Juliane Helene Berger

Die Elbe war lange ein Rätsel…

 

Lange war und ist die Elbe ein Rätsel, ein Politikum und eine Grenze zwischen Ost und West gewesen. Viel zu lange. Sie trennte halb Europa, Familien und Freunde auf lange Sicht hin. Nun fließt sie wieder friedlich dahin und zieht ihre Kreise, wie seit Urzeiten.
Zwischen den Weiden und Wiesen bewegen sich Kühe und Schafe und blicken zum Wasser hinunter. Sie sind durch einige kleine Drahtzäune vom Wasser getrennt, da sie sonst wohl in die Elbe springen oder gehen würden, wenn die Witterung im Sommer dazu verlockt. Ein Steinwurf und wir sind in Niedersachsen.
Das Gras am Ufer des Flusses neigt sich sanft im Wind und es raschelt ein wenig. Die Halme biegen sich sacht und die heiße Sonne scheint auf mich hinab. All die Bienen und kleinen Käfer scheinen sich in der Sonne zu wiegen. Es leuchtet und summt. Ein gleißendes Licht schiebt sich durch die wenigen weißen Wolken am Himmel hindurch.  Es ist ansonsten ein wundersames, schönes blau, unbeschreiblich schön. Das Blau ist sehr intensiv, als wäre man im Süden. Wie Zuckerwatte erscheinen die kleinen weißen Wölkchen am Firmament. Libellen von einer nie gesehen Größe flirren im Licht, das durch ihre zarten Flügel scheint, in Violett dahin. Lautlos. Leise: Alles scheint im Einklang zu sein. Eine nie geahnte Natur tut sich mit all ihren Fassetten vor mich auf. Es ist mitten im Sommer. Im Juli. Die Schmetterlinge flattern von Grashalm zu Grashalm. Es wachsen einige Sumpfdotterblumen an den Rändern der Auen der Elbe. Ihr dickes fleischiges Blattwerk scheint unter der Schwere zu zerbrechen. Einige Marienblümchen wachsen hier, Kamille, Wildpfefferminze und vereinzelt roter Mohn.

 Die kräftigen Farben bilden einen wundersamen Kontrast, wenn man genau hinschaut. Ein schwerer Duft erhebt sich durch die Sonnenstrahlen, die auf die Feuchtigkeit der satten Wiesen treffen. Der Dunst flirrt in den Strahlen der heißen und noch immer warmen Sonne. Die Bienen, Hummeln und Wespen suchen ihren Nektar in den Sumpfdotterblumen mit ihren satten Gelbtönen. Inzwischen ist es schon später Nachmittag. Von weitem höre ich einen Trecker klappern und dessen Motor schwer brummen.

Vor einiger Zeit wäre dies alles noch nicht möglich gewesen. Ich sitze hier in einem, früher von Mienen durchtränktem Gebiet. Auf der der gegenüberliegenden Seite ist Niedersachsen. Hier bewachte damals die Volksarmee die Grenze zwischen Ost und West-
Mahnend ragen die alten Mauerreste der Dömitzer Brücke gen Himmel. Die alten Brückenpfeiler sind außen mit rotem Backstein ummantelt. Die Beton und graue, unansehnliche, schmutzige Zementfarbe sieht man an den breiten Querschnitten und einige Eisenteile ragen steil gen Himmel. Es sieht aus wie in einem Horrorfilm.
An Ihren Rändern wachen dickefleischige Brennnesseln, die schon Blüten angesetzt haben. Mit einer Größe von über einem Meter  und anders Wildkraut. Ein Holunderbeerbusch hat sich seinen Platz gesucht und einige Löwenzahnpflanzen wachsen zu den Füßen der Brückenpfeiler. Schutt und Abfälle liegen vor den einst so stolzen Pfeilern und Trägern einer wichtigen Brücke. Sie fangen langsam an zu verrotten. Sie waren über fünfzig Jahr von keiner Bedeutung mehr und jetzt? Jetzt ist alles anders! Praktisch über Nacht.
Von weitem sehe ich Dömitz. Eine alte Stadt mit einer Festung und Geschichte, die noch teilweise erhalten ist, aus früheren Zeiten, weit vor unserer Zeit und doch so nah? Oder doch so fern? Bis vor einigen Jahren für mich noch nicht erreichbar oder umgekehrt…
Die Schwalben fliegen tief über die Elbe mit ihren unverkennbaren Geräuschen und einige Wildenten tummeln sich im Wasser. Seicht stößt das Dunkel des Elbwassers gegen die mit Schilf und Gras bewachsenen Ufer und bricht sich in tausendfachen Kreisen wider. Es ist heute eine sanfte Elbe.

