Michael Müller

Die kleine Maus

Neulich, vor ein paar Wochen schlief ich ein. Vor´m Fernseher wie meist kurz nach 9 Uhr. Verdammt, ich schaffe es meist nicht mal bis zum Ende der ersten CSI Folge bevor sich meine Augenlider gnadenlos über meine Augäpfel schmiegen und ich wieder weg bin.
So auch an diesem Abend.
Meine liebe Frau nutzt diese Gelegenheit dann immer schamlos aus und lässt mich alleine da draußen, auf dem unbequemen Sofa, schlafen und huscht dann schnell ins Bett. Sie könne so besser einschlafen weil ich so laut schnaufe, manchmal schnarche oder mit den Zähnen knirsche, meine Hand sich versehentlich zu ihr verirrt oder ich mich einfach immer rumwälze bis ich mit meinen kaputten Schultern und der schmerzenden Hüfte endlich eine Position gefunden habe in der ich einschlafen kann.
Nein, das ist nur eine Ausrede, behaupte ich, denn wenn ich dann pünktlich um zwei Uhr aufwache ist es eiskalt im Raum, der Fernseher läuft, die Weihnachtsbeleuchtung brennt, der Computer läuft, DVD Rekorder ist eingeschaltet, die Surroundanlage auch, im Hausgang brennt Licht, der Rollladen ist noch oben, die Tür nach hinten raus steht auf, meine Knirschschiene ist nicht zu finden und ich muß dringend pinkeln. Das schlimmste aber ist: Der Scheißkater liegt noch immer auf dem Sessel und ich muß ihn hinauswerfen da der Gute sonst pünktlich um 4 Uhr im Schlafzimmer erscheint und sich vor unser Bett hinsetzt.
Dort verweilt er und stiert uns an. Meist genügt das bei Carmen schon. Wenn nicht dann kriegt es irgendwie hin extrem laut zu atmen. Das hört sich dann an als ob eine kleine Mini Dampflok fährt.
„Tschhh hiiii Tsssscchch hhiii„
Sollte das immer noch nicht reichen fängt er dann an zu miauen.
Laut !
Wird er dann noch immer nicht rausgelassen (Wir versuchten es ein paar Mal mit einfach ignorieren) dann springt er aufs Bett und trampelt auf uns herum, pumpt mit seinen Krallen, sabbert und fängt zu guter Letzt an mit seiner rauen Zunge an dem Gesicht zu lecken. Es fühlt sich dann an als ob ein Hai am Gesicht vorbeischwimmt nur nässer.
Das passiert wenn man ihn nicht rauslassen will.
Also um dem vor zu beugen muß er eben raus wenn wir zu Bett gehen. Aber das ist dem gnädigen Vieh natürlich zu früh!
Er will bitte schön pünktlich um 4 Uhr nach draußen geleitet werden. Wenn es ihm passt!
So nun versuchen Sie mal so einen bleischweren Kater hinaus zu werfen der das gar nicht möchte !!!! Der wird stinkig, murrt, beißt und kratzt dann sogar auch einmal, oder zweimal.
So lagen wir also an diesem Abend wie gewöhnlich auf unseren angestammten Plätzen und schliefen.
Es war noch nicht ganz zwei Uhr sondern kurz davor.
Carmen schlief zufrieden leicht schnarchend und auf dem Rücken liegend in Ihrem weichen Kissen. Ich vermutlich unzufrieden draußen auf dem unbequemen Sofa.
Dies dachte auch die kleine Spitzmaus. Die war, wie auch immer, irgendwie die glatten Seitenteile des Bettes hochgeklettert um nachzusehen wer da wohl so schnarcht und sabbert.
Vorsichtig schlich sie auf ihren winzigen Beinchen an die füllige Haarpracht meiner Frau heran, überlegte kurz und begann sich dort ein Nest einzurichten.
Na ja Sie wollte wenigstens damit beginnen als meine, mit ihren Haaren extrem empfindliche Frau, plötzlich erwachte, verwundert schaute und dann laut schrie und um sich schlug.
Die arme Maus erschrak gewaltig und wollte sich soeben davonmachen als sie unsanft nach oben gerissen wurde und das Gefühl hatte zu fliegen.
Wie der rote Baron.
Auf und ab
Als die gute Frau nämlich gemerkt hatte das es nicht ihr herzenslieber Ehemann war der da liebevoll mit Ihren Haaren spielte sondern eine Maus, schrie Sie (Meine Frau) deshalb so laut sie konnte um die arme Maus zu erschrecken.
Ich fürchte fast der Zeitungsbote draußen vor dem Haus ließ in diesem Moment seine Zeitungen fallen und machte sich hurtig davon.
