Daniel Büchner

Von der Rolle


Aufgeregt kam das i-Tüpfelchen angerannt und rief schon von Weitem: „Er ist weg! Ich hab meinen roten Faden verloren“ Dabei war es noch gar nicht so lange her, dass die beiden zueinander gefunden haben. Erst war es noch mit dem Schrägstrich liiert, ließ sich dann von ihm jedoch Hörner aufsetzen, die ein i-Tüpfelchen aber sehr albern aussehen lassen.
Den roten Faden entdeckte es ein paar Tage später in einer Bedienungsanleitung, wo ihn niemand vermutet hätte. Nun jammerte sie: „Ich werde nach Strich und Faden vereinsamen.“
Dabei hat es der Faden auch nicht leicht. Nachdem sein Vater schon früh durch einen Sockenschuss ums Leben kam, hatte er sich mit seiner Mutter Kordula immer öfter in der Wolle. Ständig forderte sie ihn auf: „Nun reiß Dich doch zusammen!“ Unfähig, sich selbst zu zerreißen und dabei zusammen zu bleiben, drohte er an dem inneren Konflikt zu zerfasern. Als er unter seiner Haut die ersten Knoten bemerkte, packte er seine Sachen und wurde das Haar in einer Buchstabensuppe.
Der springende Punkt an der Sache war gerade auf einem Seminar für Schriftsteller und Schriftsetzer als das i-Tüpfelchen dem roten Faden in einer Drucksache begegnete. Es sagte: „komm doch näher“ und der Faden erschrak, weil jeder Faden Angst hat, wenn der Näher (oder eine Näherin) naht. Doch da war er schief gewickelt, denn das i-Tüpfelchen suchte doch jemanden, der auf Draht war und dabei ging es ihm nicht nur um das dicke Ende, das bekanntlich zum Schluss kommt.
Schnell hatte sich der Faden selbst abgewickelt, denn merke: auch ein roter Faden will mal blau machen!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.12.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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