Fritz Lenders

...ein Läufchen in Wien...

... Frühjahr 2009.  Sonntagmorgen 6.00 Uhr.  Da ich immer früh aufstehe, machte mein innerer Wecker keinen Halt, vor dem Wochenende und dem damit verbundenem längeren Schläfchen. Nun gut, ich kann es ja nicht ändern, es treibt mich rauß, aus den Federn. Es gibt Morgenmenschen und Abendmenschen. Meine Bestimmung ist der Morgen. Und mir ist langweilig. Ein langes Läufchen wäre nicht schlecht. Draußen liegt kein Schnee. Dafür ist Alles voller Matsch. Und scheinbar bevorzugt der Matsch, meinen Garten. Nirgends hat er sich mit solcher Hartnäckigkeit festgebissen, wie hier, bei mir. Nun gut. Also sind die Würfel gefallen, ich hab mich fürs Laufen entschieden. Schnell den Rucksack mit dem Nötigsten gepackt, was die Läuferseele begehrt. Was zum trinken, ein paar Bananen, Handschuhe, mein Telefon, ein bischen Geld ( für alle Fälle ), und ein Handtuch. O.K. Raus in die Kälte. Meine rasch blau anlaufenden Lippen, zittern einen undankbaren Takt, zu meinen Schritten. Links die Feldstraßen entlang, Richtung Marchfeldkanal. Ich nenne Ihn immer " klein Amazonas ", weil er so zugewachsen ist. Es sieht toll aus, richtig wildromantisch. Also am reissenden Fluß entlang, mit Ziel Pragerstr. In einer Gartenhaussiedlung kläfft mir schon von weitem, ein Hund entgegen. Durch das Laufen hat sich bei mir irgendwie so ein gefährliches Wolfsgefühl eingestellt. Demzufolge heule ich dem Hund eine Warnung entgegen. Das Gekläffe weicht einem, aus dem tiefsten Schlund einer Bestie entweichendem Knurren. Irgendwie spüre ich, daß das Ungeheuer ein bischen Anlauf nimmt. Hab mich auch nicht geirrt. Mit einem Getöse knallt der Hund ( ich würde auf überdimensionalen Rottweiler tippen ) mit der Schulter gegen den Gartenzaun ( der mich von einem dasein als zerfetzter Zombie rettet ), daß sich das Maschendrahtgeflecht bedenklich wöbt. Kurz vor einem Herzstillstand, rette ich mich auf die andere Straßenseite. Gut. Das mit dem Wolfsgefühl war wohl ein bischen irreführend. Bin scheinbar doch nicht so gefährlich. Auf der Pragerstraße angekommen ,laufe ich Richtung Shoppincenter Nord. Die ersten Kirchgänger und auch meine rasenden Seitenstechen begleiten mich ein Stück desWeges. Vorne am Einkaufstempel, laufe ich rüber die Anjolföldstraße entlang Richtung Kagraner Platz. Die Seitenstechen sind gemeinsam mit den Kirchenmenschen, zurückgeblieben. Dafür haben mir leichte Wadenkrämpfe das Laufen etwas unterhaltsamer gestaltet. Was allerdings nicht allzusehr Beachtung bewirkte, da ich beim Versuch, unterm Laufen eine Banane zu essen, beinahe erstickt wäre. Am Kagraner Platz die Wagramerstraße runter, mit Ziel: Süßenbrunner Weiher. Dort angekommen, fiel mir ein, daß bei Flüßigkeitsverlust, ein gewisser Irrsinn im Kopf breit macht. Wie sich so was anfühlen konnte, wurde mir in dem Augenblick bewust, als ich mit dem Gedanken liebäugelte, mich in den See zu stürzen und Ihn auszutrinken. Schnell vorbei an der nassen Verlockung. Die nächste Straße links rüber, zu den Tennisplätzen. Irgendwie fand ich auch die Vorstellung nicht übel, mir ein Lebewesen zu fangen ( vielleicht einen übermütigen Golfspieler.. ) und Ihm das Blut auszusaugen. Was tut man nicht Alles, für ein bischen Flüssigkeit. Schnell rüber auf den Feldweg. Von weitem sehe ich schon die Schußanlage. In weiser Voraussicht, schlage ich rechtzeitig einen großen Bogen, um das Überqueren der altbekannten Grünfläche, bei den Killern, zu vermeiden. Irgendwo auf den letzten paar hundert Metern, wollte ich durch einen gewagten Sprung durch ein Gebüsch, ein bischen Weg abkürzen. Dieser Vorgang kostete meiner schönen Laufhose die Unversehrtheit und ließ anschließend durch einen wunderbaren Riss im Wadenbereich, mein schockgefrostetes Fleisch durchscheinen. Meine Füße streiken.., vom Durst ganz zu schweigen. Noch ein paar Meter, bis zum Haus. Ich schau aus, wie eine Mischung zwischen Zombie und Schwein. Aber es hat Spaß gemacht. Man kann beim Laufen seine Seele baumeln lassen und der Körper dankt es einem..! Laufstrecke : ca. 35km /  Zeit 4.15 Stunden. Mein nächstes Ziel, ein 6 Stundenlauf. Bin schon jetzt gespannt, was ich dabei erleben werde...           @PapaWien 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.02.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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