Martin Müller

Selbstzweifel

 

Es ist ein Einfaches sich anzuzweifeln. Hierin in meinem Kopf strömen die Gedanken auf einem langen Pfad, auf dem Weg der Abspaltung und Trennung vom Vollkommenen – Fleisch, Geist und Seele. Raus gebrochen aus dem Ganzen, mit leiser Revolution streben sie die Alleinherrschaft an. Tagein- tagaus fließen sie dahin, um sich zu einer Armee der Zerstörung und Verdammnis zu vereinigen. Angestachelt von Armeen anderen Fleisches ziehen sie weiter. Gedankenlos, ohne das Wissen der ewigen Verdammnis ihrerselbst, in die Stille der Verwesung schreiten sie ihrem Ziel entgegen- in die Grube des ewigen Ruhens. Ihr Verbündeter ist die abendliche Dämmerung. Die Schwachheit der Geistes und des Fleisches sind ein leichtes Ziel der Armee der Vernichtung. Linkisch und schnell durchzucken sie abendlich das Fleisch ohne Kraft und Gegenwehr. Sie kennen keine Feinde. Nur Eines fürchten sie- die Liebe meinerselbst und die Liebe, die dem Vollkommenen geschenkt wird. Hierin in meinem Leib gibt es wenig Eigenliebe. Die Armee hat sie auf ihrem Siegeszug zerstört. Gnadenlos erstickten sie sie im Keim. Selbstfindung ist nun das Schlagwort des Übriggebliebenen. Fleisch des Friedens und der Ruhe baut die Ruinen des Kampfes wieder auf, um mit anzusehen wie sie erneut vom Strom der Gedanken niedergerissen werden. Die Schlacht des Lebens ist größer als irgendeine Schlacht des Fleisches- ausgetragen auf Feldern und Wiesen. Das Schlachtfeld der  Selbstfindung und des schier unendlichen Kampfes ist die Geburtsstätte der Armee. Die Aufgabe des Fleisches ist oft sehr nah, doch so schnell verlassen die Verbündeten des Vollkommenen Mut und Willen nicht das Fleisch. Bis dass der Tod sie scheidet ziehen sie gegen die Brut der abendlichen Dämmerung in den Krieg. Die Vernichtung des Ungesunden auf ihrer Stirn geschrieben, schreiten sie dem Ende entgegen. Die Strömung immer in Versuchung, den Willen zu unterwerfen, um sich ihm zu bemächtigen und den Mut in Aufgabe zu wandeln. Das Fleisch zu zwingen, sich zu beugen in die Versklavung und Unterwerfung oder in das in das Licht der Ewigkeit einzutauchen. Verräter aus ihren eigenen Reihen merzen sie unaufhörlich unter Qualen gnadenlos aus. Nur zu kurz kann sich das Fleisch an einem glorreichen Siegeszug erfreuen. Auf ihrem Weg zeichnet sich die Zerstörung des Geschaffenen ab, macht sich Wertvolles zu Eigen, um es gegen das Fleisch zu richten. Sie suhlen sich im Blut des Fleisches, aus dem neue Kraft entspringt für ihren Weg, der sie zum Ziel der Alleinherrschaft führt. Mein Selbst als stiller Betrachter, ohnmächtig der Blick auf Geschehenes. Mit tränenden Augen das Berühren der Ruinen. Schmerz hasserfüllt entspringt dem Fleische ein Schrei. Der blanke Hass, die unendliche Trauer und die Angst vor dem Untergang sind die Nahrung und Fortpflanzung der Armee. Neue Gedanken werden geboren, die sich gegen mein Selbst richten. Schallendes Gelächter der fließenden Gedanken dringt in die Ohren des Fleisches. Es sieht die Einverleibung der Neugeborenen  in den Strom der Armee. Verzweiflung steht dem Vollkommenen im Gesicht geschrieben  und ergreift die helfenden Hände des friedlichen Fleisches, und der Kampf geht weiter….

7 Juni 1995

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Martin Müller).
Der Beitrag wurde von Martin Müller auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.01.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Martin Müller als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Tiefe Wasser sterben still... von Torsten Jäger



Planet Erde - der Blaue Planet. Über 70 % der Oberfläche unserer Welt sind von Wasser bedeckt. Meere, Seen und Flüsse sind Inspiration, Erholungsraum, Schwimm-, Spaßraum und Ruhepol zugleich. Wasserfälle und Regenbögen, Schneekristalle und Geysire betören unser Herz, sind Augenschmaus und bewundernswert, ein Grund zum Staunen ob der Schönheit und Grazilität. Wasser ist Quell jeglichen Lebens - in ihm, von ihm, auf ihm und an ihm leben unzählige Arten. Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Kondensationsreise durch die (Unter-)Wasserwelten rund um den Globus, zu Walen, Korallen, in die Tiefsee, den Golfstrom, die Salaren der Anden ebenso, wie in die afrikanischen Savannen, den Tümpel um die Ecke oder den Rhein. Eine Geschichte die zum Schutz motiviert, informiert, die kreativ und informativ ist. Lyrik, Kurzprosa, Zeichnungen und Fotografien ergänzen diese Reise. Folgen Sie uns ins kühle Nass!

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Martin Müller

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Kauderwelsch II von Martin Müller (Absurd)
Pilgerweg...letzte Episode von Rüdiger Nazar (Sonstige)
Das Gespenst von Christiane Mielck-Retzdorff (Lebensgeschichten & Schicksale)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen