auch eher ungewöhnlich. Die ältere hatte ihr Anliegen nun rübergebracht, und die junge sah nun beleidigt drein, ihre Freundin, eher von einer burschikoseren Art, versog frech die Nase, und warf ein, >> was das jetzt wohl solle...<<
 Nun mischte sich der Mann ein der, den beiden gegenüber saß. >> Weil die Leute keine Lust haben, in dem Dreck zu sitzen, den ihr mit euren verkackten Schuhen hier auf die Sitze verbreitet. << So kann man die Dinge natürlich auch benennen, dachte Bert. An der Station, an der die jetzt Bahn hielt, stieg ein kleiner Mann mit roten Glatzkopf ein, setzte sich auf dem Platzt, wo eben noch die Füße gelegen hatten. Als die Bahn wieder fuhr, riss dieser das Klappfenster auf. Der Mann der eben schon die Mädchen zurecht gewiesen hatte sah ihn Kopfschüttelnd an, erhob sich, um sich an einem anderen Platz zu setzen. >> Frechheit,<< sagte eine ältere Dame zu ihrer Begleiterin, >> dass ist in etwa so, wie diese Leute die in der Sauna ohne zu fragen den Aufguss machen, um dann, wenn alles keine Luft mehr bekommt, schnell wieder zu verschwinden. Siehst du, Elsa, der steigt wieder aus. Unglaublich.<< Auch Bert sah den Fensteröffner nach, der schon wieder auf dem Bahnsteig hinaus stieg. >> Weiß du, meine Liebe, mein Arzt hat meine Blasenschwäche als „ antrainiert“ bezeichnet. Ich sollte doch gegen angehen, meine Blase nicht soviel Raum schenken...<< Bert sah wieder zum Fenster hinaus, aber die beiden hatten die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und so hörte er, was er auf keinen Fall hören wollte: >> Habe ich dir eigentlich schon von meiner Darmspiegelung erzählt, << sagte die eine laut, und Bert beneideten die beiden Teenager, mit den Knöpfen in den Ohren. Dass ist zu weilen reine Notwehr, dachte er. So hatte er dass auch noch nie gesehen. Jetzt standen die jungen Männer auf. Der eine legte seine Zeitung auf den Sitz, und die beiden warteten, dass der Zug hielt. >> Und, was ist, Digger. << >> Was soll sein, Digger ey?<< >> Na, die Schokolade, Digger. << >> Ach so, Alter<< Bert spitzte die Ohren. >> Fallen 2 Tafeln Schokolade aus dem Regal, sagt die eine, aua, ich habe mir bestimmt eine Rippe angebrochen. Sagt die andere, was soll ich denn erst sagen, ich bin genau auf meine Nüsse

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.11.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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