Gleichzeitig schoß meine Frau dabei hoch, die arme Maus mit sich reißend da sich das arme Tier in den Haaren verfangen hatte.
Sie schrie immer noch laut. Jetzt aber etwas gezielter.
„Dicker, Hilfe a Maus! Iiiiiii I gitt igiitt!“
Nun ja bei Dicker fühlte ich mich nicht angesprochen und so schlief ich einfach weiter. (außerdem hörte ich es nicht, echt !)
Aber Socke unsere Killerkatze war, einem Panther gleich, blitzartig hochgesprungen und rannte wie eine geölter Blitz ins Schlafzimmer um nichts von dem Schauspiel zu verpassen. Der Kampf einer Micro Maus mit einer erwachsenen Frau die nun im Zick Zack rennend aus dem Schlafzimmer geschossen kam, mich süß schlafend auf dem Sofa liegend sah, einen extrem lauten Schrei von sich gab und wieder mit einer Kehrtwendung im Schlafzimmer verschwand.
Mäuschen, sich laut fiepend und verzweifelt an den Haaren haltend.
Dort entwickelte Carmen dann einen sagenhaften Mut und entwickelte sogar noch mehr, nämlich das Mäuschen aus Ihrem güldenen Haar. Dabei schrie sie laut und keifte.
Socke sah fasziniert dabei zu und ich wette wenn Katzen grinsen könnten dann hätte er es bestimmt jetzt getan. Er sah auch interessiert zu wie das arme Mäuschen zurück ins Bett plumpste, dabei wenigstens weich landete, bevor es schnell unter der Bettdecke verschwand.
Carmen, sich eilenden Schrittes nach draußen bewegend, gelang es endlich mich mit Hilfe meines grauen Hauspantoffels den sie nach mir warf, aus meinen süßen Träumen zu wecken.
„Was isch los!?“ fragte ich erstaunt und wunderte mich warum ich so ein pelziges Gefühl im Mund hatte, aber feststellte das es Gott sei Dank nur meine Knirschschiene war.
„A Mauuuuus!“
„Wia a Maus? Und wegen dem machsch du so ein Geschrei?“ fragte ich müde denn eine Maus bei uns war nichts wirklich außergewöhnliches, da im Sommer ja grundsätzlich alle Türen offen stehen und so Mäuse immer wieder mal hereinkommen.
„Die isch do dren!!!!!“ schrie sie laut.
„Ja und?“ versuchte ich zu beschwichtigen.
„En meine Haar!“
Ich musste mir jetzt fest auf meine Knirschschiene beißen sonst hätte ich vermutlich laut gelacht.
„Die musch fanga!“
Die hatte wohl einen Stich. Warf mir einen Schlappen nach, weckte mich aus tiefstem Schlaf und dann sollte ich auch noch das liebe Tierchen fangen das sich vermutlich in der Zwischenzeit schon auf einen Dampfer nach Südamerika eingeschifft hatte, denn dazu hätte sie mittlerweile genug Zeit dafür gehabt.
„Aber selbstverständlich des mach i glei!“ sagte ich zu meinem Erstaunen und setzte mich langsam aufrecht hin.
„Auf komm!“ sagte sie in mittlerweile schrillem Tonfall.
„Ach lasse doch! Was machsch denn so a Theater da drinnen sind doch schon immer Mäus!“
„Ja aber ned in meim Bett!“
Klar, wären sie in meinem dann hätte es vermutlich nicht gestört aber so….
„I komm scho!“
Ich schlurfte dann zum Schlafzimmer und sagte lasch:
„So wo solle jetz gugga?“ und deutete dabei achselzuckend auf den Riesen Wäscheberg, die unzähligen Tüten und Schachteln und Keksdosen die gekonnt ums Bett verteilt standen. Da könnte ich ja buchstäblich eine echte Heunadel im Nadelhaufen suchen. (oder wie der Scheisspruch sonst heißt)
Aus dem Wohnzimmer ragte plötzlich eine gestreckte Hand, einer Lanze gleich, ins Schlafzimmer und deutete aufs Bett.
„Da drin!“
„Wia im Bett?“ fragte ich noch mal zur Sicherheit da ich dachte meine gute Frau will mich veräppeln., denn nochmal, wie soll denn denn so eine kleine Maus an der glatten Seitenfläche eines Bettes hochgekommen sein? Etwa mit Steigeisen?
„Ja wie häd se denn sonschd en meine Haar komma solla?“
Das war ne gute Frage.
„I hab dengt du verarsch mich!“
Gleichzeitig musste ich fast lachen da ich mir vorstellte wie klein Mäuschen auf den Schultern meiner Frau stand, sich mit den Krallen fest in die Haare krallte und sie mit hohen Fiepen durch die Wohnung jagte. Klein David scheucht Goliath.