 

Langsam fließt das Wasser in Richtung Nordsee. Unaufhaltsam… immer und immer wieder. Ein leises plätschern und Rauschen. Wie Musik in meinen Ohren. Die Mücken tummeln such über dem Strom und die Schusterböcke springen mit einer Leichtigkeit auf ihn herum. Die tiefschwarze Erde des Flusses riecht leicht moderig und das klare Wasser an ihren Rändern lässt kleine Steinchen erkennen. Schlick, was sich in Laufe der Zeit gebildet hat und wo es sehr

seicht ist. Hier schimmert auch weißer Quarzsand durch das klare Wasser hindurch. Mit seinen Millionen kleinen roten, blauen, weißen und grünlich anmutenden Steinchen. 

Etwas weiter sehe ich im klaren, fast durchsichtigen Aqua einen glitzernden, kleinen Fischschwarm. Die Fische tanzen an der Wasseroberfläche in der strahlenden Sonne und ziehen immer wieder ihre Kreise. Sie sind höchsten zwei Zentimeter lang und mit dem Auge einzeln gesehen kaum sichtbar. Die Spätnachmittagssonne brennt angenehm und intensiv auf meiner Haut. Die Oberfläche der Elbe glitzert tausendfach wie Millionen kleine Diamanten Es bricht sich das Licht und blinkt in den Sonnenstrahlen. Ein immerwährendes Funkeln.
Von weitem höre ich Motorengeräusche und meine unsagbare Stille wird unterbrochen, meine Gedanken jäh zerrissen und ich blicke auf. Die Stille ist unwiderruflich gestört durch Geräusche, die eigentlich nicht hier her gehören.
Die Bachstelzen hüpfen empor und die Blesshühner fliegen
erschrocken hoch. Ein wildes Geplätscher und eine Unruhe. Von weiten ruft ein Kuckuck und die Wellen, die sich am Fluss seicht brachen werden stärker. Das Wasser prallt in größeren Wellen gegen die Flusskante und plätschert.
Vorher noch so sacht und friedlich, jetzt jäh alles unerbrochen und die Natur scheint für einige Momente in Aufruhr. Der tiefe, satte, erdige Geruch, der das Ganze umgibt  vermischt sich langsam mit dem schweren Geruch des Diesels von einem  schweren starken Motor der Elbfähre. Ich richte mich langsam ein wenig auf und neige meinen Kopf in die Richtung des stärker werdenden Geräusches. Das Wasser peitscht gegen die Blechwand der Elbfähre und töne hohl und blechern im auffahrenden Fahrwasser. Schwer kämpft sich die Elbfähre stromaufwärts zu ihrer Anlegestation. Quietschend und dröhnend arbeitet sich das Fährschiff dem Wasser entgegen und bricht so starke Wellen auf, die  jetzt heftiger gegen das Ufer plätschern, peitschen und wieder abprallen.
Bis  noch vor gar nicht so langer Zeit gab es das alles nicht. Da befuhren Schiffe der Wasserschutzpolizei und des Bundesgrenzschutzes auf der einen Elbhälfte und die der Volkspolizei und der Grenzpolizei die andere Hälfte der Elbe.  Ihre Patrolien. Auf der Seite, wo ich mich gerade befinde, wäre das vor fast zwei Jahrzehnten überhaupt nicht möglich gewesen. Schließlich waren wir ja auch Klassenfeinde, nicht zu vergessen!
Man konnte nicht so träumen, wie ich es jetzt hier gerade mache. Die schweren Binnenschiffe fuhren zwar immer die Elbe hinauf und hinab mit ihren schweren Waren und Gütern. Kohle aus Tschechien und Eisenerze aller Art wurden schon immer hier transportiert und zwischendurch immer die kleinen Boote  mit all ihren Waffen an Bord. Die Elbe konnte damals auch vom Westen her nur einseitig befahren werden und nicht in der Strommitte, Der Fluss war die natürliche Grenze zwischen zwei Völkern, die doch ein Volk waren mit unterschiedlichen Gedanken. Das empfinde ich nach sechzehn Jahren immer noch so. Es gibt tiefe Kluften manchmal, aber die Natur ist uns geblieben und das Wasser der Elbe fließt und fließt….
Die Fähre hat inzwischen schon eine ganz schöne Entfernung zurückgelegt und kommt langsam immer näher. Ich stehe auf und gehe an der Elbe entlang. Hinter mir liegt ein Deich von ungefähr drei Meter fünfzig. Er ist mit grünem, satten Gras bewachsen auf dem sich ab und

