Silvia Pommerening

Und so fing alles an...

Und so fing alles an...

„Man könnte ein Buch schreiben, über all das, was man mit seinen Kindern erlebt, oder?“ Wie oft habe ich diesen Satz aus Heidis Mund schon gehört.
Ich gebe ihr zwar immer Recht, allerdings weiß ich nicht genau, wie sie sich das vorstellt?

Ich...
stehe morgens um sechs auf,
decke -mehr oder minder noch in Trance- den Frühstückstisch,
schmiere zwei Brote für meine beiden Männer,
packe Luis Kindergartentasche,
schlappe dummerweise an einem Spiegel vorbei (oh Gott, seh ich aus!),
wecke meinen Mann, während mir Luis bereits zwischen den Beinen rumrennt, tue so, als sei ich fit,
hänge die Bettwäsche zum Lüften raus,
richte Luis´ Klamotten,
latsche auf einen Legostein,
erstelle während ich Kaffee trinke einen Einkaufszettel,
sage Peter (wie jeden Morgen), wo sein Autoschlüssel liegt,
suche Luis Teddy „Isi“,
stolpere wieder über den Legostein,
„Luis, zieh dich bitte an!“
renne Peter hinterher, der seine Aktentasche vergessen hat,
versuche meine Haare zu käm...,
mach mir nen‘ Zopf!,
„Luis, geh dich bitte waschen und Zähne putzen!“,
ziehe schnell irgendwelche Klamotten an,
suche meinen Einkaufskorb,
Aua!!!
werfe den Legostein in den Müll,
„Luis, beeil dich!“,
finde meinen Korb im Kinderzimmer,
räume alle Spielzeugautos raus,
schiebe Luis ins Bad und wasche ihn selbst,
fülle schnell die Waschmaschine,
finde darin Isi,
überrede Luis die Gummistiefel anzuziehen, da es mal wieder schüttet,
„Wo ist jetzt mein Schlüssel?“,
fahre Luis in den Kindergarten,
„Ja, ich hol dich sicher auch wieder ab!“,
rase zum Supermarkt,
„Mist, Einkaufszettel vergessen!“,
„Na ja, hab sicher noch alles im Kopf.“,
rase wieder heim,
räume meine Einkaufstasche aus,
„Verdammt, hab den Kuchen vergessen!“,
Tante Trude ruft an,
sauge,
Tante Trude ruft noch mal an,
putze das Bad,
das Telefon klingelt schon wieder, aber jetzt kann sie mich mal!,
fülle die Wäsche von der Waschmaschine in den Trockner,
fülle neue Wäsche in die Maschine,
räume die Spülmaschine aus, und wieder ei...
„Ring!!!“
„Du nervst!!! Bitte? Oh Verzeihung, ich dachte Sie wären....“,
wimmele den Bofrost-Vertreter ab,
setze Nudelwasser auf,
lege den ersten Wäscheberg zusammen,
räume ihn weg,
müsste dringend Luis´ Kleiderschrank mal wieder aussortieren,
fange also gleich damit an,
„Mist, das Nudelwasser!“
widme mich also wieder meinem Herd,
putze zwischendurch noch schnell ein paar Fenster (meine Eltern kommen zum Kaffee),
„Was, schon halb zwölf???“,
rase zum Kindergarten,
tröste Luis, der gerade Kloppe bekommen hat,
rase wieder heim,
stelle noch den Mülleimer raus, damit ich es heute Abend nicht vergesse,
bitte Luis, nicht die Nudeln durch die Gegend zu werfen,
spiele Mau Mau (zweite Waschmaschine ist gerade fertig geworden),
karre auch diese in den Trockner,
trage den Mülleimer wieder rein, heute ist ja erst Montag!,
gehe mit Luis noch schnell den Kuchen einkaufen,
„Nein ich habe kein Geld für ein weiteres Spielzeugauto!“,
zerre meinen brüllenden Sohn aus dem Supermarkt,
koche Kaffee und decke den Tisch,
„Ding Dong!!!“
diskutiere in geselliger Runde, bei Kaffe und Kuchen,
schmeiße nach drei Stunden Oma und Opa raus,
sauge noch mal (scheiß Krümelkuchen!),
„Mist, hab glatt vergessen, dass ich ja immer noch Wäsche im Trockner habe!“,
lege auch diese zusammen,
räume sie weg,
„Mensch, wollte ja Luis´ Klamotten sortieren! Mach ich Morgen!“
bade meinen Kleinen (wozu habe ich eigentlich vorhin das Bad geputzt?),
wärme Peter das Essen auf, der gerade gekommen ist,
bemitleide ihn (er hatte einen anstrengenden Tag),
bringe Luis ins Bett,
lese ihm eine Gute-Nacht-Geschichte vor (mein Mann ist zu erschöpft),
räume wieder Geschirr in die Maschine,
merke, dass die Spülmaschine voll ist und spüle den Rest mit der Hand,
bügle noch schnell das Hemd für Peter,
„Hopp Luis, mach jetzt keine Anstalten und geh wieder ins Bett!“,
verpasse wie immer den Anfang des „Viertel-nach-acht-Films“,
„Ach Gott, hätte fast das Bettzeug vergessen!“,
rede noch mal auf Luis ein, dass er endlich schlafen soll,
überlasse dann (wie immer) gegen neun Uhr Peter die Fernbedienung, da ich den Film jetzt eh nicht mehr raffe!,
bringe Peter noch ein Bier und die Decke,
putze mir die Zähne,
sage „Gute Nacht“ und gehe dann müde und erschöpft schlafen.
Kurzum, ich

decke, schmiere, packe, schlappe, wecke, tue, hänge, richte, latsche, sauge, suche, stolpere, renne, erstelle, versuche, mache, ziehe, werfe, finde, schiebe, fülle, überrede, fahre, rase, räume, sauge, bügle, putze, telefoniere, fülle, wimmele, setze, lege, fange, widme, tröste, stelle, bitte, spiele, karre, koche, trage, gehe, zerre, diskutiere, schmeiße, bade, wärme, bemitleide, bringe, lese, merke, verpasse, rede, stehe, überlasse den ganzen Tag lang.


Und da glaubt die ernsthaft, ich hätte auch noch Lust zum Schreiben???



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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.12.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Buch von Silvia Pommerening:

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