Laut lachen durfte ich ja nicht sonst wäre mir vermutlich anstatt des Slippers ein Kampfstiefel an den Kopf geflogen.
„Wo soll se denn jetzt sei?“
„onder da Decke!“
Ich überlegte nun wie ich das kleine Tierchen dort unten denn finden könnte und so fasste ich einen kühnen Plan.
Ich gab Carmen einen großen Karton dessen Inhalt ich noch schnell entleert über dem Wäscheberg entleert hatte und platzierte sie an der einen Seite des Bettes um die Maus so daran zu hindern zu entkommen. Vermutlich würde sie dann aber eh den Karton fallen lassen und schreiend davon rennen.
Langsam hob ich dann die Decke und spähte gespannt darunter.
Plötzlich zeigte sich ein kleines Schwänzchen und ein winziger Körper der aufgeregt herumwuselte und in hohen Tönen fiepte. Ähnlich laut tat dies auch Carmen. Und das nicht vor Freude.
Vorsichtig versuchte ich sie zu fangen aber das schlaue Tier entwich immer wieder unter der Decke und war plötzlich weg.
Ganz weg.
Nanu?
Ich hob beide Decken, sämtliche Kissen, meine lange verschollene rechte Lieblingssocke, einen Kleiderbügel und den BH meiner Frau, aber nirgends war das kleine Tier zu entdecken. Das war ja buchstäblich zum Mäuse melken.
Carmen fing schon an noch wütender zu werden da natürlich wieder ich das ca 4 cm große Untier (ohne Schwanz gemessen) entkommen lassen hatte. Wer sonst !
Also riß ich auch noch die Matratzen heraus und wollte gerade das Bett komplett zerlegen als mir eine zündende Idee kam.
Schnell legte ich mein Werkzeug aus der Hand und griff mir meine Decke. Ich begann sie zu schütteln und plötzlich piepste sie. Nicht meine Decke sondern die Maus die sich anscheinend in der Decke befinden musste.
„was machsch denn? Wieso piepst die Decke? Isch des Viech womeglich da dren?“ “
rief mir Carmen hinterher während ich schon eilenden Schrittes ins Bad lief.
Dort schüttelte ich die Decke dann über der, bis auf einen armen gefangenen Weberknecht, leeren Badewanne aus in die dann nach zähem Widerstand die Maus auch endlich plumpste. Dort gefangen gelang es mir dann recht einfach die Maus am Schwanz zu packen und sie in den großen Karton zu stecken den Carmen mittlerweile herüber gebracht hatte.
So nun war die Maus in dem Karton.
Es war Nacht und zwei Uhr längst vorbei und draußen schneite es leise mit dicken Flocken.
„So was mache ich jetzt mit dem Vieh?“
Inständig hoffte ich ja das meine liebe Frau sich nun anziehen würde und die Maus nach draußen bringen würde.
Gell da lacht ihr sogar, ihr liebe Leser !
So stand ich also ungefähr nach weiteren 10 Minuten in meiner blau karierten dünnen Hose, und meinem verschwitzten T-Shirt über das ich noch rasch meine alte Armeejacke gezogen hatte und mit meinen nackten Füßen in den grauen Pantoffeln steckend, draußen im Schneegestöber und überlegte verzweifelt wo ich das Tier nun entsorgen könnte ohne das es im Schnee sterben müsste.
Nun ja da mir die Kälte langsam an den Beinen empor kroch entschloß ich mich nicht durch das halbe Dorf zu laufen sondern ich stapfte entschlossen hoch zu dem Zaun am anderen Ende des Gartens und entließ dann das Mäuschen in unserem Gewächshaus in die Freiheit.
Dort lagen ja noch ein paar Matratzen von John´s Wrestling Ring die wenigstens etwas Wärme spenden würden und vermutlich auch irgendwelche Gemüse Reste, Grassamen oder Brombeeren die als Nahrung dienen konnten.
Ich hoffe nur das arme Tier hat die Kälte überlebt und vor allen Dingen hoffe ich auch das Mäuse keine guten Fährtensucher sind und sie dort oben blieb.
Nachdem ich dann Socke im hohen Bogen rausgeworfen hatte legte ich mich endlich wieder ins Bett und knipste das Licht aus.
Ach, war ich müde aber wirklich einschlafen konnte ich nicht und so lauschte ich in das Dunkel der Nacht. Am Atem meiner Frau konnte ich erkennen das sie auch noch nicht schlief als es plötzlich neben meinem Bett laut zu rascheln anfing .Dann tapsten winzige Füßchen über unsere Sockelleiste die das Heizungssrohr neben meinem Bett verkleidet.
Dann ganz leise:
„Dicker ! Hörsch des?“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.12.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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