 an die Schafe tummeln. Bis zum Anleger muss ich wohl noch einhundert Meter gehen. Langsam komme ich näher und die Geräusche und das dumpfe Quietschen des Schiffes, die Motorengeräusche werden lauter. In einiger Entfernung sehe ich eine mit Asphalt geteertes Stück Weg auftauchen. Hier ist auch ein großes Schild aufgestellt und einige Autos warten schon auf das Nahen der Fähre. Sie schippert immer hin und her und das immer, wenn auf der anderen Flussseite Autos warten bis am späten  Abend um einundzwanzig Uhr. Beim Gehen wehrt mir der warme Wind um die Nase. Es sind bestimmt noch dreißig grad und die Luft ist bleiern und stickig. Vielleicht gibt es ja am heutigen Abend endlich das erlösende Gewitter. Einige Radfahrer  erwarten mit ihren Kindern auch schon auf die Fähre und die Stimmen und dass Getöse des Schiffes werden lauter. Es ist voll beladen, zehn Autos und einige Fußgänger kann ich auf dem schneeweiß gestrichenen Blechriesen erkennen, Der Qualm des Diesels kommt aus einem riesigen Schornstein oberhalb des Fahrerhäuschens, der Brücke des Kapitäns. An den Begrenzungen ist das Schiff rot, in einer breiten Linie, rund um das Schiff führend gestrichen. Als Begrenzung hat es eine Schranke und große Ausleger, die dann zur Straße hin hinuntergelassen werden, damit de Autos gleich  ohne einen größeren Höhenunterschied zum Land und ohne zu Holpern auf die Teerstraße fahren können. Nun bin ich schweißnass endlich angekommen und die ersten Autos starten schon ihre Motoren. Ein Dröhnen und ein heftiger Ruck und ein lautes Poltern. Das Quatschen von Wasserwellen, voller Schaumkronen verkündet das Anlegen des Schiffes. Gleich geht die Schranke  hoch und die Autos vom Schiff fahren in Richtung des Landesinneren- nach Mecklenburg. Die anderen Wartenden auf die Fähre und es geht nach Niedersachsen.
Nach einer Weile, als alle Autos verladen waren und die Schranke sich geschlossen hatte, setzte das laute Motorengeräusch wieder ein. Ich ging auf der Fähre weiter nach vorne, damit ich schon von weiten das andere nahende, auf mich zukommende Ufer der Elbe in meinem Blickfeld hatte. Langsam setze sich schwerfällig das Schiff, das nun wieder die Wellen gegen sich kämpfend in Bewegung und fuhr an. Eine Frau kassierte das Fahrgeld und gab mir ein Ticket. Ich fuhr wieder nach Hause, denn zu Hause bin ich hier in Mecklenburg immer noch nicht und werde es auch nie wirklich sein. Die Natur ist zwar wunderschön und hat mich betört, aber ansonsten… na ja, man weiß es ja nie so richtig im Leben, wie alles kommt. Die Hauptsache ist es, Ruhe und Frieden!
Es bildeten sich wieder große schwere Wellen mit einer dicken Schaumkrone, welche spritzte und eine angenehme Kühle ging von dem Wasser aus. Es legte sich wie eine sanfte Briese auf meine Haut und ich atmete schwer und tief die doch so frische Luft ein. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg sah ich in den viele noch erhaltenen Elbauen große, dicke, in vollem grün erstrahlende Eichenbäume wachsen. Auch hier die satten, saftigen Wiesen, auf denen die Milchkühe grasten und noch immer grasen. Ich sah in der Ferne die Eichenwäldchen, die die Hochwasser seit Jahrhunderten natürlich schützen und einen alten Stall. Eher eine Scheune. Hier ist Heu gelagert und früher waren hier wohl einmal Bauern ansässig. Das Dach von Stroh gedeckt ist schon teilweise mit kleinen Gräsern und Moose bewachsen. Es sieht romantisch aus. Von weitem sehe ich ein Binnenschiff flussabwärts kommen und eines ist in der Ferne, welches Flussaufwärts fahren will. Es sind riesige, an die hundert Meter lange Binnenfrachter. Bis die aber kommen, ist die Fähre schon längst wieder an ihrem Ziel angelangt. Die Fahrt ist leider viel zu schnell vorbei. Die Sonne bricht ihre Strahlen an dem Weiß des Schiffes und ich denke in den Träumen, es ist auf einer Urlaubsfahrt in den Süden, auf einem rieseigen Fluss an einem wundersamen und wunderschönen Sommertag!
