Kurt Herchenbach

Achterliche Winde

Zur folgenden Abhandlung bedarf es zunächst einiger Erläuterungen. Sie - die Abhandlung - ist nicht für jedermann geeignet, schon gar nicht für jederfrau. Sollten Sie selbst sich der elitären Volksgruppe der Feingeister zurechnen, rate ich ohnehin von weiterer Lektüre ab.

Zu den Feingeistern zähle ich Banker, Schach- Lotto- und Golfspieler, nahöstliche Friedensnobelpreisträger, Fixer, Gewerkschaftsfunktionäre, die Vorstände der Deutschen Bahn AG sowie die der Fußballbundesligaclubs, auch Experten die Politiker beraten, gleichfalls Politiker, die sich von Experten beraten lassen. Auch Stefan Effenberg, Boris Becker und Dieter Bohlen zähle ich dazu, ebenfalls George W. Bush. und Donald Rumsfeld.

Ob Frauen weiter lesen sollten, wage ich zu bezweifeln.  Damen, sowie andere höhere Töchter und Sopranistinnen auf keinen Fall! Dazu rechne ich ferner Alice Schwarzer, Sabine Christiansen, auch Verena Feldbusch sowie Conduleeza Rice.

Falls es noch Kinder geben sollte, die trotz privater Fernsehanbieter unverdorben geblieben sein sollten, empfehle ich diesen die folgenden Zeilen allemal. Sollten Sie selbst trotz meiner Ermahnung weiter lesen; ich weiß – nicht nur Kinder klettern gern über Zäune.

Das heikle Thema trägt einen eher  unverfänglichen Titel und wurde aufgegriffen von

 

 

Kurt Herchenbach

 

Achterliche Winde

 

 

Über dieses Thema gibt es meines Wissens – außer in Abhandlungen über die Christliche Seefahrt - bisher keine soziologisch und gesellschafts-politisch akzeptable Literatur. Namhafte Autoren haben sich dieses Themas bislang sozusagen hinter vorgehaltener Hand, und wenn überhaupt, nur recht verklausuliert angenommen. Wie schon in der  Einleitung dieser Abhandlung unschwer zu erkennen ist, fällt auch mir der Einstieg in das Thema nicht leicht. Denn es handelt sich um menschliche Darmwinde.

Derartige Luftströmungen, die nicht immer geruchsfrei sind, verdanken ihr Entstehen dem nimmermüden Wirken der Darmflora. Das sind überaus fleißige Bakterien, die in großer Menge im Darm des gesunden Menschen leben und durch Zersetzung des Nahrungsbreis Gärung und Fäulnis bewirken.

 

Als dem englischen Admiral Sir Francis Beaufort 1806 nach dem Genuss eines Bohnengerichts auf der Toilette die nach ihm benannte Skala der Windmessung einfiel, fand  die von 1 – 12 reichende Skalierung in der Christlichen Seefahrt begeisterte Aufnahme.

Bisher noch nicht skaliert, entledigt sich der Mensch seiner Winde in unterschiedlich starker, oftmals von ihm selbst  regulierbarer Strömungs-geschwindigkeit. Hierbei kann er zudem Töne erzeugen, für deren Intensität es ebenfalls noch keine messbaren Parameter gibt.

 

Hier komme ich nicht umhin – und es ist mir peinlich genug – diesen achterlichen Wind hier endlich beim Namen zu nennen: nämlich Furz. Dieser Begriff ist eben so einzig für diesen Vorgang wie gleichermaßen volkstümlich. Es gibt keinen anderen! Während der Volksmund bei anderen Tabuthemen  des Beckenbereiches (Geschlechtsverkehr u. a.) sich äußerst erfindungsreich dartut, bleibt des Volkes Stimme hier im Doppelsinne des Wortes einsilbig. 

Diese unsere Daseinsäußerung war jedoch nicht immer tabuisiert. Martin Luther legt die Fama in den Mund, sich nach einer der dazumal deftigen Mahlzeiten mokiert zu haben: Warum rülpset und furzet ihr nicht, …..?

Je näher und enger die soziale Bindung zwischen Paaren und auch Gruppierungen ist, umso mehr wird die Tätigkeit an sich enttabuisiert. Das lässt sich ganz besonders deutlich bei der Geberseite beobachten. Auf der Empfängerseite ist allmählich nachlassender Protest zunehmend intimer werdendem Vertrauen gleichzusetzen.