Der Wind wird durch den Fahrtwind auf der Elbe ein wenig verstärkt und ich erwache aus meinen Träumen mit einem Kräftigen Ruck... Die Fähre legt an, wieder das starke Rattern des Moors und dann das starke Plätschern der Aufgetosten Wellen  gegen die Schiffswand, abstellen des Motors. Ruhe, nur die Hektik die die Menschen verbreiten. Nun das Quietschende, schwere öffnen von Hand der Schranke,  Kindergeschrei, klappern der Fahrräder, die Stimmen und das Aufheulen der Automotoren… nun gehe auch ich von Bord.
Ich bin endlich wieder daheim Jedes Mal ein Aufatmen obwohl ich inzwischen wohl schon mehrere hundert Male von Mecklenburg nach Niedersachsen und umgekehrt die Strecke gefahren bin. Es ist jedes Mal wieder so ein unbeschreibliches Gefühl für mich.
Auch hier ist der Weg geteert, wie überall an Anlegstellen auf der Welt. Ich gehe vom Weg ab hinunter die Elbe entlang. Nun sehe ich Mecklenburg von Niedersachsen aus und sitze auch hier wieder auf einer Wiese. Umgeben von Kühen und Gräsern. Hier summen die Bienen auch,  die Wespen und leise wiegt sich das stellenweise hohe Gras im Winde. Die Sonnenstrahlen brennen noch immer stark auf meiner Haut und ich habe die Zeit ein wenig vergessen. Die großen Eichenbäume im Hintergrund werfen schon einige lange Schatten auf die Marschwiesen. Das Wasser bricht sich funkelnd und glitzernd noch immer in der Sonne und der Himmel verfärbt sich langsam in ein tiefes Bleu und orange. Es wird bestimmt einen tollen Sonnenuntergang geben.
 Die flirrende Hitze steigt mit dem schweren Erdgeruch empor. Das Wasser wirft seine Kühle allmählich auf  Natur. Auf die Tiere und Menschen Ich gehe noch eine Weile flussaufwärts und das Schilfgras umlegt meine Waden und streift meine Beine. Es hat scharfe Kanten an den Blatträndern, an denen man sich buchstäblich schneiden kann.  Es ist menschenleer nur die Schwalben, die Wildenten und Fischreiher sind zu gegen. Eine Drossel singt vom nahen Eichen- und Buchenwäldern die sich bis in die Göhrde hinziehen. Weit in der Ferne höre ich wieder das nahen eines Binnenschiffes und das Gebell eines Hundes. Es kehrt langsam Ruhe ein. Die Siluette von Dömitz mit seiner Kirche und den Festungsmauern heben sich majestätisch von der Landschaft ab kann ich von hier aus alles gut betrachten. Noch immer ziehen die Schwalben in hierum Tief - und Sturzflügen ihre Kreise und das Gurren und Gegluckste der Blesshühner nimmt zu. Ab und an plätschert plötzlich das Wasser und zieht seine Kreise. Es sind  Fische, die hoch hinausspringen um nach Mücken zu schnappen. Ein Specht klopft in der Ferne und das Wasser plätschert sanft gegen das auflaufende Ufer. Das Wasser verliert sich seicht im Quarzsand und es glitzert tausendfach in den letzten Sonnenstrahlen. Langsam neigt sich der Tag und es steigt der Dunst vom heißen Nachmittag auf. Er flirrt in der Sonne. Der Himmel in ein tiefes Rot getaucht hat. Das Wasser der Elbe ist warm und ich erfrische mich noch ein wenig und beobachte das Getier. Die letzte Hummel fliegt und die Dunkelheit zieht langsam am Osthimmel auf und einige größere Wolken. Es ist jetzt wohl schon halb elf am späten Abend und die Feuchtigkeit senkt sich langsam nieder. Der erste Tau und die Nässe tränken die Gräser und Halme. Alles scheint aufzuatmen und die Abendkühle legt sich langsam auf alles nieder. Die Sonne geht in einem feuerroten Ball am Himmel unter und der Himmel ist noch immer in ein tiefes Blau getränkt. Den schönsten Himmel, den ich außer in Italien jäh gesehen habe.
Was ist nun anders hier?

Nichts!

 Es ist genauso wundersam wie in Mecklenburg. Heute gibt es eine neue Brücke über die Elbe, seit zwölf Jahren. Mit ihr kehrt auch mehr Unruhe, Leben, Krach und Hektik ein, aber das ist der Lauf der Zeit. Ein Hin und Her, ein Her und Hin, wie es schon früher einmal war, vor langer, langer Zeit. So nah und doch so fern. Alles ist im Wandel und in Bewegung, selbst die Natur. Sie kommt und geht, blüht und träumt, wird verschandelt

oder vergewaltigt oder Natur belassen. Aber alles ist relativ, man muss sich seine persönlichen Augenblicke bewahren, ob nun Ost oder West -  West oder Ost!
Nun ist es Nacht geworden in Ost und in West. Die ersten Fledermäuse schweifen durch die Luft wie schwarze Schatten Mücken und anderes Getier kommt um Vorschein, Ein Uhu gibt eine Laut von sich und die Wellen plätschern, hoch  spritzt das Wasser in die Luft. Eine Wildente sprang wohl aus seinem Schlaf in die Elbe. Es ist immer noch sehr drückend und schwarz zeichnet sich am Horizont die Stadt Dömitz ab. Die Eichenwälder erscheinen gespenstisch und der Wind weht durch die Zweige, die lauter rascheln und das Gras biegt sich im Wind. Ich atme tief die frische, schwere, feuchte und betörende Luft der Wiesen, des Wassers ein. Jetzt höre ich alles viel deutlicher und es ist alles viel lauter, als noch vor einigen Stunden. Heftig pocht mein Herz und ich höre meinen eigenen Atem. Die Stille macht mir Angst und das Dunkel um  mich herum. Es ist schön und beklemmend. Wieder huscht eine Fledermaus im Tiefflug an mir vorbei und ein Wildkaninchen raschelt im Gras. Es scheint  sich alles zu bewegen und die Augen der Tiere mich beobachten. Grüne Augen von Wildkatzen und ein Schrei einer Feldmaus. Das zunehmende Surren der Wassermücken, das Flattern der Nachtfalter ist jetzt die Musik. Nun ist die Sonne im Westen ganz verschwunden und untergegangen. In der ferne sieht man Nordhimmel vereinzelt ein Wetterleuchten am fernen Himmel Der Wind wird stärker, die Bäume und das Gras wiegen sich. Und alles raschelt und zieht seine Schatten. Tiefe, schwarze Schatten, die sich im Winde bewegen. Dickere Wolken tauchen am Himmel auf und ein leichtes Grummeln in der Ferne ist zu vernehmen. Die Fähre fährt schon längst nicht mehrt, ich bin allein, allein mit mir selbst und der Natur. Es wird ein wenig frischer und ich höre die ersten Regentropfen langsam und leit fallend herunterkommen. Sie erfrischen mich und meine aufgeheizte Haut vom Tage  wird leicht abgekühlt. Die Tropfen werden langsam zum Regen und der wind nimmt immer mehr zu, Der Donner wird lauter und es wir immer unheimlicher hier so ganz allein. Tiefe, schwarze, voller Regen getränkte Wolken ziehen nun schneller vorbei. Es ist kein Stern mehr am Himmel zu entdecken, als ob sich die Welt gedreht hätte.
Langsam geh ich und unter meinen Füßen quatscht jetzt das Gras und in dem Regen und biegt es sich. Die Tropfen fallen schnell von den Pflanzen ab und perlten an den Stängeln, triefen, die jetzt alle schwarz aussehen hinab.
Ich bin allein im Regen... Allein in der Dunkelheit. Allein.
Ist man im Leben nicht immer allein, ob Ost oder West!

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.01.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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