 

  Wenden wir uns zunächst der geruchlichen Seite unseres Themas zu. Es gibt einen volkstümlichen Vers, der da lautet:

Abraham der Weise spricht: laute Fürze stinken nicht.

Da sprach der große Alexander: sie stinken alle miteinander!

Hier haben wir den seltenen Fall zu konstatieren, dass zwei Größen der Weltgeschichte gleichermaßen Recht und Unrecht haben!

Langjährige Selbstversuche, sowie oftmals sowohl ungewollte wie auch unerwünschte Studien bei anderen, haben den unwiderleglichen Beweis erbracht, dass laute Fürze zwar meistens nicht, dafür leise auch nicht immer einen zuweilen penetranten Geruch verbreiten. Feststoffliche Ausscheidungen des Anus penetrieren die lokale Umgebung ebenfalls mit unterschiedlich starken Duftnoten. Doch dies nur am Rande.

Alkoholiker machen sich dem Kundigen - besonders dem nach Genuss jedweder Art von Gerstensaft – schon nach kurzem Beisammensein offenbar. Hier erarbeiten die dem Bier innewohnenden Hefekomponenten in Kooperation mit den Dauerbewohnern des Darms wahrhaft orgastische Duftkompositionen.

 

Gehen wir nun das Thema von der lautmalerischen Seite an, die den Geruch – wie wir erfahren haben - zwar begleiten kann, jedoch nicht unabdingbar muss.

Allgemein herrscht die Meinung vor, der Mann sei der Frau, was sowohl Lautstärke wie auch Intensität angeht, weit überlegen. Das mag wohl stimmen. Doch wo liegen die Gründe dafür?

Um diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, muss man wissen, dass in diesem speziellen Fall geschlechtsspezifische Unterscheidungen sowohl hormoneller wie auch organischer Art keine Rolle spielen können, weil ganz einfach nicht vorhanden.

 

Diverse Erlebnisse auf im maritimen Umfeld angesiedelten Toiletten haben mich gelehrt, dass auch im Damenbereich Töne erzeugt wurden, die labile Trennwände beben ließen. Wohlgemerkt: auch von Frauen, die der Autor zuvor für Damen hielt! Das legt den Verdacht nahe, dass die geschlechtlichen Unterschiede in diesem Bereich ausschließlich auf divergierender Erziehungsmethodik in kindlicher Frühzeit, doch wohl noch mehr während der Pubertät fußt.

Der Mann hingegen, so mutmaßt die Mehrzahl der sich für kompetent haltenden Psychologen, nutzt seine Signal gebenden Möglichkeiten zur Untermauerung seiner Mannbarkeit Rivalen gegenüber; dem Röhren der Hirsche vergleichbar. In der Tat ist feststellbar, dass der Mann unter seinesgleichen viel häufiger Laut gibt, als in auch nur zahlenmäßig geringst bestelltem Umfeld mit weiblichem Besatz.

Erfahrungsgemäß – um nur ein praxisnahes Beispiel zu nennen – versucht eine Crew während eines Segeltörns ihres Skippers Autorität durch ständige Lautmalereien in Frage zu stellen. Mir ist ein Fall zu Ohren gekommen, bei dem der Skipper sich gegen diese Gefahr derart konditionierte, wie es ausschließliche Landbewohner wohl nie zu Stande bringen. Das fast melodiöse Signal hatte folgenden Rhythmus :

ta – ta – ta ta ta – ta, tadatata, ta ta.

Dies mag als typisches Beispiel dafür gelten, wie aus existenzieller Not beispielgebende Tugend erwachsen kann.

 

 

Mit den vorstehenden Ausführungen konnte - und wollte ich auch nur -gedankliche Anrisse geben. Ich bin der Meinung, dass seit dem ausgehenden Mittelalter dieses doch ach so menschliche Thema viel zu sehr durch gesellschaftspolitische Manipulation unterdrückt wird. Wie sehr, das mögen Sie daran erkennen, wie ich mich mehr intuitiv denn bewusst bemühte, mich um die Benutzung des an sich unumgänglichen Terminus technicus zum Thema zu drücken.

Sollten Sie der Meinung sein, ich hätte die eine oder andere Facette unberücksichtigt gelassen, so mag das daher rühren, dass ich über dieses Ein oder Andere einfach nichts weiß. Deshalb würde ich mich freuen, mit gleich gesinnten Forschern in Korrespondenz treten zu können, um mein lückenhaftes Wissen zu vertiefen. - Das gilt ganz besonders für Sie!                                                         

 

07/03

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.01.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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